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Der Barenfang ist ein Gebaude des 17 Jahrhunderts in das Baren getrieben und dann gefangen gehalten wurden Der Barenfang auf dem Grossen Waldstein im Fichtelgebirge ist ein Jagddenkmal und gilt als das einzige erhaltene Gebaude seiner Art Im nahegelegenen Selber Wald sowie auf der Konigsheide standen offenbar ahnliche Gebaude die aber nach dem Verschwinden der Baren abgebrochen wurden da die machtigen Granitquader ein begehrtes Baumaterial waren BarenfangBeim Barenfang wurde 2006 ein steinerner Bar aufgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung des Baues 2 1 Dach 2 2 Funktionsweise 3 Sage von den zwei Monchen im Barenfang 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Lithografie von Georg Konitzer um 1850 nbsp Der Barenfang im Jahr 1961 nbsp Der Barenfang im Jahr 1972Als Folge des Dreissigjahrigen Krieges hatten sich die Raubtiere in den deutschen Waldern rasant vermehrt Die Markgrafen von Kulmbach Bayreuth setzten daraufhin Pramien auf den Abschuss von Baren und Wolfen aus Da Baren schwierig zu jagen sind entschloss man sich ihnen mit einer Falle am Waldstein zu Leibe zu rucken Die Geschichte des Barenfanges lasst sich gut rekonstruieren obwohl Dokumente wie Zeichnungen vom Bau fehlen Daher ist das genaue Baujahr unbekannt Im Staatsarchiv Bamberg gibt es jedoch zahlreiche indirekte Hinweise auf den Barenfang Sie wurden schon vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Karl Dietel zusammengetragen und befinden sich in seiner Zettelsammlung im Stadtarchiv Munchberg Der erste schriftliche Hinweis befindet sich in einer Rechnung des markgraflichen Kastenamtes Munchberg vom 3 April 1656 Darin werden vier Futtermees Hafer fur acht Fronpferde abgerechnet welche zum Transport des im Barenfang am Waldstein gefangenen Baren nach Gefrees benotigt wurden Von dort wurde das Raubtier weiter nach Bayreuth geschafft wo die Markgrafen im Thiergarten die beliebte Barenhatz durchfuhrten Vor 350 Jahren wurde also wahrscheinlich der erste Bar am Waldstein lebend gefangen Der Barenfang war etwa 100 Jahre in Betrieb in denen durchschnittlich fast jedes Jahr ein Raubtier in die Falle ging Nachgelesen werden kann dies immer wieder in den Rechnungen des markgraflichen Oberamtes Stockenroth Oftmals ist auch von Reparaturen die Rede bei denen die Bauern Frondienste leisten mussten Ein Waldsteinbar wurde als Sehenswurdigkeit in das Naturalienkabinett nach Erlangen gebracht andere stellte man angeblich auf Jahrmarkten zur Schau Das letzte Raubtier soll dort im Jahre 1760 gefangen worden sein Der letzte Bar des Fichtelgebirges lebte bis 1769 es war wie es heisst ein ziemlich zahmes Tier das den Holzfallern aus der Hand frass den Forster von Vordorf jedoch als seinen Todfeind betrachtete und von Letzterem in Notwehr erschossen wurde Daher werden die Vordorfer noch heute die Baren genannt Als um 1780 erneut verdachtige Spuren entdeckt wurden besserte man den Barenfang nochmals aus Angeblich fing man aber lediglich zwei Kapuziner die sich bei ihrer Wanderung uber den Waldstein vor dem Regen schutzen wollten In der Folgezeit verfiel die Barenfalle zusehends und schon um 1800 weckten die glatt behauenen Granitquader der Ruine die Begehrlichkeiten verschiedener Bauherren Die wertvollen Steine sollten erst zum Bau eines Forsthauses in Sparneck und dann fur eine Fabrik in Munchberg verwendet werden Dazu kam es jedoch nicht Schliesslich versuchte im Jahre 1816 der Unterforster Schontag aus Zell das verfallene Bauwerk abzureissen und die Steine fur seinen Hausbau zu verwenden Der Sparnecker Oberforster Otto konnte dieses Vorhaben gerade noch verhindern Er schrieb an das Forstamt Selb Es ist ausserst