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Die Allgemeine Ortskrankenkasse AOK Leipzig war eine 1887 1951 und 1990 1996 existierende Krankenkasse mit Sitz in Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Grundung der Ortskrankenkasse Leipzig 2 Bedeutung der AOK Leipzig fur Deutschland 3 Dr Willmar Schwabe sche Heimstatten Stiftung 4 Neubau des Verwaltungsgebaudes 5 Das Ende der AOK in der DDR 6 Wiedergrundung der AOK Leipzig 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGrundung der Ortskrankenkasse Leipzig Bearbeiten nbsp Haupteingang des AOK Gebaudes von Otto Droge links hinter Baumen ist das sog Beamtenwohnhaus zu erkennen nbsp Blick ins Foyer des AOK GebaudesUnmittelbar nach der Einfuhrung der gesetzlichen Krankenversicherung der Arbeiter im Jahr 1884 wurden die gewerblich Beschaftigten in den verschiedenen Gewerben zwangsversichert So richtete der Rat der Stadt Leipzig 18 verschiedene Ortskrankenkassen und eine Gemeindeversicherung mit insgesamt 20 000 Mitgliedern ein Um diese Unuberschaubarkeit abzuschaffen schlossen sich die Leipziger und die anderen deutschen Kassen zum Centralverband von Ortskrankenkassen im Deutschen Reich zusammen der am 25 November 1884 in Leipzig gegrundet wurde In der Folge schlossen sich wiederum die im Centralverband organisierten Leipziger Kassen am 1 Januar 1887 zur Gemeinsamen Ortskrankenkasse fur Leipzig und Umgegend spater Allgemeine Ortskrankenkasse AOK zusammen Ihr Sitz befand sich in der Weststrasse 32 heute Friedrich Ebert Strasse spater 1890 1896 in der Alten Nikolaischule am Nikolaikirchhof Willmar Schwabe Mitbegrunder und Vorsitzender der AOK Leipzig von 1892 bis 1904 1 kaufte 1895 Grundstucke in der Gellertstrasse 7 9 heute Littstrasse und in der Querstrasse 29 Spamers Hof zum Preis von 750 000 Mark wohin die Verwaltung der AOK umzog Diese Zuwendung und zwei weitere die Dr Willmar Schwabe sche Heimstatten Stiftung und das der AOK von Rolf Ramdohr geschenkte Zanderinstitut zur Rehabilitation der AOK Mitglieder machten die Leipziger Ortskrankenkasse finanziell unabhangiger So konnte sich der Kassenausschuss 1920 zur Ausschreibung fur ein neues AOK Gebaude entschliessen In die Zeit von Schwabes Vorsitz fiel ausserdem die Verlegung des Centralverbandes von Leipzig nach Dresden im Jahr 1903 dieser wurde dann 1911 in Hauptverband deutscher Ortskrankenkassen e V und 1923 in Hauptverband deutscher Krankenkassen umbenannt Bedeutung der AOK Leipzig fur Deutschland BearbeitenDie AOK Leipzig war bis zum Ersten Weltkrieg die mitgliederstarkste in Deutschland Zudem hatte sie im Vergleich zu anderen deutschen Krankenkassen ein uberdurchschnittlich hohes Leistungsangebot 1928 besass die AOK Leipzig 13 Polikliniken und hatte 613 Arzte unter Vertrag 2 Leipzig galt als mustergultiges Beispiel bei der Ausgestaltung des Krankenversicherungsgesetzes und war Vorbild fur den Aufbau von Ortskrankenkassen in anderen Grossstadten wie etwa Frankfurt am Main oder Dresden Reichsgesetzliche Regelungen waren schon oft vor ihrem Inkrafttreten in Leipzig Ortsgesetz geworden und somit Vorbild fur die neuen Regelungen In auslandischen Berichten und Buchern uber das deutsche Sozialversicherungssystem wurde immer wieder am Beispiel von Leipzig die deutsche Entwicklung dargestellt 3 Einzigartig war auch die AOK eigene Dr Willmar Schwabe sche Heimstatten Stiftung mit der die Moglichkeit geschaffen wurde dass sich AOK Mitglieder