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Berthold Schwarz auch Bertold Schwarz Berthold der Schwarze oder Bertholdus Niger war angeblich ein Franziskaner und Alchemist im 14 Jahrhundert aus Freiburg im Breisgau Er soll um 1359 nach anderen Angaben 1353 oder noch fruher durch Zufall das Schwarzpulver entdeckt haben Die Person gilt heute unter Historikern als fiktive Gestalt und die ihr zugeschriebene Erfindung von Schwarzpulver und Handbuchsen oder Kanonen als Legende Darstellung von Andre Thevet 1584 Berthold Schwartz Inventeur de l ArtillerieBerthold Schwarz auf einem Brunnen am Freiburger RathausBerthold Schwarz auf einem Glasfenster von Fritz Geiges Inhaltsverzeichnis 1 Erfindung des Schwarzpulvers 2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenErfindung des Schwarzpulvers BearbeitenDie Legende lasst sich wie folgt zusammenfassen Ein Ordensbruder mit dem Namen Berthold soll bei alchemistischen Experimenten in einem Morser Salpeter Schwefel und Holzkohle zerstampft diesen mit dem Stossel zusammen auf den Ofen gestellt und anschliessend den Raum verlassen haben Kurze Zeit spater ereignete sich eine Explosion Die herbeigeeilten Bruder stellten fest dass der herausgeschleuderte Stossel so fest in einem Deckenbalken steckte dass er selbst nach Beruhren mit den Reliquien der heiligen Barbara nicht herausgezogen werden konnte Anschliessend hatten die verwendeten Morser oder Topfe Berthold als Vorlage fur erste primitive Kanonen gedient Auf diesen Vorfall sollen die Bezeichnung fur das Schwarzpulver der Name Morser fur kurzlaufige Steilfeuergeschutze und die heilige Barbara als Schutzpatronin der Artilleristen zuruckgehen Franz Maria Feldhaus 1 2 fuhrt verschiedene deutsche Handschriften des 15 Jahrhunderts in denen von einem Erfinder Meister Berthold die Rede ist an Das fruheste Dokument ist eine anonyme Handschrift uber Pyrotechnik von 1410 aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg Bertold wird darin nicht als Ordensmann sondern als Magister der freien Kunste und Alchemist bezeichnet also mit Hochschulabschluss Andere Handschriften des fruhen 15 Jahrhunderts bezeichnen ihn auch als Griechen Im Feuerwerkbuch vom Anfang des 15 Jahrhunderts gedruckt 1529 in Augsburg bei Heinrich Stainer basierend auf der Freiburger Handschrift MS 362 von 1432 3 wird ein Alchemist namens Niger Berchtholdus als Erfinder der Kunst aus Buchsen zu schiessen und auch des Schiesspulvers genannt Dieser habe versucht Goldfarbe aus Blei Ol Salpeter und Schwefel herzustellen durch Erwarmung in kupfernen Pfannen Als er mit eisernen Bolzen verschlossene kupferne Behalter verwendete explodierten diese uber dem Feuer da das gebildete Gas nicht entweichen konnte was ihn auf die Moglichkeit der Verwendung als Waffe brachte Er liess nach dem Feuerwerksbuch Blei und Ol weg und gab Kohle hinzu spater verbesserte er das auf gleich viel Salpeter und Schwefel und etwas weniger Kohle und liess sich eine Buchse giessen Seit dem Ende des 15 Jahrhunderts wird Bertold in Buchern an verschiedenen Orten lokalisiert er ist dort als Ordensmann Benediktiner oder Franziskaner Magister Alchemist oder ohne Berufsangabe aufgefuhrt Heinrich Hansjakob der im 19 Jahrhundert die Existenz von Schwarz belegen wollte und dazu Dokumente sammelte 4 nennt als fruheste Erwahnung Felix Hemmerlin Malleolus der in einem um 1495 erschienenen Buch De Nobilitate erzahlt dass ein geschickter Alchemist namens Bertholdus niger dass er Ordensmann