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Als Ankopplung wird in der Raumfahrt die Verbindung zweier Raumschiffe oder Module wahrend eines Weltraum Rendezvous bezeichnet die sich dazu auf einer fast identischen Bahn befinden mussen Eine spatere Losung der Verbindung heisst Abkopplung Progress beim Andocken an die ISSSpaceX Dragon beim Anlegen an die ISSDas selbststandige Ankoppeln eines frei fliegenden Raumschiffs wird auch als Andocken englisch docking bezeichnet Hingegen wird das Ankoppeln mit Hilfe eines Roboterarms als Anlegen englisch berthing bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Sowjetische bzw russische Kopplungssysteme 2 1 Kopplungssystem Kontakt 2 2 Kopplungssystem des 7K OK 2 3 SSWP 2 4 APAS 3 US amerikanische Kopplungssysteme 3 1 Dockingsystem der Apollo 4 Kopplungsstutzen der Internationalen Raumstation ISS 4 1 APAS 95 4 2 SSWP G4000 4 3 SSWP M8000 4 4 CBM 4 5 LIDS 4 6 IBDM 4 7 NDS 4 8 SSAS 4 9 RTAS 4 10 MRTAS 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 QuellenAllgemeines BearbeitenDer Zweck der Ankopplung kann ein rein technischer sein gemeinsame Stromversorgung Datenaustausch usw oder in der bemannten Raumfahrt um der Besatzung den Uberstieg in ein anderes Modul oder in eine Raumstation zu ermoglichen Die bisher benutzten Module zum Beispiel die Module der Raumstation Mir dienten unter anderem zur Himmels und Erdbeobachtung und fur biologische technische oder physikalische Experimente Fur den Uberstieg einer Mannschaft muss der Verbindungskanal vollig luftdicht sein und eine lichte Weite von mindestens 70 cm aufweisen bekleidet mit einem Raumanzug etwa 100 cm Nach dem Raketenstart zum Besatzungswechsel auf der Internationalen Raumstation erfolgt die Ankopplung innerhalb von zwei Tagen nach dem neuen Regime schon nach 6 Stunden Damit zwei Raumfahrzeuge aneinander koppeln konnen mussen ihre Umlaufbahnen nahezu identisch sein und ihre gegenseitige Geschwindigkeit ein technisch vorgegebenes Limit unterschreiten das bei empfindlichen Modulen im Bereich einiger Zentimeter pro Sekunde liegt und dies bei Bahngeschwindigkeiten zwischen 7 und 8 km s Die Annaherung der beiden Bahnen erfolgt in der Regel schrittweise da die einzelnen hierzu notigen Bahnmanover nicht mit letzter Genauigkeit moglich sind dazwischen sind genaue Bahnbestimmungen erforderlich die zumeist durch terrestrische Bodenstationen unterstutzt werden Erst in der letzten Annaherungsphase sobald Sichtkontakt besteht und die Distanzen unter einigen Kilometern liegen ist eine direkte Ansteuerung durch die Raumfahrer moglich und sinnvoll Hilfsmittel dafur sind Radar Dopplereffekt und visuelle Kreuzpeilung Die vollautomatische Ankopplung wurde von Russland ab etwa 1970 entwickelt und seit etwa 2000 allgemein ublich Hierfur typische Docking Relativgeschwindigkeiten sind beziehungsweise waren Space Shuttle 2 cm s Sojus Progress 25 cm s ATV 7 cm sDie erste Ankopplung der Raumfahrt erfolgte am 16 Marz 1966 durch Gemini 8 gesteuert durch Neil Armstrong und David Scott Kopplungspartner war das Gemini Agena Target Vehicle ein unbemannter Zielsatellit Die erste automatische Ankopplung wurde von zwei unbemannten Sojus Raumschiffen durchgefuhrt Kosmos 186 und 188 koppelten am 30 Oktober 1967 Im Juni 1997 fuhrte ein fehlgeschlagenes Ankoppelungsmanover