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Anatoli Lwowitsch Kaplan russisch Anatolij Lvovich Kaplan mit judischem Vornamen Tanchum Trostung geb 28 Dezember 1902 in Rahatschou Belarus gest 3 Juli 1980 in Leningrad war ein russisch judischer Maler Bildhauer und Grafiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Illustrationen zu deutschsprachige Buchausgaben Auswahl 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenAnatoli Lwowitsch Kaplan wuchs mit funf Geschwistern in Rogatschow auf Das Stadtchen lag damals innerhalb des judischen Ansiedlungsrayons Im Jahr nach Anatolis Geburt wurde es von schweren Pogromen heimgesucht Der Vater war Schachter und besass einen kleinen Fleischladen Spater musste er im Schlachthof arbeiten um seine grosse Familie ernahren zu konnen Trotz der armlichen Verhaltnisse erhielt Anatoli eine gute Bildung Er ging zuerst auf die religiose Elementarschule wo er Hebraisch lernte und den Talmud studierte Vom zwolften Lebensjahr an besuchte er die staatliche russische Schule Seine kunstlerische Neigung zeigte sich fruh Mit Hingabe ubte er sich in Bleistiftzeichnungen und Aquarellen Sein Berufsziel war Zeichenlehrer Das wurde er dann auch in seiner Heimatstadt noch ehe er ausgebildet worden war Die Oktoberrevolution brachte ihm als einem Kind der Unterschicht eine gunstige Wendung Er wurde 1922 an die Kunstakademie in Petrograd spater Leningrad delegiert Nach seinem Abschluss 1927 blieb er in dieser Stadt Sie wurde bis zum Lebensende seine Heimat auch wenn er immer wieder die Orte seiner Kindheit besuchte Kaplan schlug sich als freier Kunstler durch akzeptierte an Auftragen was sich gerade bot ob als Gebrauchsgrafiker Buhnenbildner Innenraumgestalter oder Illustrator In den dreissiger Jahren arbeitete er innerhalb einer Gruppe von Malern und Lithographen die das Leben in der Autonomen Judischen Republik thematisierte Diesen Bezirk im aussersten Osten Russlands hatte Stalin in der Absicht geschaffen die judische Bevolkerung dorthin umzusiedeln Wahrend des Kriegs wurde Kaplan mit seiner Familie aus Leningrad in den Ural evakuiert Hier hatte er schwierige Arbeitsverhaltnisse zu bewaltigen er musste auch wieder Zeichenunterricht geben 1944 kehrte er nach Leningrad zuruck Die Leiden der belagerten Stadt nahm er zum Thema einer umfangreichen Lithographienfolge Eine Zeit lang hatte er die Aufgabe die Entwurfe in einer Glasmanufaktur zu uberwachen Das weckte sein Interesse an der dritten Dimension und schuf die Basis fur sein spateres Arbeiten als Bildhauer und Kunsttopfer Kaplan blieb immer auch dem Malen treu obwohl seine Gemalde wegen der vorwiegend judischen Motive in der Sowjetzeit kaum ausgestellt wurden Erst 1995 kam es zu einer umfangreichen Retrospektive im Russischen Museum in Sankt Petersburg Werk BearbeitenKaplans Umfeld in der Kindheit war nicht unahnlich dem von Marc Chagall der eine Generation fruher 1887 geboren wurde Auch wenn das Leben der beiden Kunstler sehr unterschiedlich verlief so haben sie in ihrem Werk doch viel gemeinsam Vor allem die Schtetl Gestalten und Szenen spielen bei beiden eine grosse Rolle Ebenso die autobiographischen Bezuge wie sie in Kaplans Gemalden Metzgerladen 1972 und Schneiderladen 1975 ganz offensichtlich sind ebenso in vielen Illustrationen zu Werken des Schriftstellers Scholem Alejchem Auf der Akademie wurde Kaplan in erster Linie als Maler ausgebildet Weil er damit in den Jahren danach sein Brot nicht verdienen konnte musste er alle moglichen Aufgaben ubernehmen Dadurch erwarb er sich Routine auch in dekorativen und plakativen Arbeiten sowie in unterschiedlichsten Techniken samt dem Umgang mit Schrift und Ornamenten Im Jahr 1937 erhielt er den Auftrag des Leningrader Ethnographischen Museums fur die judische Sektion eine Serie von Lithographien zu schaffen Jetzt erst in der Experimentierwerkstatt des Leningrader Kunstlerverbandes erlernte Kaplan systematisch die Techniken der Druckgrafik Er entwickelte auch eigene Verfahren Seinen ersten Lithographie Zyklus 1937 1940 nannte er Kasrilewke nach einem Dorf in einer Erzahlung von Scholem Alejchem Der Krieg brachte einen harten Einschnitt in Kaplans