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Der Badekommissar auch Badeinspector oder Commissarius Perpetuus genannt war ein verbeamteter Mittler zwischen der Bezirksregierung Aachen und den Stadten Aachen und Burtscheid Das Amt ist mindestens seit 1817 nachgewiesen und wurde nach der Auflosung des Regierungsbezirks Aachen am 1 August 1972 nicht mehr besetzt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufgaben des Badekommissars 2 1 Prufung der Quellen 2 2 Ratgeber des Burgermeisters 2 3 Badestatistik 2 4 Unvollstandige Angaben 3 Amtssitz 4 Auswahl bekannter Badekommissare 4 1 Georg von Sartorius 1787 1856 4 2 Johann Peter Lefils 1786 18 4 3 Friedrich Wilhelm Leopold Zitterland 1787 1867 4 4 Josef Hartung 1805 1863 4 5 Bernhard Maximilian Lersch 1817 1902 4 6 Ignaz Beissel 1849 1916 4 7 Max Joachim Wolf 1917 2004 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Amt des Badekommissars bzw Badeinspektors in den Heilbadern zu Aachen geht zuruck bis in das 17 Jahrhundert Der erste Stadtarzt medicus primarius hiess Mathaeus Geyr Nach dessen Tod im Jahr 1686 ubertrug die Stadt Aachen dem Mediziner Francois Franz Blondel im Alter von 73 Jahren die Aufgaben des ersten Stadtarztes und Brunnen und Badeinspektors Dieser hatte sich nach dem verheerenden Stadtbrand von Aachen im Jahr 1656 durch die Einfuhrung der Trinkkur 1661 und durch Veroffentlichung verschiedener Bucher fur den Wiederaufbau des Badewesens verdient gemacht In Napoleonischer Zeit ist der in Aachen geborene Arzt Gerhard Reumont hervorzuheben der als Arzt der jury medicale Gesundheitsbehorde tatig war und sich fur die Einfuhrung der Pockenschutzimpfung in Aachen verdient gemacht hat Zudem behandelte er im Jahr 1804 die Familie Napoleon Bonapartes darunter auch die Kaiserin Josephine 1 Auf Betreiben des franzosischen Kaisers wurde Reumont daraufhin 1805 zum medecin inspecteur des eaux thermales d Aix la Chapelle Badeinspector von Aachen ernannt 2 Am 22 April 1816 eroffnete die preussische Regierung ein Medizinaldezernat unter der Leitung des Regierungs und Medizinalrats Heinrich Bolling 1777 1824 Die jury medicale wurde 1817 zusammen mit Reumont von der preussischen Verwaltung als Sanitatskommission ubernommen aber 1821 wieder aufgelost 3 Aufgaben des Badekommissars BearbeitenUnter preussischer Verwaltung wurde das Amt des Badekommissars auch Badeinspektor genannt Er hatte als Organ der medizinischen Polizei eine vierfache Aufgabe Er war Vorgesetzter des in den Badern angestellten Personals er beaufsichtigte das Brunnen und Badewesen er war technischer Ratgeber und Beistand des Oberburgermeisters und behandelte schliesslich noch die in die Bader geschickten Armen 4 Prufung der Quellen Bearbeiten Ab 1856 wurden die Aufgaben und Pflichten des Badeinspektors dann schriftlich fixiert Als sogenannter Brunneninspektor hatte er zunachst dafur zu sorgen dass nur fachlich qualifiziertes Personal in den Badern und an den Brunnen Dienst tat Mit grosser Strenge so hiess es ausdrucklich musste er die von dem behandelnden Arzt vorgeschriebene Temperatur der Bader uberprufen Die Temperatur sollte jedoch nicht von dem unzulassigen Gefuhl der Hand bestimmt werden sondern mit dem Thermometer gemessen werden Das hatte jedoch seine Schwierigkeiten da es oft an Thermometern fehlte wie aus den Klagen mehrerer Badeinspektoren hervorgeht Eine weit wichtigere Aufgabe war dem Badeinspektor dadurch ubertragen dass der die quantitative chemische und physikalische Beschaffenheit der Mineralquellen standig beobachten musste und eventuelle Veranderungen sofort dem Burgermeister zu berichten hatte Ratgeber des Burgermeisters Bearbeiten Ferner hatte der Badeinspektor darauf zu achten dass die Einrichtungen der Brunnen und Badeanstalten in gutem Zustand erhalten Mangel behoben und notwendige Verbesserungen eingefuhrt wurden Als technischer Ratgeber und Beistand des Burgermeisters musste der Badeinspektor dem Burgermeister technische Details erlautern und grundliche Berichte uber das Badewesen erstatten Als Badearzt sollte er schliesslich noch die in die Bader geschickten Armen behandeln Badestatistik Bearbeiten Seit 1870 mussten