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Aluminium Magnesium Legierungen AlMg sind Aluminiumlegierungen also Legierungen die hauptsachlich aus Aluminium bestehen die als Hauptlegierungselement Magnesium enthalten Die meisten genormten Legierungen enthalten noch geringe Zusatze von Mangan AlMg Mn Dieser Artikel behandelt nur die reinen AlMg Legierungen und die AlMg Mn Legierungen die zu den mittelfesten naturharten nicht durch Warmebehandlung aushartbaren Legierungen zahlen und in der 5000er Reihe genormt sind Hier nicht behandelt werden die durch Warmebehandlung aushartbaren Aluminiumlegierungen mit Magnesium als Hauptlegierungselement Aluminium Magnesium Kupfer Legierungen AlMgCu Aluminium Magnesium Silicium Legierungen AlMgSi 6000er Reihe Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen und Verarbeitung 2 Loslichkeit von Magnesium und Phasen 3 Gefuge 4 Zusammensetzung genormter Sorten 5 Korrosion 6 Mechanische Eigenschaften 6 1 Tabelle 6 2 Festigkeiten und Bruchdehnung im Zugversuch 6 3 Einfluss der Korngrosse 6 4 Kaltentfestigung und Warmebehandlung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAnwendungen und Verarbeitung BearbeitenDie AlMg Legierungen zahlen zu den bedeutendsten Konstruktionswerkstoffen der Aluminiumlegierungen Sie lassen sich gut kalt umformen also durch Walzen und Schmieden bearbeiten und sind gut schweissbar bei Mg Gehalten von mindestens 3 Durch Strangpressen wird AlMg nur selten verarbeitet da nachtragliche Festigkeitsanderungen bei Strangpressprofilen vermieden werden mussen Der Grossteil der AlMg Legierungen wird zu Walzprodukten verarbeitet sowie zu Rohren Stangen Drahten und Freiform oder Gesenkschmiedeteilen Ein Teil wird auch zu Strangpressprofilen mit einfachen Querschnitten verarbeitet 1 Wegen der guten Korrosionsbestandigkeit und hohen Festigkeit bei tiefen Temperaturen wird AlMg eingesetzt im Schiffbau im Apparatebau fur chemische Apparate und Rohrleitungen fur die Kaltetechnik und Automobile Die gute Schweissbarkeit ist ausschlaggebend fur die Verwendung im Flugzeugbau dort auch mit Zusatzen an Scandium und Zirkon fur bessere Schweissbarkeit 2 Loslichkeit von Magnesium und Phasen BearbeitenDie Loslichkeit von Magnesium ist in Aluminium sehr hoch und erreicht bei 450 C ein Maximum mit 14 bis 17 je nach Literaturangabe Bei 34 5 gibt es ein Eutektikum mit Al8Mg5 manchmal auch als Al3Mg2 bezeichnet einer intermetallischen Phase b displaystyle beta nbsp Phase Die Loslichkeit von Mg nimmt mit fallender Temperatur stark ab Bei 100 C betragt sie noch 2 bei Raumtemperatur 0 2 Die Ausscheidung der b displaystyle beta nbsp Phase geschieht bei reinen AlMg Legierungen nach einem vierstufigen Prozess bei technisch genutzten Legierungen mit weiteren Legierungselementen und Verunreinigungen ist der Ablauf deutlich komplizierter 3 Zunachst werden Cluster gebildet bei Aluminium als GP Zonen bezeichnet Dies sind lokale Anhaufungen von Magnesiumatomen im Aluminiumgitter die noch keine eigene Phase bilden und auch keine regelmassige Anordnung besitzen Bildung der koharenten b displaystyle beta nbsp Phase Deren Kristalle weisen dieselbe raumliche Orientierung auf wie die des Aluminium Mischkristalls Bildung der teilkoharenten b displaystyle beta nbsp Phase Sie ist nur noch teilweise am Gitter des Al Mischkristalls orientiert Bildung von inkoharenter b displaystyle beta nbsp Phase Sie weist keine raumliche Orientierung mit dem Al Mischkristall auf Bei technischen Legierungen weicht die Ausscheidung davon aus folgenden Grunden ab 4 Geringe Diffusion des Magnesiums im Aluminium Fur die Bildung der GP Zonen und b displaystyle beta nbsp Phase ist eine hohe Ubersattigung von 7 Mg und mehr erforderlich die in dem meisten Legierungen nicht erreicht wird In AlMg4 5Mn0 7 wurden auch nach langerem gluhen bei Temperaturen bis 250 C keine GP Zonen oder b displaystyle beta nbsp Phase gefunden obwohl bereits nach wenigen Tagen b displaystyle beta nbsp Phase vorhanden ist Versetzungen sind keine ausreichenden Keime fur die Bildung von b displaystyle beta nbsp Phase b displaystyle beta nbsp Phase oder b displaystyle beta nbsp Phase Als Grund wird die Geringe Volumendifferenz zwischen diesen Phasen und der Matrix angesehen Gefuge Bearbeiten nbsp runder Prufkorper aus AlMg3 ohne Kornfeinung 2 nbsp runder Prufkorper aus AlMg3 korngefeintDie Diffusion von Magnesium in Aluminium ist sehr gering Als Grund gilt der hohe Grossenunterschied zwischen dem Radius der Aluminiumatome und demjenigen der Magnesiumatome r A l r M g 1 43 1 6 displaystyle r mathrm Al r