erholen konnten Vor allem die Errichtung von drei Genesungsheimen brachte der AOK Leipzig weit uber Deutschland hinaus Anerkennung Sie wurde mit zahlreichen Preisen bedacht 4 1897 Silbermedaille der Sachsisch Thuringischen Industrie und Gewerbeausstellung zu Leipzig 1900 Goldmedaille der Gruppe Economie sociale der Weltausstellung in Paris 1900 Denkmunze des Reichs Versicherungsamtes 1904 Grand Prize der Weltausstellung in St Louis 1911 Grosser Preis der Internationalen Industrie und Gewerbeausstellung in Turin 1911 Erinnerungsplakette der Internationalen Hygiene Ausstellung in Dresden 1912 Grand Prix fur Leistungen auf dem Gebiet der Sozialhygiene beim Internationalen Tuberkulose Kongress in Rom 1913 Silbermedaille der Internationalen Bauausstellung in LeipzigDr Willmar Schwabe sche Heimstatten Stiftung Bearbeiten nbsp Heimstatte Gut Gleesberg um 1930 nbsp Ehemalige Heimstatte Gut Forstel 2008 In der Vorstandssitzung der Ortskrankenkasse am 4 Juli 1889 erklarte Willmar Schwabe seine beiden am 29 Juni 1889 erworbenen Guter das Gut Gleesberg bei Schneeberg und das Rittergut Forstel bei Schwarzenberg der AOK zur Errichtung von Stationen fur Genesende zunachst fur 15 Jahre zur Verfugung zu stellen Der Umbau und die Ausstattung der Genesungsheime wurden zum Grossteil von Leipziger Unternehmen finanziert so dass die Heimstatten fur Genesende in Gleesberg am 15 August 1889 und in Forstel am 15 Oktober 1889 eroffnet werden konnten 1897 erwarb Schwabe das Kurbad Augustusbad bei Radeberg das im Gegensatz zu den beiden anderen bereits lange als Genesungsheim fungiert hatte Es ist gegrundet 1719 und von August dem Starken zum Heilbad ernannt das alteste Heilbad in Sachsen und verfugte uber zwei Trinkquellen die Stollen und die Salzquelle sowie funf Eisenquellen fur Bader Das Augustusbad verfugte uber 16 Gebaude mit 250 Zimmern und ein Palaishotel mit 80 Zimmern Die Patienten wurden von zwei Arzten und drei ausgebildeten Diakonissen medizinisch betreut Im Jahre 1904 entschloss sich Schwabe die drei Genesungsheime in einer selbstandigen Familienstiftung zusammenzufassen und der Ortskrankenkasse zu ubereignen Mit der Verleihung des sachsischen Ministeriums des Innern vom 23 April 1905 ist die Dr Willmar Schwabe sche Heimstatten Stiftung fur rechtsfahig erklart worden Den Zweck der Stiftung benannte Schwabe in 2 der Stiftungssatzung wie folgt Die Stiftung hat den Zweck Minderbemittelten nach schwerer Erkrankung vollige Gesundheit wiederzugeben sie gegen Tuberkulose und sonstige Siechtumskrankheiten widerstandsfahig zu machen dadurch ihre Erwerbsfahigkeit zu verlangern und solche die Ernahrer ihrer Familien sind diesen zu erhalten 5 Zu den drei Genesungsheimen der Stiftung kamen drei weitere hinzu 1909 das Erholungsheim und die Walderholungsstatte fur leicht nervoskranke mannliche Kassenmitglieder in Naunhof 1921 das Genesungsheim in Kretscham Rothensehma und Ende der 1920er Jahre das Heim in Bad Schmiedeberg Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise wurden die Belegungszahlen der Genesungsheime immer geringer so dass die Heime geschlossen werden mussten Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wandelte die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt die Heime in NSV Muttererholungsheime um was zwar dem Willen des Stifters widersprach aber von der Familie Schwabe gebilligt wurde Nachdem wenige Jahre nach Grundung der DDR die Leitung der