die Badeinspektoren zum Ende der Badezeit der Koniglichen Regierung eine detaillierte Badestatistik einreichen Der Minister des geistlichen Unterrichts und Medicinal Angelegenheiten wollte dabei u a wissen wie der Verwaltung organisiert war wie lange die Saison dauerte wie viele Kurgaste welcher Lander die Bader besuchten wie viele Bader verabreicht wurden und welche Heilapparate oder besondere Kurmethoden neben dem Gebrauch des Mineralwassers angewandt wurden Unvollstandige Angaben Bearbeiten Allerdings fielen die Berichte nach Ansicht der Regierung nicht zufriedenstellen aus da sie zu einem grossen Teil unvollstandige Angaben enthielten Auch bei einigen recht bedeutenden Badern zu denen nach einem Schreiben des Koniglich Preussischen statistischen Buros in Berlin auch Aachen gezahlt wurde fehlten gerade die besonders interessierenden Angaben etwa uber die Zahl der Kurgaste Das hatte einen offenbar ewig aktuellen Grund wie das Konigliche Statistische Buro selbst erkannte Die Badehauser argwohnten dass ihre Angaben im fiscalischen Interesse insbesondere bei der Steuerveranlagung verwerthet wurden 4 Amtssitz BearbeitenDurch die Verbindung des Badekommissars mit dem Amt des Regierungs und Medizinaldirektors in Aachen wurde der Amtssitz des Badekommissars in das Gebaude der Bezirksregierung in Aachen am Theaterplatz 14 angesiedelt jetzt Sitz des Hochschularchivs der RWTH Aachen Auswahl bekannter Badekommissare BearbeitenGeorg von Sartorius 1787 1856 Bearbeiten Nach dem Tod von Gerhart Reumond wurde 1829 Georg von Sartorius als Kandidat fur diese Stelle vom Gemeinderat der Stadt Aachen der koniglichen Regierung vorgeschlagen und von dieser genehmigt Neben ihm war Johann Josef May koniglicher Kreisphysikus in Burtscheid Von Sartorius geburtig aus Graz in der Steiermark und Vater der spateren Ordensfrau Auguste von Sartorius war bis zu seinem Tode stark engagiert fur die Verbesserung und der Hebung des Aachener Badewesens 1852 hatte er die Ehre die Badekur des Konigs Maximilian II Joseph Bayern zu leiten 5 Johann Peter Lefils 1786 18 Bearbeiten Die preussische Regierung errichtete in der Stadt und in den Landkreisen Physikate die Vorlaufer der heutigen Gesundheitsamter Der Aachener Arzt Johann Peter Lefils wurde dadurch zum Physikus des Landkreises Aachen und zum Badekommissar ernannt In seiner Amtszeit ergab sich folgende Episode aus dem Jahre 1825 Der Leibarzt und Physikus Seiner Durchlaucht des regierenden Fursten von Wied beschwerte sich in einem Brief an die Konigliche Hohe Regierung in Aachen bitterlich uber Missstande an dem Gesundbrunnen in Burtscheid Dem Leibarzt Seiner Durchlaucht war unangenehm aufgefallen dass der Aufenthalt an der Quelle ekelerregend und ungesund sei Der hohe Kurgast makelte dass jeden Morgen an dem Gesundbrunnen eine Menge hochst roher unreinlicher und mit Ungeziefer bedeckter Jungen an dem Gesundbrunnen herumlungerten die zu seiner Entrustung auch noch den erbarmlichsten Tabak rauchten Allergisch reagierte Lefils als damaliger Badeinspektor Burtscheids auf die deftigen Beschwerden Dass ein an den Luxus die Pracht und die Herrlichkeit des Hoflebens gewohnter Leibarzt von diese Dingen leichter affiziert wird als andere Menschen ist begreiflich Aber es gehoren doch wahrhaft mikroskopische Augen dazu auf offener Strasse an den Leuten das Ungeziefer zu sehen Hier muss ich meine Landsleute in Schutz nehmen die so arm nicht sind und besonders schmutzig nicht als man sie zu schildern beliebt Aber schlechten Tabak rauchen sie das ist wahr Doch es ist anzunehmen dass sie einen besseren rauchen wurden wenn der nicht eben auch teurer ware Auf Vorschlag des Badeinspektors wurden dann allerdings die zweifellos vorhandenen Missstande an dem Burtscheider Trinkbrunnen durch ein Polizei Reglement behoben Danach durfte nur der die Promenade zum Wassertrinken besuchen der anstandig und reinlich gekleidet war Da man das von den Fabrikarbeitern und Tagelohnern offenbar nicht annahm mussten sie bis spatestens sechs Uhr morgens ihren Schluck Wasser getrunken haben Auch das Tabakrauchen fiel dem neuen Polizei Reglement zum Opfer Im Laufe der Jahre wurde diese