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Albert Hermann Lempp 13 Februar 1884 in Heutingsheim 9 Juni 1943 in Munchen war ein evangelischer Buchhandler und Verleger Als Inhaber des Christian Kaiser Verlags und der Buchhandlung Kaiser in Munchen verhalf er der Dialektischen Theologie Karl Barths nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland zum Durchbruch In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Lempp zu dem Verleger der Bekennenden Kirche Er war Mittelpunkt des spater so genannten Lempp schen Kreises Ursprunglich ein Bibelkreis entwickelte sich aus diesem ein Hilfsnetz fur rassisch verfolgte Christen und Juden Lempp wirkte im Fruhjahr 1943 an der Entstehung der Osterbotschaft Munchner Laien mit die zu den mutigsten Zeugnissen evangelischer Christen gegen die Judenverfolgung der Nationalsozialisten gehort Albert Lempp deutscher Buchhandler und Verleger Christian Kaiser Verlag und Buchhandlung Munchen aktiver Unterstutzer der Bekennenden Kirche und Begrunder des Lempp schen Kreises Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lempp scher Kreis und Osterdenkschrift 1943 3 Wirkung der Osterdenkschrift 1943 4 Wurdigungen 5 Weblinks 6 QuellenLeben BearbeitenAlbert Lempp wurde am 13 Februar 1884 als Sohn des Wurttembergischen evangelischen Pfarrers Ferdinand Julius Lempp 1842 1903 in Heutingsheim am Neckar geboren und wuchs in Stuttgart Gablenberg auf Als Kind haufig krank hatte er anders als seine Bruder die alle studierten kein Abitur ablegen konnen und machte deshalb eine Ausbildung zum Buchhandler Als 27 Jahriger ubernahm er den schon einige Zeit vor sich hindumpelnden Munchner Christian Kaiser Verlag der im 19 Jahrhundert der Hausverlag der kleinen protestantischen Gemeinde in der bayerischen Haupt und Residenzstadt gewesen war Ob Friedrich Rittelmeyer oder Christian Geyer von Anfang an setzte Lempp auf Autoren jenseits der evangelisch theologischen Hauptstromungen die eines verband Sie alle lagen mit der Kirchenleitung dem evangelisch lutherischen Oberkonsistorium in Munchen in herzlichem Streit Nach dem Ersten Weltkrieg bahnte sich eine folgenreiche verlegerische Entscheidung an Nachdem zuvor drei Schweizer Verlage abgelehnt hatten war Karl Barths Romerbriefauslegung 1919 im Berner Baschlin Verlag erschienen Zu den begeisterten Rezensenten gehorte auch der oberfrankische Theologe Georg Merz 1892 1959 der 1918 als Pfarrer nach Munchen Laim gekommen war Sofort hatte Merz vorausgesagt Karl Barth werde den Gang der Theologie auf lange hinaus bestimmen Weil bei den Schweizern der Absatz von Barths Buch nach wenigen hundert Exemplaren lahmte empfahl Merz seinem Freund Lempp die Restauflage zu ubernehmen Von Munchen aus konnte Lempp diese so rasch verkaufen dass bald eine Neuauflage notig wurde Sie erschien 1922 im Kaiser Verlag Merz wurde Cheflektor des Verlags und theologischer Berater Lempps Von 1922 bis 1933 erschien die Zeitschrift Zwischen den Zeiten fur die etwa Karl Barth Friedrich Gogarten Eduard Thurneysen und Rudolf Bultmann schrieben Lempps Verlag machte aus der katholischen Hauptstadt Munchen einen wichtigen Ort evangelischer Theologie Einer der wichtigsten Mitarbeiter Lempps war der Dichter und Schauspieler Otto Salomon der unter dem Pseudonym Otto Bruder publizierte Lempp beschaftigte Salomon der evangelisch lutherischer Christ judischer Herkunft war heimlich weiter bis er ihm 1938 die Ausreise in die Schweiz ermoglichte Irmgard Meyenberg ebenfalls eine evangelische Christin judischer Herkunft uberlebte den Krieg versteckt in Lempps Haus in der Schwabinger Isabellastrasse 1940 zwang man Lempp seinen Verlag in Ev Verlag A Lempp Munchen fruher Chr Kaiser Verlag umzubenennen Dass sein Verlag nach einer neuerlichen und negativ ausgefallenen Manuskriptprufung durch die Reichsschrifttumsstelle des Propagandaministeriums Ende August 1943 endgultig geschlossen wurde erlebte Lempp nicht mehr Er starb am 9 Juni 1943 im Alter von 59 Jahren an einem Schlaganfall sein Grab befindet sich auf dem Munchner Waldfriedhof Zwei seiner Sohne fielen im Zweiten Weltkrieg der