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Am 25 Juni 1975 liess Premierministerin Indira Gandhi den Ausnahmezustand in Indien proklamieren englisch unter dem Begriff The Emergency bekannt Der Ausnahmezustand bestand uber 21 Monate bis zum 21 Marz 1977 In dieser Zeit waren die Grundrechte wie Pressefreiheit aufgehoben oder eingeschrankt zahlreiche Oppositionelle wurden inhaftiert und die Premierministerin regierte weitgehend per Dekret Die Zeit des Ausnahmezustandes zahlt zu den am kontroversesten diskutierten Perioden der neueren indischen Geschichte 1 2 3 Bei der im Marz 1977 durchgefuhrten Parlamentswahl erlitt die von Indira Gandhi gefuhrte Kongresspartei eine schwere Niederlage die erste grossere in ihrer Geschichte was das Ende des Ausnahmezustandes bedeutete Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Nach der Parlamentswahl 1971 3 Dauerkonflikte mit den Gerichten und Widerstand gegen die Politik Indiras 4 Ereignisse zur Zeit des Ausnahmezustandes 5 Suspendierung des Ausnahmezustandes und Neuwahlen 6 Beurteilung der Ereignisse 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Jawaharlal Nehru erster Premierminister des unabhangigen Indien und Vater von Indira GandhiNach der Unabhangigkeit Indiens 1947 von der britischen Kolonialherrschaft etablierte sich der Indische Nationalkongress der hauptsachlich Trager der landesweiten Unabhangigkeitsbewegung gewesen war als fuhrende Regierungspartei Bei den gesamtindischen Wahlen zum Parlament in den ersten Jahren der Unabhangigkeit gewann die Kongresspartei zwischen 50 und 75 der Wahlkreise und Parlamentssitze Die grossten Oppositionsparteien waren die Kommunisten sozialistische Parteien Hindu Nationalisten und die Swatantra Partei die alle jedoch nur mit weitem Abstand auf die Kongresspartei folgten Die Wahlerfolge der Kongresspartei wurden dabei durch das geltende relative Mehrheitswahlrecht begunstigt das dazu fuhrte dass Kongresspartei Kandidaten aufgrund der Zersplitterung der Opposition in der Regel auch schon dann ihren Wahlkreis gewinnen konnten wenn sie nur auf etwa 30 der Gesamtstimmen kamen Weitgehend unangefochtener politischer Fuhrer in dieser Zeit war Jawaharlal Nehru der ehemalige Mitstreiter und Weggefahrte Mahatma Gandhis Nach dem relativ uberraschenden Tod Nehrus im Jahr 1964 ergab sich ein Machtvakuum in der Kongresspartei und es war zunachst unklar wer die Fuhrung ubernehmen sollte Fur nur wenige Tage ubernahm Gulzarilal Nanda das Amt des Premierministers und wurde dann durch Lal Bahadur Shastri abgelost der im Wesentlichen die Politik Nehrus fortfuhrte Staatssozialismus im Inneren Blockfreiheit in der Aussenpolitik Auch die Tochter Nehrus Indira Gandhi erhielt in der Regierung Shastri ein Ministeramt das des Ministers fur Telekommunikation und Rundfunk Nach dem ebenfalls relativ uberraschenden Tod Shastris auf der Konferenz von Taschkent 1968 auf der er ein Abkommen zur Beendigung des Zweiten Indisch Pakistanischen Krieges unterzeichnet hatte wurde Indira Gandhi zur neuen Vorsitzenden der Kongresspartei gewahlt Ihr Haupt Gegenkandidat war Morarji Desai vom konservativen Flugel der Kongresspartei In den folgenden Jahren bewegte sich Indira mit ihrer Politik deutlich in Richtung des linken politischen Spektrums 1969 wurden wichtige Banken verstaatlicht und die Pensionszahlungen an die vormaligen indischen Fursten Privy Purse die diese als Entschadigung fur die Abgabe