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MissionsdatenMission SpektrBesatzung unbemanntZiel MirStartfahrzeug ProtonStart am 20 Mai 1995 BaikonurKopplung am 1 Juni 1995Abkopplung am Wiedereintritt am 23 Marz 2001Flugdauer 2 134 Tagevergluht uber PazifikErdumkreisungen rund 34 500vorherige TKS Mission Kristall folgende TKS Mission PrirodaSpektr russisch Spektr Spektrum ist der Name eines wissenschaftlichen Moduls mit dem die russische Raumstation Mir 1995 erweitert wurde Spektr wurde insbesondere durch internationale Zusammenarbeit und durch eine Kollision mit einem Frachtschiff bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Start und Installation 3 Wissenschaftliche Aufgaben 4 Unfall 5 Schlussfolgerungen 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEntwicklung BearbeitenIm Auftrag des sowjetischen Verteidigungsministeriums entwickelte der Hersteller Tschelomei in einem strenggeheimen Militarprojekt ein weltraumgestutztes System zur Abwehr von Interkontinentalraketen Wie bereits bei anderen Projekten wurde zur Vereinfachung der Entwicklung auf die bewahrte Grundlage des TKS Raumschiffs zuruckgegriffen Der ursprungliche Plan sah die Ausrustung eines TKS Raumschiffs mit Abfangraketen vom Typ Oktava mit entsprechender Sensortechnik zur Erfassung und Verfolgung feindlicher Interkontinentalraketen vor Der Prototyp dieses Systems sollte zunachst autonom im Weltraum getestet werden und anschliessend fur intensive Erprobungen der Ausrustung durch eine Besatzung an die Raumstation Mir angedockt werden Gegen Ende des Kalten Krieges und nach Auflosung der Sowjetunion im Jahre 1992 wurde das militarische Weltraumprogramm weitgehend eingestellt Das weit fortgeschrittene Projekt Spektr wurde gestoppt und der bisher gebaute Prototyp zunachst konserviert nbsp Spektr nach Umbau mit den vier SolarmodulenIm Juli 1993 wurde ein gemeinsames Raumfahrtprogramm zwischen den USA und Russland beschlossen um als Fernziel eine Internationale Raumstation als standig bewohnten Vorposten der Menschheit im All zu verwirklichen Um die notwendigen Erfahrungen zu sammeln unterzeichneten Russland und die USA dazu 1993 zunachst das Shuttle Mir Programm uber zehn Shuttle Fluge zur russischen Mir sowie uber Langzeitaufenthalte von US Astronauten auf der Raumstation Neben einer pauschalen Zahlung von rund 400 Millionen US Dollar stellte die NASA zusatzliche Mittel bereit um Spektr in ein ziviles Forschungsmodul umzuwandeln und zur Mir zu starten Im Gegenzug verpflichtete sich Russland US amerikanische Experimente und Ausrustung in Spektr aufzunehmen Als wesentliche Anderung wurde am hinteren Teil von Spektr anstelle der Oktava Raketeneinrichtung zusatzlicher Raum fur zwei weitere Solarpaneele zur Versorgung der Station mit Energie geschaffen Wie bei den anderen Modulen betrug der maximale Durchmesser 4 1 Meter durch den Einbau der zusatzlichen Solarzellen am Heck bildete Spektr mit rund 14 Metern das langste Erweiterungsmodul Der druckbeaufschlagte Innenraum betrug etwa 62 Kubikmeter Die kleine Luftschleuse die ursprunglich zur Aussetzung von Zielattrappen gedacht war wurde um einen aussenliegenden Roboterarm erganzt und zur Aussetzung von Experimenten in den freien Weltraum modifiziert Die Planungsphase des Umbaus wurde 1993 abgeschlossen und der Start zunachst fur 1994 vorgesehen Start und Installation Bearbeiten nbsp Mir nach Installation von Spektr unten und Umsetzung von Kristall links nbsp Aufbau des Spektr ModulsDer Einbau und die Anpassung von NASA Ausrustung an russische Standards verzogerte jedoch die Fertigstellung von Spektr so dass der Start an Bord einer Proton erst am 20 Mai 1995 erfolgen konnte Spektr war damit das erste Modul fur die Raumstation das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und rund funfjahriger Pause der Aufbausequenz gestartet werden konnte Mit einem Startgewicht von rund 20 Tonnen entsprach Spektr in etwa den anderen Modulen auf TKS Basis Kwant 2 und Kristall Die automatische