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Die Belagerung von Lucknow ist ein Ereignis des Indischen Aufstands von 1857 und neben der Belagerung von Kanpur aus britischer Sicht eines der beiden grossen Opferdramen des von den Briten niedergeschlagenen Aufstands 1 Die Garnison wurde von Anfang Juni bis zum 18 November von Briten gegen eine Ubermacht von aufstandischen Truppen und indischen Zivilpersonen verteidigt Danach fiel Lucknow zunachst wieder in indische Hand Die abseits der Grand Trunk Road liegende Garnisonsstadt wurde wegen ihres hohen symbolischen und strategischen Wertes am 15 Marz 1858 von britischen Truppen unter Fuhrung von Sir Colin Campbell wieder eingenommen Sikandar Bag in Lakhnau nach der Ersturmung durch britische Truppen Aufnahme von Felice Beato Marz 1858 Im Innenhof liegen die verwesten Leichen indischer AufstandischerLucknow war zuvor die Hauptstadt des indischen Staates Avadh gewesen Unter Anwendung der Doctrine of Lapse war der Herrscher von Avadh wegen Missmanagement durch die Britische Ostindien Kompanie 1856 entthront wurden Die Annexion von Avadh gilt als eine der Ursachen des Ausbruchs des Aufstands von 1857 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund der Belagerung 2 Die Belagerung 2 1 Vorbereitung auf die Belagerung 2 2 Schlacht von Chinhat 2 3 Beginn der Belagerung 3 Versuche zur Beendigung der Belagerung 3 1 Erster Vormarsch von Sir Henry Havelock 3 2 Verstarkung von Lucknow 3 3 Zweite Belagerung 3 4 Vorbereitung auf den Entsatz Lucknow 3 5 Zweite Eroberung von Lucknow 3 6 Evakuierung der Belagerten 4 Einzelbelege 5 Siehe auch 6 LiteraturHintergrund der Belagerung Bearbeiten nbsp La Martiniere in Lucknow Als ehemaliger Herrschersitz verfugte Lucknow uber grosse Palaste und Gartenanlagen Aufnahme von Felice Beato aus dem Jahre 1858Wajid Ali Shah der Herrscher von Avadh war 1856 unter Anwendung der Doctrine of Lapse von der Britischen Ostindien Kompanie entthront und nach Kalkutta exiliert worden Innerhalb des Staates Avadh traf die Absetzung des Herrschers ebenso auf starke Ablehnung wie unter Teilen der Bevolkerung des restlichen indischen Subkontinents Stark betroffen waren die Sepoys die in der bengalischen Armee der Britischen Ostindien Kompanie Dienst taten und zu 60 Prozent aus Avadh stammten Fur viele ihrer noch in Avadh lebenden Familien fuhrte die von den Briten strikt umgesetzte Steuergesetzgebung zur Verarmung Neben der von der Britischen Ostindien Kompanie verfolgten Sozial und Wirtschaftspolitik durch die weite Teile der indischen Bevolkerung Landrechte Beschaftigungsmoglichkeiten und Einfluss verloren sowie die im 19 Jahrhundert zunehmenden Anstrengungen Indien zu christianisieren und die Annexion weiterer indischer Furstenstaaten in den Jahren zuvor gilt dies als eine der Ursachen des Aufstands Hinzu kam eine wachsende Unzufriedenheit indischer Truppen mit ihren britischen Befehlshabern Ausgangspunkt des Aufstands waren die Infanterie Einheiten der Armee von Bengalen 2 Die Infanterie Einheiten dieser Armee setzten sich anders als bei den Armeen von Madras und Bombay zum grossten Teil aus Mitgliedern der hoheren Hindu Kasten Brahmanen und Kshatriya zusammen 3 Kavallerie und Artillerie hatten einen deutlich hoheren Muslim Anteil Da die Briten befurchteten dass die Hindu Soldaten Kastenbelange wichtiger nahmen als ihre Dienstpflicht sah die Handelskompanie in dieser Konzentration eine Bedrohung der