ihrer Lander an die Indische Republik erhalten hatten eingestellt Schliesslich uberwarf sich Indira Gandhi mit den anderen Fuhrern der Kongresspartei in verschiedenen politischen Fragen so dass sie 1969 durch den Parteiprasidenten S Nijalingappa aus der Kongresspartei ausgeschlossen wurde Die machtbewusste Indira sammelte daraufhin ihre Anhanger hinter sich und die Mehrheit der Kongresspartei Abgeordneten folgte ihr so dass sich die Kongresspartei in einen kleineren Indian National Congress Organisation Congress O und einen grosseren Congress R letzterer unter der Fuhrung von Indira aufspaltete Beide Fraktionen beanspruchten der legitime Nachfolger der alten Kongresspartei zu sein Bei den landesweiten Wahlen 1971 konnte Indiras Kongress einen erdrutschartigen Sieg erringen und gewann 352 der 520 Parlamentssitze wahrend der Congress O mit dem Spitzenkandidaten Morarji Desai nur 51 Sitze gewann Danach war klar wer die Nachfolge der alten Kongresspartei angetreten hatte und das Suffix R wurde fortan weggelassen Nach der Parlamentswahl 1971 Bearbeiten nbsp Indira Gandhi als PremierministerinDie neue Kongresspartei unter der Fuhrung Indiras war nur noch begrenzt mit der alten Kongresspartei vergleichbar in der es einen erheblichen Pluralismus der Meinungen und eine innerparteiliche Demokratie gegeben hatte In Indiras Kongress wurden Entscheidungen haufig zentralistisch gefallt und zwar oft nicht im Kabinett der Premierministerin sondern in ihrem Buro in dem ihr Hauptberater und Sekretar P N Haksar eine zentrale Rolle spielte umgeben von einem kleinen Zirkel von Beratern die haufig von Kaschmir brahmanischer Herkunft waren die von Kritikern so genannte Kashmiri Mafia 4 5 6 Im Verlaufe ihrer Amtszeit fallte die Premierministerin auch immer wieder einsame Entscheidungen mit denen sie auch ihre engen Berater uberraschte oder schockierte Die unteren Parteirange realisierten dass ihr Aufstieg innerhalb der Partei wesentlich von der Gunst Indiras abhing und so entwickelte sich ein ausgepragter Personenkult und vorauseilender Gehorsam gegenuber der Parteifuhrerin Auf dem Hohepunkt ihres Einflusses war es der Premierministerin moglich handverlesene Personen ihres Vertrauens zu Chief Ministern in den Bundesstaaten zu ernennen wahrend die Kongresspartei die diese Amtstrager eigentlich hatte wahlen sollen dazu degradiert wurde die Entscheidungen Indiras abzunicken Einen Gipfelpunkt der Personalisierung und Zentrierung auf eine einzige Person erreichte der Prasident der Kongresspartei Dev Kant Barooah 1974 mit seinem Slogan Indira is India and India is Indira Indira ist Indien und Indien ist Indira und seiner Erklarung dass Indien ohne Opposition auskommen kann die Opposition ist irrelevant fur die Geschichte Indiens India can do without an Opposition the Opposition is irrelevant to the history of India 7 Unter den einfachen Bevolkerungsschichten genoss die charismatische Premierministerin eine erhebliche Verehrung Sie wurde teilweise als Indira Amma die Personifikation von Mutter Indien gesehen und zum Teil sogar als hinduistische Gottheit oder Kaiserin von Indien portratiert Mit ihrem populistischen Wahlslogan Garibi Hatao Beseitigt die Armut von 1971 hatte sie den Unterprivilegierten ein besseres Leben in Aussicht gestellt Vom 3 bis 16 Dezember 1971 kam es unter ihrer Regierung zum Krieg mit Pakistan der mit der Unabhangigkeit Ost Pakistans unter dem Namen Bangladesch