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Die Asena Legende ist ein auf chinesische Quellen gestutzter Ursprungsmythos der Turken Asena ist eine turkeiturkische Nebenform zu Aschina dem Stammvater des herrschenden Clans der Kok Turken die in chinesischen Quellen als Tujue 突厥 bezeichnet werden Aschina ist in den chinesischen Quellen auch der Familienname der turkischen Chagane Asena auf der 5 Lira Note der ersten Serie ab 1927 In Zentralasien sind verschiedene Versionen dieser Erzahlung verbreitet Die altesten schriftlichen Erwahnungen finden sich in der chinesischen Literatur vor allem in den Annalen verschiedener chinesischer Herrscherhauser Die alteste Erwahnung findet sich in den Aufzeichnungen der Nordlichen Zhou Dynastie Mitte des sechsten Jahrhunderts Bis auf eine Ausnahme spielt in allen chinesischen Erzahlungen zur Abstammung der Turken eine Wolfin eine besondere Rolle 1 Ein ahnlicher Abstammungsmythos in dem eine Wolfin eine besondere Rolle spielt wurde bereits fruher im Shiji des ersten grossen chinesischen Historikers Sima Qian 85 v Chr mit den Wusun Wu sun und spater in der Geheimen Geschichte der Mongolen Mitte des 13 Jahrhunderts mit den Mongolen verbunden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Die Legende 2 Zur Herkunft des Namens Asena 3 Die altesten Versionen 3 1 Variante Wolf erzieht verlassenes Kind 3 2 Variante Der Herr des Regens und des Winds 3 3 Variante Der Geist des Sees 3 4 Sonstiges 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDie Legende BearbeitenDie Legende erzahlt von einem kleinen Jungen dem einzigen Uberlebenden seines Stammes Der Stamm fallt einem Massaker zum Opfer doch der Junge wird von einer Wolfin gefunden und aufgezogen Die Wolfin flieht mit dem Jungen in eine Hohle in den Bergen nordwestlich von Gaochang Kao Ch ang In der Hohle befindet sich eine grosse Ebene mit reicher Vegetation 1 In manchen Versionen ist der Junge noch ein Saugling der von der Wolfin gesaugt wird In anderen Versionen ist er bereits zehn Jahre alt und wird mit Fleisch ernahrt Der Junge wachst heran und vereinigt sich mit der Wolfin In manchen Versionen lebt der Junge lange genug um Rache zu nehmen Aus der Vereinigung mit der Wolfin gehen zehn Jungen hervor Der Wolf turkisch kurt altturkisch bori ist ein panturkisches Symbol Er wurde als heiliges Totemtier und Ahne verehrt Fruher hiess er kok bori blauer himmlischer Wolf wobei es in manchen Stammen als tabu galt seinen Namen Bori in Bezug auf das Tier auszusprechen Wissenschaftler brachten die Zahl zehn in der Legende mit den zehn Stammen On Oq zehn Pfeile in Verbindung aus denen der Westteil des ersten Reiches der Gokturken bestand 3 Das Gebirge nordwestlich von Kao ch ang wurde als das Altai Gebirge wiedererkannt 1 Zur Herkunft des Namens Asena BearbeitenDie Herrscher des ersten und zweiten Reiches der Gokturken entstammten dem Hause Aschina dem Adelsgeschlecht das der Uberlieferung nach mit dem Abstammungsmythos insofern eng verbunden war als je nach Variante des Mythos einer oder alle Abkommlinge der Wolfin in der ersten Generation oder einer Folgegeneration den Namen Aschina annahm der dann als Familienname gefuhrt wurde 4 Aus dem Namen Aschina wurde spater der Name der Wolfin Asena abgeleitet Die altesten Versionen BearbeitenVariante Wolf erzieht verlassenes Kind Bearbeiten Die alteste Version dieser Variante befindet sich in den Aufzeichnungen der kurzlebigen Nordlichen Zhou Dynastie 556 581 in dem um 629 fertiggestellten Zhou shu Eine etwas andere Version derselben Legende ist im um das Jahr 659 fertiggestellten Pei shih zu finden Die Aufzeichnungen der Sui Dynastie das zwischen 629 und 636 geschriebene Sui Shu sind nahezu Wort fur Wort identisch mit der Erzahlung im Pei shih Diese Variante ist vermutlich die unter der Mehrheit der damaligen Turken am meisten verbreitete Variante gewesen 5 Die Stele von Bugut eines der altesten schriftlichen Zeugnisse der Turken ist mit einer Wolfin geschmuckt die ein Kind saugt die Flagge des gokturkischen Reichs zeigte einen goldenen Wolfskopf die Leibgarde der Herrscher der Turken wurden laut chinesischen Quellen fu li turk bori also Wolfe genannt 6 Das Zhou shu gibt des Weiteren an dass die Ostturken alljahrlich die Stattlichen an die Hohle des Ahnen fuhrten um eine Opfergabe zu zelebrieren Das Sui shu bestatigt das und gibt an dass auch die Westturken hohe Wurdentrager zur alljahrlichen Zeremonie entsandten Die Hohle in der dieses Ritual stattfand befand sich auf ostturkischem Territorium In der Wissenschaft