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Im weiteren Sinne ist jede Bucherei die Bucher verleiht eine Leihbibliothek im engeren Sinne handelt es sich um wirtschaftliche Betriebe die gegen eine bestimmte Gebuhr ein Buch fur einen definierten Zeitraum zur Verfugung stellen Sie ist eine heute nicht mehr gebrauchliche Form des kommerziellen Bucherverleihs Werbeschild einer Leihbuchhandlung Inneres der J S Nordmeyer schen Leihbibliothek in Hannover 1886Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Leihbibliotheken 2 Leihbuchverlage und ihre Produkte 3 Literatur 4 Siehe auch 5 WeblinksGeschichte der Leihbibliotheken BearbeitenDie Leihbibliothek entstand wie die Lesegesellschaften wahrend der Aufklarung um die Diskrepanz von Kaufkraft und Leseinteresse zu uberwinden Sie hatte eine wichtige Funktion fur die Literaturversorgung denn sie wurde von nahezu allen gesellschaftlichen Schichten genutzt Nach Bestand Grosse und Publikum bildeten sich unterschiedliche Typen heraus Dominant war die reine Leihanstalt die meist von einer Buchhandlung oft zusammen mit einem Lesezirkel seltener im Hauptbetrieb gefuhrt wurde Die Bestande schwankten zwischen einigen Hundert Buchern in Winkelleihbibliotheken bis zu mehreren Zehntausend in grossen Anstalten Als neue Organisationsformen entwickelten sich in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts der Novitaten Lesezirkel und das Literatur Institut Im Novitaten Lesezirkel kamen die Bucher ganz neu in Zirkulation wurden nach den ersten Gebrauchsspuren antiquarisch verkauft und waren nicht als Leihbucher gekennzeichnet Im Deutschen Reich erlangte Fritz Borstells Lesezirkel den die Nicolaische Buchhandlung in Berlin 1864 65 grundete eine marktbeherrschende Stellung in Osterreich das Literatur Institut Ludwig amp Albert Last in Wien und in Grossbritannien die 1842 von Charles Edward Mudie in London gegrundete Mudie s Select Library die Ende des 19 Jahrhunderts bereits uber sieben Millionen Bande umfasste nbsp Der neueste Roman Ein Bild aus der Leihbibliothek von Ernst Hausmann 1880Legten die Leihbibliotheken ihre Bestande anfanglich vielfach enzyklopadisch an so konzentrierten sich auch die grosseren Geschafte nach 1815 zunehmend auf Unterhaltungsliteratur Vor dem Aufkommen des Zeitungsromans und noch Jahrzehnte danach war die Leihbibliothek Bedingung einer breiten Romanliteratur Romane wurden grossenteils fur Leihbibliotheken in kleinen Auflagen und zu hohen Preisen produziert Die Brotartikel des Leihbibliothekars waren die Genres der Trivialliteratur in der Goethezeit somit die Familien Geister Rauber und Ritterromane Neben den Erfolgsautoren waren die damals tonangebenden wie die heute geschatzten Romanciers des In und Auslandes ziemlich vollstandig vertreten An ihren Bestanden lassen sich die Modewellen in der Unterhaltungsliteratur ablesen Die Zahl der Leihbibliotheken in Deutschland betrug 1865 617 und stieg bis 1880 auf 1056 Ende des 19 Jahrhunderts kam es zu einer Krise des Leihbuchhandels die aus einem Bundel von Faktoren resultierte Zum Hauptkonkurrenten wurde die Presse die nach franzosischem Vorbild Erzahlliteratur zunehmend im Feuilleton erstveroffentlichte Seit den broschierten Klassikerbandchen Meyer Reclam war gute Literatur zudem fur jedermann erschwinglich Romanzeitungen billige Romanreihen Kolportage und Heftromane machten den Kauf von Unterhaltungsliteratur in allen Schichten moglich Propaganda fur das gute Buch und Polemik gegen das Leihlesen begleiteten den Ausbau des offentlichen Bibliothekswesens im Zuge der Bucherhallenbewegung seit Ende des 19 Jahrhunderts nbsp Katalog der Leihbibliothek des Kaufhauses Tietz in Koln von 1914 mit Buchern in sechs SprachenIn den letzten Jahren der Weimarer Republik breiteten sich die modernen oder pfandlosen Leihbuchereien aus 1932 gab es 10 000 bis 18 000 Buchverleiher das Gewerbe war uberbesetzt die Konkurrenz druckte die Leihgebuhren Zur Interessenvertretung und Regulierung des Gewerbes bildeten sich 1932 33 eigene Institutionen heraus der Reichsverband Deutscher Leihbuchereien die Vereinigung der am