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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Aschinger Begriffsklarung aufgefuhrt Aschinger war ein 1892 gegrundeter Gastronomiebetrieb in Berlin der insbesondere durch seine grossen Stehbierhallen bekannt wurde Mit dem Namen ist eine Erfolgsgeschichte verbunden wie sie in dieser Dimension im deutschen Kaiserreich vor 1900 nicht aufgetreten war Zeitweise war Aschinger Europas grosster Gastronomiebetrieb Firmenlogo auf einer Speisekarte von 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Entwicklung bis in die 1920er Jahre 1 2 Aschinger bis 1945 1 3 Bierquellen 1 4 Nachkriegszeit 2 Rezeption 3 Gebaude Ansichten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Entwicklung bis in die 1920er Jahre Bearbeiten nbsp Der Saal des Aschinger Weinhauses Rheingold 1906Die aus Oberderdingen im damaligen Wurttemberg zugewanderten Bruder August und Carl Aschinger grundeten in Berlin ab 1892 Bierquellen Das waren Stehbierhallen und spater auch Restaurants in denen man schnell gut und preiswert essen konnte Die verschiedenen Biersorten wurden anfanglich zum Einheitspreis von zehn Pfennig angeboten Die erste Bierquelle offnete am 1 September 1892 in der Neuen Rossstrasse 4 am Kollnischen Markt beim U Bahnhof Markisches Museum Weitere folgten an verkehrsreichen Orten wie in der Leipziger Strasse Nrn 60 61 79 85 Potsdamer Strasse Weinhaus Rheingold in Nr 3 sowie die Nummern 57 58 und 101 102 1 sowie der Friedrichstrasse Nummern 79a 97 und 191 am Rosenthaler Platz Rosenthaler Strasse 72a dem Alexanderplatz und Hackeschen und Werderschen Markt Aschinger avancierte bald zu Europas grosstem Gastronomiebetrieb mit 30 Bierquellen 15 Konditoreien acht weiteren Restaurants 20 Verkaufsstellen In der Zentrale Saarbrucker Strasse in der Konigsstadt wurden wochentlich bis zu 1 1 Millionen Brotchen gebacken Bei Aschinger gab es gunstige Mahlzeiten und nach Belieben Schrippen zu den Speisen wodurch der Name Aschinger relativ schnell gerade bei armeren Bevolkerungsschichten popular wurde Besonders bekannt und beliebt waren Aschingers Bierwurste oder die Erbsensuppe Beste Qualitat bei billigstem Preis lautete das Motto des rasch expandierenden Unternehmens das alle Speisen im eigenen Zentralbetrieb herstellte somit also eine vollstandige Qualitatskontrolle besass Weitere Konditoreien und Backerei verkaufsstellen kamen zu Beginn des 20 Jahrhunderts hinzu Die Einrichtung der Lokale sollte keineswegs armlich sondern vornehm wirken weshalb die Bierquellen aufwendig mit Kronleuchtern Spiegeln und einladenden Schaufenstern ausgestattet waren Trotz des aufwendigen Interieurs waren sie nicht gemutlich weder bezuglich der Einrichtung noch der Sauberkeit Die Stehbierhallen galten in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts als Berlin typisch Ab 1905 stieg Aschinger inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt zusammen mit dem Bau des Weinhauses Rheingold Potsdamer Strasse 3 ab 1937 Nr 8 in der Nahe des Potsdamer Platzes auch in die Hotellerie ein Bis 1913 wurden das Luxus Hotel Furstenhof und das Palasthotel erworben In den Jahren 1924 1926 erwarb die Aschinger AG auch die Aktienmehrheit an der Berliner Hotel Gesellschaft und der Hotelbetriebs AG Hierdurch gelang unter anderem das Hotel Kaiserhof in den Besitz von Aschinger Mit dem Erwerb der Hotelbetriebs Aktiengesellschaft sicherte sich der Aschinger Konzern weitere Hotels der Luxuskategorie wie die Hotels Bristol Bellevue und das Central Hotel Daneben ubernahm sie die gastronomischen Betriebe der Deutschlandhalle Aschinger bis 1945 Bearbeiten nbsp Aschinger Bierdeckel