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Antoine Leonard Thomas 1 Oktober 1732 in Clermont Ferrand 17 September 1785 in Oullins war ein franzosischer Rhetoriker und Dichter der Aufklarung Antoine Leonard Thomas von Joseph Siffred Duplessis 1725 1802 Thomas war seinerzeit beruhmt wegen der Eloquenz seiner Reden auf bedeutende Personen der franzosischen Geschichte wie den Marschall von Sachsen den Kanzler des Konigs d Anguesseau den Admiral der franzosischen Flotte Duguay Tronin auf den Duc de Sully Marschall von Frankreich sowie auf den Philosophen Rene Descartes Als seine Glanzleistung gilt die Rede auf Marc Aurel Die Academie francaise zeichnete ihn 1739 1760 1761 1763 und 1765 mit dem Rhetorik Preis Prix d eloquence aus Ausserdem erhielt er 1762 den Akademie Preis fur Poesie Thomas war Habitue mehrerer Pariser Salons die von finanziell unabhangigen Frauen gefuhrt wurden und in denen Literaten Musiker Wissenschaftler und Mitglieder des Adels verkehrten Protegiert wurde er von Mme Geoffrin die ihm eine Pension aussetzte und mit einem Legat von 1 275 Livre bedachte Inhaltsverzeichnis 1 Thomas und die Academie francaise 2 Der Essay uber die Frauen 2 1 Kritik 3 Werke Auswahl 4 Literatur und Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseThomas und die Academie francaise BearbeitenThomas Aufnahme in die Academie francaise gestaltete sich eher schwierig 1 Als er im Jahre 1763 als Anwarter auf einen freiwerdenden Fauteuil im Gesprach war wurde seine Bewerbung gegenuber dem zweiten Kandidaten Jean Francois Marmontel zuruckgenommen sehr zum Missvergnugen seines Dienstherrn des Herzogs von Cesar Gabriel de Choiseul Praslin ministre francais des affaires etrangeres der ihn daraufhin aus seinen Diensten entliess Allerdings wurde er als Kandidat fur den nachsten freien Platz bestimmt und so musste er noch drei weitere Jahre warten um schliesslich den Fauteuil 30 in der Nachfolge des Historikers Jacques Hardion 1686 1766 einzunehmen Seine Antrittsrede hielt er zum Thema Homme de lettres und Burger 2 In seiner Rede betonte er dass ein homme de lettres unabhangig sein musse Am 23 August 1770 hielt er eine weitere Rede auf Marc Aurel die jedoch auf Anordnung des franzosischen Kanzlers nicht gedruckt werden durfte Im folgenden Jahr hielt er zum Anlass der Aufnahme von Lomenie de Briennes in die Academie francaise eine Ansprache in der er auf gewisse Machenschaften des Generalstaatsanwalts Seguier anspielte was vom Publikum mit Beifall aufgenommen wurde Seguier denunzierte ihn beim Kanzler chancelier de France Rene Charles de Maupeou 1688 1755 der Thomas ein Redeverbot in der Offentlichkeit erteilte Daraufhin solidarisierten sich einige Mitglieder der Akademie mit Thomas und setzten Seguier in Quarantane Sein Nachfolger auf den Fauteuil 30 war der franzosische General und Militarschriftsteller Jacques Antoine Hippolyte Guibert Der Essay uber die Frauen BearbeitenAnfang des Jahres 1772 publizierte Thomas einen 140 Seiten umfassenden Text den Essay uber den Charakter die Sitten und den Geist der Frauen in den verschiedenen Jahrhunderten 3 4 Er beginnt dort mit einem breiten historischen Uberblick uber die Sozialgeschichte der Frau auf der Grundlage von Lebensbeschreibungen beruhmter historischer Frauen um dann die Frage zu stellen die zwei Jahrhunderte spater den Feminismus und die Genderforschung bewegen wird Wenn keine Frau mit beruhmten Mannern gleichgezogen hat liegt das an der Erziehung oder an der Natur Si aucune femme s est mise a cote des hommes celebres est ce la faute de l education ou de la nature Nach Einschatzung von Trouille 5 bleibt Thomas in seinem Essay im Rahmen uberkommener Geschlechter Stereotype Die Unfahigkeit von Frauen mit beruhmten Mannern gleichzuziehen verortet er in ihrer Natur an ihren zarten Nerven ihrer