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Die Aphelidea sind eine artenarme Gruppe intrazellularer Parasitoide von marinen oder im Susswasser lebenden Algenarten des Phytoplankton Zurzeit sind ca 10 Arten in drei Gattungen bekannt weitere Nachweise liegen aus in Gewassern gewonnenen Genproben vor ohne dass die dazugehorigen Organismen schon gefunden und beschrieben worden waren Die Gruppe hat Interesse erregt als einzellige Verwandte der vielzelligen Tiere und Pilze die in der Gruppe der Opisthokonta zusammengefasst werden Sie werfen damit Licht auf die Entstehung dieser Gruppen AphelideaSystematikDomane Eukaryoten Eucaryota ohne Rang Amorpheaohne Rang Opisthokontaohne Rang NucletmyceaStamm CryptomycotaKlasse AphelideaWissenschaftlicher NameAphelideaGromov 2000 Inhaltsverzeichnis 1 Ultrastruktur 2 Lebenszyklus 3 Okologie und Wirte 4 Phylogenie 5 Systematik 6 EinzelnachweiseUltrastruktur BearbeitenDie begeisselte runde bis ovale Zoospore von Aphelidium besitzt eine Geissel mit 9 2 Axonemen Die Struktur des Kinetosomen ist noch nicht im Detail aufgeklart Die zweite Zentriole kann von parallel bis rechtwinklig zum Kinetosom sitzen sie ist mit diesem durch eine faserige Brucke verbunden Am Vorderende der Zelle befinden sich kleine Filopodien die zum Anheften an der Wirtszelle dienen Der Zellkern sitzt nahe dem Vorderende gefolgt von einem Dictyosom Die amoboiden Sporen von Amoeboaphelidium protococcarum sind charakteristisch zweigeteilt wobei alle Zellorganellen im hinteren Teil sitzen Von den Aphelidea sind Mitochondrien beschrieben die sowohl flache wie auch tubulare Cristae ausbilden dieses Merkmal ist offensichtlich innerhalb der Gruppe nicht konstant 1 Lebenszyklus BearbeitenAphelidea besitzen einen komplexen Lebenszyklus Bei der Gattung Aphelidium sucht eine im Wasser mit einer Geissel frei schwimmende Zoospore nach als Wirt geeigneten Algenzellen Ist ein potenzieller Wirt erreicht encystiert sie wobei sie die Geissel abwirft Sie durchdringt die Zellwand des Wirts mit einem Infektionsschlauch Dabei wird erst ein Pseudopodium ausgestreckt das eine Pore oder Offnung der Wand sucht wird keine gefunden schlagt die Infektion fehl Innerhalb der Zyste bildet sich im erfolgreichen Fall eine Vakuole die rasch an Volumen zunimmt bis ihr Druck ausreicht den Zellinhalt durch den Schlauch in die Algenzelle zu drucken Hier bildet der Parasit ein intrazellulares amobenartiges Stadium aus das den Zellinhalt des Wirts mit Pseudopodien verschlingt und in eine zentrale Nahrungsvakuole befordert wo er verdaut wird bis ihr Inhalt restlos verzehrt ist Die stark angeschwollene Zelle bildet durch Kernteilungen ein Plasmodium mit zentraler Vakuole und Restkorper ausgeschiedene und unverdauliche Anteile der Wirtszelle aus Das reife Plasmodium teilt sich in einkernige Zellen die jeweils zu Zoosporen differenzieren dabei wird kein eigenes Sporangium gebildet sondern die Zellwand der ehemaligen Wirtszelle ausgenutzt Die reifen Zoosporen verlassen die Zelle schliesslich durch das Loch das der Infektionsschlauch hinterlassen hat Die Zoosporen schwarmen anschliessend auf der Suche nach neuen Wirtszellen aus Damit ist der Zyklus geschlossen 1 Die anderen Gattungen besitzen einen vergleichbaren Zyklus Bei Amoeboaphelidium sind die Amoben zunachst getrennt und fusionieren erst zum Schluss zu einem Plasmodium Bei dieser Gattung sind auch die Zoosporen amoboid sie besitzen am Hinterende als Relikt ein funktionsloses Pseudocilium Bei