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Aluminium Magnesium Silicium Legierungen AlMgSi sind Aluminiumlegierungen Legierungen die hauptsachlich aus Aluminium bestehen die als mengenmassig wichtigste Legierungselemente sowohl Magnesium als auch Silicium enthalten Beide zusammen machen weniger als 2 Massenprozent aus Der Gehalt an Magnesium ist dabei grosser als an Silicium sonst zahlen sie zu den Aluminium Silicium Magnesium Legierungen AlSiMg AlMgSi zahlt zu den aushartbaren Aluminiumlegierungen also solchen die durch Warmebehandlung fester und harter werden konnen Diese Aushartung basiert massgeblich auf der Ausscheidung von Magnesiumsilicid Mg2Si Die AlMgSi Legierungen werden daher in den Normen als eigene Gruppe aufgefasst 6000er Reihe und nicht als Untergruppe der Aluminium Magnesium Legierungen die nicht aushartbar sind AlMgSi zahlt zu den Aluminiumlegierungen mit mittlerer bis hoher Festigkeit hoher Bruchzahigkeit guter Schweisseignung Korrosionsbestandigkeit und Umformbarkeit Sie lassen sich ausgezeichnet durch Strangpressen verarbeiten und werden daher besonders haufig durch dieses Verfahren zu Konstruktionsprofilen verarbeitet Sie werden dabei meist erwarmt um die Bearbeitung zu erleichtern als Nebeneffekt konnen sie unmittelbar danach abgeschreckt werden womit eine separate anschliessende Warmebehandlung entfallen kann Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 2 Legierungskonstitution 2 1 Phasen und Gleichgewichte 2 2 Legierungselemente 2 3 Dispersionen 3 Korngrenzen 4 Zusammensetzungen genormter Sorten 5 Mechanische Eigenschaften 6 Warmebehandlung und Hartung 6 1 Zwischenlagerung und Stabilisierung 7 Einfluss der Kaltverformung 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAnwendungen BearbeitenAnwendung finden sie unter anderem fur Stossfanger Karosserien und fur Grossprofile im Schienenfahrzeugbau Bei letzteren waren sie massgeblich verantwortlich fur die geanderte Konstruktion von Schienenfahrzeugen in den 1970ern Zuvor verwendete man genietete Rohrkonstruktionen Dank der guten Strangpressbarkeit von AlMgSi konnen nun Grossprofile hergestellt werden die dann verschweisst werden Auch im Flugzeugbau werden sie genutzt dort werden aber AlCu und AlZnMg bevorzugt die jedoch nicht oder nur schwer schweissbar sind Die schweissbaren hoher festen AlMgSiCu Legierungen AA6013 und AA6056 werden bei den Airbus modellen A318 und A380 fur Rippenbleche im Flugzeugrumpf verwendet wo durch das Laserschweissen Gewichts und Kosteneinsparungen moglich sind Schweissen ist kostengunstiger als das sonst im Flugzeugbau ubliche Nieten Die beim Nieten notigen Uberlappungen konnen beim Schweissen entfallen was Bauteilmasse einspart 1 Legierungskonstitution BearbeitenPhasen und Gleichgewichte Bearbeiten Das System Al Mg2Si bildet ein Eutektikum bei 13 9 Mg2Si und 594 C Die maximale Loslichkeit liegt bei 583 5 C und 1 9 Mg2Si weshalb die Summe beider Elemente in den gebrauchlichen Legierungen unter diesem Wert liegt Der stochiometrischen Zusammensetzung von Magnesium zu Silicium von 2 1 entspricht ein Massenverhaltnis von 1 73 1 Die Loslichkeit sinkt mit fallender Temperatur sehr schnell und liegt bei 200 C nur noch bei 0 08 Massenprozent Legierungen ohne weitere Legierungselemente oder Verunreinigungen liegen dann zweiphasig vor mit dem a displaystyle alpha nbsp Mischkristall und der b displaystyle beta nbsp Phase Mg2Si Letztere hat einen Schmelzpunkt von 1085 C und ist daher thermisch stabil Selbst Ansammlungen Cluster von Magnesium und Silicium Atomen die nur metastabil sind losen sich nur langsam auf wegen der hohen Bindungsenergie der beiden Elemente