eines Progress Raumschiffs mit der Raumstation Mir zur Kollision mit dem Spektr Modul der Raumstation welches dabei schwer beschadigt wurde Dabei war das Leben der damaligen Mir Besatzung ernsthaft in Gefahr Der russische Ingenieur Wladimir Siromjatnikow 1 gilt als Ubervater der russischen Dockingmodule Sowjetische bzw russische Kopplungssysteme BearbeitenKopplungssystem Kontakt Bearbeiten Fur das Mondprogramm wurde ein Kopplungssystem namens Kontakt entwickelt Es bestand aus einem passiven und einem aktiven Teil Der aktive Teil am Mondraumschiff Sojus 7K LOK sollte in eine Platte mit mehreren Lochern am Mondlandemodul LK einhaken Dieses System kam aber aufgrund der Probleme mit der Mondrakete N1 nie zum Einsatz 2 nbsp Kontakt KopplungssystemKopplungssystem des 7K OK Bearbeiten Auch dieses System besteht aus einem passiven und einem aktiven Teil Der passive Teil hat die Form eines Trichters und nimmt den aktiven Teil auf Dieses System wurde zur Kopplung von Sojus Raumschiffen untereinander entwickelt Es koppelte die beteiligten Raumschiffe mechanisch und elektrisch aneinander Allerdings bestand keine Moglichkeit fur die Raumfahrer durch den Kopplungsadapter hindurch die Raumschiffe zu wechseln Ein Umstieg konnte nur mittels eines Weltraumaustiegs durchgefuhrt werden Erstmals kam das System beim Flug der unbemannten Sojus Raumschiffe Kosmos 186 und 188 zum Einsatz 2 nbsp Kopplungssystem des 7K OK rechts der aktive und links der passive PartSSWP Bearbeiten Das Kopplungssystem wurde fur die Kopplung der Sojus Raumschiffe mit den Saljut Stationen entwickelt und besteht aus einem aktiven und passiven Teil 3 nbsp Kopplungssystem seit 7K T rechts der aktive und links der passive Part bis heute im EinsatzAPAS Bearbeiten Das Androgynous Peripheral Attach System APAS russisch ASPP Agregat Stykovochnyj Passivnyj Periferijnyj Gerat zum passiven peripheren Koppeln wurde 1975 als APAS 75 System fur das Apollo Sojus Test Projekt entwickelt Teilweise wurden in dem Projekt auch die Bezeichnungen Androgynous Peripheral Assembly System APAS und Androgynous Peripheral Docking System APDS fur die Kopplungstechnik verwendet Spater entstand daraus auf sowjetischer Seite das APAS 89 System fur die Kopplung der Raumfahre Buran an die Raumstation Mir Mittels eines Adapters konnten auch US amerikanische Space Shuttles an der Mir an dem System andocken Fur die ISS wurde zur Kopplung der Space Shuttles das System als APAS 95 weiterentwickelt nbsp Systemskizze APAS 75 von Sojus 7K TM nbsp Das androgyne Kopplungssystem APAS 89 von Buran fur das Space Shuttle zu APAS 95 weiterentwickeltUS amerikanische Kopplungssysteme BearbeitenDockingsystem der Apollo Bearbeiten Konzeptionell ahnlich dem System der Sojus bestand das Dockingsystem des Apollo Raumfahrzeuges aus einem aktiven Teil am Kommandomodul CM und einem passiven Teil an der Mondlandefahre bzw am MDA im Falle von Skylab Die Sonde des aktiven Teils wurde durch eines der beiden Raumschiffe gesteuert in den Kegel des passiven Teils eingefuhrt und durch ein Federsystem herangezogen Am Aussendurchmesser rasteten daraufhin zwolf krallenartige Riegel ein und verbanden die Fahrzeuge fest miteinander Sonde und Kegel mussten anschliessend manuell entfernt und gelagert werden Die Verbindung war einerseits elektrisch durch