Pseudaphelidium werden amoboide Zellen freigesetzt die encystieren und dann erst ein bis vier Zoosporen aus den Zysten freisetzen Einige Arten der Aphelidea konnen zusatzlich dickwandige Dauersporen ausbilden Obwohl bei der Gruppe selbst nicht nachgewiesen nimmt man in Analogie zu anderen Arten mit ahnlichem Lebenszyklus an dass sie sowohl gegen widrige Umweltbedingungen resistenter sind als auch im Zusammenhang mit der sexuellen Fortpflanzung stehen Die Dauerspore mit dicker gelblicher Zellwand bildet sich im Inneren der Zellwand der leergefressenen Wirtszelle Okologie und Wirte BearbeitenAphelidea findet man bevorzugt in nahrstoffreichen eutrophen Gewassern Sie parasitieren darin einzellige oder Zellfaden bildende Algen meist Phytoplankter aber auch bodenlebende benthische Arten oder solche des Aufwuchses epiphytische Sie befallen sogar bodenlebende Algenarten in Gewassernahe Sie sind in daraufhin untersuchten Gewassern weit verbreitet aber keineswegs allgegenwartig Genauere Daten zur Dichte oder Rolle in aquatischen Okosystemen liegen noch nicht vor Als Wirte werden Algenarten der Chlorophyta Grunalgen Xanthophyceae Gelbgrune Algen und Bacillariophyta Kieselalgen genutzt Die meisten Arten parasitieren die Grunalgengattung Chlorococcum und ahnliche Arten oder die gelbgrune Alge Tribonema gayanum die haufig fur Laborkulturen der Aphelidea verwendet wird Sowohl Arten wie auch einzelne Stamme innerhalb von Arten konnen sehr wirtsspezifisch auf nur eine oder wenige Algenarten spezialisiert sein Teilweise wurden substantielle genetische Unterschiede zwischen Stammen derselben Art aus unterschiedlichen geographischen Herkunftsgebieten gemeldet 1 Letcher und Kollegen fanden die Art Amoeboaphelidium protococcarum als Parasit in einer Kultur der Grunalge Scenedesmus dimorphus die experimentell zur Erzeugung von Biokraftstoff aus Algenbiomasse kultiviert wurde 2 Solche Massenkulturen einer Art sind bekanntermassen anfallig fur Parasiten Da sie den Ertrag vermindert besitzt sie moglicherweise als Schadling auch wirtschaftliche Bedeutung Phylogenie Bearbeiten1885 beschrieb Wilhelm Zopf die Art Aphelidium deformans als ersten Vertreter der Gruppe 3 er ordnete sie den Monadinea oder auch Eumycetozoen zu Spater klassifizierte man sie bei den Rhizopoda einer heute ebenfalls als kunstlich zusammengefugt erkannten Gruppierung Wahrend Lebensform und Lebenszyklus einfachen Pilzen wie den Chytridiomycetes ahneln passte die Ernahrung mittels Phagocytose besser zu Amoben die man als Tiere klassifizierte Thomas Cavalier Smith erkannte 1998 die Zugehorigkeit zu der von ihm neu beschriebenen Gruppe der Opisthokonta und leitete damit die moderne Neubewertung ein 2013 klassifizierte er sie als Ordnung Aphelidida in der Klasse Rozellida bei den Kragengeisseltierchen von ihm Choanozoa genannt 4 Er hatte dabei ubersehen dass Boris V Gromov bereits 2000 die Aphelidea als Ordnung beschrieben hatte In der Klassifikation von Cavalier Smith gehoren die Aphelidea demnach in die Holozoa also den Zweig der Opisthokonta dem auch die Tiere angehoren Dies entsprach auch der Auffassung von Sina Adl und Kollegen in ihrer umfassenden Systematik der Eukaryoten 2012 5 Neuere phylogenomische Untersuchungen also Untersuchungen der Verwandtschaftsverhaltnisse anhand des Vergleichs homologer DNA Sequenzen ergaben allerdings Zweifel an dieser Einordnung Eine Studie von Sergey A Karpov und Kollegen 2013 6 ergab eine Gruppierung mit der Gattung Rozella Rozella