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Ambrosius Widmann um 1477 in Baden Baden 10 August 1561 vermutlich in Rottenburg Doktor im kirchlichen und weltlichen Recht utriusque iuris doctor war ein deutscher Jurist und Kleriker 1510 wurde er nach vorangegangener einjahriger kommissarischer Amtsausubung zum dritten Propstkanzler der Universitat Tubingen auf Lebenszeit als Nachfolger von Johannes Tegen und Johannes Vergenhans alias Nauclerus ernannt Nach seiner rechtlich angefochtenen Absetzung 1538 wegen seines Widerstands gegen die Einfuhrung der Reformation an der Tubinger Universitat wurde er 1550 wieder in sein Kanzleramt eingesetzt ubertrug dann aber 1556 auf Grund des Augsburger Religionsfriedens von 1555 die Ausubung seiner Amtsbefugnisse bis zu seinem Tod vertretungsweise auf Rektor und Senat der Universitat Tubingen Leben BearbeitenAmbrosius Widmann war der zweite Sohn des einflussreichen Tubinger Medizinprofessors und graflichen bzw herzoglichen Leibarztes Johann Widmann Salicetus und dessen Ehefrau Mechthild Balz Beltz Sein alterer Bruder Beatus Widmann der ebenfalls zum utriusque iuris doctor promoviert worden war machte als Rat in wurttembergischen und osterreichischen Diensten Karriere zuletzt als Kanzler von Tirol Eine Schwester Widmanns Genoveva war mit dem langjahrigen wurttembergischen Kanzler Gregor Lamparter verheiratet Widmann begann sein Studium im Wintersemester 1490 1491 als ca 13 Jahriger an der Artistenfakultat der Universitat Tubingen Dort promovierte er im Marz 1492 zum Bakkalar Uber seine Magisterpromotion sowie uber sein angeschlossenes Rechtsstudium ist bisher nichts bekannt Seinen spatestens 1506 erworbenen Doktortitel im kirchlichen und weltlichen Recht hat er vermutlich in Italien erworben Der Tubinger Rhetorikprofessor Heinrich Bebel bezeichnet Widmann 1506 als Ordinarius iuris civilis an der Tubinger Juristenfakultat In diesem Jahr und 1509 gehorte er auch zu den Beisitzern am Wurttembergischen Hofgericht Seit 9 Februar 1509 erscheint Widmann in zunachst vorlaufiger Funktionsausubung im Amt des Stiftspropstes das die Tubinger Universitatsverfassung mit dem Kanzleramt der Universitat verbunden hatte Nachdem der bisherige Amtsinhaber Johannes Vergenhans alias Nauclerus am 5 Januar 1510 verstorben war wurde Widmann das Amt des Stiftspropstes am 3 Marz 1510 vom Papst nachtraglich verliehen Ein Jahr spater 1511 wurde er zum Priester geweiht wobei die einjahrige Frist fur die nachtragliche Erlangung der Weihe um wenige Monate uberschritten wurde Nach der formellen Verleihung des Propstamtes gab Widmann das Amt eines Beisitzers am Reichskammergericht auf fur das er als Nachfolger von Sebastian Schilling ein halbes Jahr zuvor am 5 September 1509 vereidigt worden war Im gleichen Jahr 1510 musste er auch auf seine mit der Aufsichtsfunktion des Kanzleramts der Universitat unvereinbare Professur verzichten Widmanns ordentlichen Lehrstuhl im weltlichen Recht erhielt der bisherige Kirchenrechtsprofessor Johannes Gentner alias Adler Aquila Halietus jedoch erst am 1 September 1510 Zu den nachhaltigen Leistungen Widmanns bei der Verwaltung der Propstei gehorte die Erneuerung des Guterverzeichnisses verbunden mit einer Revision des Besitzstands der Propstei Im Bereich der Universitatsverwaltung ist als eine seiner wichtigsten Neuerungen das 1510 eingefuhrte Anstellungsbuch liber conductionum fur die Professoren der Universitat anzusehen dessen Pro memoria Aufzeichnungen wahrscheinlich offentlichen Glauben besassen Zusatzlich zu seiner Pfrunde am Tubinger Stift erhielt er 1517 ein Kanonikat am Dom in Augsburg in das er allerdings erst 1520 nach vollendetem