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Die Avia S 99 und Avia S 199 waren tschechoslowakische Jagdflugzeuge aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Wie das Ursprungsmuster Messerschmitt Bf 109 waren sie freitragende Tiefdecker in Ganzmetallbauweise Avia S 199Israelische Avia S 199 1948Typ JagdflugzeugEntwurfsland Deutsches Reich NS Deutsches ReichTschechoslowakei TschechoslowakeiHersteller AviaErstflug 25 April 1947Indienststellung 1948Produktionszeit 1947 1951Stuckzahl 603 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nutzer 3 Technische Daten 4 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMit der im Kaschauer Programm vorgenommenen engen Orientierung der tschechoslowakischen Nachkriegsregierung an der Sowjetunion stand es fur die tschechoslowakische Militarfuhrung ausser Frage ihre Fliegerkrafte mit sowjetischem Fluggerat auszurusten weshalb General Vicherek bereits Ende Mai 1945 mit entsprechenden Regierungsstellen in Moskau Kontakt aufnahm Die Verhandlungen zogen sich jedoch hin so dass es erst 1949 zu einer Vereinbarung uber den Lizenzbau der Il 10 und der Jak 15 kam Ein gleichzeitig in Betracht gezogener Ankauf von Supermarine Spitfire L F Mk IXE in Grossbritannien wurde aus politischen Grunden fallen gelassen In dieser Situation entschied sich die tschechoslowakische Militarfuhrung fur die Verwendung von Zellen und Tragflachen der Bf 109G die aus der Kriegsproduktion bei Avia in Prag Cakovice und im Objekt Diana auf CSR Gebiet zuruckgeblieben waren Im Avia Werk waren bis zum Kriegsende die Varianten Bf 109G 14 bzw im Objekt Diana die Bf 109G 10 U4 gefertigt worden die mit DB 605 Motoren ausgerustet waren Von den im November 1945 gezahlten rund 500 Rumpfen und 850 Tragflachenpaaren die fur die Endmontage bereitstanden waren mit Fertigungsbeginn der Avia C 10 lediglich rund 160 Rumpfe und 380 Tragflachenpaare ubrig den Rest hatte die Rote Armee abtransportiert oder er war aufgrund fehlender Bewachung gestohlen worden 1 So verfugte die Firma Avia nach eigenen als nicht ganz zuverlassig bewerteten Angaben Ende 1946 uber Material um etwa 200 Bf 109 herstellen zu konnen Hinzu kamen rund 70 Maschinen die im mehr oder weniger flugfahigen Zustand beschadigt aufgesammelt wurden Von beiden Versionen wurden in Cakovice bis 1947 jedoch nur 21 Einsitzer C 10 und zwei Doppelsitzer Schulungsversionen C 110 ausgeliefert 2 Der Flugplatz bei Letov in Letnany Prag diente lediglich als Landeplatz wahrend der Einfluge da der Werksflugplatz von Avia zu klein war Die erste C 10 ursprunglich die Zelle der Bf 109G 10 W Nr 613156 flog erstmals am 22 Februar 1946 3 Die Maschine diente unter anderem in den Jahren 1946 1947 beim VLU in Letnany unter dem Kennzeichen V 9 zur Erprobung von Starthilfsraketen Im August 1947 erfolgte die Vergabe neuer Typnummern die C 10 wurde nun als S 99 und die C 110 als CS 99 bezeichnet Bereits im Juni 1947 hatte mit der C 110 503 auch die Auslieferung der ersten aus einsitzigen Zellen umgebauten Schulflugzeuge begonnen die im September 1947 mit der Ubernahme der CS 99 529 endete Ein Teil dieser Flugzeuge wurde spater zu CS 199 umgebaut Insgesamt entstanden 21 S 99 und 29 CS 99 Hauptgrund fur die geringen Stuckzahlen war die Zerstorung einer als Munitionslager genutzten Zuckerraffinerie am 31 Juli in Krasne Brezno Schonpriesen bei Usti nad Labem vergleiche Artikel Massaker von Aussig in der fast alle DB 605 Motoren eingelagert waren So entschloss man sich den noch in grosseren Mengen vorhandenen Motor Junkers Jumo 211 F einzubauen Dies erforderte etliche Anpassungsarbeiten unter anderem musste der Laderlufteinlass auf die rechte Flugzeugseite verlegt und die Synchronisierung der durch den Propellerkreis feuernden Maschinengewehre fur die breiteren