Heinrich Bernhard Irrgang (* 23. Juli 1869 in Zduny, Kreis Krotoschin; † 8. April 1916 in Charlottenburg) war ein deutscher Organist, Komponist und Dozent für Orgelspiel.
Leben Bearbeiten
Der Vater Heinrich Irrgang war evangelischer Kantor und Lehrer in Zduny. Bernhard wurde 1890 bis 1896 am Königlichen Musik-Institut Berlin und in der akademischen Meisterklasse für Komposition ausgebildet. Von Studienbeginn an als Organist in verschiedenen Kirchengemeinden tätig, war Irrgang ab 1897 Mitglied des Berliner Philharmonischen Orchesters. Der Schüler Otto Dienels wirkte von 1894 bis 1905 als Organist an der neuerbauten Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg, danach bis 1910 als Musikdirektor in der Berliner St.-Marien-Gemeinde. Ab 1910 war er Organist an der Berliner Dom- und Hofkirche.
Der Orgelvirtuose war in Berlin für seine „bahnbrechenden“ Konzerte bekannt. Unter seinen Auftritten waren über 550 kostenlose wöchentliche Konzerte, bei denen er unter anderem Kompositionen Josef Rheinbergers und seines Schülers Julius Schuppmann vortrug. 1909 machte Irrgang eine Konzertreise nach Schweden.
Von 1905 an lehrte er Orgelspiel am Stern’schen Konservatorium und ab 1912 am Königlichen Musik-Institut. Zu seinen weiteren Schülern zählen John J. McClellan, Franz Sauer, Gerhard Zeggert und Ludwig Brav (1896–1951), Komponist und Dozent an der University of London, Irrgang komponierte Orgelsonaten und geistliche Lieder, Motetten und Arien; in seinen Sonaten folgte er der Tradition Felix Mendelssohn Bartholdys und Josef Rheinbergers.
Robert Breuer zählte Irrgangs Orgelspiel „zu den männlichsten Erinnerungen unserer Jugend“. Für Richard Gölz, der ihm 1914 begegnete, gehörte er zu den „großen Orgelmeistern“ der Zeit.
Die Grabstätte befindet sich auf dem Berliner Domfriedhof. Das Staatliche Institut für Musikforschung Berlin verfügt über eine Sammlung Bernhard Irrgang, die Orgelgutachten, Konzertkritiken und -programme sowie Noten enthält; die Staatsbibliothek zu Berlin bewahrt in ihrer Musikabteilung 87 Autographen Irrgangs auf, vor allem Briefe.
Die nationalsozialistische Schriftstellerin Ruth Köhler-Irrgang war seine Tochter.
Werke (Auswahl) Bearbeiten
- Zwei geistliche Lieder für eine mittlere Singstimme mit Orgel- oder Klavier-Begleitung Op. 2
- Zwei geistliche Lieder op. 6
- Nr. 1: Arie
- Nr. 2: Leise kommt der stille Abend nieder
- Missa brevis für Frauenchor (Sopran, Alt) und Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag
- Silvesterglocken
- ich bleibe bei Dir, Text: Adolf Morath
- Choralbuch zu dem deutschen evangelischen Gesangbuch für die Schutzgebiete und das Ausland. Im Auftrag des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses. Mittler, Berlin 1916. OCLC 165701712
Literatur Bearbeiten
- Irrgang, Bernhard. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Ausgabe. Saur, München 2006, ISBN 3-598-25030-4, Band Hitz–Kozub. S. 253.
- Detlef Giese: Kaiserreich und Weimarer Republik. Otto Dienel, Bernhard Irrgang, Alexander Preuß. In: Ingeborg Allihn (Hrsg.): Wie mit vollen Chören. 500 Jahre Kirchenmusik in Berlins historischer Mitte. Ortus, Beeskow 2010, ISBN 978-3-937788-18-0, S. 176–191.
Weblinks Bearbeiten
- Gedächtnisstätte Bernhard Irrgang. Berlin.Friedparks.de
- Bernhard Irrgang, Brustbild. In: Sammlung Manskopf, Uni-Frankfurt.de
- Irrgang, Heinrich Bernhard in der Deutschen Biographie
- Eintrag zu Bernhard Irrgang in Kalliope
Einzelnachweise Bearbeiten
- Sterberegister Nr. 414/1916, StA Charlottenburg I
- ↑ Zdunowski Portal Historyczny (polnisch)
- ↑ (Memento des vom 10. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Berlin.Friedparks.de.
- ↑ (Memento des vom 5. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) Marienkirche-Berlin.de
- ↑ Eugène Fahlstedt: Irrgang, Bernhard. In: Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 12: Hyperemi–Johan. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1910, Sp. 877 (schwedisch, runeberg.org).
- Brief vom 5. Oktober 1901: Bernhard Irrgang stellt sich Rheinberger brieflich als Bewunderer vor und bedankt sich für Sonate Nr. 20. In: J. G. Rheinberger-Archiv, Vaduz, (Memento des vom 12. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
- International Association of Rotary Clubs (Hrsg.): Proceedings. Tenth Annual Convention. Salt Lake City, 16.–20. Juni 1919. S. 15.
- Elmar Juchem: Ludwig Brav. In: Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hrsg.): Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Universität Hamburg, Hamburg 2007 (uni-hamburg.de).
- Joachim Conrad: Richard Gölz (1887–1975). Der Gottesdienst im Spiegel seines Lebens (= Veröffentlichung zur Liturgik, Hymnologie und theologischen Kirchenmusikforschung. Band 29). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-57192-5, zugleich Dissertation, Universität Heidelberg, 1993/94, S. 301. Zu Irrgangs Wertschätzung für Rheinberger siehe seinen Brief vom 5. Oktober 1901: Bernhard Irrgang stellt sich Rheinberger brieflich als Bewunderer vor und bedankt sich für Sonate Nr. 20. In: J. G. Rheinberger-Archiv, Vaduz, (Memento des vom 12. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
- Robert Breuer: Der Organist des Kaisers. In: März. Eine Wochenschrift. Band 7, 1913, Heft 3, S. 500.
- Joachim Conrad: Richard Gölz (1887–1975). Der Gottesdienst im Spiegel seines Lebens (= Veröffentlichung zur Liturgik, Hymnologie und theologischen Kirchenmusikforschung. Band 29). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-57192-5, zugleich Dissertation, Universität Heidelberg, 1993/94, S. 21.
- Sammlung Bernhard Irrgang. Staatliches Institut für Musikforschung, Signatur SM 47. In: Kalliope-Verbund.
- Irrgang, Bernhard Heinrich (1869–1916). In: Kalliope-Verbund, zuletzt geändert am 27. Mai 2011.
Personendaten | |
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NAME | Irrgang, Bernhard |
ALTERNATIVNAMEN | Irrgang, Heinrich Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Organist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1869 |
GEBURTSORT | Zduny |
STERBEDATUM | 8. April 1916 |
STERBEORT | Charlottenburg |