wird angezweifelt dass es sich dabei um die gleiche Hohle wie in der Legende handelte Schon die chinesischen Texte verwendeten zwei verschiedene Bezeichnungen fur die Hohlen hsueh fur die Hohle in der Legende k u fur die Hohle in der die alljahrliche Zeremonie stattfand 7 Diesen Quellen ist die Uberzeugung gemein dass es sich bei den Turken chin t u chueh um einen von den Xiongnu losgelosten Zweig handelt 5 Im Zhou shu ist folgendes zu lesen Ohne Zweifel sind die Turken ein von den Xiongnu losgeloster Zweig Sie gehoren zum A shih na Clan Sie waren ein unabhangiger Volksstamm und wurden durch ein Nachbarland vollstandig vernichtet Da war ein Junge von zehn Jahren Die Soldaten haben es aufgrund seines jungen Alters nicht fertiggebracht ihn zu toten Sie hackten ihm die Fusse ab und warfen ihn in einen Sumpf Dort lebte eine Wolfin die ihn mit Fleisch ernahrte Als der Junge herangewachsen war vereinigte er sich mit der Wolfin und schwangerte sie Der Konig der fruher den Stamm angegriffen hatte erfuhr dass der Junge noch lebte und schickte jemanden um ihn zu toten Der Bote sah die Wolfin mit dem Jungen und wollte auch sie toten Aber die Wolfin floh an einen Berg nordlich von Kao ch ang In diesem Berg gab es eine Hohle und in der Hohle befand sich eine Ebene mit reicher Vegetation die sich uber mehrere hundert li erstreckte und von allen Seiten mit Bergen umschlossen war Dort suchte die Wolfin Zuflucht und brachte spater zehn Jungen zur Welt Die zehn Jungen wuchsen heran und nahmen Frauen von draussen Jeder der Nachkommen nahm einen Familiennamen an und nannte sich A shih na Die Kinder und die Kinder der Kinder vermehrten sich Allmahlich bildeten sie mehrere hundert Familien Einige Generationen spater kamen sie aus der Hohle heraus und unterwarfen sich den Ju ju Sie lebten an der sudlichen Seite des Chin shan Sie dienten den Ju ju als Schmiede 8 9 Die Erzahlung im Pei shih ist dieser Erzahlung ahnlich Unterschiede oder Erganzungen gibt es in folgenden Punkten die Vorfahren der Turken die auch in dieser Version als von den Xiongnu losgeloster Zweig angegeben werden lebten westlich des Westlichen Meeres dem Jungen werden Fusse und Arme abgehackt die Flucht der Wolfin geschieht so plotzlich dass angenommen wird dass sie von einem Geist an den Berg nordwestlich von Kao ch ang transportiert wurde nur einer der 10 Jungen der Wolfin heisst A shih na in der Hohle wird A shih na als Anfuhrer bestimmt in der Hohle haben die Turken eine Flagge mit einem Wolfskopf um ihre Abstammung von der Wolfin nicht zu vergessen aus der Hohle werden sie durch jemanden gefuhrt dessen Namen das Pei shih als A hsien shih angibt die Juan Juan werden Juan Juan genannt wahrend sie im Zhou shu Ju ju genannt werden 8 Diese Variante scheint die tatsachlich gegebene Abhangigkeit der Turken von den Juan Juan bis zu ihrer Revolte im Jahr 552 widerzuspiegeln 10 Variante Der Herr des Regens und des Winds Bearbeiten Diese Variante befindet sich ebenso im Zhou shu den Aufzeichnungen der Zhou Dynastie Auch in dieser Version stammen die Turken von einem Wolf ab Es gibt einige wenige Uberschneidungen mit der am meisten verbreiteten Version Die wichtigsten Angaben in dieser Version sind Die Vorfahren der Turken stammen aus dem Land So nordlich der Xiongnu Der Anfuhrer dieses Stammes hiess A pang pu und hatte 70 jungere Bruder Er wurde von einem Wolf geboren Das Land der Turken wurde aufgrund der Unfahigkeit A pang pus und seiner Bruder bald zerstort Ni shih tu ein anderer Sohn des Wolfs hatte die ubernaturliche Kraft Regen und Wind zu erzeugen Er heiratete die Tochter des Geists des Sommers und des Geists des Winters Eine der Frauen brachte vier Sohne zur Welt von denen der eine in einen weissen Schwan verwandelt wurde und ein anderer den Staat Ch i ku zwischen den Flussen A fu und Chien errichtete Der dritte herrschte um den Fluss Ch u chih herum der vierte der alteste hauste am Berg Chien hsi ch u chih shih An diesem Berg lebte auch noch ein Teilstamm von A pang pus Stamm Sie litten sehr an der Kalte Der Alteste machte Feuer und hielt sie am Leben Nun unterwarfen sie sich dem Altesten machten ihn zu ihrem Herrscher und nannten ihn Turk Er hiess Na tu liu shih Na tu liu shih hatte zehn Frauen die Sohne nahmen den Beinamen der Mutter an Einer hiess A shih na Na tu liu starb Die Sohne der zehn Mutter wollten nun einen neuen Anfuhrer bestimmen Derjenige der am hochsten auf einen Baum springen konnte sollte der Anfuhrer werden Am hochsten konnte A shih na springen Er wurde zum neuen Anfuhrer und