uberlebende Sohn Fritz Lempp ubernahm nach dem Krieg die vaterliche Buchhandlung Lempp scher Kreis und Osterdenkschrift 1943 BearbeitenMutig unterstutzte Lempp nach 1933 die Bekennende Kirche In seinem Haus in der Isabellastrasse traf sich regelmassig der Lempp sche Kreis der nach aussen als Bibelkreis mit frommen Vortragen firmierte tatsachlich aber eine Art konspirative Runde war die mit Kriegsbeginn Feindsender horte und Hilfe fur bedrangte Christen judischer Herkunft und Juden organisierte 1943 wollte der Kreis nicht langer zur Judenverfolgung des NS Regimes schweigen Der Wurttemberger Pfarrer Hermann Diem verfasste die Vorlage einer Denkschrift der Munchner Laien die der Richter Emil Hochstadter und der Universitatsprofessor Wilhelm Hengstenberg zwei Mitglieder des Lempp schen Kreises personlich dem bayerischen Landesbischof Hans Meiser uberbrachten In der Denkschrift heisst es unter anderem Als Christen konnen wir es nicht mehr langer ertragen dass die Kirche in Deutschland zu den Judenverfolgungen schweigt Was uns treibt ist zunachst das einfache Gebot der Nachstenliebe wie es Jesus in Gleichnis vom barmherzigen Samariter ausgelegt hat Jeder Nichtarier ob Jude oder Christ ist heute in Deutschland der unter die Morder Gefallene und wir sind gefragt ob wir ihm wie der Priester und Levit oder wie der Samariter begegnen Dem Staat gegenuber hat die Kirche diese heilsgeschichtliche Bedeutung Israels zu bezeugen und jedem Versuch die Judenfrage nach einem selbstgemachten politischen Evangelium zu losen d h das Judentum zu vernichten aufs ausserste zu widerstehen als einem Versuch den Gott des Ersten Gebotes zu bekampfen Die Kirche muss bekennen dass sie als das wahre Israel in Schuld und Verheissung unlosbar mit dem Judentum verknupft ist Sie darf nicht langer versuchen vor dem gegen Israel gerichteten Angriff sich selbst in Sicherheit zu bringen Wirkung der Osterdenkschrift 1943 BearbeitenLandesbischof Meiser konnte sich zu einer Veroffentlichung des Dokuments nicht durchringen Er leitete die Schrift jedoch an seinen Wurttembergischen Amtskollegen Theophil Wurm weiter Dieser griff Gedanken und Formulierungen aus der Denkschrift in seinem Brief an Hitler und die Reichsregierung vom 16 Juli 1943 auf mit dem er gegen die Judenverfolgung protestierte Der Evangelische Pressedienst der Schweiz Zurich veroffentlichte das Dokument am 14 Juli 1943 unter dem Titel Ein erfreuliches Dokument Zudem wurde die Denkschrift privat vervielfaltigt und weitergeleitet Der rheinische Pfarrer Helmut Hesse verlas die Munchner Osterdenkschrift am 6 Juni 1943 in einem Bekenntnisgottesdienst Wenige Tage spater wurde er deswegen gemeinsam mit seinem Vater verhaftet und im November in das Konzentrationslager Dachau uberstellt Dort starb er am 24 November 1943 Wurdigungen BearbeitenDie evangelisch lutherische Kreuzkirchengemeinde in Munchen Schwabing an deren Grundung 1933 Albert Lempp wesentlich beteiligt war hat am 12 Februar 2009 dem Vorabend von Lempps 125 Geburtstag in einem Festakt ihrem grossen Saal den Namen Albert Lempp Saal gegeben Weblinks BearbeitenAlbert Lempp 1884 1943 Verleger Christ Widerstandler Das Internetangebot zu Albert Lempp und seinem Kreis bietet neben Kurzbiografien zahlreiche Kopien von Originaldokumenten Quellen BearbeitenArmin Rudi Kitzmann Kurzvortrag am 6 Juli 2008 in der Kreuzkirche Munchen Schwabing West Unter die Morder gefallen Evangelischer Widerstand im Munchen der NS Zeit der Munchner Albert Lempp und sein Kreis Peter Noss SCHWEITZER Carl Gunther In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 1200 1210 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Historisches Lexikon Bayerns Christian Kaiser VerlagNormdaten Person GND 116898461 lobid OGND AKS VIAF 17985540 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lempp AlbertALTERNATIVNAMEN Lempp Albert Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG evangelischer Buchhandler und VerlegerGEBURTSDATUM 13 Februar 1884GEBURTSORT HeutingsheimSTERBEDATUM 9 Juni 1943STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Lempp amp oldid 210503921