Leihbibliothekswesen interessierten Verleger allen voran Wilhelm Goldmann mit seinen Krimis sowie die Fachgruppe Das Deutsche Leihbuchereigewerbe innerhalb der Buchhandlergilde der Vertretung der Sortimenter Mit der Einordnung in die Kulturpolitik des Dritten Reiches ging eine Aufwertung und Sanierung des Gewerbes das durch seine Breitenwirkung fur die Nationalsozialisten von Interesse war einher Die Eingliederung der Leihbuchereien in die Reichsschrifttumskammer brachte eine Beschrankung der Betriebe und die Festsetzung von Mindestleihgebuhren Unter dem Nationalsozialismus wie unter alliierter Besatzung wurden die Bestande gesaubert Im Nachkriegsdeutschland formierten sich bereits von 1945 an in einzelnen Regionen und spater in den Bundeslandern Verbande von Leihbuchhandlern Dabei ging es zunachst um den Austausch und den Nachdruck von Vorkriegsbestanden kurz darauf auch um die Gewinnung der knappen Druckkapazitaten und Papierzuteilungen fur die Produktion von Leihbuchern Da der Borsenverein des Deutschen Buchhandels den Leihbuchhandlern keine volle Mitgliedschaft zugestand schloss sich das Gewerbe 1960 bundesweit zum Deutschen Leihbuchhandler Verband zusammen der bis 1973 bestand Da das Gewerbe kaum reguliert war nahm die Anzahl der Leihnbuchhandlungen schnell zu Die Mehrheit stellten dabei Ausleihstellen die als Nebengeschaft an kleinere Einzelhandels Handwerks und Dienstleistungsbetriebe oder Gaststatten angeschlossen wurden 1960 bestanden rund 28 000 Ausleihstellen davon schatzungsweise 4500 als reine oder hauptsachliche Leihbibliotheken Die Leihgebuhr belief sich in der Nachkriegszeit auf 25 bis 30 Pfennige pro Woche zum Ende der Leihbuch Ara auf bis zu 50 Pfennige Die Betreiber der Leihbibliotheken zahlten in der Nachkriegszeit in der Regel etwas mehr als 5 D Mark fur einen Band Dieser Preis stieg bis in die 1970er Jahre auf bis zu knapp 9 D Mark Sittenromane lagen meist deutlich uber diesen Preisen Allerdings gewahrten die Verlage bei der Abnahme grosserer Stuckzahlen von Leihbuchern hohe Rabatte Der Gesamtbestand aller Leihbibliotheken wird fur das Jahr 1956 auf rund 20 Millionen Bande geschatzt rund vier Mal so viel wie in den offentlichen Buchereien Der Niedergang setzte mit der Verbreitung des Fernsehens und dem Siegeszug des Taschenbuchs nach Mitte der 1950er Jahre ein Zudem waren Leihbucher besonders haufig von Indizierungen und damit Vermarktungsbeschrankungen durch die Bundesprufstelle fur jugendgefahrdende Schriften betroffen die 1954 ihre Arbeit aufnahm Doch blieben die Betriebszahlen lange Zeit hoch weil Grossverleiher massenhaft Verleihstellen in branchenfremden Geschaften einrichteten Der Hauptteil der Bestande bestand aus Frauenromanen Liebes Adels und Schloss Arzt und Heimatromane u a zu den Mannerromanen zahlten Krimis Science Fiction Romane und Western In der DDR wurden privatwirtschaftliche Leihbuchereien ab den 1950er Jahren reglementiert und unterdruckt Im Unterschied zum 18 und 19 Jahrhundert verlief der literarische Kommunikationsprozess den die Leihbuchereien im 20 Jahrhundert organisierten weitgehend abgeschottet von der literaturkritischen Offentlichkeit Sowohl offentliche Buchereien als auch Leihbuchverlage achteten streng auf die Abschirmung beider Angebote gegeneinander Offentliche Buchereien sahen die Unterhaltungsliteratur des Leihbuchgenres in der Regel im Widerspruch zu ihrem Bildungsauftrag Leihbuchverlage verhinderten die Einstellung ihrer Bucher in offentlichen Buchereien um den Leihbibliotheken keine Konkurrenz erwachsen zu lassen Die letzte Leihbibliotheken in der Bundesrepublik stellten in den 1980er Jahren ihren Betrieb ein Einige Inhaber wechselten in das Geschaftsmodell des Lesezirkels Moderne Leihbibliotheken arbeiten oft mit Leihezwang Leihbuchverlage und ihre Produkte BearbeitenNeben einem geringen Angebot von Buchern aus dem normalen Verlagsbuchhandel einem Querschnitt durch das Angebot der Buchklubs fuhrten die Leihbuchereien in der Bundesrepublik Deutschland vor allem die Produkte spezieller Leihbuchverlage Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Verlage sowohl fur