endete Am 18 Mai 1974 explodierte die erste indische Atombombe auf dem Testgelande Pokhran in der Wuste Thar in Rajasthan 8 Diese Demonstrationen indischer Starke steigerte die Popularitat Indira Gandhis Dauerkonflikte mit den Gerichten und Widerstand gegen die Politik Indiras BearbeitenDie sozialistische Politik Indiras stiess jedoch auch auf Widerstande Insbesondere kam es zu einem Dauerkonflikt der Premierministerin mit den oberen Gerichten Indiens In einem grundlegenden Urteil im Fall Golaknath v State Of Punjab Klager Golaknath gegen den Bundesstaat Punjab bei dem es um die Enteignung der Landbesitzerfamilie Golaknath ging urteilte 1967 der Oberste Indische Gerichtshof Supreme Court of India zugunsten des Klagers dass die in der indischen Verfassung verankerten Grundrechte darunter auch das Eigentumsrecht unverletzlich seien und auch nicht durch vom Parlament beschlossene Gesetze oder Verfassungszusatze Amendments aufgehoben werden konnten Daraufhin verabschiedete Indiras Kongresspartei mit ihrer Zweidrittelmehrheit im Parlament 1971 den 24 Verfassungszusatz zur indischen Verfassung nach dem das Parlament auch das Recht besitzen sollte samtliche Teile der Verfassung per Gesetz Verfassungszusatz zu andern Nachdem der Oberste Gerichtshof auch die Aufhebung des Privy Purse als rechtswidrig erklart hatte beschloss Indiras Kongress den 26 Verfassungszusatz mit dem diese Entscheidung des Gerichtes praktisch aufgehoben wurde Mit einer knappen Mehrheit von 7 6 Stimmen hob der Oberste Gerichtshof im Fall Kesavananda Bharati v State of Kerala den kurz zuvor beschlossenen 24 Verfassungszusatz 1973 wieder auf und betonte die Unantastbarkeit der Grundrechte in der Verfassung 9 In den Jahren 1973 bis 1975 kam es in verschiedenen Teilen des Landes zu Unruhen gegen die Regierung darunter auch in Gujarat wo infolgedessen die oppositionelle Janata Front ein Wahlbundnis verschiedener Parteien die Wahlen zum regionalen Parlament 1975 gewinnen konnte Ab 1974 gab es sozialistisch revolutionar inspirierte Unruhen in Bihar unter der Fuhrung von Jayaprakash Narayan J P movement oder Bihar movement der zum Sturz der Regierung und taglichen landesweiten Demonstrationen aufrief 10 und im Mai 1974 kam es zu einem landesweiten Eisenbahnerstreik der die Infrastruktur des Landes lahmzulegen drohte und gegen den die Regierung mit Harte und umfangreichen Verhaftungen von Streikenden vorging 11 12 Der entscheidende Ausloser fur die Ausrufung des Ausnahmezustandes war jedoch wieder ein Gerichtsurteil Bei der Parlamentswahl 1971 war Raj Narain im Wahlkreis Rae Bareli in Uttar Pradesh gegen die Premierministerin angetreten und hatte die Wahl verloren Daraufhin klagte Narain auf Annullierung des Wahlergebnisses da seine Gegenkandidatin die Premierministerin unerlaubte Mittel verwendet hatte indem sie sich im Wahlkampf der staatlichen Institutionen bedient habe Dazu gehorte zum Beispiel der Einsatz von Polizisten sowie die Nutzung von Elektrizitat aus einer staatlichen Quelle bei Wahlkampfveranstaltungen Der Klager bekam im Fall State of Uttar Pradesh v Raj Narain durch den Allahabad High Court am 12 Juni 1975 Recht zugesprochen wobei durch das Gericht ausdrucklich die schwerwiegenderen Anschuldigungen wie Bestechlichkeit und Wahlerstimmen Manipulation abgewiesen wurden Die vergleichsweise geringfugigen Verfehlungen hatten zur Folge dass der High Court die Wahl Indiras im Wahlkreis