Viele genormte Legierungen weisen einen Silicium Uberschuss auf Er hat kaum Einfluss auf die Loslichkeit von Magnesiumsilicid erhoht die Festigkeit des Werkstoffes starker als ein Mg Uberschuss oder eine Erhohung des Mg2Si Anteiles erhoht das Volumen und die Anzahl der Ausscheidungen und beschleunigt die Ausscheidung bei der Kalt und Warmaushartung Ausserdem bindet es unerwunschte Verunreinigungen besonders Eisen Ein Magnesiumuberschuss verringert dagegen die Loslichkeit von Magnesiumsilicid Legierungselemente Bearbeiten Neben Magnesium und Silicium sind in den genormten Sorten weitere Elemente enthalten Kupfer wird zur Verbesserung der Festigkeit und der Warmaushartung eingesetzt in Mengen von 0 2 1 Es bildet die Q Phase Al4Mg8Si7Cu2 Kupfer fuhrt zu einer dichteren Dispersion der nadelformigen teilkoharenten Ausscheidung b displaystyle beta nbsp Cluster aus Magnesium und Silicium Zusatzlich kommt noch die 8 displaystyle theta nbsp Phase vor die fur die Aluminium Kupfer Legierungen typisch sind Legierungen mit hoheren Kupfergehalten Legierungen 6061 6056 6013 werden vor allem in der Luftfahrt genutzt Eisen kommt in allen Aluminiumlegierungen als Verunreinigung vor in Mengen von 0 05 0 5 Es bildet die Phasen Al8Fe2Si Al5FeSi und Al8FeMg3Si6 die alle thermisch stabil sind aber unerwunscht sind da sie den Werkstoff versproden Siliciumuberschusse dienen auch dazu Eisen zu binden Mangan 0 2 1 und Chrom 0 05 0 35 werden absichtlich zulegiert Werden beide gleichzeitig zulegiert liegt die Summe der beiden Elemente unter 0 5 Sie bilden nach Gluhen bei mindestens 400 C eine Dispersion von Ausscheidungen und verbessern so die Festigkeit Chrom ist vor allem in Verbindung mit Eisen wirksam Als Dispersionsbildner kommen Zirkon und Vanadin zum Einsatz Dispersionen Bearbeiten Dispersionsteilchen haben nur geringen Einfluss auf die Festigkeit Wenn an ihnen bei der Abkuhlung nach dem Losungsgluhen Magnesium oder Silicium ausscheiden und dadurch nicht wie gewunscht Magnesiumsilicid bilden senken sie sogar die Festigkeit Sie erhohen somit die Abschreckempfindlichkeit Bei unzureichender Abkuhlgeschwindigkeit binden sie aber auch uberschussiges Silicium das sonst grobere Ausscheidungen bilden und so die Festigkeit senken wurde Die Dispersionsteilchen aktivieren auch im ausgeharteten Zustand weitere Gleitebenen sodass die Duktilitat zunimmt und vor allem der interkristalline Bruch verhindert werden kann Die Legierungen mit hoherer Festigkeit enthalten deshalb Mangan und Chrom und sind abschreckempfindlicher Fur die Wirkung der Legierungselemente hinsichtlich der Dispersionsbildung gilt Die Festigkeit bei Raumtemperatur andert sich kaum Die Fliessgrenze bei hoheren Temperaturen steigt jedoch stark was die Umformbarkeit einschrankt und vor allem ungunstig beim Strangpressen ist weil sich dadurch die Mindestwanddicke erhoht Die Rekristallisation wird erschwert was die Grobkornbildung verhindert und sich gunstig auf die Umformbarkeit auswirkt Versetzungsbewegungen werden bei niedrigen Temperaturen blockiert was die Bruchzahigkeit verbessert Dispersionen von AlMn binden ubersattigtes Silizium beim Abkuhlen nach dem Losungsgluhen Dadurch wird die Kristallisation verbessert und ausscheidungsfreie Zonen die sonst an den Korngrenzen entstehen werden vermieden Dadurch verbessert sich das Bruchverhalten von sprode und interkristallin hin zu duktil und transkristallin Die Abschreckempfinglichkeit steigt da ausgeschiedenes Silizium fur die Aushartung benotigt wird Legierungen die Mn oder Cr enthalten mussen daher schneller abgekuhlt werden als ohne diese Elemente nbsp Duktiler Bruch einer AlMgSi Legierung nbsp