Propellerblatter der VS 11 Holzluftschrauben adaptiert werden Da der Jumo 211 nicht fur den Einsatz einer Motorkanone geeignet war entfiel diese Wahrend es bei einem Teil der Maschinen rund 100 bei dieser Bewaffnungsvariante blieb erhielten andere als Ersatz fur die verlorene Feuerkraft zwei 7 92 mm MG vz 17 7 9N in den Tragflachen rund 250 Maschinen Ab 1950 kamen als Bewaffnungsvariante auch zwei 20 mm Kanonen vz 151 20N unter den Tragflachen zum Einsatz der von der Bf 109G bekannte Rustsatz VI Von diesen Kanonen standen bis Ende 1949 erst 78 Satze zur Verfugung wobei ein Grossteil dieser Satze fur die nach Israel gelieferten S 199 abgezweigt wurde Die so entstandene C 210 1 hob am 25 April 1947 um 14 32 Uhr mit Werkspilot Petr Siroky an Bord in Cakovice zu ihrem Erstflug ab Im September 1947 folgte die S 199 2 und kurz darauf die S 199 3 Alle drei Maschinen stellten Prototypen dar und dienten Avia in Zusammenarbeit mit dem VLU zu Testzwecken Propeller Olkuhler Fahrwerk Kabinenausstattung Ende 1947 legten das MNO und Avia die Fertigungszahlen fur 1948 fest Dabei sollten auf Avia 195 Maschinen und auf Aero 116 Maschinen entfallen Als Zulieferer sollten folgende Werke zum Einsatz kommen Letov Leitwerke das Flugzeugwerk in Prag Malesice Motoren und das Aero Werk in Prag Jinonice VS 11 mit Propellernaben Am 2 Februar 1948 ubernahmen die tschechoslowakischen Militarfliegerkrafte die erste S 199 S 199 4 Im Verlauf der Serienfertigung kam es zu verschiedensten Anderungen Auffallig war der anfangs verwendete Olkuhler unterhalb des Motorblocks der ab der 44 Maschine Avia bzw 8 Maschine Aero durch einen Warmetauscher ersetzt wurde Zudem wurde die ursprunglich nach rechts aufklappbare Haube durch eine Schiebehaube ersetzt und unter anderem die Radaufhangung sowie die Radkasten verandert Uber die Gesamtzahl der gefertigten Maschinen gibt es bis heute keine Klarheit geht Redemann von 551 gefertigten Flugzeugen aus bis Ende 1951 wobei 422 Maschinen auf Avia und 129 auf Letov entfallen sein sollen spricht Miroslav Irra von 533 Maschinen 414 bei Avia 129 bei Aero unter der Voraussetzung dass gewisse Serienblocke tatsachlich gefertigt wurden was nicht mit Sicherheit nachweisbar ist Die letzte CS 199 W Nr 582 wurde am 22 September 1950 ubergeben die letzte S 199 W Nr 543 im Jahre 1951 Da das Flugzeug von Anfang an als Ubergangslosung vorgesehen war stellte man es mit Lieferung der ersten Strahlflugzeuge bis Mitte der 1950er Jahre ausser Dienst Die S 199 wurde von den Piloten wegen ihres bosartigen Flugverhaltens im Langsamflug Mezek Maulesel genannt was auf das Wort Messerschmitt zuruckzufuhren sein und noch aus der Zeit der Luftschlacht um England stammen soll als tschechische Exilpiloten in der RAF gegen deutsche Bf 109 kampften Auch konnten die durch das schmalspurige Fahrwerk und die grosse Luftschraube resultierenden kritischen Start und Landeeigenschaften zur Namensgebung beigetragen haben Die S 199 flog bei allen Staffeln der tschechoslowakischen Fliegertruppe sowie beim Korps fur nationale Sicherheit SNB Somit war sie das meistverbreitete Kolbenmotorjagdflugzeug in den Luftstreitkraften der CSR 25 Maschinen wurden nach Israel exportiert und bildeten dort den Kern der neugegrundeten israelischen Luftwaffe IAF der Preis fur eine ausgerustete Maschine betrug 190 000 Dollar 4 Die erste Gruppe der kunftigen Piloten der israelischen Luftwaffe erhielt ihre Ausbildung von Anfang Mai bis Ende Juli 1948 auf dem Flugplatz Plana Zu ihnen gehorte unter anderem auch der spatere israelische Prasident Ezer Weizman Zwei weitere Gruppen zuerst 32 dann 16 Mann erhielten ihre Ausbildung an der Pilotenschule III in Olomouc ehemals Olmutz Der erste Einsatz von vier israelischen S 199 fand am 29 Mai 1948 wahrend des Palastinakrieges