Rae Bareli fur ungultig erklarte ihren Parlamentssitz aberkannte und ihr untersagte in den nachsten sechs Jahren an Wahlen teilzunehmen Zuvor war die Premierministerin in einer bisher dahin nie dagewesenen Weise durch den High Court ins Kreuzverhor genommen worden Ihr Amt als Premierministerin war von dem Urteil nicht betroffen Trotzdem nutzte die Opposition das Urteil zu massiver Agitation gegen Indira und es kam zu Massenstreiks der Gewerkschaften und Studentenunruhen 13 Die Premierministerin focht das Urteil an und ging in Revision vor dem Obersten Gerichtshof Am 24 Juni 1975 entschied der Supreme Court dass das Urteil Gultigkeit habe Am Folgetag kam es zu von der Opposition organisierten massiven Protesten in Delhi bei denen teilweise offen zum Umsturz der Regierung aufgerufen wurde nbsp Titelseite des Indian Herald vom 26 Juni 1975 mit der Nachricht uber die Verhaftung von prominenten Politikern Jayaprakash Narayan Morarji Desai Congress R A B Vajpayee und L K Advani beide Jan Sangh Ashoka Mehta Sozialistische Partei Noch am gleichen Tag dem 25 Juni 1975 erwirkte die Premierministerin ohne zuvor ihre Minister konsultiert zu haben bei dem ihr ergebenen Prasidenten Fakhruddin Ali Ahmed die Ausrufung des Ausnahmezustandes state of emergency In der Proklamation des Prasidenten hiess es In exercise of the powers conferred by clause 1 of Article 352 of the Constitution I Fakhruddin Ali Ahmed President of India by this Proclamation declare that a grave emergency exists whereby the security of India is threatened by internal disturbance In Ausubung der Befugnisse die mir durch Absatz 1 des Artikels 352 der Verfassung ubertragen sind erklare ich Fakhruddin Ali Ahmed Prasident Indiens dass ein schwerwiegender Notstand besteht durch den die Sicherheit Indiens durch innere Unruhen gefahrdet ist Prasident Fakhruddin Ali Ahmed Proklamation vom 25 Juni 1975 1 Der Ausnahmezustand war zunachst verfassungsgemass auf sechs Monate Dauer befristet Die Premierministerin liess ihn jedoch mehrfach jeweils kurz vor Auslaufen der 6 Monatsfrist durch den Prasidenten fur weitere sechs Monate verlangern Ereignisse zur Zeit des Ausnahmezustandes BearbeitenBegrundet wurde der Ausnahmezustand mit der Gefahrdung der offentlichen Sicherheit und der Gefahrdung der wirtschaftlichen Stabilitat des Landes durch die Unruhen Als erste Massnahme ging eine Verhaftungswelle uber das Land Zahlreiche Demonstranten Streikfuhrer und Vertreter der politischen Opposition wurden inhaftiert Zu den damals Inhaftierten gehorten u a Raj Narain Morarji Desai Charan Singh Ashoka Mehta Jivatram Kripalani George Fernandes Atal Bihari Vajpayee Lal Krishna Advani und viele Funktionare der Kommunistischen Parteien Nur wenige Politiker aus Indiras Kongresspartei opponierten gegen den Ausnahmezustand so unter anderen Chandra Shekhar Ram Dhan Krishan Kant und Mohan Dharia Diese wurden ebenfalls in Haft genommen 14 Insgesamt wurden wahrend des Ausnahmezustandes mehr als 100 000 Personen ohne Gerichtsverfahren fur unbestimmte Zeit inhaftiert 15 Organisationen der Opposition wie Rashtriya Swayamsevak Sangh RSS and Jamaat e Islami Hind wurden verboten Mehrere Bundesstaats Regierungen die in Opposition zu Indiras Kongress standen wurden durch die Zentralregierung abgesetzt und die Bundesstaaten unter president s rule gestellt In Tamil Nadu wurde die in Opposition zu Indiras Kongress stehende DMK Regierung abgesetzt