militarischen Disziplin 4 Um sicherzustellen dass sie uber moderne schlagkraftige Truppen verfugte die sie uberall in Asien einsetzen konnte nahm die Britische Ostindien Kompanie zunehmend weniger Rucksicht auf Kastenbelange und erweiterte die Rekrutierungsbasis um Gurkhas und Sikhs Letzteres traf insbesondere bei brahmanischen Sepoys auf starke Ablehnung 5 Im Jahr 1856 gebot der General Service Enlistment Act neuen indischen Rekruten den Dienst auch ausserhalb Indiens Mit Rucksicht auf Sepoys der hoheren Hindu Kasten war der Dienst im Ausland bis zu diesem Zeitpunkt freiwillig da diese laut vorherrschender Meinung ihre Kastenzugehorigkeit verloren wenn sie offenes Meer uberquerten 4 Als ausserer Ausloser des Aufstands gilt gemeinhin die Einfuhrung des Enfield Gewehrs dessen Patronenhulsen nach einem unter britisch indischen Streitkraften weitlaufig verbreiteten Gerucht mit einer Mischung aus Rindertalg und Schweineschmalz behandelt war Die Verwendung dieser Patronen stellte sowohl fur glaubige Hindus wie Moslems einen Verstoss gegen ihre religiosen Pflichten dar Am 10 Mai 1857 kam es zum offenen Aufstand in Merath nachdem dort stationierte Truppen erstmals mit diesem neuen Gewehr exerzieren sollten Wahrend des Aufstands wurden etwa 50 britische Offiziere und Zivilpersonen ermordet Die Aufstandischen zogen noch in der Nacht nach Delhi ab wo der 82 jahrige Bahadur Shah Zafar II der letzte der Grossmogule residierte Sein Einflussbereich beschrankte sich auf seinen Palast das Rote Fort in Delhi Trotzdem galt er sowohl der indischen Bevolkerung als auch den indischen Provinzen und Staaten als nomineller Souveran Delhi war daher der Ort an dem sich die aufstandischen Truppen sammelten Die Belagerung BearbeitenVorbereitung auf die Belagerung Bearbeiten Die Garnisonsstadt Lucknow stand unter Befehl von Sir Henry Lawrence Er hatte nur wenige Wochen zuvor seinen Vorganger abgelost der seit der Annexion des Staates Avadh gluck und taktlos agiert hatte Die Nachrichten die Sir Henry Lawrence uber Delhi erreichten waren fur ihn der Anlass Lucknow sofort auf eine Belagerung vorzubereiten Anders als Hugh Wheeler der die Garnisonsstadt Kanpur befehligte stellte er sich auf eine langer wahrende Belagerung ein Hugh Wheeler hatte dagegen unterstellt dass aufstandische Truppen sehr schnell nach Delhi abziehen wurden und hatte seine Garnison daher nur auf eine kurze Belagerung vorbereitet Die Residenz in Lucknow besass dagegen ausreichend Proviant um mehr als zwei Monate ohne Versorgung von aussen zu uberstehen Innerhalb der Residenz stand ausreichend Trinkwasser zu Verfugung Die zahlreichen Gebaude boten den Belagerten deutlich besseren Schutz als die in Kanpur Auch ein Friedhof lag innerhalb des verteidigten Gebietes wo die in Laken gehullten Toten beerdigt werden konnten 6 Die Anzahl der Belagerer war allerdings deutlich hoher als in Kanpur und diese beschossen die verschanzte Residenz aus grosserer Nahe als dies in Kanpur der Fall war Nach dem Massaker am Sati Chowra gegen Ende Juni hatten die Vertreter in Kalkutta wenig Hoffnung dass der Residenz in Lucknow vergleichbares erspart bliebe 7 In Lucknow waren das 32 Regiment der britischen Armee sowie vier Regimenter der britischen Ostindien Kompanie stationiert 8 Henry Lawrence wagte es jedoch nicht diese vier Regimenter zu entwaffnen weil er befurchtete dies konne der zundende Funke fur den Ausbruch des Aufstands werden Bereits ab dem 23 Mai