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Der Armavia Flug 967 Flugnummer IATA U8967 ICAO RNV967 war ein planmassiger nachtlicher Flug der armenischen Fluggesellschaft Armavia von Jerewan nach Sotschi Am 3 Mai 2006 ereignete sich auf diesem Flug der Flugunfall eines Airbus A320 211 EK 32009 bei dem alle 113 Menschen an Bord getotet wurden Armavia Flug 967Das verungluckte Flugzeug drei Tage vor dem UnfallUnfall ZusammenfassungUnfallart Controlled flight into waterOrt Schwarzes Meer bei Adler Russland RusslandDatum 3 Mai 2006Todesopfer 113Uberlebende 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Europa Airbus A320 211Betreiber Armenien ArmaviaKennzeichen Armenien EK 32009Name Mesrop MashtotsAbflughafen Flughafen Jerewan Armenien ArmenienZielflughafen Flughafen Sotschi Russland RusslandPassagiere 105Besatzung 8Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Flugzeug 2 Passagiere und Besatzung 3 Flugverlauf 4 Unfallhergang 5 Bergung 6 Unfalluntersuchung 7 Bedeutung 8 WeblinksFlugzeug BearbeitenBei dem verungluckten Flugzeug handelte es sich um einen Airbus A320 200 der zum Zeitpunkt des Unfalls 10 Jahre und 9 Monate alt war Es handelte sich um den 547 Airbus A320 aus laufender Produktion Die Maschine wurde im Werk von Airbus in Toulouse Frankreich endmontiert und absolvierte ihren Erstflug am 28 Juni 1995 ehe sie am 30 August 1995 neu an Ansett Australia ausgeliefert wurde Die Maschine wurde zunachst mit dem Luftfahrzeugkennzeichen VH HYO zugelassen Mit der Insolvenz von Ansett Australia wurde die Maschine am 14 September 2001 ausser Betrieb genommen Am 6 Februar 2004 wurde der Airbus mit dem neuen Luftfahrzeugkennzeichen EK 32009 auf die Armavia zugelassen die ihr den Taufnamen Mesrop Mashtots gab Das zweistrahlige Schmalrumpfflugzeug war mit zwei Triebwerken des Typs CFMI CFM56 5A1 ausgestattet Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte die Maschine eine kumulierte Betriebsleistung von 28 234 Betriebsstunden bei 14 376 Starts und Landungen absolviert Am 3 Mai 2005 war die Maschine bei Lufthansa Technik in Budapest generaluberholt worden und hatte seither 2533 Betriebsstunden bei 929 Flugzyklen absolviert Die letzte Wartung war am Vortag des Unfalls bei der Sabena Technics durchgefuhrt worden Gemass Angaben des damaligen Vorsitzenden der Armavia Andrej Nikitin sei die Maschine von der Vermeille International Services B V mit Sitz in Amsterdam geleast worden Im Laufe der Flugunfalluntersuchung wurde dagegen das Unternehmen Funnel of George Town mit Sitz auf den Cayman Islands als Leasinggeber ermittelt Die Maschine erhielt im Oktober 2004 in den Niederlanden einen Anstrich im neuen Farbdesign der Armavia das die Farben der armenischen Flagge reprasentieren sollte Passagiere und Besatzung BearbeitenEs befanden sich 105 Passagiere an Bord darunter funf Kinder und ein Saugling Staatsangehorigkeiten der InsassenStaatsangehorigkeit Passagiere Besatzung GesamtArmenien nbsp Armenien 77 8 85Russland nbsp Russland 26 0 26Georgien nbsp Georgien 1 0 1Ukraine nbsp Ukraine 1 0 1Total 105 8 113Der 1966 geborene Flugkapitan Grigor Grigorjan hatte zunachst im Jahr 1986 an der Flugschule von Krasnokutsk eine Pilotenlizenz erworben und wurde anschliessend von August 1986 bis Mai 1990 im Rang des Ersten Offiziers auf einer Antonow An 2 eingesetzt Anschliessend wurde er als Erster Offizier im Cockpit einer Jakowlew Jak 40 