angeborenen Bescheidenheit und ihrem behuteten Leben Ihre Unterlegenheit gegenuber dem Mann sowohl in den Wissenschaften als auch in den Kunsten sei ihrer naturlichen Ungeduld ihrer mangelnden Ausdauer und ihrer Unfahigkeit zu starken Emotionen geschuldet Die Imaginationskraft der Frau sei moglicherweise dem Spiegel ahnlich der alles reflektiere aber nichts Neues schaffe Ihre naturgegebene Rolle sei die der Frau und Mutter und nicht eine exponierte Stellung in der Offentlichkeit Den Hang von Frauen der Pariser Gesellschaft seiner Zeit sich in die Politik einzumischen bzw sich offentlich zu exponieren halt er fur unnaturlich Andererseits erkennt und bedauert er die Unterdruckung der Frau uber die Jahrhunderte Schon vor Erscheinen seiner Untersuchung als Thomas von seinem Projekt im Freundeskreis erzahlte zog er sich den Spott der einflussreichen Correspondance litteraire zu die ausser von Melchior Grimm auch von dessen langjahriger Freunden Louise d Epinay und Denis Diderot redigiert wurde Antoine Leonard Thomas galt allgemein als Jungfrau vierge und man bezweifelte offentlich seine Eignung fur eine derartige Untersuchung Im Mai 1771 trug Thomas seinen Essay aus Anlass der Einfuhrung des Abbes Arnaud 1721 1784 in die Akademie offentlich vor woraufhin die Correspondance dem Autor suffisant empfahl zum Nutzen seiner Untersuchung sich doch intimer mit den Heroinen der Salons in denen er verkehrte einzulassen 6 Im Marz 1772 erschien das Buch im Druck und in der Correspondance vom 1 April des gleichen Jahres ging Diderot dann in einer Buchbesprechung wenig zimperlich mit dem Autor ins Gericht Sein Verriss verbreitete sich in den Salons der Autor war der Lacherlichkeit preisgegeben Kritik Bearbeiten Pathos und Leidenschaft fur sein Sujet die Diderot bei dem Autor vermisst hat der Kritiker selbst im Ubermass In einer leidenschaftlichen und selbstbezogenen Rezension entwirft er das Bild der Frau als dem einzigen Wesen auf dieser Welt das uns Gefuhl mit Gefuhl vergilt und sein Gluck in dem Gluck findet das es uns schenkt S 14 7 Die fundamentale Differenz zwischen Mann und Frau die Tendenz der Frau zur Hysterie ihr Hang Affekte und Emotionen bis zu einem Grad zu steigern den ein Mann nie erleben wird S 14 verortet Diderot allein in den naturgegebenen biologisch physiologischen Unterschieden der Geschlechter Ihre biologische Disposition bestimmt sie fur ihre Rolle als Ehefrau und Mutter und sowohl die Erziehung durch die eigene Mutter als auch die Spielregeln der Gesellschaft zwingen sie in eine Knechtschaft S 26 von der er Diderot sie befreien wurde wenn er nur konnte Die absolute Gegenposition nimmt Louise d Epinay ein In ihrem Brief vom 14 Marz 1772 an Abbe Ferdinando Galiani ausserte sie sich schockiert uber die Banalitat von Thomas Argumentation Die vom Autor geausserte Anteilnahme am Schicksal der Frau halt sie fur Heuchelei Es sei eine Tatsache so fuhrt sie in ihrem Brief aus dass Manner und Frauen sowohl in ihren physischen als auch intellektuellen Fahigkeiten absolut gleich sind Als Beleg fuhrt sie die Frauen der Naturvolker an les femmes sauvages 8 die so robust und agil seien wie die Manner Die angebliche korperliche Schwache von Frauen sei allein Folge der Erziehung und des kulturellen Umfelds Nach ihrer Meinung haben Frauen und Manner seit Geburt die gleichen kognitiven Fahigkeiten die es ihnen erlauben offentlich aktiv zu werden 9 Im Zuge der Feminismus Debatten des vorigen Jahrhunderts wurde Thomas Text gelegentlich neu gelesen Die amerikanische Historikerin Mary Trouille die sich in ihrer Forschung auf die Rolle der Frau im 18 Jahrhundert fokussiert hat sieht in Thomas den Verfechter einer traditionellen Rollenzuweisung der Frau die Tendenz von Frauen seiner Zeit sich offentlich in die Politik einzumischen die traditionellen