den Sortimentsbuchhandel als auch fur Leihbibliotheken tatig Bald etablierten sich jedoch spezielle Leihbuchverlage wahrend Sortimentsverlage das Geschaftsfeld verliessen Der Wirtschaftszweig der Leihbuchverlage war gepragt von wenigen mittelstandischen Unternehmen die den grossten Teil der Buchproduktion sicherstellten und einer Vielzahl von Klein und Kleinstverlagen mit geringem Ausstoss Haufig kam es zu Ubernahmen und Fusionen innerhalb der Szene zu Umfirmierungen und zu Geschaftsaufgaben nach nur kurzem Bestehen Die Eigentumsverhaltnisse vieler Verlage lassen sich heute nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehen Der Fachautor Jorg Weigand geht von insgesamt rund 220 Leihbuchverlagen in der Bundesrepublik und von rund 33 000 erschienenen Titeln aus Auffallig ist die Ballung in strukturschwachen Regionen beispielsweise dem Sauerland wohl wegen der dort niedrigen Lohn und Druckkosten Die Mehrheit der in der Bundesrepublik produzierten Titel waren Frauenromane Mitte der 1970er Jahre stellen mit Bewin in Menden und Rekord in Viersen die letzten Leihbuchverlage ihre Geschaftstatigkeit ein In der Schweiz gab es einige wenige Leihbuchverlage oft mit wirtschaftlichen und rechtlichen Verbindungen zu deutschen Verlagen Aus Osterreich sind entsprechende Unternehmen nicht bekannt Lektorat Verarbeitung und Produktion gingen in der Regel recht schnell vonstatten Bei popularen Autoren lagen zwischen Abgabe des Manuskripts beim Verlag und Verfugbarkeit in den Leihbibliotheken oft nur zwei bis drei Monate Bei wenig bekannten Autoren konnte diese Spanne bis zu neun Monaten betragen Grosse Bedeutung hatten die Titelbilder auch da der Vertrieb an die Leihbuchereien meist uber Kladden mit den verkleinerten Titelbildern stattfand und die Betreiber in aller Regel die Bucher vor der Bestellung nicht lasen Haufig wurden Kinoplakate als Titelbilder verwendet Die Bande hatten in der Regel das Oktavformat und bestanden aus 15 Bogen holzhaltigen und damit minderwertigen Papiers In den Nachkriegsjahren und bei hoherwertigen Produktionen wurden die Bande in Leinen oder Halbleinen gebunden Die Regel waren aber Einbande aus Karton die mit stark farbigen Titelbildern versehen und ab den 1950er Jahren meist mit einer Klarsichtfolie aus Supronyl uberzogen waren einem Kunststoff auf Cellulose Basis Daher ruhrt auch der abwertend gemeinte Begriff Supronyl Schwarten fur die Bucher dieser Gattung Einige ursprungliche Leihbuchautoren wechselten ins Heftroman Genre und in die Produktion fur Buchgemeinschaften und den regularen Buchhandel Beispiele sind Heinz G Konsalik Karl Herbert Scheer Gert Fritz Unger Gunter Donges Franz Kurowski und Susanne Scheibler Ebenso begannen Leibuchverlage mit Beginn der 1960er Jahre verstarkt auch die Formate Heftroman und Taschenbuch herzustellen oft unter Verwendung alterer Leihbuchtexte Insbesondere Western und Frauenromane aus der Leihbuch Ara werden auch heute Stand 2018 noch als Heftromane neu aufgelegt Leihbucher sind heute zu Zielobjekten einer Sammlerszene geworden Uber einen Bestand nahezu aller in Deutschland produzierten Titel des Genres Science Fiction verfugt die Phantastische Bibliothek Wetzlar Literatur BearbeitenGeorg Jager Die deutsche Leihbibliothek im 19 Jahrhundert Verbreitung Organisation Verfall In Internationales Archiv fur Sozialgeschichte der deutschen Literatur Band 2 Max Niemeyer Verlag Tubingen 1977 S 96 134 PDF Georg Jager Hrsg Die Leihbibliothek der Goethezeit Exemplarische Kataloge Gerstenberg Hildesheim 1979 ISBN 3 8067 0758 8 Die Leihbibliothek als Institution des literarischen Lebens im 18 und 19 Jahrhundert Hauswedell Hamburg 1980 ISBN 3 7762 0200 9 Alberto Martino Die deutsche Leihbibliothek Harrassowitz Wiesbaden 1990 ISBN 3 447 02996 X Jorg Weigand Traume auf dickem Papier Das Leihbuch nach 1945 ein Stuck Buchgeschichte Baden Baden 2 Aufl 2018 ISBN 978 3 8487 4893 8Siehe auch BearbeitenArbeiterbibliothek Ox Cart BibliothekWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Leihbibliothek Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leihbibliothek amp oldid 230658528