und fuhrende Politiker von Dravida Munnetra Kazhagam inhaftiert Auch die Janata Front Regierung in Gujarat wurde abgesetzt Mehrere High Courts in den Bundesstaaten erklarten dass die Festnahmen juristisch anfechtbar seien jedoch wurden die Urteile der High Courts durch den Supreme Court zu dessen Vorsitzenden Indira A N Ray ernannt hatte aufgehoben 16 17 Viele Oppositionelle gingen in den Untergrund um der Verhaftung zu entgehen Vereinzelt kam es auch zur Misshandlung oder Folter von Verhafteten in Polizeigewahrsam Einige Totungsdelikte sind in diesem Zusammenhang bekannt geworden 18 Einen wesentlichen grosseren und gewalttatigen Widerstand gegen die Regierungsmassnahmen gab es bemerkenswerterweise nicht 15 Indira und ihre Berater hatten einen grosseren Widerstand der Oppositionsparteien der Gewerkschaften und der Presse befurchtet Aber all dies trat nicht ein fast das ganze Land fugte sich der verordneten Quasi Diktatur der Premierministerin Wie Indira es spater ausdruckte Not a dog barked Nicht einmal ein Hund bellte 19 Es gab auch Befurworter der Regierungsmassnahmen Der Sozialreformer Vinoba Bhave begrusste die Massnahmen als notwendig zur Wiederherstellung geordneter Verhaltnisse ebenso der Industrielle Jehangir Ratanji Dadabhoy Tata und die Chief Ministerin von Orissa Nandini Satpathy Andere argumentierten dass durch den Ausnahmezustand plotzlich Disziplin in das offentliche Leben gekommen sei Die Zuge seien plotzlich sprichwortlich punktlich gewesen es habe Ruhe und Ordnung geherrscht die Kriminalitatsrate und die Gewalttatigkeiten zwischen Hindus und Muslimen hatten deutlich abgenommen und die Wirtschaft habe floriert 20 Wahrend der Zeit des Ausnahmezustandes wurden alle angesetzten Wahltermine ausgesetzt Indira Gandhi konnte sich auf die grosse Mehrheit ihrer Partei im Parlament stutzen und regierte ansonsten per Dekret direkt uber das Parlament hinweg Den Ausnahmezustand sah die Premierministerin auch als Moglichkeit Massnahmen zu ergreifen die in einem normalen Gesetzgebungsverfahren kaum oder nur langsam zu realisieren gewesen waren So initiierte sie ein 20 Punkte Programm zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums und der landwirtschaftlichen Produktivitat Parallel sollten die Armut und der Analphabetismus bekampft werden nbsp Sanjay Gandhi der jungste Sohn Indira GandhisEin Feld der Regierungsmassnahmen waren Initiativen zur Eindammung des Bevolkerungswachstums Insbesondere fur Indiras Sohn Sanjay Gandhi der ohne ein Parlamentsmandat oder einen offiziellen Posten in der Regierung zu haben zunehmend an Einfluss gewann war das unkontrollierte rasante Bevolkerungswachstum Indiens ein Hauptproblem Sanjay Gandhi war zum Fuhrer des Youth Congress der Jugend und Nachwuchsorganisation der Kongresspartei aufgestiegen und nutzte diese Organisation um seine Ziele bzw die Ziele seiner Mutter durchzusetzen Ein Programm zur Geburtenkontrolle wurde begonnen das vor allem auf freiwillige Sterilisationen setzte Als Anreiz zur Sterilisation wurden materielle Vergunstigungen geboten Land Wohnungen usw Die Zahl der Sterilisierungen verdreifachte sich von 1976 bis 1977 im Vergleich zum Vorzeitraum auf 8 3 Millionen Dabei wurden die verantwortlichen Behorden vor Ort erheblich unter Druck gesetzt indem Planziele festgesetzt wurden wie viele Personen in einem gewissen Zeitraum sterilisiert werden sollten Vor allem Arme und Angehorige niederer