vom Reichsparteitag 1937 nbsp Auszug aus der Preisliste der 30 Bierquelle vom 12 Mai 1936In den 1930er Jahren wuchs das Netz der Aschinger Bierquellen auf 30 Lokale an Diese waren im gesamten Berliner Stadtgebiet verteilt Mit dem NS Regime arbeitete das Unternehmen eng zusammen so wurde beispielsweise auf Reichsparteitagen Aschinger Bier ausgeschenkt Im Zuge der Enteignung Arisierung des Kempinski Konzerns ubernahm Aschinger auch das Haus Vaterland von Kempinski Bierquellen Bearbeiten Die Nummern entsprechen den vom Unternehmen vorgenommenen Nummerierung der Gaststatten In Einzelfallen insbesondere nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam es offensichtlich auch zu Umnummerierungen der Einrichtungen 2 Standorte Neue Rossstrasse 4 Kollnischer Fischmarkt 5 Leipziger Strasse 60 61 Friedrichstrasse 88 Alexanderstrasse 1 2 Potsdamer Strasse 101 102 Oranienstrasse 145 146 Potsdamer Strasse 57 58 Grosse Frankfurter Strasse 37 Rosenthaler Strasse 72a Hackescher Markt 5 Leipziger Strasse 80 Leipziger Strasse 79 Werderscher Markt 10 Friedrichstrasse 133a Kommandantenstrasse 71 Alexanderstrasse 21 Friedrichstrasse 47 Rathenower Strasse 1 Koniggratzer Strasse 116 Friedrichstrasse 191 Kopenicker Strasse 103 Friedrichstrasse 250 Mullerstrasse 3b Potsdamer Strasse 22a Konigstrasse 59 Chausseestrasse 1 Koniggratzer Strasse 129 Leipziger Strasse 9 Friedrichstrasse 79a Potsdamer Strasse 1a Invalidenstrasse 123 Friedrichstrasse 97 Blucherplatz 2 Turmstrasse 73 Koniggratzer Strasse 29 30 Tauentzienstrasse 13 Nachkriegszeit Bearbeiten Da im Zweiten Weltkrieg 80 Prozent der Aschinger Lokale zerstort worden waren war der Neuanfang schwierig 1947 ubernahm die Deutsche Treuhandstelle zur Verwaltung beschlagnahmter Guter von Kriegsverbrechern und exponierten Faschisten die Verwaltungszentrale die nun im Sowjetischen Sektor in der Saarbrucker Strasse lag Die im Ostteil gelegenen Filialen wurden nach der Enteignung der neu entstehenden HO zugeordnet nbsp Als Aschinger Haus bezeichnetes Gebaude in der Joachimsthaler Strasse 1 4 in dem sich auch die beliebte Fankneipe des Fussballvereins Hertha BSC Holst am Zoo bis zur Schliessung am 27 Dezember 2010 befand Das Aschinger befand sich zuvor nur in einem einstockigen Flachbau an der Kreuzung 3 4 Der linke Teil des Komplexes wurde als Leineweber Haus bezeichnet 5 In West Berlin eroffnete die Nachfolgefirma der Aschinger AG 1949 in der Nahe des Wittenbergplatzes ihre erste Konditorei nach dem Zweiten Weltkrieg Danach wuchs die Firma wieder zu einem mittelstandischen Unternehmen das mit Schliessung der letzten Filiale im Aschinger Haus in der Joachimsthaler Strasse 3 nahe dem Bahnhof Zoo am 1 Oktober 1976 aufhorte zu existieren Im April 1990 wurde unter Mitwirkung eines Mitglieds der einstigen Aschinger Familie am Kurfurstendamm Aschingers Historischer Braukeller eroffnet der 2000 in Konkurs ging und wieder schloss Die spater unter dem Namen Aschinger firmierenden Gaststatten haben keinen Zusammenhang mit der ursprunglichen Firma Rezeption BearbeitenAlfred Doblin setzte der Firma Aschinger ein literarisches Denkmal In seinem Roman Berlin Alexanderplatz wird ein Besuch des Helden Franz Biberkopf in dieser Berliner Institution ausfuhrlich beschrieben Ein weiteres Buch in dem Aschinger genannt wird ist Fabian Die Geschichte eines Moralisten von Erich Kastner Der Protagonist trinkt hier eine Tasse Kaffee Robert Walser schildert einen Besuch detailreich und subjektiv im Prosastuck Aschinger Auch in dem Buch Blutsbruder Ein Berliner Cliquenroman von Ernst Haffner in dem das Leben von Berliner obdachlosen Jugendlichen in den 1930er Jahren beschrieben