schandlich und unvernunftig von einem koniglichen Staatsdiener gehandelt wenn dieser ein sehr seltenes vielleicht in unserm ganzen Konigreich sich nicht wieder vorfindendes Alterthum nicht zu wurdigen weiss und sich gar erdreistet bey dem koniglichen Rentamt Munchberg um die kaufliche Uberlassung desselben und die Erlaubnis nachzusuchen solches zu demoliren Der Oberforster ware sogar bereit gewesen bei einer offentlichen Versteigerung allzeit funf Gulden mehr zu bieten als die andern und sie aus eigener Tasche zu bezahlen um dieses Alterthum an Ort und Stelle stehen lassen zu durfen Diesem Einsatz ist es zu verdanken dass 2006 das 350 jahrige Bestehen des Barenfanges gefeiert werden konnte Beschreibung des Baues BearbeitenDer Barenfang ist ein kleines langliches Gebaude mit zwei Zugangen an jeder Schmalseite einem In der Mitte einer Seitenwand befindet sich eine schmale Offnung Das Gebaude aus massiven Granitquadern ist 9 Meter lang 3 30 Meter breit und 4 Meter hoch Wegen der Schaden durch einen Sturm wurde 2006 dem Gebaude ein neues Dach aufgesetzt Die den Barenfang umgebenden Felsen sind ein Naturdenkmal In der Nahe wurde ein steinerner Bar aufgestellt Dach Bearbeiten Durch sichere Uberlieferungen ist bekannt dass die Barenfalle spatestens im Jahre 1816 ein Dach besass als der Zeller Forster sie abreissen wollte Unbestatigte Berichte Schleussinger 1924 erwahnen bereits um 1806 ein Ziegeldach Noch heute findet man Ziegel im Umfeld des Barenfanges Auch hatten die beiden Ordensbruder wohl kaum Schutz in dem Bauwerk gesucht wenn es nicht unter Dach gewesen ware Als indirekter fruhester Hinweis auf ein Dach ist im Jahre 1728 in einer Forstrechnung die Lieferung von funf Baumen fur die Reparatur des Barenfanges aufgefuhrt darunter ein Plocherbaum Wofur ware eine solche Menge Holz notig gewesen wenn nicht fur das Dach Ein weiteres Argument ist der Zustand der Mauerkrone die nach Entfernung des Daches derzeit offenliegt Ohne einen wirksamen Schutz hatte das Bauwerk den Winter am Waldstein kaum uberstanden Man kann somit davon ausgehen dass der Barenfang von Anfang an ein Dach hatte Offen bleibt ob dieses immer so beschaffen war wie vor seiner Zerstorung am 20 Mai 2006 durch einen Orkan Funktionsweise Bearbeiten Die genaue Funktion des Auslosemechanismus ist nicht vollstandig geklart Eine Vermutung ausserte Ludwig Zapf in seinem vor 150 Jahren publizierten Waldsteinbuch Demnach wurden die beiden Fallturen mit Seilen gehoben die an der Aussenseite der Nordwand mittig zusammenliefen Uber Osen wurden sie zu einem Mauerdurchlass knapp uber dem Boden geleitet Dort schob man sie uber einen Eisenstab der ins Innere des Bauwerkes fuhrte An seinem hakenformigen Ende hing der Koder Zerrte der Bar daran losten sich aussen die Seile vom Stab und die Falltore wurden freigegeben Hierzu ist zu erganzen dass zum Heben der Falltore die sicher einige Zentner gewogen haben wohl mehrere Manner notig gewesen waren Daher darf man vermuten dass an der nordlichen Aussenwand zusatzlich eine Seilwinde angebracht war die es einem einzelnen Mann erlaubte die Falle scharf zu machen Drei heute noch sichtbare Bohrlocher in Arbeitshohe deuten darauf hin Die Auslosung erfolgte nicht uber einen Eisenstab sondern uber ein Seil das in den Innenraum des Bauwerkes fuhrte und an dem der Koder hing Zerrte der Bar daran entriegelte er den Sperrhebel der Seilwinde und die Falltore fielen herunter Der Koder selbst bestand wohl aus Aas das beispielsweise in einem Sack stecken konnte Es musste vom Fallmeister herangeschafft werden der auch Luderfuhrer oder Schinder genannt wurde Er wohnte seit 1687 in Reinersreuth am Fusse des Waldsteins Dorthin wurde das gesamte verendete Vieh des Oberamtes