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Die Arjenyattah Epidemie in der angelsachsischen Fachliteratur Arjenyattah epidemic oder West Bank epidemic genannt war eine 1983 im Westjordanland aufgetretene Epidemie deren Ursache eine Massenhysterie war Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Ursachen 3 Politische Aspekte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenAm 21 Marz 1983 um etwa 8 00 Uhr Ortszeit klagte eine 17 jahrige palastinensische Schulerin in einer Schule in Arraba im Westjordanland uber Atemnot und Schwindel In den nachsten beiden Stunden entwickelten sechs weitere Schulerinnen ahnliche Symptome Einige Schulerinnen nahmen den Geruch von Schwefelwasserstoff faule Eier wahr der wie sich spater herausstellen sollte vermutlich von einer defekten Toilette im Schulhof stammte Um etwa 10 00 Uhr trafen nach einem Notruf Mitarbeiter der Gesundheitsbehorde vor Ort ein Aufgrund der Berichte der Schulerinnen wurde ein Giftgas als Ursache der Erkrankungen vermutet Daraufhin begann eine gross angelegte Suche nach der Quelle die aber erfolglos verlief Wahrend der Suche traten bei weiteren 17 Schulerinnen die beschriebenen Symptome auf woraufhin um 11 00 Uhr die Schule geschlossen wurde 1 Das ortliche Krankenhaus nahm am nachsten Tag 60 Schuler auf 2 Eine zweite Welle mit 367 Betroffenen brach am 26 bis 28 Marz des gleichen Jahres in Dschenin und einigen umliegenden Dorfern aus Auch hier zeigten zunachst im Wesentlichen Schulerinnen die zuvor aus Arrabah beschriebenen Symptome Nachdem jedoch die ortliche Bevolkerung ein Fahrzeug beobachtet hatte das mit starker Rauchentwicklung durch Dschenin fuhr waren unter den neu hinzugekommenen Fallen alle Altersklassen und beide Geschlechter vertreten darunter vier israelische Soldaten 1 In Hebron und Yatta im sudlichen Westjordanland begann am 3 April 1983 die dritte Welle der Epidemie was zu einer Schliessung aller Schulen im Westjordanland fuhrte 1 Die Vorgange fuhrten zu einer intensiven Berichterstattung in den Lokalmedien und zu insgesamt 949 betroffenen Personen Davon waren 727 entsprechend 77 Prozent weibliche Teenager im Alter von 12 bis 17 Jahren 1 Die Patienten klagten im Wesentlichen uber Kopfschmerzen Schwindel Nephelopsie Nebelsehen Bauchschmerzen Myalgie Muskelschmerz und Ohnmacht 2 Die Symptome konnten weder durch korperliche Anzeichen noch durch labordiagnostische Methoden bestatigt werden In Blut und Urin der Betroffenen konnten keine Toxine nachgewiesen werden Die Schwefelwasserstoffkonzentration am Ort des Ausbruchs der Epidemie wurde mit 0 040 ppm gemessen Andere Umweltgifte konnten nicht festgestellt werden 2 Die Maximale Arbeitsplatz Konzentration MAK Wert fur Schwefelwasserstoff liegt bei 10 ppm 3 Nachdem weder Vergiftungen noch Umweltschadigungen nachgewiesen werden konnten endete die Epidemie unvermittelt nach zwei Wochen 4 5 Ursachen BearbeitenDie Ursache der Epidemie war pathogenetisch betrachtet eine psychische Storung 4 Die Epidemie wurde durch psychologische und nicht medizinische Faktoren vor allem durch die offentliche Aufmerksamkeit der Massenmedien beeinflusst und war letztlich eine Massenhysterie 6 Das Phanomen kann dem Nocebo Effekt zugeschrieben werden 7 Politische Aspekte BearbeitenSehr schnell noch bevor offizielle Untersuchungsergebnisse vorlagen kam in dem von Israel besetzten Westjordanland das Gerucht auf dass ein von der Besatzungsmacht eingesetztes schwefelhaltiges Giftgas die Ursache fur die Epidemie sei Ein gelbes Pulver das an den Fensterrahmen der Schule gefunden wurde diente als erster Beweis Das Pulver wurde spater als gewohnlicher Blutenstaub identifiziert Kurz vor der zweiten Epidemiewelle wurden in Dschenin Flugblatter verteilt in denen die dortigen Schulerinnen zum Kampf gegen die Besatzer und zur Erfullung der nationalen Pflicht aufgerufen wurden 8 Die palastinensische Nachrichtenagentur Wafa sprach von einem Massenmord in den besetzten Gebieten Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldete die Anwendung von Giftstoffen gegen die Palastinenser durch die Besatzer Der damalige PLO Chef Jassir Arafat nannte die Vorgange einen Teil des Volkermords am palastinensischen Volk Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen druckte nach einer Debatte seine Besorgnis uber die Vorgange aus ohne zu der Giftgasspekulation Stellung zu nehmen 8 Literatur BearbeitenB Gottwald J Kupfer Psychologische Aspekte in der Umweltmedizin In E Brahler B Strauss Hrsg Handlungsfelder in der Psychosozialen Medizin Verlag Hogrefe Gottingen ISBN 3 8017 1498 5 S 245 265 World Health Agency Condemns Israel Over West Bank Epidemic In New York Times 13 Mai 1983 Schoolgirls in poison riddle PDF 958 kB In Melbourne Herald 28 Marz 1983 Y Z Blum For Zion s sake Associated University Press 1987 ISBN 0 8453 4809 4 S 20 23 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Epidemic of Acute Illness West Bank Centers for Disease Control CDC In MMWR 32 1983 S 205 208 PMID 6406806 a b c P J Landrigan B Miller The Arjenyattah epidemic Home interview data and toxicological aspects In The Lancet 332 1983 S 8365 8366 PMID 6140560 W Bischofsberger Sicherheitsaspekte im Umgang mit Faulgas In Anearobtechnik Verlag Springer 2005 ISBN 978 3 540 06850 1 S 693 701 doi 10 1007 b137857 a b B Modan u a The Arjenyattah epidemic A mass phenomenon spread and triggering factors In Lancet 322 1983 S 1472 1474 PMID 6140559 C Augner Psychische Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf den Menschen PDF 4 7 MB Dissertation Universitat Trier S 19 G W Small J F Borus Outbreak of illness in a school chorus Toxic poisoning or mass hysteria In NEJM 308 1983 S 632 635 PMID 6828094 Z Y Wu K Li Issues about the nocebo phenomena in clinics In Chinese Medical Journal English 122 2009 S 1102 1106 PMID 19493448 a b Gelbes Pulver In Der Spiegel Nr 15 1983 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arjenyattah Epidemie amp oldid 238497295