Entriegelung der Riegel andererseits pyrotechnisch durch Absprengen der gesamten Dockinghardware die dann auf der passiven Seite verblieb trennbar nbsp Passiver Teil nbsp Aktiver Teil von Apollo nbsp Aktiver Teil von Apollo nbsp Das Kommando und Servicemodul links kurz vor dem Kontakt mit der Aufstiegsstufe der Apollo Mondlandefahre rechts Kopplungsstutzen der Internationalen Raumstation ISS BearbeitenZur Kopplung der Module der ISS kommen dem Zweck entsprechend verschiedene Kopplungsmechanismen zum Einsatz Es gibt verschiedene Kopplungssysteme fur die unter Druck stehenden Teile wie auch fur nicht unter Druck stehende Module oder Geratetrager Der russische Teil verwendet die schon in der Sowjetunion entwickelten Systeme der US amerikanische Teil entsprechend andere Zur Kopplung der beiden Hauptteile der ISS wird der Pressurized Mating Adapter 1 mit einem passiven Common Berthing Mechanism auf der US und einem passiven APAS 95 Stutzen auf der russischen Seite eingesetzt Mit dem International Docking System Standard wurde von den Partnern der ISS 2010 ein offener Standard fur Kopplungsadapter geschaffen der die Vielfalt der Systeme in der internationalen Raumfahrt reduzieren bzw zueinander kompatible Systeme schaffen soll APAS 95 Bearbeiten Das russische Androgynous Peripheral Attach System APAS 95 ist die Weiterentwicklung des APAS 89 Systems 3 Es wird fur die Verbindung des russischen Teils mit dem US amerikanischen Teil der ISS am Pressurized Mating Adapter PMA 1 eingesetzt Ausserdem kam es zum Andocken von Zubringerfahrzeugen an den PMAs 2 und 3 zum Einsatz 4 bevor diese 2016 und 2019 mittels IDA Adaptern auf den IDSS Standard umgerustet wurden nbsp APAS 95 im aktiven Betriebsmodus am Space Shuttle nbsp APAS 95 im passiven Betriebsmodus an PMA 2SSWP G4000 Bearbeiten Dies ist der passive Teil des Sojus Kopplungssystems und ist an Pirs Poisk Rasswet und Swesda zum Koppeln von Sojus Progress und ATV verbaut nbsp Passiver Kopplungsadapter des Sojustyps an Pirs nbsp Aktiver Kopplungsadapter an dem russischen Raumfrachter ProgressSSWP M8000 Bearbeiten Das SSWP M8000 ist ein sogenanntes Hybrid System das aus SSWP und APAS fur die Kopplung der grossen russischen Module entwickelt wurde Dieses nutzt den Aussenring des APAS und das Trichter Stangen Design des SSWP Damit hat es einen grosseren Durchmesser als das SSWP G4000 Zum Einsatz kommt es zur Kopplung der Module Sarja Swesda Pirs und Poisk nbsp Pirs Modul kurz vor dem Andocken an die ISS Man sieht den aktiven Kopplungsstutzen des Hybrid Systems mit dem das Modul an der Station koppeltCBM Bearbeiten Der US amerikanische Common Berthing Mechanism CBM ist mit 127 cm Durchmesser auch fur grosse Frachtstucke geeignet Er verbindet die US amerikanischen Teile der ISS untereinander und wurde zum Andocken mit dem Multi Purpose Logistics Module verwendet Jetzt nutzen das japanische HTV Versorgungsraumschiff die Dragon und die Cygnus diesen Mechanismus nbsp MPLM Shuttle Frachtmodul nbsp HTV japanisches Versorgungsmodul nbsp PMA 1 die russisch amerikanische Verbindungsstelle der ISSLIDS Bearbeiten Das US amerikanische Low Impact Docking System LIDS war fur die Ankopplung des ursprunglich geplanten und 2002 eingestellten X 38 Crew Return Vehicle vorgesehen Es sollte die nachste Generation des APAS