Sprodbruch einer AluminiumlegierungKorngrenzen BearbeitenAn den Korngrenzen scheidet sich bevorzugt Silizium aus da es Keimbildungsprobleme hat Ausserdem scheidet sich dort Magnesiumsilicid aus Die Ablaufe sind vermutlich ahnlich wie bei den AlMg Legierungen fur AlMgSi aber bis 2008 noch relativ unerforscht Die an den Korngrenzen ausgeschiedenen Phasen fuhren zur Neigung von AlMgSi zu sprodem Korngrenzenbruch Zusammensetzungen genormter Sorten BearbeitenAlle Angaben in Massenprozent EN steht fur Europaische Norm AW fur Aluminium Knetlegierung engl aluminium wrought Die Zahl hat keine weitere Bedeutung Numerisch Chemisch Silicium Eisen Kupfer Mangan Magnesium Chrom Zink Titan Sonstige Andere Einzeln Andere Gesamt AluminiumEN AW 6005 AlSiMg 0 6 0 9 0 35 0 10 0 10 0 40 0 6 0 10 0 05 0 15 RestEN AW 6005A AlSiMg A 0 50 0 9 0 35 0 3 0 50 0 40 0 7 0 30 0 20 0 10 0 12 0 5 Mn Cr 0 05 0 15 RestEN AW 6008 AlSiMgV 0 50 0 9 0 35 0 30 0 30 0 40 0 7 0 30 0 20 0 10 0 05 0 20 V 0 05 0 15 RestEN AW 6013 AlMg1Si0 8CuMn 0 6 1 0 0 5 0 6 1 1 0 20 0 8 0 8 1 2 0 10 0 25 0 10 0 05 0 15 RestEN AW 6056 AlSi1MgCuMn 0 7 1 3 0 50 0 50 1 1 0 40 1 0 0 6 1 2 0 25 0 10 0 7 0 20 Ti Zr 0 05 0 15 RestEN AW 6060 AlMgSi 0 30 0 6 0 10 0 30 0 10 0 10 0 35 0 6 0 05 0 15 0 10 0 05 0 15 RestEN AW 6061 AlMg1SiCu 0 40 0 8 0 7 0 15 0 40 0 15 0 8 1 2 0 04 0 35 0 25 0 15 0 05 0 15 RestEN AW 6106 AlMgSiMn 0 30 0 6 0 35 0 25 0 05 0 20 0 40 0 8 0 20 0 10 0 05 0 15 RestMechanische Eigenschaften BearbeitenZustande O weich weichgegluht auch warmumgeformt mit gleichen Festigkeitsgrenzwerten T1 abgeschreckt von der Warmformungstemperatur und kaltausgelagert T4 losungsgegluht und kaltausgelagert T5 abgeschreckt von der Warmformungstemperatur und warmausgelagert T6 losungsgegluht abgeschreckt und warmausgelagert T7 losungsgegluht abgeschreckt warmausgelagert und uberhartet T8 losungsgegluht kaltverfestigt und warmausgelagertNumerisch 2 Chemisch CEN Zustand E Modul MPa G Modul MPa Dehngrenze MPa Zugfestigkeit MPa Bruchdehnung Brinellharte Biegewechselfestigkeit MPaEN AW 6005 AlSiMg T5 69500 26500 255 280 11 85 n b EN AW 6005A AlSiMg A T1 69500 26200 100 200 25 52 n b T4 69500 26200 110 210 16 60 n b T5 69500 26200 240 270 13 80 n b T6 69500 26200 260 285 12 90 n b EN AW 6008 AlSiMgV T6 69500 26200 255 285 14 90 n b EN AW 6056 AlSi1MgCuMn T78 69000 25900 330 355 n b 105 n b EN AW 6060 AlMgSi 0 69000 25900 50 100 27 25 n b T1 69000 25900 90 150 25 45 n b T4 69000 25900 90 160 20 50 40T5 69000 25900 185 220 13 75 n b T6 69000 25900 215 245 13 85 65EN AW 6061 AlMg1SiCu T4 70000 26300 140 235 21 65 60EN AW 6106 AlMgSiMn T4 69500 26500 80 150 24 45 n b T6 69500 26200 240 275 14 75 lt 75Warmebehandlung und Hartung BearbeitenAlMgSi kann auf zwei verschiedene Arten durch eine Warmebehandlung gehartet werden wobei Harte und Festigkeit steigen wahrend Duktilitat und Bruchdehnung zuruckgehen Beide beginnen mit dem Losungsgluhen und konnen auch mit mechanischen Verfahren Schmieden kombiniert werden mit unterschiedlichen Effekten Losungsgluhen Bei Temperaturen von etwa 510 540 C wird gegluht wobei die Legierungselemente in Losung gehen Fast immer erfolgt unmittelbar danach ein Abschrecken Die Legierungselemente bleiben dadurch auch bei Raumtemperatur zunachst in Losung wahrend sie bei langsamer Abkuhlung Ausscheidungen bilden wurden Kaltausharten Bei Raumtemperatur bilden sich allmahlich Ausscheidungen die die Festigkeit und Harte erhohen In den ersten Stunden nach dem Abschrecken ist die Steigerung sehr hoch in den nachsten Tagen geringer danach nur noch schleichend aber auch nach mehreren Jahren noch nicht abgeschlossen Warmausharten Bei