gewesen sei wird nicht erwahnt Salpeter Schwefel und ein mit Quecksilber behandeltes Metall bei einem alchemistischen Experiment in einem geschlossenen Topf erhitzte der dann explodierte In einer anderen Variante erhitzte Bertold Schwefel Salpeter mit Kohle oder Leinol ein Gemisch das explodierte Aus dieser Beobachtung entwickelte Schwarz nach Hemmerlin primitive Kanonen Buchsen oder Morser Sebastian Munster Cosmographia der sich auf Achilles Gasser beruft berichtet von der Erfindung der Kanone 1354 also lange nach den ersten gesicherten Belegen in Europa durch einen deutschen Chemiker Berthold Schwartz Gasser selbst bezeichnet Bertold als Alchemisten und Franziskaner Verschiedentlich wurde versucht historische Personen zu finden die mit der Legende zusammengebracht werden konnten und die Bertold insbesondere mit dem suddeutschen Raum und Freiburg verbinden Der Historiker Hans Jurgen Rieckenberg 5 sieht in Berthold Schwarz den Konstanzer Domherrn Bertold von Lutzelstetten ein Ort bei Konstanz der von 1294 bis 1310 Mitglied des dortigen Domkapitels war und als magister artium Bertoldus in den Jahren 1329 bis 1336 viermal im Verzeichnis der Pariser Universitat vorkommt Hansjakob identifizierte Bertold mit einem Konstantin Angeleisen oder Anklitzen dessen Familienname in Freiburg nachweisbar ist und der wegen seiner Tatigkeit als Alchemist nach Prag in ein Kloster fluchtete und dort 1388 hingerichtet wurde 6 Dass die Erfindung des Schwarzpulvers vor dem 14 Jahrhundert einzuordnen ist und dieses bereits um 1260 in Europa Roger Bacon Liber Ignium und davor bei den Arabern und in China bekannt war ist belegt siehe Artikel Schwarzpulver Der Name Schwarzpulver stammt offensichtlich von seiner schwarzen Farbe und nicht von seinem legendaren Namensgeber Auch kanonenartige Geschutze waren schon um 1300 in Europa eingefuhrt siehe Artikel Geschutz in China sogar schon im 13 Jahrhundert z B die Heilongjiang Buchse Bereits im 19 Jahrhundert bestritten Marcellin Berthelot und andere die Geschichtlichkeit von Berthold Schwarz spater auch J R Partington 1960 und Jochen Gartz 2007 in ihren Buchern Nach Partington ist Bertold Schwarz eine erfundene Figur wie Robin Hood die offensichtlich dazu diente dem deutschen Sprachraum die Erfindung des Schiesspulvers und der Kanone zuzuschreiben 7 Volker Schmidtchen fasste Anfang der 1990er Jahre den Stand der Forschung in der Propylaen Technikgeschichte 8 zusammen Danach gehort Berthold Schwarz ins Reich der Fabel Die Feuerwaffen wurden Anfang des 14 Jahrhunderts von findigen Technikern wahrscheinlich grosstenteils unabhangig in verschiedenen europaischen Landern entwickelt wobei der genaue Hergang nicht zufriedenstellend geklart ist Rezeption BearbeitenAuf dem Freiburger Rathausplatz findet sich ein achtseitiger Brunnen von Josef Alois Knittel Er besteht aus gelbem Sandstein und wird von einer Statue von Berthold Schwarz gekront Darauf finden sich folgende Worte 6 dem Doctor Alchimist und Erfinder des Schiesspulvers errichtet im Jahre 1855 zum Gedachtniss der funften Sakularfeier Die Stadt wollte das Denkmal ursprunglich schon 1851 errichten und hatte es bereits zum Preis von maximal 1650 Gulden ausgeschrieben Die Angebote von Ignatz Michel und von Ludwig Hugle aus Heimbach lagen knapp daruber wurden aber nicht angenommen da die beiden als gewohnliche Steinhauer betrachtet wurden Die Stadt wollte jedoch das Denkmal von Knittel schaffen lassen der dafur 2700 Gulden berechnete