Sozialversicherung vollstandig vom FDGB wahrgenommen wurde 6 musste die Heimstattenstiftung 1957 ihre Arbeit beenden und das Stiftungsvermogen ging in Volkseigentum uber Gut Gleesberg befand sich nun als Feierabendheim Gleesberg in kommunaler Tragerschaft der Stadt Schneeberg Gut Forstel wurde zum Altersheim umgestaltet 1959 erhielt es den Namen Feierabendheim der Deutsch Sowjetischen Freundschaft Das Augustusbad wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee besetzt Kurhaus und Verwaltungsgebaude wurden von 1952 bis 1989 von der Deutschen Volkspolizei als Polizeischule genutzt auf dem Gelande rund um den Luisenhof befand sich ein Altersheim Nach der politischen Wende grundeten nach Ruckubertragung der entsprechenden Liegenschaften und Gebaude Mitglieder der Familie Schwabe am 18 Juli 1991 die Stiftung mit dem Ziel neu das Vermogen wieder fur den ursprunglichen Zweck zu verwenden Am 1 September 1992 erhielt die Stiftung das Gut Forstel zuruck Nach einem Umbau des denkmalgeschutzten Herrenhauses konnte dort 1996 eine Einrichtung fur Betreutes Wohnen in Betrieb genommen werden Das Gut Gleesberg wurde am 1 Januar 1996 von der Dr Willmar Schwabeschen Heimstattenbetriebsgesellschaft gGmbH ubernommen In Liegau Augustusbad wollte die Stiftung Kurhaus und Schweizerhaus sanieren und eine neue Kurklinik bauen Dieses Vorhaben wurde jedoch 1996 gestoppt und auf ungewisse Zeit verschoben Der Hauptteil des Augustusbades ist seitdem ungenutzt und dem Verfall preisgegeben Neubau des Verwaltungsgebaudes BearbeitenFur das neue Verwaltungsgebaude auf dem Grundstuck Willmar Schwabe Strasse 2 4 Frankfurter Strasse heute Jahnallee wurde der Wettbewerbsentwurf des Leipziger Architekten Otto Droge angenommen Die Errichtung des grosszugigen Neubaus erfolgte 1922 1925 Droge realisierte abweichend vom Entwurf eine reduzierte aber immer noch monumentale Anlage uber 10 000 m auf einem unregelmassigen T Grundriss Er fand eine Losung die nicht zur Teilung der Achse Waldplatz Stadtteilzugang Leipzig Lindenau fuhrte Der Verwaltungsbetrieb mit taglich ca 8 000 Besuchern konnte am 5 Oktober 1925 aufgenommen werden Zuvor erhielt schon am 15 August 1925 die neu entstandene Strasse an der Giebelseite des Verwaltungsgebaudes den Namen des Mitbegrunders und langjahrigen Vorsitzenden Willmar Schwabe Das weitgehend original erhaltene heute unter Denkmalschutz stehende Gebaude gilt wegen seiner Innenausstattung als Hauptwerk des Art deco in Sachsen weist aber gleichzeitig in seinen Fassaden deutliche Bezuge zum Neoklassizismus auf Die Seitenfront zur Jahnallee erstreckt sich uber eine Lange von 117 Metern an dem an der Schmalseite gelegenen Haupteingang befindet sich ein atriumartiger Vorbau mit rechteckigem neoklassizistischen Vorhof Gliederungen aus Porphyrtuff kontrastieren mit dem ockerfarbenen Putz Im Obergeschoss befindet sich eine dreischiffige Schalterhalle zwei Pfeilerreihen von je 68 Meter Lange fur ursprunglich 72 Schalter unter einer schweren Kassettendecke aus Stahlbeton Auch die Eingangshallen und ein seitliches Treppenhaus sind im Original erhalten Das Ende der AOK in der DDR BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf Befehl der Sowjetischen Militaradministration 1947 alle Krankenkassen zu einer einheitlichen Sozialversicherung zusammengefasst Das bedeutete 1951 das Ende der AOK Leipzig Das Gebaude diente fortan der Deutschen Hochschule fur Korperkultur zuerst 1952 