Temperaturen von 80 250 C ublich sind 160 150 C werden die Werkstoffe im Ofen erneut erwarmt Die Hartezeiten liegen meist bei 5 8 Stunden Die Legierungselemente scheiden dadurch schneller aus und erhohen Harte und Festigkeit Je hoher die Temperatur ist desto schneller ist das fur diese Temperatur mogliche Festigkeitsmaximum erreicht es fallt jedoch umso niedriger aus je hoher die Temperatur ist dd Zwischenlagerung und Stabilisierung Bearbeiten Wenn nach dem Abschrecken und der Warmaushartung Zeit vergeht sogenannte Zwischenlagerung dann nimmt die erreichbare Festigkeit beim Warmausharten ab und tritt auch erst spater ein Grunde liegen in der Veranderung des Werkstoffes wahrend der Zwischenlagerung ablaufenden Kaltaushartung Der Effekt betrifft jedoch nur Legierungen mit mehr als 0 8 Mg2Si ohne Mg oder Si Uberschusse und Legierungen mit uber 0 6 Mg2Si wenn Mg oder Si Uberschusse vorhanden sind Um diese negativen Effekte zu unterbinden kann AlMgSi nach dem Abschrecken gegluht werden bei 80 C fur 5 30 Minuten wodurch sich der Werkstoffzustand stabilisiert und vorubergehend nicht mehr andert Die Warmaushartbarkeit bleibt dann erhalten Alternativ ist eine Stufenabschreckung moglich bei der zunachst auf Temperaturen abgeschreckt werden die bei der Warmaushartung angewandt werden Die Temperaturen werden fur wenige Minuten bis mehreren Stunden je nach Temperatur und Legierung gehalten und danach vollstandig auf Raumtemperatur abgekuhlt Beide Varianten erlauben es fur einige Zeit die Werkstucke im Abgeschreckten Zustand zu bearbeiten Bei langerer Wartezeit setzt die Kaltaushartung ein Langere Behandlungszeiten erhohen die mogliche Lagerdauer verringern aber die Umformbarkeit Manche dieser Verfahren sind durch Patente geschutzt Die Stabilisierung hat noch weitere Vorteile Der Werkstoff liegt dann in einem definierbaren Zustand vor was wiederholbare Ergebnisse bei der nachfolgenden Bearbeitung ermoglicht Ansonsten hatte die Zeit der Zwischenauslagerung beispielsweise Einfluss auf die Ruckfederung beim Biegen sodass uber mehrere Werkstucke hinweg kein gleichbleibender Biegewinkel moglich ware Einfluss der Kaltverformung BearbeitenEine Umformung Schmieden Walzen Biegen fuhrt bei Metallen und Legierungen zur Kaltverfestigung eine wichtige Form der Festigkeitssteigerung Bei AlMgSi hat sie jedoch auch Einfluss auf die anschliessende Warmaushartung Eine Kaltumformung im warmausgeharteten Zustand ist dagegen wegen der geringen Duktilitat in diesem Zustand nicht moglich Eine Kaltumformung direkt nach dem Abschrecken erhoht zwar die Festigkeit durch die Kaltverfestigung verringert aber die Festigkeitssteigerung durch Kaltaushartung und verhindert sie weitgehend bei Umformgraden ab 10 Eine Kaltumformung im teilweise oder vollstandig kaltausgeharteten Zustand erhoht dagegen zusatzlich die Festigkeit sodass sich beide Effekte in ihrer Wirkung addieren Wenn nach einer Kaltumformung in abgeschreckten oder kaltausgeharteten Zustand noch eine Warmumformung erfolgt dann erfolgt diese schneller wobei jedoch die erreichbaren Festigkeiten sinken Je hoher die Verfestigung ist desto hoher fallt die Streckgrenze aus die Zugfestigkeit erhoht sich jedoch nicht Wenn dagegen im stabilisierten Zustand die Kaltumformung erfolgt dann verbessern sich die erreichbaren Festigkeitswerte Literatur BearbeitenFriedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 662 43806 0 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 S 26 30 39f 43 53 Friedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 Anhang Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aluminium Magnesium Silicium Legierung amp oldid 223258296