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Alfred Wodl geboren am 25 November 1934 in Wien gestorben am 22 Februar 1941 ebenda war eines jener osterreichischen Kinder die vom NS Regime als unwertes Leben bezeichnet und in der Anstalt Am Spiegelgrund ermordet wurden Er wurde sechs Jahre und drei Monate alt Inhaltsverzeichnis 1 Politischer Hintergrund 2 Leben 2 1 Kampf der Mutter Anny Wodl 2 2 Tod 3 Gedenken 4 Literatur 5 QuellenPolitischer Hintergrund BearbeitenDie Rassenideologie des Nationalsozialismus bekannte sich vorbehaltlos zur Maxime dass sowohl auf der Ebene der Individuen als auch der der Volker und Staaten der Starkere sich immer durchsetzen werde Hitler wollte nicht nur andere als minderwertig eingestufte Volker und Rassen unterdrucken oder ermorden sondern auch die Schwachen und Kranken innerhalb der eigenen Volksgemeinschaft ausmerzen Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus darunter die Aktion T4 fur behinderte Erwachsene und die Kinder Euthanasie sowie die Ausgrenzung und Ermordung der Juden Europas galten der Durchsetzung einer nationalsozialistischen Rassenhygiene Das Kinder Euthanasieprogramm betraf sowohl sogenannte erbkranke Sauglinge und Kinder als auch Kinder mit Epilepsie sowie jene Kinder an denen ein NS Psychiater Schwachsinn diagnostiziert hatte Die meisten der 789 dokumentierten Mordakte an Kindern und Jugendlichen am Spiegelgrund fanden in der Sauglingsabteilung statt die im internen Jargon als Reichsausschussabteilung bezeichnet wurde 1 Ebenso zynisch war die Neubezeichnung der Totungsanstalt als Heilpadagogische Klinik der Stadt Wien Am Spiegelgrund im Jahr 1942 2 Leben BearbeitenAlfred war der uneheliche Sohn der Krankenschwester Anny Wodl 3 Seine Mutter erlitt drei Wochen vor Alfreds Geburt eine Rauchgasvergiftung die eine langere Bewusstlosigkeit zur Folge hatte Das Kind war in seiner allgemeinen Entwicklung beeintrachtigt Dazu berichtete seine Mutter Es stellte sich schliesslich heraus dass er zwar alles verstand dass er aber nicht sprechen konnte Auch waren seine Beine offenbar zu schwach um ihn zu tragen sodass er soviel wie nicht gehen konnte Woran er eigentlich litt und was die Ursache seines Zustandes war konnten die Arzte eigentlich nicht feststellen 4 Mutter und Kind lebten in Wiener Neustadt Im Alter von zwei Jahren erkrankte Alfred an Polyarthritis einer Entzundung der Gelenke In der Kinderklinik Glanzing wurde anlasslich der Behandlung festgestellt das Kind sei geistig zuruckgeblieben es leide an Muskelschwache und sei nicht in der Lage Zielbewegungen auszufuhren Ein Jahr nach der Annexion Osterreichs durch das NS Regime am 1 April 1939 wurden Mutter und Kind getrennt Der viereinhalbjahrige Alfred kam in die Landesnervenheilanstalt Gugging und die Landesberufsvormundschaft Wiener Neustadt verfugte dass das Kind nicht an die Kindesmutter ausgefolgt werden durfe Damals lag die Vormundschaft fur uneheliche Kinder prinzipiell bei den Behorden Aus der Patientenakte von Gugging ergibt sich folgende Einschatzung des arztlichen Personals Das Kind sei nach wie vor unfahig zu gehen oder zu stehen kann mit den Handen keinerlei Zielbewegungen machen ist andauernd in Bettruhe muss gefuttert werden lasst unter sich ist vollkommen pflegebedurftig ist nicht ansprechbar bringt nur gelegentlich einige unartikulierte Laute hervor 4 Kampf der Mutter Anny Wodl Bearbeiten Obwohl das NS Regime grossangelegte Vertuschungsversuche betreffend der Euthanasie Programme betrieb