Trinkbrunnenordnung noch mehr abgewandelt 4 Friedrich Wilhelm Leopold Zitterland 1787 1867 Bearbeiten Zitterland wurde in Gross Nebrau Westpreussen geboren und bekleidete ab 1822 das Amt des Regierungsarztes als Koniglich Preussischer Regierungs und Medizinalrat bei der Regierung zu Aachen und spater als Commissarius perpetuus fur die Badeanstalten in Aachen und Burtscheid Zitterland erwarb sich bald allgemeine Anerkennung und trat in zahlreichen Publikationen hervor Er legte zunachst ein Augenmerk auf die aus Asien herannahende Cholera Sein Buch uber Aachens heisse Quellen ist 1836 erschienen 6 Josef Hartung 1805 1863 Bearbeiten Hartung stammte aus Mayen bei Koblenz und war ein weithin bekannter und beliebter Hausarzt auch Kreisphysikus und koniglicher Badeinspektor in Aachen Er schrieb uber die Cholera um deren Bekampfung in den 1830er Jahren er sich hervorragende Verdienste erwarb 7 Als 1832 in Aachen die Cholera ausbrach wurde Hartung mit der Leitung der Seuchenabwehr beauftragt Er sorgte durch Isolierung von Kontaktpersonen und der Unterbringung von der Erkrankten in einem Sonderhospital die geringste Cholera Sterberate innerhalb Preussens 3 Bernhard Maximilian Lersch 1817 1902 Bearbeiten Lersch ubernahm als geburtiger Aachener am 9 September 1868 das Amt eines Badeinspektors von Aachen und Burtscheid das er bis zum 5 Mai 1892 bekleidete Im Auftrage des stadtischen Kurkomitees gab er im Jahre 1873 den Neuesten Fuhrer in und um Aachen fur Kurgaste und Touristen heraus ein mit grossem Fleiss und genauester Sachkenntnis geschriebenes Buch das im Laufe der Zeit sechs Auflagen erlebte 8 Ignaz Beissel 1849 1916 Bearbeiten Beissel stammte aus einer Burtscheider Familie war praktischer Arzt und spater Geheimer Sanitatsrat Viele Jahre war er koniglicher Badekommissar fur Bad Aachen und Burtscheid bei der Aachener Regierung und ehrenamtlicher Stadtverordneter Aachens Er veroffentlichte 1897 das Buch Allgemeine Brunnendiatetik Anleitung zum Gebrauch von Trink und Badekuren 9 Max Joachim Wolf 1917 2004 Bearbeiten Max Wolf wurde am 22 Februar 1917 in Kaltennordheim in der Rhon geboren Er ist ein Enkel von Rudolf Ernst Wolf Seit dem 1 September 1962 wurde er zum Medizinaldezernenten bei der Regierung Aachen ernannt 4 und ubernahm ab dem 1 Januar 1963 das Amt des Badekommissars von seinem Vorganger Theodor Becker der als Medizinaldezernent nach Koln gewechselt war Wolf nahm regelmassig an Stadtratssitzungen teil und unterstutzte den Antrag der Stadt Aachen auf Anerkennung als Staatlich Anerkanntes Heilbad die am 12 Juli 1974 verliehen wurde 10 Ab 1 August 1972 bis zu seiner Pensionierung 1982 wechselte Wolf als Leitender Regierungs und Medizinaldirektor zur Bezirksregierung Koln Er blieb nicht nur mit seinem Wohnsitz in Burtscheid sondern auch beruflich als Vertreter der Aufsichtsbehorde und als Badekommissar Aachen eng verbunden Er war der letzte Badekommissar von Bad Aachen Das Amt wurde nicht mehr nachbesetzt Einzelnachweise Bearbeiten Print n Press Verlag GmbH Auf den Spuren von Gerhard Reumont Abgerufen am 30 Oktober 2022 Lebendiges Aachen Was der Kurarzt empfiehlt Mit Dr Reumont unterwegs in Bad Aachen Abgerufen am 30 Oktober 2022 a b Max Wolf Skizzen aus dem Gesundheitswesen In Regierungsprasident in Aachen Hrsg 150 Jahre Regierung und Regierungsbezirk Aachen 1 Auflage Buchdruckerei Ph C W Schmidt Neustadt an der Aisch 1967 S 281 a b c d Low Ein altes Amt wird neu besetzt In Aachener Nachrichten Nr 297 Aachen 24 Dezember 1962 S 10 Balneologische Zeitung Correspondenzbl d Deutschen Gesellschaft fur Hydrologie Rathgeber 1856 google de abgerufen am 30 Oktober 2022 Aachen s heisse Quellen Digitalisat MDZ Abgerufen am 30 Oktober 2022 Josef Hartung Abgerufen am 30 Oktober 2022 Verein fur Kunde der Aachener Vorzeit Aus Aachens Vorzeit Aachen Kommissions verlag der Cremerschen buchhandlung C Cazin 1888 archive org abgerufen am 30 Oktober 2022 Allgemeine Brunnendiatetik Anleitung zum Gebrauche von Trink und Badekuren von J Beissel 1897 zbmed de abgerufen am 30 Oktober 2022 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Badekommissar Aachen und Burtscheid amp oldid 227546803