1962 als Arbeiter und Bauern Fakultat danach 1963 1989 als Studentenwohnheim 1964 1965 wurde es umgebaut Wiedergrundung der AOK Leipzig BearbeitenNach der Wiedergrundung der AOK in der ehemaligen DDR im Jahre 1990 ubernahm zuerst der AOK Landesverband Rheinland die kommissarische Geschaftsfuhrung dann wurde zum 1 Januar 1991 die AOK Leipzig gebildet Zu diesem Zeitpunkt wurden alle 540 000 versicherten Leipziger die nicht in eine Ersatzkasse gewechselt waren automatisch Mitglied der AOK Die erste Geschaftsstelle der neuen AOK Leipzig konnte am 9 November 1990 in der Grimmaischen Strasse 19 eroffnet werden Dann erfolgte von 1990 bis 1996 die Sanierung des alten AOK Gebaudes das dabei in die ursprunglichen Formen zuruckgefuhrt wurde Schon vor Abschluss der Sanierung bereits am 2 Januar 1991 konnte dort der Betrieb wieder aufgenommen werden Zum 1 Januar 1997 fusionierte die AOK Leipzig mit der AOK Chemnitz und der AOK Dresden zur AOK Sachsen mit Sitz in Dresden die sich spater mit der AOK Thuringen zusammenschloss und zum 1 Januar 2008 in der AOK Plus aufging Im von Otto Droge erbauten Gebaude befindet sich heute die Filiale Leipzig Zentrum West der AOK Plus Literatur BearbeitenSiegfried Hubschmann Das Forstel in Langenberg Ein historischer Streifzug Hrsg von der Dr Willmar Schwabeschen Gemeinnutzigen Heimstattenbetriebsgesellschaft mbH Langenberg Raschau Heidler amp Fahle Verlag Scheibenberg 2002 ISBN 3 933625 27 0 Ingrid von Stumm Gesundheit Arbeit und Geschlecht im Kaiserreich am Beispiel der Krankenstatistik der Leipziger Ortskrankenkasse 1887 1905 Munchner Studien zur neueren und neuesten Geschichte Bd 12 Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 631 49325 8 Thomas Adam Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig 1887 bis 1997 Pro Leipzig Leipzig 1999 ISBN 3 9806474 0 4 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Die Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 S 542 f ISBN 3 422 03048 4 Einzelnachweise Bearbeiten Zu seiner Tatigkeit als Vorsitzender der AOK Leipzig vgl Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 III Abteilung Ausbau und Differenzierung der Sozialpolitik seit Beginn des Neuen Kurses 1890 1904 5 Band Die gesetzliche Krankenversicherung bearbeitet von Wolfgang Ayass Florian Tennstedt und Heidi Winter Darmstadt 2012 S 210 245 566 585 594 f 619 625 627 636 667 Thomas Adam Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig 1887 bis 1997 S 77 Paul Auguste Le Roy L Assistance publique en Allemagne Legislation statistique de 1885 Berger Levrault Paris 1890 Thomas Adam Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig 1887 bis 1997 S 39 65 Thomas Adam Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig 1887 bis 1997 S 40 Verordnung uber die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten vom 23 August 1956 GBl I Nr 77 S 681 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig Sammlung von Bildern 51 341319 12 357033 Koordinaten 51 20 28 75 N 12 21 25 32 O Allgemeine Ortskrankenkassen AOK Baden Wurttemberg AOK Bayern AOK Bremen Bremerhaven AOK Hessen AOK Niedersachsen AOK Nordost AOK Nordwest AOK Plus AOK Rheinland Hamburg AOK Rheinland Pfalz Saarland AOK Sachsen AnhaltEhemalige OrtskrankenkassenAOK Berlin Brandenburg AOK Leipzig AOK Mecklenburg Vorpommern AOK Saarland AOK Sachsen AOK Thuringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title AOK Leipzig amp oldid 231617821