Stockenroth Munchberg Hallerstein gebracht und im Saugarten verscharrt Der Sparnecker Revierforster Buchner schrieb dazu 1856 Der Fallmeister hatte die spezielle Aufsicht uber diesen Barenfang Er musste das Aufstellen und die Reinigung desselben samt dem Koder besorgen Fur diese Obliegenheiten empfing er 6 Klafter Holz aus den furstlichen Waldungen welche Abgabe obgleich das Barengeschlecht aus dieser Gegend verschwunden ist dennoch bis heute aus den koniglichen Staatsforsten jahrlich an demselben fortbesteht Der Fallmeister hatte ausserdem die Aufgabe die Hunde der herrschaftlichen Schaferei am Grohenbuhl bei Stockenroth mit Aas zu versorgen Unwahrscheinlich erscheint dagegen die Verwendung von Honig als Koder was oft vermutet wird Der Trog im Inneren des Barenfangs war vielmehr mit Wasser gefullt damit ein gefangener Bar einige Zeit uberleben konnte Durch eine Offnung in der Mitte der Sudwand wurde der Bar schliesslich in einen davor gestellten Kafig getrieben und lebend abtransportiert Es wird vermutet dass man den Baren mit Hilfe von Feuer aus dem Barenfang in den Kafig trieb beispielsweise konnte man brennende Fackeln an Stangen von beiden Seiten an den Baren herangebracht haben Dazu mussten die Falltore allerdings kleine Offnungen besessen haben Sage von den zwei Monchen im Barenfang BearbeitenEine Sage um den Grossen Waldstein erzahlt von folgender Begebenheit Einmal wollten zwei Monche von Eger her kommend uber den Waldstein nach Sparneck reisen Als sie auf dem Waldstein angekommen waren fing es plotzlich an wie wild zu regnen Es war als wollte jemand nicht dass sie es bis nach Sparneck schafften Auf der Suche nach Schutz vor dem Unwetter verliefen sich die zwei Monche immer tiefer im Wald Da sahen sie zu ihrer grossen Erleichterung einen schmalen Pfad und beschlossen diesem zu folgen Aus dem dichten Nebel den der Regen mit sich brachte erhob sich vor ihnen plotzlich ein kleines Haus Sie dankten ihrem Schopfer und traten ein um sich unterzustellen In dem kleinen Haus pfiff und heulte der Wind als ware der Leibhaftige in dem kleinen Haus gefangen Die Monche traten einige Schritte weiter in das Haus ein als plotzlich ein gewaltiges Poltern noch lauter als das Pfeifen und Heulen des Windes ertonte und zwei Tore die Ausgange des Gebaudes verschlossen Voller Angst stolperten sie weiter vorwarts und fielen in eine Ausbuchtung mit klebrigem Inhalt Angeekelt wischten sie ihre Hande an den Kutten ab und schliefen ein Am nachsten Tag wurden sie von einem lauten Brummen und Kratzen geweckt Sie erkannten dass sie in der Barenfalle sassen und das klebrige ein totes Tier war das den Baren anlocken sollte Diese Aufgabe hatte es auch erfullt Draussen lief ein gewaltiger Bar immer wieder lauernd um den Barenfang herum Zwar waren sie da sie drinnen und der Bar draussen war vor ihm sicher aber sie konnten nicht aus der Falle entkommen Schliesslich trollte sich der Bar wieder und die Monche konnten da sie sich vom Koder ernahrten nach zwei Tagen von Waldhutern gerettet werden Literatur BearbeitenTilmann Breuer Landkreis Munchberg Die Kunstdenkmaler von Bayern Kurzinventare XIII Band Deutscher Kunstverlag Munchen 1961 S 53 Karl Dietel Der Grosse Waldstein im Fichtelgebirge Natur Gegenwart Geschichte Fichtelgebirgsverein Hof 1987 Das Fichtelgebirge Band 1 Karl Dietel Der Grosse Waldstein im Fichtelgebirge Saalfrank Helmbrechts 1968 Zwischen Waldstein und Dobraberg Band 7 Reinhardt Schmalz Festrede zum Barenfang 2006 Reinhardt Schmalz Der Barenfang am Waldstein In Sparnecker Historische Hefte Heft 3 Sparneck 2012 S 10 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Barenfang Waldstein Sammlung von 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