wurde A hsien shih genannt 11 Auch hier bleibt der historische Kern minimal Das So Reich der Berg Chien hsi ch u chih shih sowie A pang pu der nur im Zhou shu erwahnt wird sind nicht zu identifizieren A hsien shih wird in dieser Variante im Zhou shu und in der ersten Variante im Pei shih erwahnt Na tu liu shih ist dagegen etwas besser bekannt Die Aufzeichnungen der Tang Dynastie 618 930 das T ang shu 12 erwahnen ihn als Urgrossvater T u mens also Bumins des Grunders des gokturkischen Reichs 13 A fu ist der Fluss Abakan Chien ist der obere Jenissei der Ch u chih entspricht vermutlich dem mittleren Teil des Jenissei Die Ch i ku sind die Kirgisen so dass in dieser Variante die Turken und die Kirgisen als Bruder oder Halbbruder dargestellt werden und beide vom selben Vater Ni shih tu hervorgegangen sind 14 Variante Der Geist des Sees Bearbeiten Eine dritte Abstammungslegende der Turken ist diesmal nicht in offiziellen Papieren chinesischer Dynastien sondern in der chinesischen Anekdotensammlung Yu yang tsa tu die wahrscheinlich 860 geschrieben wurde uberliefert 15 In dieser Version ist der Urahn der Turken kein Wolf sondern ein Seegeist namens She mo she li der westlich der A shih te Hohle lebt und sich mit einer weissen Hirschkuh vereinigt Da in dieser Version der Wolf keine Rolle spielt ist sie hier nur von marginalem Interesse Die in dieser Version enthaltenen Namen She mo she li sowie der Name eines Stammes A erh sind aus keiner anderen Quelle bekannt She li ist aber vermutlich der Name einer 649 fur die Turken errichteten Prafektur so dass bei Punktsetzung nach She mo She mo she li der Seegeist von She li bedeuten konnte Der Name A shih te ist dagegen historisch belegt Der machtige Minister des zweiten Gokturkenreiches Tonyuquq gehorte nicht dem A shih na Geschlecht sondern dem A shih te Geschlecht an 15 Sonstiges Bearbeiten Jean Paul Roux schreibt in seinem Beitrag zur altturkischen Mythologie des Wolfes Der Wolf ist das Tier das in der altturkischen Mythologie die bedeutendste Rolle zu spielen scheint Wahrscheinlich hat sich die ursprungliche Legende vom Ahnen Wolf bei den Hsiung nu Xiongnu entwickelt und zwar zu einer unbekannten aber zweifellos sehr fruhen Zeit Shiratori schreibt dass sie in vorchristlicher Zeit schon gut ausgebildet bei den Wu sun vom Isiq Qul und vom Ili erscheint die Indoeuropaer oder Prototurken sind Zwei Erzahlungen machen uns mit ihr bekannt Beide berichteten von einer Wolfin die ein Findelkind saugt und einem Raben der uber ihr kreist 16 Siehe auch BearbeitenRomulus und Remus Graue Wolfe Turkischer NationalismusLiteratur BearbeitenDenis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas Indiana 1982 ISBN 0 933070 09 8 S 223 257 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien S 18 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Hrsg Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 237 240 Soren Stark On Oq Bodun The Western Turk Qaghanate and the Ashina Clan In Archivum Eurasiae Medii Aevi 15 2006 2007 S 159 172 Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien S 30 33 a b Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Hrsg Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 223 f Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Hrsg Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 233 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Hrsg Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 235 a b Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 224 ff Jean Paul Roux Die altturkische Mythologie Stammesmythen In Kathe Uray Kohalmi Jean Paul Roux Pertev N Boratav Edith Vertes Gotter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien ISBN 3 12 909870 4 S 251 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Hrsg Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 226 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 226 f fur Details uber das T ang shu siehe Edouard Chavannes Documents sur les Tou kiue Turcs occidentaux St Petersburg 1903 S 47 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 227 Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 228 a b Denis Sinor The legendary Origin of the Turks In Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 230 f Jean Paul Roux Die altturkische Mythologie Der Wolf In Kathe Uray Kohalmi Jean Paul Roux Pertev N Boratav Edith Vertes Gotter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien ISBN 3 12 909870 4 S 204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Asena Legende amp oldid 234182531