allomycis und den Microsporidia Eine ahnliche Beobachtung hatten bereits Peter M Letcher und Kollegen an Amoeboaphelidium protococcarum gemacht 2 Eine weitere aktuelle Studie durch Jordi Paps und Kollegen 7 hat die Gruppe nicht berucksichtigt Die bei den Untersuchungen als nahe verwandt ausgewiesene Rozella allomycis erwies sich in einer Untersuchung von Meredith D M Jones und Kollegen 8 zu einer bis dahin ubersehenen Gruppe von Lebewesen gehorig die eine Schwestergruppe zu den Pilzen bilden von ihnen Cryptomycota genannt Eine Einbeziehung in diese Gruppe ist damit derzeit wahrscheinlicher als eine nahere Verwandtschaft mit den anderen Holozoa Karpov und Kollegen 1 gehen sogar so weit aufgrund der basalen Abzweigung der Gruppe in ihrem Kladogramm fur sie einen neuen Stamm aufzustellen den sie Aphelida nennen Systematik BearbeitenDie Aphelidea umfassen die drei folgenden Gattungen 1 Aphelidium Zopf 1885 Gromov 2000 mit sechs beschriebenen Arten Amoeboaphelidium Scherffel 1925 Gromov 2000 emend Karpov mit vier beschriebenen Arten Pseudaphelidium mit der einzigen Art Pseudoaphelidium drebesii Schweikert et Schnepf 1996 Es handelt sich um einen Parasiten der marinen Kieselalge Thalassiosira punctigera gefunden in der Nordsee Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Sergey A Karpov Maria A Mamkaeva Vladimir V Aleoshin Elena Nassonova Osu Lilje Frank H Gleason 2014 Morphology phylogeny and ecology of the aphelids Aphelidea Opisthokonta and proposal for the new superphylum Opisthosporidia Frontiers in Microbiology Volume 5 Article 112 doi 10 3389 fmicb 2014 00112 a b Peter M Letcher Salvador Lopez Robert Schmieder Philip A Lee Craig Behnke Martha J Powell Robert C McBride 2013 Characterization of Amoeboaphelidium protococcarum an Algal Parasite New to the Cryptomycota Isolated from an Outdoor Algal Pond Used for the Production of Biofuel PLoS ONE 8 2 e56232 doi 10 1371 journal pone 0056232 scan der Originalbeschreibung bei archive org T Cavalier Smith 2013 Early evolution of eukaryote feeding modes cellstructural diversity and classification of the protozoan phyla Loukozoa Sulcozoa and Choanozoa European Journal of Protistology 49 115 178 doi 10 1016 j ejop 2012 06 001 Adl S M Simpson A G B Lane C E Lukes J Bass D Bowser S S Brown M W Burki F Dunthorn M Hampl V Heiss A Hoppenrath M Lara E le Gall L Lynn D H McManus H Mitchell E A D Mozley Stanridge S E Parfrey L W Pawlowski J Rueckert S Shadwick L Schoch C L Smirnov A and Spiegel F W 2012 The Revised Classification of Eukaryotes Journal of Eukaryotic Microbiology 59 429 514 PDF Online Sergey A Karpov Kirill V Mikhailov Gulnara S Mirzaeva Iskandar M Mirabdullaev Kira A Mamkaeva Nina N Titova Vladimir V Aleoshin 2013 Obligately Phagotrophic Aphelids Turned out to Branch with the Earliest diverging Fungi Protist Volume 164 Issue 2 195 205 doi 10 1016 j protis 2012 08 001 Jordi Paps Luis A Medina Chacon Wyth Marshall Hiroshi Suga Inaki Ruiz Trillo 2013 Molecular Phylogeny of Unikonts New Insights into the Position of Apusomonads and Ancyromonads and the Internal Relationships of Opisthokonts Protist Volume 164 Issue 1 2 12 doi 10 1016 j protis 2012 09 002 Meredith D M Jones Irene Forn Catarina Gadelha Martin J Egan David Bass Ramon Massana Thomas A Richards 2011 Discovery of novel intermediate forms redefines the fungal tree of life Nature 474 200 203 doi 10 1038 nature09984 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aphelidea amp oldid 226629830