Andockung erfolgte nach zwolftagigem autonomen Flug am 1 Juni 1995 zunachst in gewohnter Weise am axialen Andockpunkt des Kopplungsknoten der Mir Um genugend Raum fur die Solarzellen zu schaffen und um den axialen Andockpunkt wieder fur Sojus Raumschiffen und Progress Transporter zu raumen erfolgte einen Tag spater durch den Roboterarm der Mir die Umsetzung an die radiale Position gegenuber von Kwant 2 Diese musste zunachst von Kristall freigegeben werden das vor der Installation von Spektr um 90 versetzt wurde Spektr verblieb bis zum kontrollierten Absturz des gesamten Komplexes am 23 Marz 2001 im All Wissenschaftliche Aufgaben BearbeitenBemerkenswert ist dass die ursprungliche militarische Ausrustung komplett entfernt wurde und die leere Hulle von Spektr komplett neu eingerichtet wurde Beim Umbau wurde akribisch darauf geachtet dass die Einrichtungen des militarischen Projektes nicht in die Hande der Amerikaner fallen so dass bis heute nicht alle Details uber die ursprungliche Ausstattung bekannt sind Nach dem Umbau befand sich erstmals wissenschaftliche Ausrustung der NASA mit an Bord der russischen Raumstation Die primare Aufgabe von Spektr nach dem Umbau bestand in der Erduberwachung und Fernerkundung der Erde Dazu verfugte Spektr uber Einrichtungen zur Erforschung der Erdatmosphare sowie fur geophysikalische Untersuchungen insbesondere dem Aufspuren von Bodenschatzen Mit Hilfe einer umgerusteten Schleuse konnten Experimente an der Aussenwand angebracht und die Auswirkungen kosmischer Strahlung erforscht werden Im Innenraum fanden sich neben benotigter Ausrustung fur das Shuttle Mir Programm US amerikanische Vorrichtungen fur Materialforschung biologische Forschung und die Erforschung von Grundlagen zum Betrieb einer Raumstation Daruber hinaus diente Spektr als Lebens und Arbeitsbereich fur amerikanische Astronauten Als Besonderheit unterschieden die vier x formig angeordneten Solarmodule Spektr ausserlich stark von den anderen Modulen Mit einer Flache von zusammen rund 65 Quadratmetern produzierten diese knapp sieben Kilowatt Energie die in entsprechenden Akkumulatoren gespeichert werden konnte Damit stellte Spektr den wichtigsten Stromlieferanten der Mir und insbesondere fur die Module Kristall SDM und Priroda dar welche grosstenteils ohne eigene Solarzellen operierten Unfall Bearbeiten nbsp Beschadigungen an einem der Solarpaneele nach der Kollision mit einem Progress Raumfrachter nbsp Schaden an den Radiatoren und der Aussenhaut nach der KollisionAm 25 Juni 1997 kollidierte der unbemannte Frachter Progress M 34 beim automatischen Andockmanover mit Spektr Die Kollision ereignete sich aufgrund eines Fehlers bei der Erprobung eines neuen Leit und Annaherungssystems mit TORU Neben einer erheblichen Beschadigung der filigranen Solarzellen verursachte der Zusammenstoss ein Loch in der Aussenhaut von Spektr wodurch der Luftdruck an Bord der gesamten Raumstation abfiel Zur Zeit der Kollision war die Mir mit den Kosmonauten Wassili Ziblijew und Alexander Lasutkin sowie dem amerikanischen Astronauten Michael Foale besetzt die sich durch den Druckverlust in akuter Lebensgefahr befanden Anstelle die Station mit dem angedockten Sojus TM 25 zu verlassen verschloss die Besatzung umgehend das beschadigte Modul hermetisch musste dazu allerdings mehrere durch den Andockpunkt verlegte Kabel und Schlauchverbindungen ubersturzt durchtrennen 1 Zum Zeitpunkt des Unfalles war Spektr das wichtigste Modul der Mir zur Erzeugung von Elektrizitat Durch die Beschadigung der Solarzellen und durch die Trennung von wichtigen Verbindungen beim Versiegeln von Spektr konnten die Solarpaneele von Spektr nicht mehr in die Sonne gedreht werden und den erzeugten Strom nicht mehr an die Station abgeben Damit ging zunachst die gesamte Stromversorgung von Spektr und damit fast die Halfte der Gesamtenergie der Mir verloren Nach dem Unfall fehlte somit der Strom zum Betrieb von Experimenten und von wesentlichen Anlagen der Mir Weiterhin