Residenzjahr wirklich als Domkapitular eingesetzt wurde ausserdem in den 1520er Jahren die Stiftspropstei im mittelfrankischen Spalt sowie 1527 eine der Kanonikatspfrunden am Munster von Basel und das Archidiakonat dieser Kirche Nach der Ubernahme Wurttembergs 1520 durch die Habsburger unterstutzte Widmann aktiv die osterreichische Regentschaft bei der Unterrichtsreform der Tubinger Universitat von 1525 die den traditionellen Glauben in Verbindung mit Reformen im humanistischen Sinn festigen sollten und allgemein beim Kampf der katholischen Seite gegen protestantische Bestrebungen Daher leistete er zehn Jahre spater heftigen Widerstand gegen die nunmehr protestantische Tubinger Universitatsreform von 1535 die Herzog Ulrich von Wurttemberg nach der Ruckeroberung seines Landes 1534 veranlasst hatte Durch seine Flucht 1535 in das benachbarte osterreichische Rottenburg gelang es Widmann die Universitat insbesondere an der Durchfuhrung der Promotionen zu hindern da diese keine akademischen Grade ohne seine Mitwirkung verleihen konnte Auf Grund mehrerer Gutachten darunter von Martin Luther und vom Wittenberger Professor Philipp Melanchthon 1 entschloss sich danach die herzogliche Regierung Widmann abzusetzen weil er seinen Posten verlassen habe und ernannte am 29 November 1538 den bisherigen Stuttgarter Dekan Johann Scheurer zum neuen Propst und Kanzler der Universitat Widmann protestierte aber formlich gegen alle unter Johann Scheurer vollzogenen Promotionen sodass eine generelle Anerkennung Tubinger Promotionen ausserhalb Wurttembergs ungewiss erschien Nachdem Widmann im Februar 1550 wieder in seine Amter eingesetzt worden war bewog ihn der Augsburger Religionsfriede von 1555 die Ausubung seiner Amtsbefugnisse Ende 1556 vertretungsweise auf Rektor und Senat der Universitat zu delegieren Im hohen Alter von uber 80 Jahren verstarb Ambrosius Widmann am 10 August 1561 vermutlich in Rottenburg wo er inzwischen 1541 1542 Propst des Ehinger Stifts geworden war Damit war fur den wurttembergischen Herzog Christoph der Weg frei das Kanzleramt in einer Universitatsordnung vom 16 September 1561 neu zu regeln Literatur BearbeitenJohann Baptist Sproll Verfassung des Sankt Georgen Stifts zu Tubingen und sein Verhaltnis zur Universitat in dem Zeitraum von 1476 1534 Teil 2 in Freiburger Diozesan Archiv 31 1903 S 187 192 Wolfram Angerbauer Das Kanzleramt an der Universitat Tubingen und seine Inhaber 1590 1817 Contubernium Band 4 J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1972 ISBN 3 16 833471 5 S 1 5 Hermann Ehmer Ende und Verwandlung Sudwestdeutsche Stiftskirchen in der Reformationszeit in Die Stiftskirche in Sudwestdeutschland Aufgaben und Perspektiven der Forschung hrsg von Sonke Lorenz und Oliver Auge Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Band 35 DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2003 ISBN 3 87181 435 0 S 211 237 hier S 223f Karl Konrad Finke Ambrosius Widmann um 1477 bis 1561 in Die Professoren der Tubinger Juristenfakultat 1477 1535 Tubinger Professorenkatalog Band 1 2 bearbeitet von Karl Konrad Finke Jan Thorbecke Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 5452 7 S 361 369 Einzelnachweise Bearbeiten Melanchthons Briefwechsel Bd 16 Bearbeitet von Heinz Scheible Stuttgart Bad Cannstatt 2022 S 284 Normdaten Person GND 11733894X lobid OGND AKS VIAF 27846097 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Widmann AmbrosiusKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und KlerikerGEBURTSDATUM um 1477GEBURTSORT Baden BadenSTERBEDATUM 10 August 1561 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ambrosius Widmann amp oldid 232111024