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Das Alpini Denkmal im Volksmund despektierlich Kapuzinerwastl genannt ist ein umstrittenes Monument das wahrend der faschistischen Zeit im historischen Stadtgebiet der Sudtiroler Stadt Bruneck anlasslich des gewonnenen Abessinienkrieges Italiens errichtet wurde Es wurde seitens der einheimischen Bevolkerung als italienische Provokation betrachtet und mehrfach zerstort Alpini Denkmal am Kapuzinerplatz in BruneckGeschichte Bearbeiten nbsp Einweihung des zweiten Denkmals 1951Am Kolonialkrieg des faschistischen Italien gegen Abessinien 1935 1936 hatte auch die 5 Alpinidivision Val Pusteria als Gebirgsjagereinheit teilgenommen Die Division war im Dezember 1935 extra fur den Abessinienkrieg aufgestellt worden und hatte ihren Divisionsstab in Bruneck wobei der Name Val Pusteria aus propagandistischen Zwecken gewahlt worden war Er sollte unterstreichen dass auch die erst vor kurzem angeschlossenen Einwohner Sudtirols fur die Grosse Italiens kampften In Wirklichkeit war der Anteil der deutschsprachigen Soldaten aus Sudtirol in der Division Val Pusteria verschwindend gering 1 Nachdem der Krieg gewonnen worden war initiierte der damalige Podesta Brunecks Antonio Di Stefano die Errichtung eines Denkmals fur diesen Verband Die Idee fand die Unterstutzung der Alpinivereinigung ANA der das Projekt anvertraut wurde Als Standort wahlte man den historischen Kapuzinerplatz jenseits der Rienz Dabei wurden mehrere Gebaude wie die alte Zollstatte und der Gasthof Am schwarzen Rossl zerstort um an ihrer Stelle neue Bauten als Symbole Italiens und als Gegenpol zum historischen Bruneck aufzurichten 2 Fur den Bau wurden von der faschistischen Partei in Sudtirol auch Spenden aus der Bevolkerung gesammelt wobei offentliche Stellen die geringe Spendenbereitschaft der Einheimischen kritisierten 1 An eben jenem Ort dem Kapuzinerplatz wurde am 6 Juni 1938 das Denkmal von Paolo Boldrin 1887 1965 in Anwesenheit des Kronprinzen Umberto II eingeweiht 3 Es stellte einen sechs Meter hohen mit einem Gewehr bewaffneten und nach Norden in Richtung Staatsgrenze blickenden Alpini Soldaten dar Neben dem Zweck der Ehrung der Gebirgsjagereinheit Val Pusteria und ihrer Gefallenen im Abessinienkrieg diente das Denkmal auch als Symbol der Annexion Sudtirols durch Italien nach dem Ersten Weltkrieg und der Italianisierungspolitik des faschistischen Staates gegenuber den deutsch und auch ladinischsprachigen Einheimischen 4 In Anbetracht dessen wurde die erste sich bietende Gelegenheit ergriffen um dieses bei der Bevolkerung verhasste Symbol wieder loszuwerden Sie bot sich mit der Besetzung Italiens durch deutsche Truppen im Jahr 1943 nach dem Waffenstillstand von Cassibile Deutschsprachige Brunecker rissen das Denkmal von seinem Sockel Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Sektion Alto Adige der Alpinivereinigung ANA alles daran dieses Denkmal wieder aufzurichten 5 Man verzichtete aber auf eine Wiederherstellung in der vorherigen Form sondern versuchte einen etwas anderen Akzent zu setzen indem die neue Figur eines Alpinisoldaten mit vier Meter Hohe etwas kleiner und der Soldat auch unbewaffnet dargestellt werden sollte Der Bildhauer Rudolf Moroder aus Groden schuf eine solche Figur in schreitender Pose die 1951 an der gleichen Stelle aufgestellt wurde In den Zeiten des Kampfes der Sudtiroler um ihre Selbstbestimmung blieb auch dieses weniger martialische Denkmal ein Herrschaftssymbol des italienischen Staates in Sudtirol wahrend es als Monument des Eroberungskrieges in Abessinien nicht mehr in der Kritik stand 1 So wurde es mehrfach beschadigt und schliesslich am 2 Dezember 1966 vom BAS Aktivisten David Oberhollenzer gesprengt so dass nur mehr ein Bein bis zum Knie stehen blieb Oberhollenzer wurde vier Monate spater verhaftet und bei Spezialverhoren gefoltert 1969 wurde er beim 4 Sudtirol Prozess in Bologna zu 17 Jahren und neun Monaten verurteilt 6 Danach sollte das Denkmal nach dem Willen des damaligen italienischen Innenministers Paolo Emilio Taviani wieder aufgestellt werden nachdem Veteranenverbande in Sudtirol