liess er Nahrungsmittel einlagern Seine eigene Residenz und 16 daran angrenzende Gebaude boten bessere Verteidigungsmoglichkeiten als die eigentliche Garnison so dass er diese fur eine Belagerung vorbereiten liess indem Bastionen errichtet und Verteidigungsgraben gezogen wurden 9 10 Dort verschanzten sich 855 britische und 712 indische Offiziere und Soldaten sowie insgesamt 1433 britische Zivilisten Unter den Zivilisten befanden sich Hunderte von Frauen und Kindern Die meisten der in Lucknow stationierten indischen Truppen meuterten ab dem 30 Mai dem muslimischen Fest des Fastenbrechens Schlacht von Chinhat Bearbeiten Am 4 Juni begann der Aufstand in Sitapur einer wichtigen und grossen Militarstation 82 Kilometer von Lucknow entfernt Dem folgten weitere Unruhen in Faizabad einer der wichtigsten Stadte in der Provinz Zu Aufstanden kam es auch in Daryabad Sultanpur und Salon Im Verlauf von etwa 10 Tagen war damit Avadh nicht mehr in britischer Hand Am 30 Juni erfuhr Henry Lawrence dass sich Aufstandische nordlich von Lucknow versammelten Er versuchte diese aufstandischen Truppen in einer offenen Schlacht zu stellen obwohl ihm nur wenige Informationen uber Truppenstarke und Stellung der Aufstandischen vorlagen Obwohl Lawrence verhaltnismassig wenig Erfahrung im Fuhren einer Truppe hatte leitete er den Angriff selbst Die britischen Truppen waren genotigt ohne Nahrung und mit nur unzureichender Wasserversorgung in der heissen Mittagssonne auf die rebellischen Truppen zuzumarschieren Sie trafen auf eine gut organisierte Truppe von Aufstandischen die uber Kavallerie verfugte und sich mit ihrer Artillerie eingegraben hatten Die Schlacht von Chinhat wurde von den Briten verloren Lawrence musste sich mit seinen Truppen wieder in die Residenz zuruckziehen Auf Seiten der Briten fielen 172 Europaer und 193 Inder bevor sie sich wieder in die Garnison zuruckziehen konnten 11 Einige der Fluchtenden erlagen einem Hitzschlag kurz bevor sie die Residenz von Lucknow erreichten Beginn der Belagerung Bearbeiten Lucknow war uber viele Jahre der Sitz der Herrscher von Avadh gewesen Die Stadt wies daher zahlreiche grosse und befestigte Gebaude auf Die Residenz lag zwischen mehreren Palasten Moscheen und Verwaltungsgebauden Lawrence weigerte sich zunachst diese abreissen zu lassen und drangte seine Ingenieure vor allem die Moscheen und Tempel in der Umgebung der Residenz zu verschonen Wahrend der Belagerung erwiesen diese sich jedoch als Stutzpunkte der Aufstandischen 6 Der erste Angriff der Aufstandischen wurde am 1 Juli zuruckgeschlagen Machchhi Bhawan ein Palast im Osten der Residenz wurde dabei evakuiert und gesprengt Zu den ersten Todesopfern nach Beginn der Belagerung zahlte Henry Lawrence Am 2 Juli schlug eine Kanonenkugel in seinem Raum ein die seine Hufte zertrummerte 6 Er starb am 4 Juli an den Folgen dieser Verletzung Den militarischen Oberbefehl ubernahm Colonel Sir John Inglis vom 32 Regiment Der sterbende Lawrence ubertrug Major Banks die Zivilverwaltung der Garnison Banks wurde jedoch wenige Tage spater gleichfalls getotet so dass Inglis beide Posten ubernahm Die Zahl der Belagerer setzte sich zu Beginn des Juli 1857 aus etwa 8 000 aufstandischen Sepoys sowie mehreren hundert indischen Zivilpersonen zusammen Sie verfugten uber einige moderne Artillerie Wahrend der ersten Wochen gab es mehrere couragierte Angriffe der Belagerer auf die Residenz Sie konnten von den Belagerten in der