kunstlerisches Wirken Erst 1944 nach der Ruckkehr aus der Evakuierung im Ural konnte er seine Arbeit wieder aufnehmen Er begann sofort mit einem Lithographien Zyklus uber die Leiden seiner Stadt 1946 erschien die Mappe Leningrad in den Tagen der Blockade Kaplan fuhrte die Bildfolge bis zum Ende der funfziger Jahre weiter und bezog den Wiederaufbau ein Ab 1953 konzentrierte sich Kaplan wieder ganz auf judische Themen Damit eckte er standig und ernsthaft bei den sowjetischen Kulturbehorden an Unter den Werken dieser Epoche sind besonders bemerkenswert die Illustrationen zu Judische Volkslieder von Dmitri Schostakowitsch zu Scholem Alejchems Tewje der Milchmann Der behexte Schneider und Stempenju und zu Mendele Moicher Sforims Fischke der Lahme Ab 1967 schuf Kaplan vor allem Keramiken und Skulpturen darunter einen bemerkenswerten Satz von Gestalten aus Gogols Roman Die toten Seelen In Formen und Farben beweist er einen phantastisch spielerischen Umgang mit dem Material Illustrationen zu deutschsprachige Buchausgaben Auswahl BearbeitenScholem Alejchem Tewje der Milchmann Mit Reproduktionen von Lithografien Verlag der Kunst Dresden Vierter Druck der Leipziger Presse 1967 Scholem Alejchem Der behexte Schneider Mit Reproduktionen von 26 Farblithographien Verlag Volk und Welt Berlin 1969 Johannes Bobrowski Lewins Muhle 34 Satze uber meinen Grossvater Mit Reproduktionen von Bleistiftzeichnungen Union Verlag Berlin 1975 Mendele Mojcher Sforim Fischke der Lahme Bettlerroman Mit Reproduktionen von 26 Lithographien Verlag Philipp Reclam jun Leipzig 1978 Gotthold Ephraim Lessing Nathan der Weise Mit Reproduktionen von 15 Kreidezeichnungen Insel Verlag Leipzig 1978 Die Legende vom Zicklein Mit Reproduktionen von Farblithos Edition Holz im Kinderbuchverlag Berlin 1981 Mendele Moicher Sforim Scholem Alechem Jizchok Leib Perez Des Rebben Pfeifenrohr Humoristische Erzahlungen aus dem Jiddischen Mit Reproduktionen von 33 Pastellen Gouachen und Olbildern Eulenspiegel Verlag Berlin 1983 Ostjudische Legenden Mit Reproduktionen von 52 Pastellen Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1983 Scholem Alejchem Der Fortschritt in Kasrilewke und andere alte Geschichten aus neuerer Zeit Mit Reproduktionen von 26 Lithographien Buchverlag Der Morgen Berlin 1990Literatur BearbeitenAnatoli Lwowitsch Kaplan Farbige Keramik 32 Tafeln Insel Verlag Leipzig Insel Bucherei Nr 975 1973 Geleitwort Lothar Bolz Beate Jahn Zechendorff Hrsg Anatoli L Kaplan Variationen zu jiddischen Volksliedern Mit 32 farbigen Tafeln Insel Verlag Leipzig Insel Bucherei Nr 1012 1976 Gertrud Heider Anatoli L Kaplan Keramik Union Verlag Berlin 1977 Juri Kusnezow Hrsg Anatoli L Kaplan Das zeichnerische Werk 1928 1977 Zeichnungen Aquarelle Gouachen Temperamalereien und Pastelle Mit 222 teils farbigen Tafeln und 55 Textabbildungen Insel Verlag Leipzig 1979 Claus Stephani So hat noch keiner diese Welt gezeichnet Zum 100 Geburtstag von Anatoli Kaplan In David Judische Kulturzeitschrift 14 Jg Nr 55 Wien Dezember 2002 S 24 25 Online Claus Stephani Er sass oft am Fluss und traumte Zum 100 Geburtstag von Anatoli Kaplan In Israel Nachrichten Nr 10269 Tel Aviv 27 Dezember 2002 S 6 Claus Stephani Das Bild des Juden in der modernen Malerei Imaginea evreului in pictura modernă Eine Einfuhrung Studiu introductiv Hrsg Hasefer Bucuresti 2005 ISBN 973 630 091 9 Anatoli Kaplan The Enchanted Artist exhibition Curator and catalogue editor David Rozenson and Amichai Chasson Beit Avi Chai Jerusalem 2023Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Anatoli Lwowitsch Kaplan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Anatoli Lwowitsch Kaplan in der Bibliothek des Judischen Museums BerlinNormdaten Person GND 118559850 lobid OGND AKS LCCN n84093248 VIAF 15561378 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaplan Anatoli LwowitschALTERNATIVNAMEN Kaplan Anatolij Lvovich russisch KURZBESCHREIBUNG russisch judischer Maler Bildhauer und GrafikerGEBURTSDATUM 28 Dezember 1902GEBURTSORT Rahatschou BelarusSTERBEDATUM 3 Juli 1980STERBEORT Leningrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anatoli Lwowitsch Kaplan amp oldid 235667213