beispielsweise wurden in Schloss Hartheim ermordete Kinder als Todesfalle von Brandenburg beurkundet sprachen sich die Totungen rasch in der Bevolkerung herum Insbesondere fragwurdige Todesursachen Tod an Mandelentzundung bei einem Kind dessen Mandeln entfernt worden waren oder die zweimalige Zusendung einer Urne an dieselben Eltern fuhrten zu einem eklatanten Glaubwurdigkeitsdefizit des Regimes in Kreisen der betroffenen Angehorigen 5 6 Alfreds Mutter arbeitete als Krankenschwester am Allgemeinen Krankenhaus in Wien Als sie vom Abtransport von Pfleglingen aus der Anstalt Am Steinhof Kenntnis erlangte reiste sie umgehend nach Berlin und es gelang ihr am 23 Juli 1940 bis zu Herbert Linden einem der Organisatoren der NS Euthanasie im Reichsinnenministerium vorzudringen und sie brachte ihm die Anliegen der Angehorigen vor Die Vorsprache blieb ohne Erfolg Ihr wurde aber in Berlin klar dass abtransportierte Pfleglinge offenbar in grosser Zahl ermordet wurden Sie fuhr zuruck nach Wien und organisierte Proteste von Angehorigen mittels Briefen und Telegrammen die waschkorbweise in Berlin eintrafen 7 Demonstrationen vor der Anstalt gegen die Transporte wurden von Polizei und SS unterbunden Nach einem weiteren Transport am 30 August 1940 verurteilte die illegale Grazer KPO um Herbert Eichholzer in einem Flugblatt die Ermordungen von Steinhof Pfleglingen 8 9 10 11 12 Im Janner 1941 besuchte die Mutter ihren Sohn in der Landesnervenheilanstalt Gugging Dort erfuhr sie von einer Schwester dass Alfred fur einen Abtransport vorgesehen war Anny Wodl reiste sofort ein zweites Mal nach Berlin diesmal um bei Linden um das Leben des eigenen Kindes zu kampfen wiederum ohne Erfolg Sie erreichte lediglich dass ihr Sohn in die Kinderfachabteilung Am Spiegelgrund uberstellt werden und dort medikamentos umgebracht werden sollte 13 Tod Bearbeiten Mit Zustimmung der Mutter wurde der kleine Alfred am 6 Februar 1941 in die Anstalt Am Spiegelgrund uberstellt und unter Zahl AZ 19 41 aufgenommen Am 15 Februar 1941 betonte der NS Psychiater und Mehrfachmorder Heinrich Gross in einem Gutachten Das Kind ist Halbjude Am 20 Februar erfolgte eine Aufnahmeuntersuchung durch Margarethe Hubsch die ebenfalls fur die Serienmorde am Steinhof verantwortlich zeichnete Am 22 Februar 1941 starb Alfred Wodl am fruhen Morgen offiziell an einer Lungenentzundung Gedenken Bearbeiten nbsp Mahnmal fur die Kinder vom Spiegelgrund nbsp Stolperstein in Wiener Neustadt 2013An Alfred Wodl erinnern ein Ehrengrab ein Denkmal und ein Stolperstein Im April 2002 wurden die sterblichen Uberreste der Opfer der Kinder Euthanasie der Anstalt Am Spiegelgrund in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Wiener Zentralfriedhof feierlich bestattet Dabei auch das Gehirn des Buben welches von Heinrich Gross konserviert worden war zur letzten Ruhe geleitet Seit November 2003 erinnert ein Mahnmal in Form von Lichtstelen auf dem Anstaltsgelande an die dort ermordeten Kinder und Jugendlichen 14 Fur jedes in der Anstalt ausgeloschte Leben damals waren 772 Opfer erfasst wurde dabei eine Lichtsaule aufgestellt Deren strenge Anordnung spiegelt die Situation der Kinder und Jugendlichen im damaligen Zwangskontext wider Im Jahr 2013 verlegte der deutsche Kunstler Gunter Demnig vor dem letzten Wohnhaus von Alfred Wodl und seiner Mutter am Corvinusring 16 in Wiener Neustadt einen Stolperstein Organisiert und finanziert wurde der Stein vom Projekt Stolpersteine fur Wiener Neustadt Literatur