Residenz jedoch immer erfolgreich zuruckgeschlagen werden Wie bei anderen Auseinandersetzungen des Aufstands von 1857 fehlte es der indischen Seite vor allem an Befehlshabern die Erfahrung im Fuhren grosserer Truppen sowie eine taktische Ausbildung hatten und deren Befehlshoheit von allen Aufstandischen anerkannt wurde Auf Grund der schlechten hygienischen Bedingungen brachen in der Residenz sehr bald Cholera und Ruhr aus die ahnlich viele Opfer forderten wie der Beschuss durch die aufstandischen indischen Truppen Durchschnittlich starben taglich mehr als 20 der Belagerten viele der Opfer waren Kinder 12 Ende August verteidigten nur noch 650 Mann die Garnison weitere 120 waren zu krank oder zu verletzt um sich an der Verteidigung zu beteiligen Von den Frauen und Kindern lebten nur noch 450 12 Versuche zur Beendigung der Belagerung BearbeitenErster Vormarsch von Sir Henry Havelock Bearbeiten Am 16 Juli hatten britische Truppen unter Befehl von Generalmajor Henry Havelock Kanpur wieder eingenommen Kanpur lag etwa 77 Kilometer von Lakhnau entfernt Havelock der seine Truppen in Gewaltmarschen nach Kanpur gebracht und in acht Tagen vier Schlachten fur die britische Seite entschieden hatte versuchte nun auch Lucknow zu erreichen Von den Massakern in Kanpur schockiert wurde ahnliches fur die Belagerten von Lucknow befurchtet Er brauchte allerdings sechs Tage um seine aus 1 500 Mann bestehenden Truppen uber den Ganges zu setzen Am 29 Juli wurde er in der Nahe von Unao erneut in eine Schlacht verwickelt Zu diesem Zeitpunkt standen ihm auf Grund von Verletzungen Hitzeschlagen und Krankheiten nur noch 850 kampfbereite Manner zur Verfugung Havelock musste den Vormarsch daraufhin abbrechen In mehreren Briefen forderte er Verstarkung von James Neill an dem er den Befehl uber Kanpur ubertragen hatte Havelock erhielt schliesslich eine Verstarkung von 257 Mann und einige zusatzliche Kanonen und versuchte erneut bis nach Lucknow vorzudringen Er gewann eine weitere Schlacht in Unao am 4 August Seine Truppen waren danach aber so geschwacht dass ein weiterer Vormarsch nicht moglich erschien Henry Havelock wollte ursprunglich auf der rechten Seite des Ganges und damit in Avadh bleiben Damit wollte er verhindern dass sich weitere Aufstandische den Belagerern von Avadh anschlossen Am 11 August liess James Neill ihm jedoch die Nachricht zukommen dass Kanpur erneut von grosseren aufstandischen Truppen bedroht sei Um zu verhindern dass seine Truppen von hinten angegriffen wurden liess er seine Truppen nach Unao marschieren und fugte dort den aufstandischen Truppen eine dritte Niederlage zu Er uberquerte hier den Ganges Am 16 August schlug er eine Rebellentruppe in Bithur Damit war die Bedrohung von Kanpur weitgehend ausgeschaltet Henry Havelocks Ruckzug war eine taktische Notwendigkeit gewesen Sie liess die Rebellion in Avadh jedoch wieder aufflammen und sich zunachst neutral verhaltende Landbesitzer schlossen sich den aufstandischen Truppen an An den Kommandeur von Lucknow Inglis konnte die Nachricht ubermittelt werden dass eine Evakuierung von Lucknow am sinnvollsten sei Die Belagerten sollten sich nach Kanpur zuruckziehen das relativ sicher in der Hand der Briten war Inglis musste diesen Vorschlag jedoch ablehnen weil er nicht nur zu wenig einsatzfahige Manner hatte sondern auch zu viele der Belagerten schwer verwundet oder krank waren Er bat dringend um Verstarkung und Unterstutzung Die Aufstandischen