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Die Arbeiterbibliothek war anfangs der Versuch der sozialistischen und kirchlich sozialen Bewegungen nach 1840 entsprechend ihrem von der Aufklarung gepragten Menschenbild das Massenelend in den Industriezentren durch verstarkte Bildungsangebote zu mildern und gleichzeitig den Einfluss der als schadlich empfundenen Belletristik kommerzieller Leihbibliotheken einzudammen Darum wurde neben fachlichen und politischen Schriften auch gehobene Unterhaltungsliteratur aufgenommen Aus dem Versuch entwickelte sich ein ausserordentlich erfolgreiches Arbeiterbibliothekswesen Die Arbeiterbibliotheken wurden in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr wiederbelebt Inhaltsverzeichnis 1 Arbeiterbibliotheken vor 1878 2 Bibliothek des Fortbildungs und des Arbeitervereins 3 Arbeiterbibliotheken unter dem Arbeiterbildungsinstitut 4 Das Ende der Arbeiterbibliotheken 1933 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksArbeiterbibliotheken vor 1878 BearbeitenDer im Februar 1861 in Leipzig gegrundete Gewerbliche Bildungsverein eroffnete am 11 April 1861 eine Bibliothek die zu Beginn aus 350 gebundenen und 100 broschierten Buchern sowie 13 Zeitschriften bestand August Bebel wurde 1862 zum Vorsitzenden der Bibliothekskommission des Vereins gewahlt Im Jahr 1865 besass die Bibliothek 904 Bucher die 1 391 mal ausgeliehen wurden 1 Der Arbeiterbildungsverein Leipzig formulierte das Ziel dem bereits vorhandenen Wissen das zu entnehmen was dem eigenen revolutionaren Emanzipationskampf der Arbeiterklasse nutzte Mit wachsendem Einfluss vergrosserte er auch seine Bibliothek Ihr Bestand wuchs stetig an und zahlte 1876 2 040 Bucher die 2 017 mal an 185 Leser ausgeliehen wurden 1 Nach Inkrafttreten des Bismarckschen Sozialistengesetzes 1878 wurde mit dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei auch der Verein aufgelost und die Bibliothek beschlagnahmt Auch einzelne Industriegewerkschaften waren Trager von Arbeiterbibliotheken Die alteste Gewerkschaftsbibliothek in Leipzig gehorte dem Buchdruckerverband 1864 besass sie 940 Bande im Jahre 1906 uber 38 000 davon 1 600 Bande Sachliteratur 1884 eroffnete auch der Buchbinderverband seine Bibliothek Der Metallarbeiterverband hatte 1906 z B 1 350 Bande davon 100 Bande Sachliteratur 1 Neben den drei grossen oben genannten Gewerkschaftsbibliotheken besassen weitere 21 Gewerkschaften mit 34 400 Mitgliedern eigene Bibliotheken Bibliothek des Fortbildungs und des Arbeitervereins BearbeitenDas Sozialistengesetz konnte die Arbeiterbewegung nicht vollig ausschalten Am 17 Februar 1879 wurde der Fortbildungsverein fur Arbeiter gegrundet Seine Bemuhungen die beschlagnahmten Bibliotheksbestande des Arbeiter Bildungsvereins zu erwerben scheiterten sodass er neu Bestande aufbauen musste Auch mit Spenden der Arbeiter wurde eine neue Bibliothek etabliert die 1881 uber 574 verfugte nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 uber 1 800 Bande 1 Die Bibliothek Leipzig befand sich von 1894 bis 1907 in Deutrichs Hof Reichsstrasse 8 Arbeiterbibliotheken unter dem Arbeiterbildungsinstitut BearbeitenNach dem Mannheimer SPD Parteitag wurde 1907 das Allgemeine Arbeiterbildungsinstitut ABI gegrundet Es zentralisierte Bibliotheken der SPD und fast aller Industriegewerkschaften die Gewerkschaft der Schuhmacher vereinigte ihren Bestand mit der Zentralbibliothek 1909 Die drei