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Andre Migdal 21 Juni 1924 in Paris 19 Februar 2007 ebenda war ein franzosischer Widerstandskampfer Deportierter KZ Haftling und Zwangsarbeiter sowie Autor und Dichter Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich fur die deutsch franzosische Versohnung ein und wandte sich dabei vor allem an die franzosische und deutsche Jugend Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit 1 2 Zeit des Zweiten Weltkrieges 1 3 Nachkriegszeit 1 4 Versohnungs und Friedensarbeit 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Zitat 4 Werke Auswahl 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit Bearbeiten Andre Migdal wuchs als Sohn eines vor antisemitischen Pogromen ins Exil gefluchteten polnisch judischen Vaters und einer deutsch judischen Mutter in Paris auf Die Familie war kinderreich Andre Migdal hatte zehn Geschwister Zeit des Zweiten Weltkrieges Bearbeiten Im Juni 1940 schloss sich der gerade 16 jahrige Migdal der zuvor eine Tischlerlehre begonnen hatte dem kommunistischen Widerstand gegen die deutsche Okkupation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg an gemeinsam mit seinen Brudern Henri und Robert Er beteiligte sich an Sabotage Aktionen vor allem gegen im Bau befindliche Flugpisten der Nationalsozialisten Nachdem seine Gruppe verraten worden war kam er am 24 Juni 1941 mit seinen beiden Brudern ins Gefangnis von Fresnes bei Paris nbsp Zwangsarbeiter auf der Baustelle des U Boot Bunkers Valentin in Rekum 1944 Mit 18 Jahren wurde er entlassen jedoch einige Monate danach am 24 September 1942 von den deutschen Besatzern erneut inhaftiert und im Transitlager Pithiviers sowie im Gefangenenlager Voves interniert Im Mai 1944 wurde er in ein Lager in Compiegne verlegt gelangte von dort zunachst in das Konzentrationslager Buchenwald und kam anschliessend in das KZ Neuengamme Schliesslich wurde er in dem KZ Farge einem nordlich von Bremen gelegenen Aussenlager des KZ Neuengamme untergebracht wo er bei der Errichtung des U Boot Bunkers Valentin in Rekum unter sehr schlechten und meist unmenschlichen Lebens und Arbeitsbedingungen schwere Zwangsarbeit verrichten musste Kurz vor Kriegsende wurden er und seine Mithaftlinge von der SS die vor den anruckenden alliierten Armeen fluchtete deportiert In einem Todesmarsch wurden etwa 2500 bis 3000 Haftlinge ab dem 9 April 1945 uber das Stalag X B in Sandbostel an die Ostsee zur Lubecker Bucht gebracht Dort wurden die Uberlebenden zusammen mit weiteren KZ Haftlingen von anderen Evakuierungsmarschen auf drei Nazi Kreuzfahrtschiffe verladen Die Haftlinge befurchteten dass die SS die feste Absicht hatte diese Schiffe mit allen Gefangenen an Bord in der Ostsee zu versenken Migdal kam am 29 April 1945 auf die Cap Arcona und verbrachte im Schiffsinneren mehrere Tage zusammen mit Hunderten von Mithaftlingen ohne Wasser und Essen Dann kam er auf die Athen wo er am 3 Mai 1945 als einer von nur wenigen Haftlingen die versehentliche Bombardierung und Beschiessung der Schiffe durch britische Bomber sowie das anschliessende Maschinengewehrfeuer der SS vom Strand aus uberlebte Nachkriegszeit Bearbeiten Migdal kehrte nach Paris zuruck wo er erfuhr dass seine Mutter Sophie Berthe sein Vater Joseph und seine beiden Bruder Henri und Robert im KZ Auschwitz ermordet worden waren Er fand jedoch seine anderen Bruder und Schwestern wieder die versteckt in verschiedenen Heimen und Familien uberlebt hatten Am 3 Januar 1948 heiratete er Jeannine Rodde die ebenfalls Familienangehorige im Krieg verloren hatte Ihr Vater und ihr Grossvater gehorten mit zu den Geiseln die im August 1942 auf dem Mont Valerien von den Nazis erschossen worden waren Versohnungs und Friedensarbeit Bearbeiten Nach dem Krieg setzte sich Migdal aktiv fur Versohnung zwischen dem franzosischen und deutschen Volk sowie fur Friedensarbeit ein wobei er sich vor allem an junge Menschen wandte Er erinnerte in mehreren autobiografischen Buchern an die NS Verbrechen und druckte seine Leidenszeit auch in Gedichten aus Zudem gab er Gedichtsammlungen heraus in denen er die unmenschliche Behandlung der KZ Haftlinge und Zwangsarbeiter wiedergab nbsp Mahnmal Vernichtung durch Arbeit vor dem U Boot Bunker Valentin in Bremen Rekum 2009 Migdal kehrte spater oft nach Deutschland und insbesondere nach Bremen zuruck wo er an Veranstaltungen zum Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus teilnahm seine Gedichte verlas und als Zeitzeuge uber sein Schicksal berichtete Dabei sprach er ofters auch mit Schulern und jungen Erwachsenen Migdal nahm ausserdem mehrmals an Gedenkveranstaltungen im Bereich der ehemaligen Haftlingslager und bei dem U Boot Bunker Valentin im heutigen Bremer Ortsteil Rekum teil Unter anderem war er Ehrengast der Einweihungsfeier am 16 September 1983 fur das Mahnmal Vernichtung durch Arbeit das zum Gedenken an das Leiden und Sterben der beim Bunkerbau eingesetzten Zwangsarbeiter errichtet wurde 1 Das Mahnmal befindet sich auf einem