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Der Alte Judische Friedhof Breslau ist der altere der beiden erhaltenen judischen Friedhofe polnisch cmentarz zydowski von Breslau Wroclaw Er befindet sich an der ul Slezna Lohestrasse 37 39 sudostlich der Schweidnitzer Vorstadt und ist heute als Museum der Friedhofskunst Teil des Breslauer Stadtmuseums Portal des Alten Judischen Friedhofs links der Grabstein von 1345Grabstein des Rabbi Simon von 1345Antiker Helm auf dem Grab des Artillerieoffiziers Georg Sternberg gefallen im Ersten WeltkriegGrabmal der Familie Julius SchottlanderGrab von Ferdinand LassalleInhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Judischen Friedhofe Breslaus 2 Der Alte Judische Friedhof in der Gegenwart 3 Graber bekannter Personlichkeiten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Judischen Friedhofe Breslaus BearbeitenIm fruhen Mittelalter entstanden entlang der bedeutenden Handelswege Mittel und Osteuropas judische Gemeinden Der fruheste Nachweis von Judischem Leben im Handelszentrum Breslau ist eine Mazewa aus dem Jahre 1203 Er stammt aus dem ersten judischen Friedhof der Stadt der damals ausserhalb der Stadt vor dem Ohlauer Tor am Stadtgraben ul Podwale lag und heute als altestes judisches Grabmal auf polnischem Boden im Breslauer Stadtmuseum ausgestellt ist 1345 wurde dieser Friedhof von Konig Johann von Bohmen enteignet und die zahlreichen Mazewen zum Bau der Stadtmauer freigegeben Nach dem Verlust dieses ersten Friedhofs musste die judische Gemeinschaft Breslaus ihre Toten auf Friedhofen benachbarter Stadte begraben bis im Jahre 1760 ein zweiter Friedhof in der Schweidnitzer Vorstadt nahe dem heutigen Hauptbahnhof entstand der 1856 ebenfalls geschlossen wurde Als Ersatz konnte am 17 November 1856 der Alte Judische Friedhof an der Lohestrasse eroffnet werden 1 Die erste Beerdigung des Kaufmanns Lobel Stern fand am 17 November 1856 den neuen Friedhof weihte der Rabbiner Dr Abraham Geiger Auf dem mit einer Mauer umzaunten Gelande wurden Alleen die von aufwandigen und unorthodoxen Grabbauten und Grabdenkmaler gesaumt werden angelegt und zwei Gebaude eins fur die Totenfeier und eins fur den Verwalter errichtet Beide Bauten wurden 1912 abgerissen und mit einem zweistockigen Buro und Wohnhaus und einer Kapelle mit einer Dachlaterne nach dem Projekt der Architekten Paul und Richard Ehrlich direkt am Friedhofseingang ersetzt Wegen dem religiosen Gebot der Bestattung am Todestag oder am nachsten Tag wurden auf dem Friedhof dem bis 1902 dem einzigen judischen Friedhof in Breslau zahlreiche Juden aus Warschau Danzig Lubeck Bonn Hamburg oder sogar aus Tanger oder Boston begraben 2 In den Jahren 1940 1942 wurden auf dem Friedhof immer weniger Personen bestattet und der Friedhof anschliessend 1943 geschlossen 1945 wurde der Friedhof wahrend des Kampfes um die Festung Breslau von den Kriegshandlungen betroffen deren Spuren noch heute auf den Grabsteinen deutlich sichtbar sind Nach dem Krieg wurde der Friedhof dem langsamen Verfall preisgegeben In den Nachkriegsjahren verfiel der Friedhof mit seinen einmaligen baulichen Anlagen wurde dann aber 1975 in die Liste der Denkmale der Stadt Breslau aufgenommen Restaurierungsarbeiten