Kasten wurden sterilisiert Kritiker behaupteten dass es zu Zwangssterilisationen und Sterilisationen ohne vorherige umfassende Aufklarung der Betroffenen gekommen sei Das ganze Programm geriet in Misskredit und wurde insgesamt als Fehlschlag bewertet da es die gesamte Familienplanung in ein schlechtes Licht geruckt hatte so dass sich spatere indische Regierungen nur zogerlich wieder mit dem heiklen und negativ besetzten Thema befassen konnten Ebenfalls negativ mit dem Namen Sanjay Gandhis assoziiert wurde die gewaltsame Raumung der Slumsiedlung am Turkman Gate in Delhi die vor allem durch Muslime bewohnt war im April 1976 durch Planierraupen Ausloser war eine Bemerkung Sanjays er wolle von der Jama Masjid der Hauptmoschee Delhis einen freien Blick auf das India Gate haben Infolgedessen wurden im Rahmen eines Programms zur Slumbeseitigung und Stadtverschonerung Tausende von Slumbewohnern vertrieben und mehr als 800 Wohnungen abgerissen Bei Zusammenstossen mit der Polizei gab es etliche Todesopfer Die rabiat vertriebenen Slumbewohner mussten zum Teil jahrelang oder vergeblich um neue Unterkunfte kampfen 21 In einem vertraulichen Gesprach am 21 Oktober 1975 zwischen dem damaligen amerikanischen Botschafter William B Saxbe und P N Dhar Indiras Privatsekretar das Jahrzehnte spater durch WikiLeaks veroffentlicht wurde fuhrte letzterer aus dass eines der Ziele des proklamierten Ausnahmezustandes die Einfuhrung eines Prasidialsystems nach amerikanischem Vorbild anstelle des bisherigen parlamentarischen Systems nach britischem Vorbild Westminster style democracy gewesen sei da jenes sich als ineffizient erwiesen habe 22 23 Ernsthafte Anstrengungen wahrend des Ausnahmezustandes die Verfassung zu andern wurden allerdings nicht unternommen Suspendierung des Ausnahmezustandes und Neuwahlen Bearbeiten Hauptartikel Parlamentswahl in Indien 1977 nbsp Morarji Desai als Premierminister 1978Nachdem sich die innenpolitische Lage beruhigt hatte verkundete Indira Gandhi am 18 Januar 1977 relativ uberraschend die Suspendierung des Ausnahmezustandes und die Abhaltung freier Wahlen Alle unter dem Ausnahmezustand inhaftierten politischen Gefangenen wurden freigelassen und die Pressezensur wieder aufgehoben Die Grunde die Indira zu diesem Zeitpunkt zur Aufhebung des Ausnahmezustandes veranlasst hatten sind unbekannt Vom 16 20 Marz 1977 wurden Wahlen zum indischen Parlament abgehalten bei denen Indira als Spitzenkandidatin der Kongresspartei auftrat Die Oppositionsparteien hatten sich in der Janata Party einer heterogenen Partei deren einziger gemeinsamer Nenner die Opposition gegenuber dem Ausnahmezustand war zusammengeschlossen Die Opposition stellte die Wahl als eine letzte Entscheidung zwischen Demokratie und drohender Diktatur dar Bei der Wahl erlitt Indiras Kongresspartei eine vernichtende Wahlniederlage und die Zahl der Kongresspartei Abgeordneten wurde von 352 auf 153 von 544 mehr als halbiert Die Janata Party gewann 298 Sitze und die mit ihr verbundeten Parteien 47 Morarji Desai wurde anschliessend zum Premierminister einer erstmals nicht von der Kongresspartei gefuhrten Regierung gewahlt Am 21 Marz 1977 nachdem die Niederlage Indiras offenbar geworden war endete der Ausnahmezustand auch offiziell Die von der Janata Party gefuhrte Regierung zerstritt sich jedoch in Kurze heillos aufgrund der divergierenden Einzelinteressen so dass 1980 Neuwahlen erfolgen mussten die erneut