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Die Bahnstrecke Fortha Gerstungen war eine eingleisige Hauptbahn in der DDR Thuringen Sie bestand von 1962 bis 1992 zur Umfahrung des auf westdeutschem Gebiet in Hessen gelegenen Streckenabschnittes Herleshausen Wommen der Bahnstrecke Halle Bebra Fortha Kr Eisenach GerstungenStrecke der Bahnstrecke Fortha GerstungenStreckennummer DB 6294Kursbuchstrecke DB 631 1991 Streckenlange 15 8 kmSpurweite 1435 mm Normalspur Maximale Neigung 20 Legende von Eisenach0 0 Fortha Kr Eisenach Verbindungskurve von Marksuhl 2 8 km 2 4 Abzw Elte 292 mMarksuhlnach LichtenfelsBundesstrasse 848 3 Dietrichsberg 290 mWerravon Halle Saale Hbf15 8 Gerstungen 220 mnach Vachanach Bebra Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau 1 2 Projektdaten 1 3 Betrieb 1 4 Niedergang und Stilllegung nach der Wende 2 Fernverkehr 3 Streckenverlauf 4 Relikte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenInfolge der kompletten Abschottung der innerdeutschen Grenze im August 1961 verkundete der DDR Verkehrsminister Erwin Kramer auf einer Dringlichkeitssitzung am 18 September 1961 einen Massnahmeplan mit dem Ziel unverzuglich eine neue Schienenverbindung zwischen den Bahnhofen Gerstungen und Fortha zu errichten Grund hierfur war die Tatsache dass die Strecke Halle Bebra zwischen Eisenach und Gerstungen gleich mehrfach die innerdeutsche Grenze querte was mit der zunehmenden Grenzsicherung und schliesslich der kompletten Abriegelung der Grenze ab 1961 immer mehr zum Problem wurde Der Befehl des DDR Verkehrsministers sah eine 13 3 Kilometer lange eingleisige Neubaustrecke sowie parallel dazu eine gleichfalls erforderliche 9 8 Kilometer lange Strasse sowie eine Eisenbahnverbindungskurve von 0 9 km bei Fortha vor die unter massivem Einsatz von Arbeitskraften Technik und Material von Oktober 1961 bis April 1962 errichtet wurden 1 Der hierfur erforderliche Grundstuckserwerb erfolgte durch Beschlagnahme und wurde mit Hinweis auf das DDR Verteidigungsgesetz legitimiert Bau Bearbeiten Die Vorbereitungen und Rodearbeiten begannen am 20 September 1961 die Erdarbeiten am 1 Oktober 1961 Die Projektierungsbetriebe fur das Gesamtvorhaben der Entwurfs und Vermessungsbetrieb der Deutschen Reichsbahn EVDR und der Volkseigene Betrieb VEB Strassenwesen Erfurt mussten die Projektierungsarbeiten binnen weniger Tage ausfuhren 1 Zum Bau der Trasse wurden etwa 6000 Bauarbeiter aus allen Bezirken der DDR abgestellt Um Fluchtversuche zu verhindern erfolgte die Unterbringung der Arbeiter im Hinterland Obwohl die Staatssicherheit und weitere Sicherungskrafte die Bauarbeiten pausenlos uberwachten wurden kleinere Sabotageakte wie zerschnittene Fernmelde und Stromkabel Pressluftleitungen und zerstorte Autoreifen gemeldet 33 Bauarbeiter konnten in dieser Zeit in den Westen fluchten Weniger Gluck hatte ein Baumaschinist aus dem Bezirk Dresden der auf der Flucht in der Nahe von Sallmannshausen verhaftet und zu 16 Monaten Gefangnis verurteilt wurde Die Eisenacher Lokalzeitung berichtete uber den Fall ausfuhrlich um die Bevolkerung zur erhohten Wachsamkeit anzuhalten 2 Fur den Uberbau der Brucke uber die Werra bei Gerstungen wurde der Uberbau der Werrabrucke bei Frankenroda der stillgelegten Bahnstrecke Schwebda Wartha wiederverwendet 3 Ab dem 12 Dezember 1961 entstand an der Bruckenbaustelle durch Eisgang der Werra eine dramatische Hochwasserlage Treibeis behinderte die Bauarbeiten fur mehrere Tage und riss einen Ponton der Behelfsbrucke aus der Verankerung Der Ponton konnte zwar