auf dem ca 5 Hektar grossen Gelande mit ca 12 000 Grabstatten wurden in den Jahren 1978 1980 begonnen Als Museum fur Friedhofsarchitektur ist es seit 1988 fur Besucher geoffnet Zusatzlich wurde im Jahre 1902 der Neue Judische Friedhof im Wohnquartier Cosel Kozanow an der Frankfurter Chaussee spater Flughafenstrasse heute ul Lotnicza 51 angelegt der noch heute von der kleinen judischen Gemeinde Breslaus genutzt wird Auf sieben Hektar befinden sich hier rund 20 000 Graber Wahrend der Neue Judische Friedhof eher der einfachen Bevolkerung diente war der Alte Judische Friedhof bis zum Ende der 1920er Jahre die bevorzugte Grabstatte der erfolgreichen assimilierten Juden Breslaus Einige mittelalterliche Grabplatten aus dem Ohlauer Friedhof die man nach Jahrhunderten an verschiedenen Stellen in Breslaus Fundamenten und Strassen freilegte befinden sich heute entweder im Breslauer Stadtmuseum selbst Zeughaus oder sie wurden zu Beginn des 20 Jahrhunderts auf dem Gelande des Alten Judischen Friedhofs in die Friedhofsmauer eingelassen Der Alte Judische Friedhof in der Gegenwart BearbeitenDer mit einer hohen Mauer umfriedete Graberbereich in Rechteckform ist reich mit Baumen und Buschen bestanden und durch ein regelmassiges Netz von Alleen parzelliert Ihm nordlich vorgelagert stehen auf einer Gelandeerweiterung kleinere Nebengebaude mit der Pfortnerloge Beidseits vom schmiedeeisernen Friedhofstor sind auf der Aussenfront der Mauer mittelalterliche Grabsteine ausgestellt Links beeindruckt schon alleine durch seine Grosse eine Mazewa von 1345 dem Jahr der Schliessung des altesten Breslauer Judenfriedhofs vor dem Ohlauer Tor Die Innenfront der Umfassungsmauer ist insbesondere im Norden und im Westen vielfach in die Grabbauten miteinbezogen Diese lassen sich generell in eher einfache Grabdenkmaler Grabplatten Stelen Saulen Obelisken steinerne Baumstamme Sarkophage etc und komplexere und prunkvolle Grabbauten Grufte Portiken Baldachine Portale etc unterteilen Sie kommen beide in einer bemerkenswerten Vielfalt zeitgenossischer und historischer Stilrichtungen vor Das Abrucken von den bescheidenen eng gedrangten Mazewot und die haufige Verwendung des Deutschen in den Grabinschriften manifestiert Assimilation und Zeitgeist Auffallig sind in dieser Hinsicht auch die zahlreichen Graber von Gefallenen des Ersten Weltkriegs und von Personen deren preussische Beamtentitel stolz genannt werden Daneben fallen die Namen zahlreicher wohlhabender Breslauer Bankinhaber und Unternehmer auf Die Internationalitat des damaligen Handels dokumentiert sich in den letzten Ruhestatten von Personen aus Warschau Hamburg Tanger Boston etc die in Breslau starben und nicht in ihre Heimat ubergefuhrt werden konnten da Tote nach talmudischer Regel spatestens einen Tag nach ihrem Tod begraben werden mussen Graber bekannter Personlichkeiten BearbeitenJenny Asch 1832 1907 Malerin Philanthropin und Frobelpadagogin Sigismund Asch 1825 1901 Humanmediziner und Politiker Leopold Auerbach 1828 1897 Arzt Markus Brann 1849 1920 Historiker Jonas Bruck 1813 1883 Zahnmediziner Julius Bruck 1840 1902 Zahnmediziner Ferdinand Julius Cohn 1828 1898 Botaniker Hermann Cohn 1838 1906 Ophthalmologe Moritz Deutsch 1818 1892 