hatten mittlerweile damit begonnen die Schutzwalle der Garnison zu untergraben Verstarkung von Lucknow Bearbeiten nbsp Qaisarbag Palast in LakhnauIn Kanpur war Anfang September Generalmajor James Outram mit Verstarkung eingetroffen Outram war ranghoher als Henry Havelock und loste ihn als Oberbefehlshaber der Truppen ab Outram uberliess Havelock jedoch in galanter Geste das Kommando uber die Entsatzkrafte fur Lakhnau Die Truppen die erneut von Kanpur nach Lucknow aufbrachen bestanden aus 3 170 Mann Die uberwiegende Anzahl war Briten darunter ein schottisches Regiment Zu den Truppen zahlte auch ein Sikh Battalion Die Kavallerietruppe bestand dagegen nur aus 168 Mann Die Manner waren auf zwei Brigaden aufgeteilt die unter dem Kommando von James Neill und Colonel Hamilton standen Anders als zuvor verwickelten diesmal keine aufstandischen Truppen die britischen Krafte die am 18 September erneut nach Lucknow aufbrachen in Kampfe Die Aufstandischen hatten es auch versaumt einige der wichtigen Brucken zu zerstoren Am 23 September gelang es Havelock die Aufstandischen aus Alambag einem grossen mit Mauern umsaumten Park der etwa sechs Kilometer sudlich der Residenz von Lucknow lag zu vertreiben Am 25 September begann der Vormarsch auf die belagerte Residenz Wegen des einsetzenden Monsunregens waren weite Teile rund um die Stadt uberflutet Dies verhinderte dass die britischen Truppen die Stadt in einer Zangenbewegung einnehmen konnten Sie waren vielmehr gezwungen direkt durch Teile der in aufstandischer Hand befindlichen Stadt auf die Residenz zuzumarschieren Die Truppen trafen auf heftigen Widerstand das schottische Regiment kam sogar vom Weg ab konnte jedoch eine Artilleriestellung der Aufstandischen in der Nahe des Qaisarbag Palastes einnehmen Beim Einbruch der Dunkelheit wollte James Outram den Angriff zunachst unterbrechen Henry Havelock der in Kanpur einen Tag zu spat eingetroffen war um das Massaker im Bibighar zu verhindern liess den Angriff jedoch fortsetzen weil er befurchtete dass die Krafte der Belagerten so ausgedunnt seien dass ein Angriff der Aufstandischen zur Folge haben konnte dass sie die Residenz einnahmen Der Vormarsch auf die Residenz der jetzt uberwiegend durch schmale Strassen fuhrte war aus britischer Sicht der verlustreichste Teil des Entsatzes der Residenz von Lucknow Zu den Opfern zahlte unter anderem der umstrittene britische Offizier James Neill der in Benares und Kanpur grausame Rache an der indischen Bevolkerung genommen hatte Zweite Belagerung Bearbeiten Das ursprungliche Ziel des Vormarsches nach Lucknow war es die dort Belagerten zu evakuieren Die starken Verluste die man jedoch wahrend des Vormarsches gemacht hatte machte es unmoglich die Belagerten sicher aus der Stadt zu bringen James Outram Major Inglis und Henry Havelock ubernahmen jeweils einen Teil der belagerten Residenz Zur Entscheidung in Lucknow auszuharren bis weitere britische Verstarkung eintraf trug auch bei dass man auf dem Gelande ein grosses Lager von Nahrungsmitteln fand mit dessen Hilfe die Belagerten weitere zwei Monate ausharren konnten Das Lager war von Henry Lawrence angelegt worden der aber keinen der uberlebenden Untergebenen daruber informiert hatte James Outram hatte auch gehofft dass die Verstarkung der Truppen in Lucknow die Aufstandischen demoralisieren wurde Dies trat jedoch nicht ein Uber die nachsten sechs Wochen setzten die Aufstandischen die Angriffe auf