grossen Bibliotheken des Buchdrucker Buchbinder und des Metallarbeiterverbandes blieben bis 1933 selbstandig arbeiteten aber unter Anleitung des ABI mit den anderen Arbeiterbibliotheken zusammen Neben der organisatorischen Zentralisierung des Bibliothekswesens sorgte das ABI auch fur die fachliche Weiterbildung der Bibliothekare der Ortsvereinsbibliotheken der drei Gewerkschaftsbibliotheken und der neu geschaffenen Zentralbibliothek Leiter des ABI und vor allem des Ausschusses fur das Bibliothekswesen war von 1907 bis 1919 Gustav Hennig Er verfasste theoretische Schriften zum Arbeiterbibliothekswesen und gab von 1909 bis 1921 die internationale Zeitschrift Der Bibliothekar heraus Die Zentralbibliothek wurde am 21 April 1907 im Leipziger Volkshaus eroffnet Die 4 000 Bande konnten politisch und gewerkschaftlich organisierte Arbeiter unentgeltlich entleihen 1933 waren es rund 10 000 Bande Allein in Leipzig gab es 1913 in den 59 Bibliotheksstandorten mehr als 60 000 Bucher und Zeitschriften die in dem Jahr 215 000 mal ausgeliehen wurden Nach diesem Hohepunkt wurde die weitere Entwicklung durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 1918 gehemmt Auch die 1918 gegrundete KPD unterhielt spater einige Arbeiterbibliotheken In Leipzig betrieb sie die UNS Produktivgenossenschaft mit einem Verlag einer Buchhandlung und einer kleinen Bibliothek der UNS Bucherstube Doch auch in jenen Jahren wurde das Arbeiterbibliothekswesen deutschlandweit ausschliesslich von der SPD und den Gewerkschaften politisch und organisatorisch geleitet Im Berner Quartier Bumplitz entstand schon fruh eine Arbeiterbibliothek Dafur wurde 1916 die kleine Bibliothek der Sozialdemokratischen Mitgliedschaft Bumplitz mit den Bucherbestanden des Grutlivereins zusammengelegt Die Bibliothek war wahrend weniger Stunden pro Wochen geoffnet 2 Das Ende der Arbeiterbibliotheken 1933 BearbeitenNach der Machtergreifung 1933 gingen die Nationalsozialisten neben der personlichen Verfolgung politischer Gegner rigoros gegen kommunistische sozialdemokratische und gewerkschaftliche Organisationen und Einrichtungen vor Auch deren Bibliotheken wurden zunachst beschlagnahmt Spater wurden wertvolle Bestande entwendet in den Augen der Nazis ungefahrliche Schriften versteigert und die gefahrliche Literatur verbrannt Alle 1933 bestehenden 2 500 Bibliotheken der SPD und Gewerkschaften mit ihren etwa 1 5 Millionen Banden wurden zerstort Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Horst Gebauer Arbeiterbibliotheken in Leipzig in Leihbibliotheken Arbeiterbibliotheken Bucherhallen der Stadt und Bezirksbibliothek Leipzig 1989 ISSN 0863 2049 ISBN 3 86061 001 5 S 31 44 https www bezg ch img publikation 16 1 anliker pdfLiteratur BearbeitenReinhard Buchwald Sozialistische Bildungsarbeit in Die Tat Jena 6 1914 1915 1 Gustav Hennig Die Bibliotheken in Leipziger Volkszeitung Leipzig 17 1910 01 22 17 Othmar Feyl Zur bibliotheksgeschichtlichen Rolle der sozialistischen Arbeiterbewegung Deutschlands in Bibliotheksarbeit heute Aufsatze und Diskussionsbeitrage Folge II Verlag fur Buch und Bibliothekswesen Leipzig 1960 S 42 63 Horst Gebauer Arbeiterbibliotheken und Gewerkschaften in Der Bibliothekar Leipzig 18 1964 11Weblinks BearbeitenArbeiterbibliotheken und Arbeiterlekture im Wilhelminischen Deutschland PDF 15 MB aufgerufen 19 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeiterbibliothek amp oldid 223849096