sich fur den Wiederaufbau starkgemacht und die Zerstorung als Terrorakt bezeichnet hatten 7 Diesmal wurde es allen im Krieg oder in zivilen Einsatzen umgekommenen Alpini gewidmet Nachdem zunachst die Teile des in die Luft gesprengten Monuments zum Teil wieder notdurftig zusammengefugt worden waren musste es aus statischen Grunden 1968 durch ein neues Denkmal ersetzt werden 1973 wurde es durch Gesetzesdekret zu einem Gut nationalen Interesses erklart womit eine Entfernung und Neuaufstellung an anderer Stelle einer Zustimmung des entsprechenden Ministeriums in Rom bedarf 8 1979 sprengte die Terrorgruppe Ein Tirol auch dieses dritte Alpini Denkmal Danach wurde nur mehr die Buste des letzten Denkmals auf den Sockel gestellt wobei man sich bemuhte es als friedliches Monument fur die Alpini zu deuten die an internationalen Friedensmissionen teilgenommen und im Zivilschutz wichtige Aufgaben ubernommen hatten In den 1980er Jahren versuchte die Stadtgemeinde Bruneck das Monument an anderer Stelle aufzustellen wogegen die Alpinivereinigung ANA erfolgreich gerichtlich vorging 8 Auch wenn seither keine weiteren grosseren Aktionen um das Denkmal gesetzt wurden bleibt es fur viele weiterhin ein Symbol der Unterdruckung der Sudtiroler Bevolkerung in der Zeit des Faschismus und ein Relikt aus jener Zeit 2008 kritisierte auch der athiopische Botschafter in Italien das Monument da es fur die Glorifizierung der gegen das athiopische Volk begangenen Kriegsverbrechen durch italienische Truppen wahrend des Abessinienkrieges stehe 9 10 Im Jahr 2011 erteilte die Stadtgemeinde Bruneck den Auftrag das Monument durch entsprechende mehrsprachige Informationstafeln zu entscharfen die auf Geschichte und die Bedeutung des Monuments hinweisen sollten und in der Folge aufgestellt wurden 4 Zuletzt wurde 2017 der Buste ihre Feder am Hut abgeschlagen was zu lebhaften Diskussionen daruber fuhrte ob man das Denkmal renovieren solle oder nicht Der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder forderte endlich alle faschistischen Denkmaler in Sudtirol ganz zu beseitigen da sie nur zu Unfrieden fuhren wurden 2018 gab es aber auch Gegenstimmen die auf die erinnerungskulturelle Bedeutung der Denkmalgeschichte und der damit verknupften Kontroversen verwiesen und sich fur den Erhalt des jetzigen Zustands einsetzten 11 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alpini Denkmal Bruneck Sammlung von Bildern Stadtarchiv BruneckEinzelnachweise Bearbeiten a b c Gerald Steinacher Dall Amba Alagi a Bolzano Tracce d Africa in Alto Adige In Museo Storico Italiano della Guerra Hrsg Annali Nr 14 15 16 2006 2008 Rovereto 2008 S 86 Digitalisat Erneuerungsarbeiten in Brunico Bericht in der faschistischen Alpenzeitung vom 12 April 1938 S 6 Vgl den Bericht der Alpenzeitung vom 7 Juni 1938 S 3 Brunico feiert in Anwesenheit des Kronzprinzenpaares die Enthullung des Alpini Denkmals der Division Pusteria a b Entscharfung des Alpinidenkmals Nicht mehr online verfugbar In kulturverein bruneck net 9 April 2011 ehemals im Original abgerufen am 3 September 2019 1 2 Vorlage Toter Link www kulturverein bruneck net Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Camera dei Deputati Atti parlamentari X Legislatura Discussioni Seduta del 14 novembre 1988 S 21797 PDF Hans Karl Peterlini Sudtiroler Bombenjahre Von Blut und Tranen zum Happy End Edition Raetia Bozen 2005 ISBN 88 7283 241 1 S 302 303 Gerald Steinacher Dall Amba Alagi a Bolzano Tracce d Africa in Alto Adige S 86 87 a b Camera dei Deputati Atti parlamentari X Legislatura Discussioni Seduta del 14 novembre 1988 S 21798 L Italia continua ad onorare l aggressione e l occupazione dell Abissinia In resistenze org 13 Juli 2008 abgerufen am 3 September 2019 italienisch Fantasmi sulle montagne In internazionale it 30 Marz 2015 abgerufen am 3 September 2019 italienisch Hoi Waschtl Memoria a Brunico e in Sudtirolo In heimat gestern oggi duman 17 Mai 2018 abgerufen am 4 September 2019 46 796854 11 940468 Koordinaten 46 47 48 7 N 11 56 25 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alpini Denkmal Bruneck amp oldid 232420570