die belagerte Residenz fort und versuchten mehrfach die Befestigungswalle zu unterminieren Die Belagerten reagierten darauf mit Ausfallen und gruben Konterminen Lucknow war uber lange Zeit in der Lage gewesen mit anderen britischen Stationen in Kontakt zu bleiben indem man loyal gebliebene Inder mit Botschaften durch die Linien schickte Dies wurde jedoch zunehmend schwerer Vorbereitung auf den Entsatz Lucknow Bearbeiten Die Niederschlagung der Aufstandischen durch die Briten konzentrierte sich im Wesentlichen auf drei Schauplatze Die Grand Trunk Road die durch Kanpur und Lucknow in den Suden von Avadh fuhrte Zentralindien sowie die Region um Delhi Delhi hatte als Zentrum des Aufstands eine besondere symbolische Bedeutung da hier mit Bahadur Shah Zafar II das nominelle Oberhaupt des Aufstands residierte und sich hier die meisten der aufstandischen Truppen versammelt hatten Anfang August 1857 befanden sich zwischen 30 000 und 40 000 aufstandische Sepoys in der Stadt 13 Auf dem Hohenkamm gegenuber der nordwestlichen Stadtmauer hatte sich die britische Delhi Field Force verschanzt Obwohl diese nur uber 7 000 Mann verfugte von denen uber ein Viertel wegen Krankheit Verwundung und Erschopfung nicht einsatzfahig war gelang es den Briten ihre Position zu halten Die aufstandischen Sepoys hatten ihre Gegner mit Artilleriebeschuss und einer Serie couragierter Angriffe zermurbt und ihnen hohe Verluste zugefugt Es kam jedoch nie zur Eroberung der britischen Position nach Ansicht vieler moderner Historiker lediglich weil es den indischen Aufstandischen an geeigneten und allseits akzeptierten militarischen Fuhrern mangelte 14 Die Ausdauer der Briten sorgte im aufstandischen Delhi zunehmend fur Unruhe da absehbar war dass britische Truppen bald die auf dem Hohenkamm Verschanzten verstarken wurden Mehr als 10 000 der aufstandischen Truppen verliessen zwischen dem 21 und 25 August die Stadt 15 Britische Verstarkung traf am 4 September ein und am 14 September begann die Ruckeroberung von Delhi die sich bis zum 20 September hinzog Das Versteck von Bahadur Shah Zafar II auf dem Areal des Humayun Mausoleums wurde von seinem Schwiegersohn verraten und der Grossmogul von dem britischen Offizier William Hodson gefangen genommen Zwei seiner Sohne sowie einer seiner Enkel wurden unmittelbar nach der Gefangennahme von William Hodson erschossen 16 Nachdem die Truppen unter James Outram und Henry Havelock in Lucknow verstarkt worden waren war eine unmittelbare Eroberung durch die Aufstandischen nicht zu befurchten Aus Sicht von Sir Colin Campbell dem neuen Oberbefehlshaber in Indien war die Befreiung von Lucknow von so hohem strategischen und symbolischen Wert dass er seine Militarkrafte nach der Ruckeroberung Delhis darauf konzentrierte Sir Colin Campbell erreichte am 3 November 1857 Kanpur Dem britischen Zivilbeamten Thomas Henry Kavanagh gelang es in der Nacht vom 9 November sich durch die indischen Linien zu schleichen und Sir Campbell einen Plan zu uberbringen auf dem die Positionen der indischen Truppen eingezeichnet waren Er erhielt dafur das Victoria Kreuz Zweite Eroberung von Lucknow Bearbeiten nbsp Soldaten aus Madras die unter Colin Campbell im November 1857 Lucknow zuruckeroberten nbsp Sikandar Bag von aussen Aufnahme von Felice Beato aus dem Jahre 1858 Die Mauern zeigen den schweren BeschussAuf Grund der Informationen von Kavanagh umging Sir Campbell Lakhnau zunachst in weitem Bogen und