verlor die NASA durch die Abschottung viele ihrer Experimente und der Astronaut Michael Foale den Grossteil seiner personlichen Ausrustungsgegenstande da diese uberwiegend in Spektr untergebracht waren Der erste Reparaturversuch erfolgte im August 1997 im Rahmen der Mission Sojus TM 26 bei der die speziell ausgebildeten Kosmonauten Anatoli Solowjow und Pawel Winogradow eigens zur Raumstation gebracht wurden Sie stiegen in Raumanzugen zu einem internen Ausstieg in das luftleere Spektr Modul ein und reparierten die Hauptleitung sowie diverse beim Abschotten beschadigte Kabelbaume So gelang es als wesentlicher erster Schritt die Steuerbarkeit der Solarzellen und den Grossteil der Energiegewinnung wiederherzustellen Weitere nennenswerte Versuche zur Rettung des Moduls waren ein funfstundiger Weltraumausstieg am 1 Oktober 1997 im Rahmen des Besuches des Space Shuttle Atlantis STS 86 bei der die Raumfahrer Wladimir Titow und Scott Parazynski eine spezielle Abdeckung zur Abdichtung der Lecks an Spektr befestigten Bei der Abkopplung der Raumfahre wurde Spektr versuchsweise unter Druck gesetzt worauf die Besatzung der Atlantis trotz der Abdeckung das Entweichen von Gas beobachten und fotografieren konnte Nach diversen weiteren Reparaturversuchen wurde auch beim ubernachsten und letzten Shuttlebesuch im Juni 1998 diesmal von der Besatzung der Discovery STS 91 das Austreten von Gas aus dem beschadigten Modul beobachtet Selbst die letzte Besatzung an Bord der Mir Sojus TM 30 versuchte im Rahmen eines letzten Ausstieges vergeblich die Lecks aufzufinden Die Abdichtung von Spektr gelang somit nie so dass das Modul nach dem Unfall und nur zwei Jahren Nutzungsdauer bis zum Ende der Mir fur wissenschaftliche Arbeiten unbrauchbar blieb Die unter anderem fur den unbemannten Flug notwendige Versorgung der Mir mit Energie konnte aber bis zum kontrollierten Wiedereintritt sichergestellt werden Schlussfolgerungen Bearbeiten nbsp Vollausgebaute Mir mit Spektr auf endgultiger Position links mit beschadigten Solarzellen Kein anderes Modul der Mir verdeutlicht den drastischen Wandel in der Strategie der Raumfahrtprogramme so gut wie Spektr Einst als militarisches Projekt des Kalten Krieges zur Bekampfung der USA entwickelt wird Spektr spater von den USA mitfinanziert und wissenschaftlich genutzt Spektr hat damit wie auch andere Komponenten der Mir wesentlich das gemeinsame Raumfahrtprogramm ermoglicht und zur politischen Annaherung der ehemals verfeindeten Nationen beigetragen Daruber hinaus wurde nach der Kollision mit dem Transportraumschiff Progress M 34 mit dem Spektr Modul der Station lange uber die Sicherheit von Raumstationen diskutiert Die anfanglichen kritischen Stimmen insbesondere auf Seiten der NASA die eine Entsendung weiterer Raumfahrer zur Mir ablehnten wurden schliesslich von einem Programm zum Krisenmanagement fur Raumstationen uberlagert Auf diesem Gebiet konnten im Rahmen des Einsatzes von Spektr wesentliche Kenntnisse zum Betrieb einer Raumstation gewonnen werden Bis heute mussten solche Rettungstechniken bei der ISS glucklicherweise nicht zur Anwendung kommen Quellen BearbeitenHarland David M The story of Space Station Mir Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 0 387 23011 4Einzelnachweise Bearbeiten NASA C Michael Foale PDF In NASA Oral History S 10ff abgerufen am 28 Februar 2016 englisch Bericht uber die Kollision aus Foales Sicht Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spektr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien NASA NASA Mission and Spacecraft Library Spektr englisch NASA Animation der Kollision MPG von 16 MBTKS Raumschiffe und abgeleitete Module Kosmos 929 Kosmos 1267 Kosmos 1443 Kosmos 1686 Kwant Poljus Kwant 2 Kristall Spektr Priroda Sarja NaukaModule der Raumstation Mir Basisblock Kwant Kwant 2 Kristall Spektr Shuttle Docking Module Priroda nbsp Dieser Artikel wurde am 5 August 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spektr amp oldid 229447859