Geschlechterrollen zu vermengen halte er fur unnaturlich zum Segen der Regeneration der Gesellschaft sei es notwendig dass die Frauen sich wieder auf ihre Rolle als Mutter und Huterinnen hauslicher Tugenden besannen Laut Badinter hat Thomas das Verdienst Fragen formuliert zu haben die in der feministischen Debatte immer noch virulent sind Sie zieht folgendes Fazit Gleicht die Frau dem Mann sodass es sich gehort sie als Partnerin zu behandeln Oder aber bleibt sie immer Das Andere L autre mit allen unzerstorbaren Merkmalen des Unterschieds ausgestattet die zugleich Verlangen und Furcht hervorrufen Im ersten Fall stellt sich Gleichheit von selbst her anderenfalls ist sie schwierig zu realisieren Gleichheit in der Differenz erkennen und anerkennen ist eine schone Vorstellung aber ist das nicht auch eine schone Utopie 10 Werke Auswahl BearbeitenPoesis diverses 1763 Odes sur les temps 1 Œuvres de Thomas Belin Paris 1819 Essai sur le caractere les mœurs et l esprit des femmes dans les differens siecles 1772 2 Essai sur les eloges 1773 Literaturtheoretische Untersuchung uber das Genre der Preisrede Literatur und Quellen BearbeitenMary Trouille Sexual textual politics in the Enlightment Diderot and d Epinay respond to Thomas s essay on women In The Romantic Review 1 Marz 1994 A L Thomas Diderot Madame d Epinay Qu est ce qu une femme In Elisabeth Badinter Un debat preface P O L Paris 1989 Volltext PDF 15 kB Text von Thomas Essai sur le caractere des femmes sowie die Reaktionen von Denis Diderot und Mme d Epinay auf den Essai eingeleitet mit einem Vorwort der franzosischen Philosophin und Soziologin E Badinter Melinda Caron Conversation intime et pedagogie dans Les conversations d Emilie de Louise d Epinay 2003 Kapitel 2 4 Critiques sociales et pedagogiques dans la correspondance avec l abbe Galiani Volltext Ferdinando Galiani Louise d Epinay Correspondance Bd 3 Marz 1772 Mai 1773 Redigiert von Daniel Maggetti 1994 Denis Diderot Grunde meinem alten Hausrock nachzutrauern Uber die Frauen Zwei Essays Aus dem Franzosischen von Hans Magnus Enzensberger Neuauflage Friedenauer Presse Berlin 2010 ISBN 978 3 921592 76 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Antoine Leonard Thomas Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Antoine Leonard Thomas im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Quelle fur dieses Kapitel Academie francaise De l homme de lettres considere comme citoyen Essai sur le chactere les mœurs et l esprit des femmes dans les differens sic siecles Dieses Werk wurde von Freiheitskampfer 1848 1849 Daniel Fenner von Fenneberg ins Deutsche ubersetzt erschienen 1839 in Marburg N G Elwert Mary Trouille Sexual textual politics in the Enlightenment Diderot and d Epinay respond to Thomas s essay on women In The Romantic Review 1994 ISBN 0 7914 3490 7 Vorwort von E Badinter In A L Thomas Diderot Madame d Epinay Qu est ce qu une femme Paris P O L 1989 Alle wortlichen Zitate Diderots aus Denis Diderot Grunde meinem alten Hausrock nachzutrauern Uber die Frauen 2010 Kapitel 2 4 Critiques sociales et pedagogiques dans la correspondance avec l abbe Galiani Aus Melinda Caron Conversation intime et pedagogie dans Les conversations d Emilie de Louise d Epinay 2003 Elisabeth Badinter A L Thomas Diderot Madame d Epinay Qu est ce qu une femme Un debat preface Paul Otchakovsky Laurens P O L Paris 1989 ISBN 2 86744 146 3 Badinter 1989 Normdaten Person GND 117625264 lobid OGND AKS LCCN n86812466 VIAF 9877946 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thomas Antoine LeonardKURZBESCHREIBUNG franzosischer Rhetoriker und Dichter der AufklarungGEBURTSDATUM 1 Oktober 1732GEBURTSORT Clermont FerrandSTERBEDATUM 17 September 1785STERBEORT Oullins Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antoine Leonard Thomas amp oldid 233909637