gegen einen agyptischen Konvoi statt Am 3 Juni 1948 gelangen dem Piloten Modi Alon erstmals mit diesem Typ die Abschusse von zwei agyptischen C 47 5 Ein israelisches Exemplar ist heute im Luftwaffenmuseum auf der Hatzerim Air Force Base in der Negev ausgestellt 6 nbsp Die zweisitzige Schulversion CS 199Von 1949 bis 1950 entstand die zweisitzige Trainingsversion CS 199 von der insgesamt 82 Exemplare gebaut wurden 7 Ein Exemplar ist erhalten und kann im Luftfahrtmuseum Kbely besichtigt werden Nutzer BearbeitenIsrael nbsp IsraelIsraelische LuftstreitkrafteTschechoslowakei nbsp TschechoslowakeiKorps fur nationale Sicherheit Tschechoslowakische LuftstreitkrafteTechnische Daten BearbeitenKenngrosse Avia S 199Lange 8 94 mSpannweite 9 92 mFlugelflache 16 50 m Flugelstreckung 6 0Leermasse 2860 kgmax Startmasse 3736 kgHochstgeschwindigkeit 440 km h in Bodennahe 589 km h in 6000 m HoheLandegeschwindigkeit 190 km hmax Steigleistung 13 7 m s in BodennaheGipfelhohe 9500 mEinsatzreichweite 850 kmTriebwerk ein Junkers Jumo 211FStartleistung 986 kW 1 341 PS Bewaffnung zwei 20 mm MK unter den Tragflachen zwei 13 1 mm MG uber dem MotorSonstiges BearbeitenAm 24 Mai 1948 desertierte der tschechoslowakische Leutnant Frantisek Novak vom 4 Jagdfliegerregiment mit einer S 199 und landete auf dem US amerikanischen Fliegerhorst Neubiberg Sein Flugzeug mit der Kennung KS 10 Werknummer 54 wurde anschliessend in die USA befordert und dort einigen Tests unterzogen Uber ein Jahr spater wurde es am 13 Juli 1949 an die Tschechoslowakei zuruckgegeben 8 Tschechischen Quellen zufolge hatte Novak den Dienstgrad eines Feldwebels und die Maschine kehrte erst Ende Marz 1950 auf dem Landweg in die CSR zuruck 9 Siehe auch BearbeitenListe von FlugzeugtypenLiteratur BearbeitenHans Jurgen Becker Rudolf Hofling Messerschmitt Bf 109 unter fremden Flaggen Motorbuch Stuttgart 2006 ISBN 3 613 02670 8 Miroslav Irra Mezek Avia S CS 199 Jakab 2010 ISBN 978 80 87350 04 1 Juillard Yann Mezek Salleck Wattenheim 2011 ISBN 978 3 89908 417 7 Alex Yofe Lawrence Nyveen Avia S 199 in Israeli Air Force Service 1948 1950 White Crow 2005 ISBN 0 9774627 1 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Avia S 199 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Speckmann Messerschmitt mit Davidstern In zeit de Abgerufen am 6 Juli 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Poruba Janda Messerschmitt Bf 109G 10 U4 Production amp Operational Service JaPo 2004 S 12 Hans Redemann Luftfahrtgeschichte Avia S 199 die letzte Hundertneun In Flug Revue Januar 1979 S 49 Dieter Hermann Die Bf 109 nach dem Krieg Unter fremder Flagge In Flugzeug Classic Nr 03 2013 S 21 Amitzur Ilan The Origin of the Arab Israeli Arms Race Arms Embargo Military Power and Decision in the 1948 Palestine War University Press New York 1996 S 169 Jose Fernandez Patrick Laureau Alex Yofe Zwischen Kauf und Konspiration die Entstehungsgeschichte der israelischen Luftwaffe Teil 1 In Flieger Revue Extra Nr 30 S 32 Johann Althaus Ausgerechnet Hitlers Allzweck Jager retteten Israel In Die Welt 23 Mai 2016 abgerufen am 14 September 2021 Informationstafel im Luftfahrtmuseum Kbely Rudolf Hofling Luftraumverletzungen Deutschland und Osterreich In Fliegerrevue X Nr 61 PPV Medien Bergkirchen 2016 S 56 57 Miroslav Irra Mezek Avia S CS 199 Jakab Bucovice 2010 Band 1 S 40 41 Liste der Flugzeugtypen des Herstellers Avia Benes Hajn BH 1 BH 2 BH 3 BH 4 BH 5 BH 6 BH 7 BH 8 BH 9 BH 10 BH 11 BH 12 BH 16 BH 17 BH 19 BH 20 BH 21 BH 22 BH 23 BH 25 BH 26 BH 27 BH 28 BH 29 BH 33 BH 39Nebesar 51 57 156 B 158Novotny B 34 B 35 B 46 B 122 B 135 B 234 B 534 B 546 B 634Lizenzbauten Av 14 B 33 B 71 C 2 F IX S 92 S 99 CS 99 S 199 CS 199 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Avia S 199 amp oldid 234407649