eingesetzt ehe er nach einem Abschluss am Moskauer Institut fur Zivilluftfahrt zum Kapitan befordert wurde Ab dem 19 Mai 2004 wurde er als Erster Offizier an Bord des Airbus A320 der Armavia eingesetzt ab dem 1 September 2005 als dessen Kapitan Der Kapitan verfugte uber 5458 Stunden Flugerfahrung davon 1436 Stunden mit dem Airbus A320 und davon wiederum 566 im Rang des Kapitans Der 1977 geborene Erste Offizier Arman Dawtian hatte seine Pilotenlizenz im Jahr 1999 an der Flugschule in Uljanowsk erworben und besass zunachst eine Musterberechtigung fur die Tupolew Tu 154 in deren Cockpit er von Juni 1999 bis Januar 2003 eingesetzt wurde zuletzt im Dienst von Armenian Airlines Ab dem 26 Februar 2004 setzte ihn diese Fluggesellschaft als Copiloten der ATR 72 ein Von Juli bis September 2004 absolvierte er bei der SAS Flight Academy in Stockholm ein Training zum Piloten des Airbus A320 und wurde seit Oktober 2004 als Erster Offizier im Cockpit dieses Flugzeugtyps bei der Armavia eingesetzt Der Erste Offizier verfugte uber 2185 Stunden Flugerfahrung davon 1022 mit dem Airbus A320 Daruber hinaus waren noch sechs weitere Besatzungsmitglieder an Bord der Techniker Nikolai Kascharjan sowie die funf Flugbegleiter Mariana Hasratjan Lusine Geworgjan Anaida Abeljan Rostislaw Schelemetew und Armen Haroutunjan Flugverlauf BearbeitenDer nachtliche Flug vom Flughafen Jerewan nach Sotschi sollte um 20 45 Uhr UTC 00 45 Uhr Ortszeit starten Die Maschine hob um 20 47 Uhr UTC ab Start und Steigflug verliefen ohne besondere Vorkommnisse Um 21 10 Uhr UTC nahm die Besatzung erstmals Kontakt mit der Anflugkontrolle in Sotschi auf Der Fluglotse berichtete von schlechten Wetterbedingungen vor Ort Die Piloten diskutierten um 21 26 Uhr UTC uber eine mogliche Umkehr zum Flughafen Jerewan Nachdem sie bereits beschlossen hatten umzukehren erkundigten sie sich nochmals bezuglich des Wetters Der Fluglotse teilte der Besatzung mit dass die Sichtweiten bei 3600 Metern lagen und sich die Wolkendecke in einer Hohe von 170 Metern befande Die Piloten beschlossen daraufhin den Flug nach Sotschi fortzusetzen Beim Anflug auf Sotschi um 22 00 Uhr UTC 02 00 Uhr Ortszeit nahmen die Piloten wieder Kontakt mit der Flugsicherung auf Diese erteilte ihnen die Freigabe von ihrer Flughohe von 3600 Metern auf 1800 Meter zu sinken und unterrichtete die Piloten uber die Wetterverhaltnisse im Bereich der fur die Maschine vorgesehenen Landebahn 06 Die Wetterverhaltnisse lagen uber den wetterlichen Mindestanforderungen fur Anfluge auf den Flughafen Der Fluglotse erteilte die Freigabe zum Sinkflug auf 600 Meter und leitete die Besatzung von Flug 967 an den Lotsen von der Landekontrolle weiter Unfallhergang BearbeitenUm 22 10 Uhr UTC meldete sich die Besatzung bei der Flugsicherung und teilte mit dass sie die Landung vorbereite Das Fahrwerk wurde ausgefahren Der Fluglotse teilte mit dass die Sichtweite 4000 Meter betrage und die Wolkendecke sich in einer Hohe von 190 Metern befinde Nur 30 Sekunden spater meldete sich der Lotse erneut und sagte dass die Wolkendecke sich nun in 100 Metern Hohe befinde Die Piloten wurden angewiesen einen Fehlanflug durchzufuhren in eine rechtswartige Warteschleife zu fliegen und auf 600 Meter zu steigen Zu diesem Zeitpunkt flog die Maschine in 390 Metern Hohe Ab 22 12 34 UTC antwortete die Besatzung des Airbus nicht mehr auf Funkspruche der Flugsicherung Um 22 13 02 Uhr UTC 