Indira Gandhi mit ihrer Kongresspartei gewann Beurteilung der Ereignisse BearbeitenIn der heutigen indischen Wahrnehmung wird die Zeit des Ausnahmezustandes fast einhellig negativ gesehen und als dunkelste Zeit der indischen Demokratie betrachtet 1 2 Indien sei in dieser Zeit in Gefahr gewesen von einer Demokratie in eine Diktatur oder autoritare Staatsform abzugleiten Letztlich muss aber betont werden dass Indira Gandhi bei allem Machtinstinkt keine skrupellose nur auf den eigenen Vorteil bedachte Diktatorin war als die sie ihre Gegner zum Teil darzustellen versuchten Indira hatte als Tochter Nehrus die indische Befreiungsbewegung aus nachster Nahe kennengelernt und war zeitlebens davon uberzeugt dass die pluralistische Demokratie wenn auch in einer mehr personalisierten prasidialen Form die einzig mogliche Regierungsform fur das heterogene Indien darstellte In einer spateren Aufarbeitung der Ereignisse wahrend der Zeit des Ausnahmezustandes machte die Kongresspartei zum Teil Sanjay Gandhi fur die Exzesse wahrend der Zeit des Ausnahmezustandes verantwortlich 24 Die Janata Party Regierung versuchte den Ausnahmezustand juristisch aufzuarbeiten jedoch kam es nur zu einigen wenigen Verurteilungen von Personen in niedrigen politischen Positionen Literatur BearbeitenArvind Rajagopal The emergency as prehistory of the new Indian middle class Modern Asian Studies 45 5 2011 S 1003 1049 pdf P N Dhar Indira Gandhi the Emergency and Indian Democracy Oxford University Press New York 2001 ISBN 0 19 565645 8 Weblinks BearbeitenNewsX Video The Emergency days YouTube Dokumentation englisch Sarbjit Singh Johal The Emergency and Constitutional Change in India Dissertation University of British Columbia Juni 1977 englisch Mrs Indira Gandhi Interview On Democracy In India 09 23 1976 YouTube Video englisch When the trains ran on time A film on 1975 Internal Emergency in India Video Dokumentation YouTube englisch India s State of Emergency Witness BBC World Service Radiosendung englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Emergency papers found The Times of India 30 Juni 2013 abgerufen am 3 Juli 2014 englisch a b Emergency The Darkest Period in Indian Democracy Nicht mehr online verfugbar theviewspaper net archiviert vom Original am 13 September 2013 abgerufen am 3 Juli 2014 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot theviewspaper net Raj Singh Post mortem 1975 Emergency a blot that still haunts Indian democracy indiatvnews com 14 Juli 2014 abgerufen am 14 Oktober 2014 englisch Rukun Advani A little outside the ring telegraphindia com abgerufen am 6 Februar 2015 englisch How far is Aksai Chin from Ho Chi Min tribuneindia com 12 September 1998 abgerufen am 6 Februar 2015 englisch Rajeshwar Dayal A Life of Our Times Orient Longman Limited New Delhi 1998 S 511 Google Digitalisat ISBN 81 250 1546 9 Shashi Tharoor Experiment with autocracy The Hindu 14 April 2002 abgerufen am 21 November 2014 englisch Project of the Nuclear Age Peace Foundation 1974 NuclearFiles org abgerufen am 1 November 2014 englisch Arvind P Datar The case that saved Indian democracy The Hindu 24 April 2013 abgerufen am 4 Juli 2014 englisch Lalan Tiwari Democracy and Dissent A Case Study of the Bihar Movement 1974 75 South Asia Books Dezember 1987 ISBN 978 81 7099 008 6 Stephen Sherlock Railway Workers and Their Unions Origins of 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