Chasan Musikologe Siegmund Fraenkel 1855 1909 Semitist Ernst Frankel 1844 1921 Gynakologe Wilhelm Salomon Freund 1831 1915 Jurist Louis Galewsky 1819 1895 Fabrikant Georg Gottstein 1868 1936 Chirurg Heinrich Graetz 1817 1891 Historiker Georg Heimann 1864 1926 Privatbankier Salomon Kauffmann 1824 1900 Textilhandler und Philanthrop Max Kayser 1853 1888 Sozialdemokrat MdR Friederike Kempner 1828 1904 schlesische Dichterin Ferdinand Lassalle 1825 1864 Grunder der ersten Arbeiterpartei in Deutschland Moritz Abraham Levy 1817 1872 Religionslehrer Benno Milch 1830 1907 Unternehmer Ludwig Milch 1867 1928 Geologe Felix Priebatsch 1867 1926 Historiker Ernst Pringsheim 1859 1917 Physiker Jacob Rosanes 1842 1922 Mathematiker Clara Sachs 1862 1921 Malerin Arnold Schottlander 1854 1909 deutscher Schachmeister Bernhard Schottlander 1895 1920 Politiker und Journalist Julius Schottlander 1835 1911 deutscher Gutsbesitzer und Philanthrop Lobel Johann Leib Schottlander 1809 1880 Unternehmer und Mazen Paul Schottlander 1870 1938 Wissenschaftler und Mazen Gedalja Tiktin 1810 1886 Rabbiner Benedict Zuckermann 1818 1891 Bibliothekar und Lehrerauch Auguste 1849 1936 und Siegfried Stein 1844 1897 Eltern von Edith SteinSiehe auch BearbeitenJuden in BreslauLiteratur BearbeitenMaciej Lagiewski Anna Stroka Ubersetzung Das Pantheon der Breslauer Juden Der judische Friedhof an der Lohestrasse in Breslau Macewy mowia Nicolai Verlag Berlin 1999 ISBN 3 87584 884 5 Maciej Lagiewski Stanislaw Klimek Der alte judische Friedhof in Breslau Via Nova Wroclaw 2005 ISBN 83 88649 78 7 deutsch Laumann Druck amp Verlag Dulmen 2005 ISBN 978 3 89960 279 1 Amalie Reisenthel Orientalismus als Mittel zur Identitatsfindung Sepulkralarchitektur auf dem Judischen Friedhof Breslau Lohestrasse Lit Verlag Munster 2015 ISBN 978 3 643 13086 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alter Judischer Friedhof Breslau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judischer Friedhof Lohestrasse mit Namen La vieux cimitiere juif a Breslau Wroclaw franzosisch Virtuelles Schtetl englisch Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Kloppel Breslau Niederschlesien und seine tausendjahrige Hauptstadt Trescher Verlag 6 Aufl 2018 ISBN 978 3 89794 417 6 S 125 Inzwischen wurde der alte Friedhof so lange es ging weiter benutzt und zwar bis zum 16 November 1856 an welchem vormittags 9 Uhr die letzte Bestattung die des Oekonomen Mor Krochmall aus Lemberg daselbst stattfand Am Tage darauf starb anscheinend an einer sehr ansteckenden Krankheit denn die Leiche durfte nicht wie ublich gewaschen angekleidet und in einem gewohnlichen Holzsorge beerdigt werden der 35jahrige Buchhalter Lobel Stern und da auf dem bisherigen Friedhofe kein Platz mehr frei war und der Verstorbene so zeitig als moglich bestattet werden musste sollte dies am 18 nachmittags 2 Uhr auf dem neuen Begrabnisplatz geschehen und hiermit die feierliche Einweihung des Friedhofes verbunden werden Aron Heppner 75 Jahre Friedhof Lohestrasse In Breslauer Judisches Gemeindeblatt Nr 1 Januar 1932 S 4 5 1 51 086944444444 17 025 Koordinaten 51 5 13 N 17 1 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alter Judischer Friedhof Breslau amp oldid 234815564