wird gehort Aschinger zu einer haufig genannten Institution in der man mit wenig Geld seinen Hunger stillen konnte Ebenfalls in den 1930er Jahren spielen die Krimis von Volker Kutscher Sein Protagonist Kommissar Gereon Rath ist mehrmals im Aschinger am Alexanderplatz und in der Leipziger Strasse anzutreffen In der Serie Babylon Berlin nach den Romanen Kutschers kehren einige der Protagonisten immer wieder im Aschinger ein oder verabreden sich dort Als Kulisse fur das Gasthaus dienten bei den Dreharbeiten die Raumlichkeiten des Rathauses Schoneberg 6 Das Gedicht von Ulrich Roski Schwoches geh n mal auswarts essen 1973 erzahlt von einem Besuch im China Restaurant der im Chaos endet Die letzten Zeilen lauten Schwoches haben nach wie vor keinen Sinn fur den Humor trinken ihre Flaschen leer und hau n ab zu Aschinger Gebaude Ansichten Bearbeiten nbsp Aschinger am Alexanderplatz links 1900 nbsp Aschinger am Alexanderplatz rechts um 1900 nbsp 28 Bierquelle in der Potsdamer Strasse 1a etwa 1910 nbsp Aschinger in der Friedrichstrasse 97 1915 nbsp Aschingers Weinhaus Rheingold 1905Literatur BearbeitenKeith Allen Hungrige Metropole Essen Wohlfahrt und Kommerz in Berlin Ergebnisse Verlag Hamburg 2002 ISBN 3 87916 066 X Karl Heinz Glaser Aschingers Bierquellen erobern Berlin Aus dem Weinort Oberderdingen in die aufstrebende Hauptstadt verlag regionalkultur Ubstadt Weiher 2004 ISBN 3 89735 291 5 Elfi Pracht M Kempinski amp Co Nicolai Berlin 1994 ISBN 3 87584 458 0 Michael Klein Aschinger Konzern Aschinger s Aktien Gesellschaft Hotelbetriebs AG M Kempinski amp Co Weinhaus und Handelsgesellschaft mbH Einfuhrung Ubersicht und Zusammenfassung In Landesarchiv Berlin Findbucher Bd 34 Bestandsgruppe A Rep 225 Berlin 34 2005 PDF umfangr Lit verz 1 5 MB Michael Klein Aschinger nicht nur ein Name sondern ein Begriff In Berlin in Geschichte und Gegenwart Jahrbuch des Landesarchivs Gebr Mann Berlin 2004 S 117 134 ISBN 3786125015 ISSN 0175 8446 Hans Aschenbrenner Bei Aschinger fast wie fruher In Berlinische Monatsschrift Edition Luisenstadt Berlin 8 1999 6 Online ISSN 0944 5560 Speisekarten aus dem Jahr 1936 und 1956 als PDFWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Aschinger Sammlung von Bildern Broschure von 1928 Aschinger Bier Quellen Aschinger Kaffees Aschinger Konditoreien Aschinger Restaurants Aschinger Hotel Betriebeprivate Seite Hotelbetriebe Kempinski und die Aschinger AG Museum und Galerie im Aschingerhaus in Oberderdingen im Stadtedreieck von Stuttgart Heilbronn Karlsruhe Baden Wurttemberg Memento vom 1 Juli 2007 im Internet Archive Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Aschinger in den Historischen Pressearchiven der ZBW Jubilaumsessen bei Aschinger In ardmediathek de 2 Dezember 1965 abgerufen am 19 Marz 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Aschinger Ausschanke am Potsdamer Platz Michael Klein Aschinger Konzern Aschinger s Aktien Gesellschaft Hotelbetriebs AG M Kempinski amp Co Weinhaus und Handelsgesellschaft mbH Einfuhrung Ubersicht und Zusammenfassung In Landesarchiv Berlin Findbucher Bd 34 Bestandsgruppe A Rep 225 Berlin 34 2005 Fotografie 1964 People and a woman with buggy at a crosswalk at Berlin Zoo In the back the Bilka and in front the Aschinger house Fotografie 1970 West Berlin Charlottenburg Restaurant Aschinger in der Joachimsthaler Strasse rechts der Bahnhof Zoologischer Garten Vor dem Aschinger ein LKW der Brauerei Berliner Kindl Fotografie 1956 Neon signs and advertising in West Berlin Drehort Rathaus Schoneberg Im Aschinger rbb24 de Abgerufen am 9 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aschinger amp oldid 238286723