abgefangen werden aber gleichzeitig drohte das Hochwasser grosse Bereiche dieser Baustelle zu uberfluten Projektdaten Bearbeiten Das Bauprojekt umfasste die Errichtung von sieben Betonbrucken und Viadukten sowie zahlreiche Erddamme und Gelandeeinschnitte zum Teil auch durch massiven Fels Die Abschlussbilanz verzeichnet an Baumaterialien 3 6 Millionen Kubikmeter Erdmasse fur Bahn und Strassendamme 3 2 Millionen Kubikmeter Fels fur Bahn und Strassendamme 30 000 Tonnen Schotter fur das Gleisbett 80 000 Tonnen Strassenbauschotter 45 000 Tonnen Kies 12 250 Kubikmeter Beton fur Brucken und Viadukte 719 Tonnen Stahlkonstruktion 157 Tonnen Bewehrungsstahl 6250 Schwellen 14 858 Meter Gleis 2776 BetonfertigteileWeiterhin wurde die Bahntechnik von drei Stellwerken aufgerustet An Baumaschinen kamen zum Einsatz 600 Kipper 180 Dumper 110 Bagger 86 Raupenfahrzeuge 38 Pritschenfahrzeuge 50 BohrgerateFur den Bahntransport wurden 15 Lokomotiven und ein Bauzug bereitgestellt Die Brucken wurden mit zehn Hochbaukranen und drei Spezialkranen Typ Derrick errichtet 1 Betrieb Bearbeiten Am 13 April 1962 wurde der Zugverkehr aufgenommen 4 Die Strecke war eingleisig trassiert und teilweise sehr steigungsreich Etwa in der Mitte der Strecke gab es bei km 8 3 einen zweigleisigen Kreuzungsbahnhof am Dietrichsberg Haltepunkte fur Personenverkehr oder Anlagen fur Guterverkehr gab es entlang der Strecke nicht Fur die DDR ergab sich trotz grosserer Steigungen und Erdrutschgefahrdungen der Vorteil eine ungehinderte Zufahrt zu dem wichtigen Bahnhof Gerstungen zu erhalten Dieser war ab 1963 Grenzbahnhof zur Bundesrepublik Deutschland Damit wurden unter anderem auch die Kalitransporte aus Dippach zur Verarbeitung nach Dorndorf zum Kaliwerk VEB Einheit Dorndorf Rhon ermoglicht Zu diesem Betrieb gehorte auch die Schachtanlage in Dippach Nach dem Ende der Kaliforderung in Dippach und Abteroda wurde die Verbindungsstrecke von Marksuhl zur Abzweigstelle Elte bereits 1967 entbehrlich es fuhrte ein zweites Gleis auf der Werrabahn ohne weitere Weichenverbindung direkt vom Bahnhof Marksuhl zur Abzweigstelle Elte Sie wurde dennoch bei Bauarbeiten Anfang der 1980er Jahre erneut kurzzeitig in Betrieb genommen Der grenzuberschreitende Guterverkehr wurde wegen der gunstigeren Neigungsverhaltnisse bis zum 1 August 1978 noch teilweise uber die Thuringer Bahn zwischen Gerstungen Wartha und Eisenach geleitet Erst danach wurde der Gesamtverkehr uber Fortha abgewickelt Niedergang und Stilllegung nach der Wende Bearbeiten Mit der Wiederinbetriebnahme der Strecke im Werratal infolge der deutschen Wiedervereinigung verlor die Strecke ab 1991 schnell ihre Bedeutung Bereits im Fruhjahr 1991 war die Strecke uber Herleshausen wieder eingleisig befahrbar am 26 September 1992 wurde das zweite Gleis wieder in Betrieb genommen und die Strecke uber Fortha somit uberflussig 5 Am 27 September 1992 wurde der Zugverkehr auf der Strecke deshalb eingestellt das Gleis 1993 demontiert Die Genehmigung der Streckenstilllegung durch das Eisenbahn Bundesamt erfolgte am 19 Juli 1994 mit Wirkung zum 25 September 1994 6 Heute erinnert nicht mehr viel an die Strecke neben den Gleisen sind auch die meisten Brucken bereits bis auf die Pfeiler und Widerlager abgebaut worden von den Stellwerksgebauden und Fernmeldehauschen existieren noch verfallene Reste Der Streckenverlauf ist aber noch deutlich erkennbar 7 8 Fernverkehr BearbeitenIm Jahr 1963 wurde der Grenzbahnhof Wartha geschlossen Seither verkehrten die Interzonenzuge und die durch die Transportpolizei