Platz vor dem bis 2011 teilweise als Marinedepot genutzten U Boot Bunker und besteht aus einer Stele aus rohem Beton dem Hauptwerkstoff des Bunkers angeordnet auf einem gepflasterten Natursteinsockel Gestaltet wurde es von dem Bremer Kunstler Friedrich Stein 1995 las Migdal bei einem Konzert fur den Frieden im Bremer Dom 1 Bei dem 1999 gegrundeten Verein Dokumentations und Gedenkstatte Geschichtslehrpfad Lagerstrasse U Boot Bunker Valentin e V der die nationalsozialistische Vergangenheit aufarbeitet und Friedensarbeit durch internationale Begegnungen fordert war er Ehrenmitglied und wirkte bei mehreren Gedenkveranstaltungen des Vereins mit 2 Am 7 Mai 2000 55 Jahre nach Kriegsende und der Befreiung aus den Haftlingslagern sprach er im U Boot Bunker Valentin Seine Cantate pour la vie hatte dort Premiere 1 Bei der Ausstellung Ein KZ wird geraumt Haftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung Die Auflosung des KZ Neuengamme und seiner Aussenlager durch die SS im Fruhjahr 1945 die im Fruhjahr 2003 im Bremer Rathaus gezeigt wurde beteiligte er sich als Zeitzeuge 3 4 Im April 2005 nahm er an einem Geschichtsprojekt des Schulzentrums Blumenthal beim U Boot Bunker teil 5 Andre Migdal starb im Alter von 82 Jahren in Paris Ehrungen und Auszeichnungen BearbeitenMigdal erhielt fur seinen Widerstand gegen das NS Regime sowie fur sein Engagement fur Frieden und Versohnung nach dem Krieg mehrere Wurdigungen und Auszeichnungen vor allem in Frankreich Er ist Offizier der franzosischen Ehrenlegion Officier de la Legion d Honneur Er ist Trager des Ordre national du Merite Ihm wurde die Medaille de la Resistance verliehen Der Chevalier des Arts et des Lettres wurde ihm verliehen Er wurde 2000 Ehrenburger der Hansestadt Bremen Ebenfalls im Jahr 2000 wurde er von der Internationalen Friedensschule Bremen mit dem Franco Paselli Friedenspreis geehrt Zitat Bearbeiten Et l histoireCelle ecrite avec le gazCette histoire est notre testament Und die GeschichteDie Geschichte der GaskammernDiese Geschichte ist unser Vermachtnis Andre MigdalWerke Auswahl BearbeitenPoesies d un autre monde Fresnes 1941 Neuengamme 1945 Seghers Paris 1975 ohne ISBN Franzosisch mit einem Vorwort von Marcel Merigonde Hortensien in Farge Uberleben im Bunker Valentin Hrsg Barbel Gemmeke Stenzel Barbara Johr Donat Verlag Bremen 1995 ISBN 3 924444 88 9 Mit Raymond Portefaix Klaas Touber Les plages de sable rouge La tragedie de Lubeck 3 mai 1945 NM7 editions Paris 2001 ISBN 2 913973 20 5 Franzosisch J ai vecu les camps de concentration La Shoah 4 Auflage Bayard jeunesse Paris 2004 Reihe J ai vecu ISBN 2 7470 1441 X Franzosisch mit Veronique Guillaud u a Literatur BearbeitenHelga Bories Sawala u a La France occupee et la resistance Schoningh Verlag Paderborn 2008 Reihe EinFach Franzosisch ISBN 978 3 14 046262 4 S 6 21 mit handschr Fassung der Cantate pour la vie von Andre Migdal Franzosisch z T deutsch Medienkombination mit CD mit zahlr Abbildungen und Original Dokumenten Rainer Christochowitz Die U Boot Bunkerwerft Valentin Der U Boot Sektionsbau die Betonbautechnik und der menschenunwurdige Einsatz von 1943 bis 1945 Donat Verlag Bremen 2000 ISBN 3 934836 05 4 Film BearbeitenLawrence Bond Der Untergang der Cap Arcona Dokumentarfilm ARD WDR 2004Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Andre Migdal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Denkort Bunker Valentin Ausstellung der Landeszentrale fur politische Bildung Bremen mit einem Foto von Andre Migdal siehe auf der Website beim Fotorundgang 7 Bild Dokumentations und Gedenkstatte Geschichtslehrpfad Lagerstrasse U Boot Bunker Valentin e V Bremen KZ Gedenkstatte Neuengamme HamburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Die Initiative Blumen fur Farge In Silke Wenk Hrsg Erinnerungsorte aus Beton Bunker in Stadten und Landschaften Ch Links Verlag Berlin 2001 ISBN 3 86153 254 9 S 174 u a google de abgerufen am 26 November 2009 Ehrenmitglieder gt gt Andre Migdal Dokumentations und Gedenkstatte Geschichtslehrpfad Lagerstrasse U Boot Bunker Valentin e V abgerufen am 26 November 2009 Ausstellung Ein KZ wird geraumt in der Unteren Rathaushalle Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen 7 April 2003 abgerufen am 26 November 2009 Dokumentarfilm Der Bunker und Besuch eines Zeitzeugen in der Ausstellung Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen 13 Mai 2003 abgerufen am 26 November 2009 Geschichtsstunden am Bunker Valentin www schule bremen de 28 April 2005 archiviert vom Original am 21 Februar 2014 abgerufen am 26 November 2009 Normdaten Person GND 114944784 lobid OGND AKS LCCN no98076661 VIAF 59297282 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Migdal AndreKURZBESCHREIBUNG franzosischer Widerstandskampfer Deportierter KZ Haftling Zwangsarbeiter Autor und DichterGEBURTSDATUM 21 Juni 1924GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 19 Februar 2007STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Migdal amp oldid 231564933