griff dann von Osten aus an wo die aufstandischen Truppen weniger stark konzentriert waren Die Einnahme von Lucknow gelang so dass am 18 November die Belagerten aus Lucknow evakuiert werden konnten Die britischen Krafte waren jedoch zu schwach um die Stadt zu halten und Lucknow wurde erneut den Aufstandischen uberlassen 17 Ziel des Vormarsches war zunachst La Martiniere eine Schule in Lucknow Von dort aus sollte Sikandar Bag eingenommen werden ein grosser Park mit einer Villa der von hohen Mauern umgeben war Sikandar Bag das in unmittelbarer Nahe der Residenz lag wurde von den Aufstandischen energisch verteidigt Im Garten und im Innenhof der Villa kam es zu schweren Kampfen bei denen mehr als 3 000 Aufstandische starben Die Einnahme von Sikandar Bag durch die Briten war fur Henry Havelock und James Outram das Zeichen Teile ihrer Verteidigungswalle zu sprengen um den britischen Truppen den Einmarsch in die Residenz zu ermoglichen Evakuierung der Belagerten Bearbeiten Obwohl James Outram und Henry Havelock Sir Colin Campbell nahelegten auch den Palast im Qaisarbag in der Nahe zu sturmen um Lucknow vollends in die Hande der Briten zu bringen folgte Colin Campbell diesem Vorschlag nicht Er sah sowohl Kanpur als auch andere Stadte die die Briten bislang zuruckerobert hatten als zu gefahrdet an um in Lucknow Krafte zu binden Der Abzug aus Lucknow begann am 18 November 1857 Wahrend Campbells Artillerie den Qaisarbag Palast bombardierte um die aufstandischen Truppen von einem erneuten Angriff abzuhalten zog man aus der Residenz ab Entlang des Weges den man die Verwundeten Frauen und Kinder fuhren musste liess Colin Campbell Stoffwande spannen um zu verhindern dass Scharfschutzen der Aufstandischen auf die zu evakuierenden Personen schossen Hinter diesem Sichtschutz wurden die zu Evakuierenden in den Dilkusha Park gefuhrt Noch im Dilkusha Park erlag Henry Havelock einer plotzlichen Ruhr Attacke Campbell begleitete die Evakuierten mit einer Truppe von 3 000 Mann nach Kanpur Sir James Outram bildete die Nachhut und blieb mit einer Truppe von 4 000 Mann in Alambag um diese Stadt gegenuber den Aufstandischen zu halten Die Zivilpersonen die die Belagerung von Lucknow uberlebt hatten wurden zunachst nach Allahabad gebracht Einen Monat spater brachte man sie nach Kolkata Die Vertreter der Britischen Ostindien Kompanie hatten die Bewohner in Kalkutta gebeten den Uberlebenden keinen besonderen Empfang zu bereiten Daran hielt man sich nicht Als die Flotte von Allahabad in Kalkutta ankam standen Hunderte am Prinseps Ghat und von Fort William schossen Kanonen Salut Andrew Ward berichtet jedoch in seiner detaillierten Geschichte der Massaker von Kanpur dass sich uber die versammelte Menschenmenge gedruckte Stille legte als die ersten Frauen in Trauerkleidung mit ihren Kindern an der Hand den Booten entstiegen 18 Einzelbelege Bearbeiten Ward S 243 Dalrymple S 10 Hibbert S 47 a b David 2006 S 295 Wilson S 203 a b c Ward S 449 Ward S 450 James S 248 Wilson S 216 Ward 243 David 2006 S 317 a b David 2006 S 334 James S 258 siehe beispielsweise James S 258 bis 259 oder fur eine sehr detaillierte Schilderung der Ereignisse in Delhi Dalrymple S 264 bis S 364 James S 259 James S 260 David 2006 S 334 bis S 341 Ward S 488Siehe auch BearbeitenLady InglisLiteratur BearbeitenSashi Bhusan Chaudhuri English Historical Writings on The Indian Mutiny 1857 1859 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