uberwachten Transitzuge nach West Berlin vom neuen durch Grenztruppen der DDR streng bewachten Grenzbahnhof Gerstungen uber Fortha nach Eisenach Bis zum Jahresfahrplan 1973 74 wurden die Reisezuge insbesondere von Dampflokomotiven der Baureihe 01 5 teilweise mit Vorspannlokomotive von und nach Bebra gefuhrt Die Bespannung der Guterzuge oblag stets der Deutschen Bundesbahn von und nach Gerstungen 9 Nach dem 1972 geschlossenen Eisenbahngrenzubereinkommen wurden ab 1973 alle Zuge bereits in Gerstungen auf Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn umgespannt 9 1970 befuhr der Sonderzug von Bundeskanzler Willy Brandt die Strecke anlasslich des Gipfeltreffens mit Willi Stoph in Erfurt Nach Offnung der DDR Grenzen befuhr seit dem 27 Mai 1990 der erste IC Johann Sebastian Bach von Frankfurt Main nach Leipzig die Strecke Streckenverlauf BearbeitenDie Strecke zweigt bei der Ortschaft Fortha westwarts von der Bahnstrecke Eisenach Lichtenfels ab uberquert aufgedammt den Kohlersgraben und erreicht die sudliche Talflanke des Eltetals Ab Oberellen trennt sich die Strecke von der nordwarts abknickenden Elte und steigt durch einen Seitengraben zum Kulminationspunkt am Ausweichbahnhof Dietrichsberg an Von dort fuhrt die Strecke bergab entlang des Silzbachgrabens auf das Werratal zu das in Hochlage uberquert wird um in einem sudwestwarts gerichteten Linksbogen den Bahnhof Gerstungen und damit die Bahnstrecke Halle Bebra zu erreichen Der gesamte Streckenverlauf ist heute noch in der Landschaft gut erkennbar Relikte Bearbeiten nbsp Reste der Bahntrasse und Werrabrucke bei Gerstungen 2009 nbsp Pfeiler der Flutbrucke bei Gerstungen 2009 nbsp Strassenviadukt bei Fortha ostlicher Bruckenkopf 2008 Literatur BearbeitenManfred Luckert Mit Dampf in die DDR Bahnstrecke Bebra Gerstungen Eisenach Gotha Erfurt 1951 1963 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2005 ISBN 978 3 937135 76 2 S 48 Dieter Schuster Wald Interzonenverkehr Bebra Eisenach EK Verlag Freiburg 1996 ISBN 3 88255 420 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bahnstrecke Fortha Gerstungen Sammlung von Bildern Informationen zur Strecke und Bilder einer Streckenbegehung im Jahr 2003Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gerd Bergmann Otto Mayer Die Eisenbahn im Wartburgland In Kreiskommission zur Erforschung der Geschichte der ortlichen Arbeiterbewegung bei der Kreisleitung der SED Padagogisches Kreiskabinett und Eisenach information Hrsg Eisenacher Schriften zur Heimatkunde Heft 35 Druck und Verlagshaus Frisch Eisenach 1987 S 47 49 Aus dem Gerichtssaal Seine Absichten schlugen fehl In Eisenacher Aktuelle Zeitung 5 April 1962 S 3 Rainer Lammerhirt Die Werratal Eisenbahn 1907 1969 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza ISBN 9783938997949 Seite 85 Alfred Huttner Bilder vom Trassenbau 1961 In Verwaltungsgemeinschaft Gerstungen Hrsg Neue Werrazeitung Gerstungen 4 Jg Nr 20 Inform Verlag Langewiesen Gerstungen 1996 S 12 14 Reiner Schruft Fortha Gerstungen Abgerufen am 20 Juni 2018 Stillgelegte Strecken in Deutschland In Listen und Statistiken zu Streckenstilllegungen Eisenbahn Bundesamt 21 November 2018 abgerufen am 29 Mai 2019 Reiner Schruft Fortha Dietrichsberg Abgerufen am 20 Juni 2018 Reiner Schruft Dietrichsberg Gerstungen Abgerufen am 20 Juni 2018 a b Ralf Roman Rossberg Grenze uber deutschen Schienen 1945 1990 2 Auflage EK Verlag Freiburg 1991 ISBN 3 88255 829 6 S 157 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bahnstrecke Fortha Gerstungen amp oldid 235672321