02 13 02 Uhr Ortszeit verschwand die Maschine vom Radar Nur eine Sekunde spater schlug der Airbus 6 km vor der Kuste von Adler auf dem Wasser auf und brach auseinander Alle 113 Personen an Bord kamen dabei ums Leben Bergung BearbeitenNach dem Verschwinden der Maschine vom Radar wurde um 02 19 Uhr das Russische Katastrophenschutzministerium alarmiert Die Rettungskrafte starteten die Suche Um 4 05 Uhr Ortszeit zogen die Rettungsmannschaften Flugzeugtrummer und Rettungswesten aus dem Wasser Spater sichteten sie Teile des Rumpfes Korperteile Gepack und einen Kerosinteppich im Wasser Ein Hubschrauber vom Typ Mi 8 der entsendet wurde um nach der Maschine zu suchen musste aufgrund des sich verschlechternden Wetters zunachst auf die Startfreigabe warten Die Suche wurde zunachst ausgesetzt Um 04 08 Uhr entdeckte das Katastrophenschutzboot Valery Zamarayez das mutmassliche Absturzgebiet Zwischen 07 30 Uhr und 12 30 Uhr bargen die Rettungsmannschaften neun Korperteile aus dem Meer Die Rettungsmannschaften konnten nur einen Teil der Flugzeugtrummer bergen Dazu gehorten die Flugzeugnase das Fahrwerk das Hohen und Seitenleitwerk und einige weitere Trummerteile sowie Kabel und elektronische Baugruppen Der untere Teil des Seitenruders war aufgrund der beim Aufschlag wirkenden Krafte schwer beschadigt ebenso wie Teile des Leitwerks Zudem wurden insgesamt 52 Korperteile geborgen Auch die nur geringfugig beschadigten Flugdatenschreiber konnten sichergestellt und durch das Bureau d Enquetes et d Analyses pour la securite de l aviation civile BEA untersucht werden Unfalluntersuchung BearbeitenDas Katastrophenschutzministerium teilte im Laufe der Bergungsaktion mit dass die Maschine mit einem Rollwinkel von 60 Grad auf dem Wasser aufgeschlagen sei Wahrend die Bergungsarbeiten noch im Gang waren konnten Ermittler des BEA feststellen dass das Fahrwerk beim Aufschlag der Maschine ausgefahren war Der Unfall wurde durch das Zwischenstaatliche Luftfahrtkomitee MAK untersucht dieses wurde durch das BEA unterstutzt Am 25 Juli 2006 wurde bekanntgegeben dass der Unfall durch inadaquate Handlungen des Flugzeugkommandanten verursacht worden war Nachdem die Besatzung die Anweisung zur Durchfuhrung des Fehlanflugs erhalten hatte hielt sie sich nicht an die Standardprozeduren fur den Steigflug mit einem Airbus A320 Auswertungen des Stimmenrekorders ergaben dass der Kapitan wahrend des Anfluges einem hohen psychologischen Stress ausgesetzt war Darauf liess unter anderem eine Bemerkung Grigorjans kurz nach dem Start in Jerewan schliessen in der er fluchte und sich uber die Unsinnigkeit des Fliegens unter Schlafmangel beschwerte Dies legt nahe dass der Kapitan zu diesem Zeitpunkt selbst ubermudet und dadurch womoglich in seiner Flugtauglichkeit eingeschrankt war Beide Piloten reagierten im Endanflug impulsiv Als es anfing zu regnen fluchte der Erste Offizier Auch auf die Anweisung des Fluglotsen an die Besatzung eine Warteschleife zu fliegen antworteten die Piloten mit Kraftausdrucken Die Besatzung diskutierte drei Minuten daruber und fluchte sogar beim Durchgehen der Checkliste zwischen den einzelnen Punkten Einige Minuten spater ertonte die Warnung Speed Speed Speed die die Besatzung darauf hinwies dass die Geschwindigkeit zu gering war und der Schub der Maschine erhoht werden musse um die Maschine weiter entlang der Flugbahn zu halten Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine in einer Hohe von 1 150 Fuss ca 350 Meter Die Piloten druckten daraufhin den TO GA Knopf Durchstarten Es wurden widerspruchliche Steuereingaben vorgenommen wahrend die Maschine im Anflug mit aktivem Autopiloten geflogen wurde Die Ermittler gewannen bei der Auswertung der Aufzeichnungen der Flugdatenschreiber den Eindruck dass keiner der beiden Piloten im Cockpit die Funktionsweise des Autopiloten wirklich verstanden hatte Obwohl sich der Autopilot im HDG Modus heading befand welcher zum Halten eines voreingestellten Kurses vorgesehen ist wurde die Maschine nach rechts gesteuert und der Modus OPEN CLIMB ausgewahlt In diesem Modus wird bei einer voreingestellten Geschwindigkeit die maximal mogliche Steigrate geflogen die Triebwerke befinden sich dabei immer auf dem fur die Triebwerke ohne Zeitlimit maximal verfugbaren Schub der Schub beim Durchstarten selbst kann noch etwas hoher sein Analog dazu wird bei dem modus OPEN DESCEND bei einer vorgegebenen Geschwindigkeit die maximal verfugbare Sinkrate erreicht wahrend sich die Triebwerke im Leerlauf befinden Zudem befand sich der Airbus bis zuletzt in Landekonfiguration das Fahrwerk war ausgefahren wobei die Schubautomatik den Befehl zum Halten des Schubes erhielt Dabei ist der Luftwiderstand deutlich hoher als in der eigentlichen Konfiguration fur das Durchstarten und es wird nur eine geringe Steigrate erzielt Erst kurz vor dem Aufschlag sei der Autopilot abgeschaltet worden wobei Kapitan Grigorjan die Maschine nach rechts lenkte Die Ermittler vermuteten dass der Unfall durch eine Sinnestauschung der Piloten verursacht sein konnte Wahrend des nachtlichen Anflugs konnten sie mangels optischer Referenzpunkte den Eindruck gehabt haben dass die Maschine sich im Steigflug befindet obwohl dies nicht der Fall war Unter ahnlichen Umstanden war auf dem Gulf Air Flug 072 im Jahr 2000 ein anderer Airbus A320 ins Meer geflogen worden Eine andere These war dass die Piloten durch die Geschwindigkeitsanzeigen im Cockpit irritiert wurden Bei diesen wurden die Grenzbereiche durch rote Balken dargestellt Einer der Piloten konnte im Rahmen seiner Ausbildung den Reflex ausgebildet haben die Steuersaule in Stresssituationen instinktiv nach vorne zu drucken um zu unterdrucken dass die roten Balken angezeigt werden Keine der Thesen konnte zweifelsfrei bewiesen werden Bedeutung BearbeitenZum Zeitpunkt des Unfalls handelte es sich um den zweitschwersten Zwischenfall eines Airbus A320 Mit Stand Juli 2019 ist der Zwischenfall der weltweit funftschwerste mit diesem Flugzeugtyp Mit Stand Juli 2019 ist es der schwerste Zwischenfall der armenischen Luftfahrtgeschichte Fur die 1996 gegrundete und 2013 aufgeloste Armavia war es der einzige todliche Zwischenfall Es handelte sich zudem um den dritten todlichen Flugunfall und bis heute Stand Juli 2019 schwersten in der Umgebung des Flughafens Sotschi der hinsichtlich der Opferzahl den Absturz einer Iljuschin Il 18 auf dem Aeroflot Flug 1036 noch ubertrifft Weblinks BearbeitenUnfallbericht im Aviation Safety Network Abschlussbericht des Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitees MAK Unfallbericht auf aviation accidents net Vahe Sarukanyan Armenia s Greatest Aviation Disaster Unfallbericht russisch auf airdisaster ru43 3975 39 8575 Koordinaten 43 23 51 N 39 51 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armavia Flug 967 amp oldid 226447713