und es dann von seinem Schuler Joseph von Kopf ausfuhren liess 9 Literatur BearbeitenFranz Maria Feldhaus Schwarz Berthold In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 55 Duncker amp Humblot Leipzig 1910 S 617 619 Jochen Gartz Die Kulturgeschichte der Explosivstoffe Mittler Hamburg 2007 ISBN 978 3 8132 0867 2 W Gerd Kramer Der Fall Berthold Werk Schicksal und Tod Verlag W Gerd Kramer Freiburg 1993 ISBN 3 922675 62 X W Gerd Kramer Berthold Schwarz Chemie und Waffentechnik im 15 Jahrhundert Oldenbourg Munchen 1995 Abhandlungen und Berichte Deutsches Museum N F 10 ISBN 3 486 26235 1 Klaus Leibnitz Die mysteriose Geschichte des Berthold Schwarz Das Ratsels Losung In Pallasch Zeitschrift fur Militargeschichte Bd 17 2013 Heft 47 S 45 53 J R Partington A history of Greek Fire and Gunpowder Heffer Cambridge 1960 Taschenbuchausgabe Baltimore Johns Hopkins University 1999 ISBN 0 8018 5954 9 Kapitel 3 The Legend of Black Berthold Hans Jurgen Rieckenberg Berthold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 162 Digitalisat Eckart Roloff Berthold Schwarz Fragezeichen zum Schiesspulver eines Franziskaners In der Gottliche Geistesblitze Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker Verlag Wiley VCH Weinheim 2010 ISBN 978 3 527 32578 8 S 63 78 mit Hinweisen auf Erinnerungsstatten Museen Rezeption Theaterstucken u a zu Schwarz 2 aktualisierte Ausgabe 2012 Paperback ISBN 978 3 527 32864 2 Wilfried Tittmann Der Mythos vom Schwarzen Bergholt In Zeitschrift fur historische Waffen und Kostumkunde Band 25 1983 S 17 30 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bertold Schwarz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Berthold Schwarz Quellen und Volltexte Literatur von und uber Berthold Schwarz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilfried Tittmann Das unaufhaltsame Ende von Berthold Schwarz pdfAnmerkungen Bearbeiten ADB 1910 siehe Literatur Ebenso G Kohler Die Entwicklung des Kriegswesens und der Kriegfuhrung in der Ritterzeit von der Mitte des 11 Jahrhunderts bis zu den Hussitenkriegen 1887 ausfuhrlich von Partington zitiert Ferdinand Nibler das Feuerwerkbuch 2005 mit Abdruck des Textes beider Quellen Zu Berchtholdus Niger Bl 6 Ein Faksimile Nachdruck erschien auch 1942 herausgegeben von Wilhelm Hassenstein Wilhelm Hassenstein Hermann Virl Das Feuerwerkbuch von 1420 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Buchsenmeisterei Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Ubertragung ins Hochdeutsche und Erlauterungen von Wilhelm Hassenstein Verlag der Deutschen Technik Munchen 1941 Heinrich Hansjakob Der schwarze Berthold der Erfinder des Schiesspulvers und der Feuerwaffen Herder Freiburg im Breisgau 1891 Neue Deutsche Biographie 1955 siehe Literatur a b Rosemarie Beck Roland Meinig Brunnen in Freiburg Rombach Freiburg im Breisgau 1991 ISBN 3 7930 0550 X S 43f Partington S 96 Band 1000 bis 1600 S 313 Michael Klant Vergessene Bildhauer In Skulptur in Freiburg Kunst des 19 Jahrhunderts im offentlichen Raum Freiburg 2000 S 164 172 ISBN 3 922675 77 8 S 166Normdaten Person GND 119210622 lobid OGND AKS LCCN n96057187 VIAF 67270823 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwarz BertholdALTERNATIVNAMEN Berthold der Schwarze Bertholdus NigerKURZBESCHREIBUNG deutscher Ordensmann und AlchemistGEBURTSDATUM 13 Jahrhundert oder 14 JahrhundertSTERBEDATUM 14 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berthold Schwarz amp oldid 237434149