BearbeitenGotz Aly Hg Aktion T4 1939 1945 Die Euthanasie Zentrale in der Tiergartenstrasse 4 1987 Aussage der Mutter im Illing Prozess Waltraud Haupl Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund 2006 Peter Malina Dem Vergessen uberlassen mit einer historischen Nachbetrachtung von Peter Malina In Alois Kaufmann Hrsg Totenwagen Kindheit am Spiegelgrund Mandelbaum Verlag Wien 2007 ISBN 978 3 85476 235 5 Peter Malina Im Fangnetz der NS Erziehung Kinder und Jugend Fursorge auf dem Spiegelgrund 1940 1945 In Eberhard Gabriel Wolfgang Neubauer Hrsg Zur Geschichte der NS Euthanasie in Wien Von der Zwangssterilisation zur Ermordung Bohlau Verlag Wien 2002 ISBN 3 205 99325 X Google Vorschau Quellen Bearbeiten Reinhard Sieder Andrea Smioski Gewalt gegen Kinder in Erziehungsheimen der Stadt Wien Endbericht Wien 2012 S Winkelmayer 35 47 online PDF online Memento des Originals vom 3 Oktober 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wien gv at Wolfgang Neugebauer Leben und Sterben am Spiegelgrund In Johann Gross Hrsg Spiegelgrund Leben in NS Erziehungsanstalten Ueberreuter Wien 2000 ISBN 3 8000 3769 6 S 148 149 Google Vorschau Fallweise wird der Vorname der Mutter auch als Anna angegeben a b Anton Blaha Alfred Wodl Vergeblicher Bittgang nach Berlin Wiener Neustadt 2013 Quelle Quelle Memento des Originals vom 30 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stolpersteine wienerneustadt at Herwig Czech NS Medizinverbrechen in der Heil und Pflegeanstalt Gugging Hintergrunde und historischer Kontext PDF Nicht mehr online verfugbar DOW S 11 archiviert vom Original am 14 Juli 2015 abgerufen am 24 Juli 2015 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat Die Vernichtung lebensunwerten Lebens Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1983 Gerhard Furstler Peter Malina Osterreichische Pflegepersonen aus der Zeit des Nationalsozialismus Teil I Die Wiener Krankenschwester Anny Wodl Historische Pflegeforschung In Osterreichische Pflegezeitschrift Wien Marz 2003 Gedenkstatte Steinhof Chronologie DOW abgerufen am 31 Januar 2014 Brigitte Bailer Mord als Instrument der NS Jugendfursorge PDF In DOW Mitteilungen Folge 207 DOW Juli 2012 S 6 abgerufen am 7 Februar 2014 Lukas Voros Kinder und Jugendlicheneuthanasie zur Zeit des Nationalsozialismus am Wiener Spiegelgrund PDF Diplomarbeit Marz 2010 S 97 abgerufen am 9 Februar 2014 Susanne Mende Die Wiener Heil und Pflegeanstalt Am Steinhof in der Zeit des NS Regimes in Osterreich PDF Manuskript eines Vortrages der am 30 1 1998 in Wien anlasslich des wissenschaftlichen Symposions Zur Geschichte der NS Euthanasie in Wien gehalten wurde In gedenkstaettesteinhof at DOW S 5 11 abgerufen am 4 Februar 2014 Susanne Mende Die Wiener Heil und Pflegeanstalt Am Steinhof in der Zeit des NS Regimes in Osterreich In Eberhard Gabriel Wolfgang Neubauer Hrsg NS Euthanasie in Wien Bohlau Verlag Wien 2000 ISBN 3 205 98951 1 S 64 70 Google Vorschau Johann Gross Spiegelgrund Leben in NS Erziehungsanstalten Ueberreuter Wien 2000 ISBN 3 8000 3769 6 S 67 70 101 Zitate S 69 75 Google Vorschau Mahnmal fur die Opfer vom Spiegelgrund Rathauskorrespondenz vom 27 November 2003 abgerufen am 24 Juli 2015 PersonendatenNAME Wodl AlfredKURZBESCHREIBUNG osterreichisches Opfer des Kinder Euthanasieprogramms des NS RegimesGEBURTSDATUM 25 November 1934GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 22 Februar 1941STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Wodl amp oldid 231376049