Kopplungsadapters darstellen 4 Ursprunglich sollte dann das Crew Exploration Vehicle aus dem sich spater das Orion Raumschiff entwickelte mit diesem Adapter versehen werden um an der ISS andocken zu konnen 5 Da die NASA keine Fluge des Orion Raumschiffs mehr zur ISS plant wurde dieses Projekt eingestellt Die Adapterentwicklung fand ihre Fortsetzung im international Low Impact Docking System iLIDS bzw dem NASA Docking System NDS die kompatibel zum IDSS Standard gestaltet wurden nbsp Low Impact Docking System nbsp PMA 2 und PMA 3 mit AdapterringenIBDM Bearbeiten Der International Berthing and Docking Mechanism IBDM wird unter der Regie der ESA entwickelt Anfang 2016 wurde bekanntgegeben dass die ESA den ersten Andockadapter fur den Dream Chaser beistellen wird 6 Der IBDM ist kompatibel zum IDSS Standard NDS Bearbeiten Hauptartikel NASA Docking System NDS das NASA Docking System ist die praktische Umsetzung der NASA fur den IDSS Standard Das NDS wurde erstmals an den IDA Adaptern ausgefuhrt Diese verfugen auf der Raumstationsseite uber einen APAS 95 Andockstutzen und wurden auf die beiden freien PMAs gesetzt IDA1 ging 2015 beim Start verloren IDA2 wurde 2016 und IDA3 2019 zur ISS gebracht und montiert 2019 dockte erstmals ein Raumschiff eine Dragon V2 dort an Auch die neuen Raumschiffe CST 100 Starliner und Dream Chaser sollen an den NDS Stutzen anlegen SSAS Bearbeiten Das Segment to Segment Attachment System SSAS verbindet Teile der Integrated Truss Structure S0 mit S1 S1 mit S3 sowie S0 mit P1 und P1 mit P3 RTAS Bearbeiten Das Rocketdyne Truss Attachment System RTAS verband Z1 mit P6 wahrend des Aufbaus der Station Nach der Fertigstellung verbindet das RTAS P6 mit P5 und S6 mit S5 MRTAS Bearbeiten Das Modified Rocketdyne Truss Attachment System MRTAS besteht je aus einem passiven und aktiven Teil und verbindet P5 mit P4 und S5 mit S4 Siehe auch BearbeitenZur Theorie der Bahnubergange siehe Himmelsmechanik und Ubergangsbahn Literatur BearbeitenAlbert Ducrocq Sieg uber den Raum rororo 1961 Richard Heinrich Giese Raumfahrttechnik Band I Bibliogr Institut Mannheim 1966 R Wallisfurth Russlands Weg zum Mond Econ Verlag Wien Dusseldorf 1964 Wigbert Fehse Handbook Automated Rendezvous and Docking of Spacecraft Cambridge University Press 2008 Online Information Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dockingsysteme Sammlung von BildernQuellen Bearbeiten James Oberg When two spacecraft meet they rely on Vladimir Syromyatnikov IEEE Spectrum 1 April 2006 abgerufen am 29 Juni 2013 englisch a b David S F Portree MIR Hardware Heritage PDF 4 MB NASA 1995 abgerufen am 26 Marz 2023 englisch a b Anatoly Zak Docking systems In RussianSpaceWeb 2 Mai 2023 abgerufen am 22 August 2023 englisch a b ISS Interface Mechanisms and their Heritage PDF 3 MB NASA abgerufen am 4 November 2011 englisch NASA NASA s Exploration Systems Architecture Study PDF November 2005 S 38 Seite 44 im PDF abgerufen am 4 April 2023 englisch It is recommended that the CEV utilize an androgynous Low Impact Docking System LIDS to mate with other exploration elements and the ISS Europe to invest in Sierra Nevada s Dream Chaser cargo vehicle SpaceNews com 22 Januar 2016 abgerufen am 27 Dezember 2018 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ankopplung Raumfahrt amp oldid 238926984