mathrm Mg 1 43 1 6 nbsp 5 Daher wird nach dem Giessen nur ein Teil des Magnesiums aus dem a displaystyle alpha nbsp Mischkristall ausgeschieden wahrend der grosste Teil als ubersattigte Losung im Aluminium vorliegt Auch durch langere Gluhbehandlung kann dieser Zustand nicht beseitigt werden Uberschussiges Magnesium wird vor allem an den Korngrenzen ausgeschieden sowie an Dispersionspartikeln im Korn Die Geschwindigkeit des Vorgangs hangt ab vom Mg Gehalt und der Temperatur und nimmt mit beiden zu An den Korngrenzen scheiden sich zunachst sogenannte Plaques aus dunne Plattchen die nicht zusammenhangen also noch keine durchgehende Schicht um das Korn bilden Bei 70 C bilden sie sich nach 3 Monaten bei 100 C nach 3 Tagen und bei 150 C bereits nach ein bis neun Stunden Wenn weitere Zeit bei erhohter Temperatur vergeht wachsen die Plaques zu einem zusammenhangenden Film zusammen Dieser hat negativen Effekt auf die Korrosionsbestandigkeit kann aber durch eine Warmebehandlung wieder aufgelost werden Geeignet ist Gluhen bei 420 C fur eine Stunde mit anschliessender langsamer Abkuhlung von 20 C h oder Anlassgluhen bei 200 C bis 240 C Die Plaques der b displaystyle beta nbsp Phase wandeln sich um in zahlreiche kleine Partikel in der Fachliteratur als perlschnurartig bezeichnet Sie bilden keinen zusammenhangenden Film mehr 6 Zusammensetzung genormter Sorten BearbeitenDie Zusammensetzungen einiger genormter Sorten sind in folgender Tabelle enthalten Anteile der Legierungselemente in Massenprozent Von den erhaltlichen Sorten gibt es feine Abstufungen an Mg und Mn Gehalten Mn freie sind sehr selten Standardlegierungen sind AlMg3Mn AlMg4 5Mn0 7 sowie fur Karosserien AlMg4 5Mn0 4 Fur Knetlegierungen werden Magnesiumgehalte bis 5 und Mangangehalte bis 1 genutzt 7 8 Fur Gusslegierungen sind auch Mg Gehalte bis 10 moglich Gehalte von 7 und mehr gelten aber als schwer giessbar 9 Numerisch Kurzzeichen Si Fe Cu Mn Mg Cr ZnEN AW 5005 0 3 0 7 0 2 0 2 0 5 1 1 0 1 0 25EN AW 5052 AlMg2 5 0 25 0 4 0 1 0 1 2 2 2 8 0 15 0 35 0 1EN AW 5083 AlMg4 5Mn0 7 0 4 0 4 0 1 0 4 1 0 4 0 4 9 0 05 0 25 0 25EN AW 5454 AlMg3Mn 0 25 0 4 0 1 0 5 1 0 2 4 3 0 0 05 0 2 0 25Korrosion BearbeitenAluminium Magnesium Legierungen gelten als sehr korrosionsbestandig was jedoch nur zutrifft falls die b displaystyle beta nbsp Phase als nicht zusammenhangende Phase vorhanden ist Legierungen mit Mg Gehalten unter 3 sind daher immer korrosionsbestandig bei hoheren Gehalten muss durch geeignete Warmebehandlung dafur gesorgt werden dass diese Phase nicht als kontinuierlicher Film an den Korngrenzen vorliegt 10 Die b displaystyle beta nbsp Phase und die b displaystyle beta nbsp Phase sind gegenuber dem Aluminium sehr unedel und weisen einen anodischen Charakter auf AlMg neigt daher zu interkristalliner Korrosion falls 11 die b displaystyle beta nbsp Phase als kontinuierlicher Film an den Korngrenzen ausgeschieden wird und zugleich sich der Werkstoff in einer aggressiven Umgebung befindet Legierungen in Zustanden die fur interkristalline Korrosion anfallig sind werden gegluht bei Temperaturen von 200 C bis 250 C mit langsamer Abkuhlung Heterogenisierungsgluhung Dadurch wandelt sich der b displaystyle beta nbsp Phase Film in globulitische b displaystyle beta nbsp Phase um und der Werkstoff ist resistent gegenuber interkristalliner Korrosion 12 Mechanische Eigenschaften BearbeitenTabelle Bearbeiten Numerisch 13 Kurzzeichen Zustand Dehngrenze N mm Zugfestigkeit N mm Bruchdehnung Brinellharte Vickersharte Biegewechsel festigkeit N mm E Modul N mm 5005 AlMg1 B O weich gegluht HX2 kaltverfestigt 1 4 hart HX4 kaltverfestigt 1 2 hart 45 125 145 120 140 160 27 13 12 30 40 45 46 50 55 80 695005052 AlMg2 5 O HX2 HX4 90 175 200 195 225 250 25 15 14 50 65 70 50 70 75 105 110 120 70 0005083 AlMg4 5Mn0 7 O HX2 HX4 145 240 275 300 330 360 23 17 16 70 90 100 75 95 105 140 71 0005454 AlMg3Mn O HX2 HX4 110 205 235 235 265 290 25 15 14 60 75 80 60 80 85 115 120 130 70 500Festigkeiten und Bruchdehnung im Zugversuch Bearbeiten Die Festigkeit wird durch zulegieren von Magnesium gesteigert Bei geringen Mg Gehalten fallt die Festigkeitssteigerung relativ stark aus bei hoheren Gehalten fallt sie immer schwacher aus Magnesium steigert die Festigkeit jedoch gegenuber anderen Elementen sehr effizient pro Mg fallt sie also starker aus als bei alternativen Elementen Bereits bei mittleren Mg Gehalten fallt die Festigkeitssteigerung durch zulegieren von Mangan hoher aus als durch zusatzliches Magnesium was auch ein Grund dafur ist dass die meisten AlMg Legierungen noch Mangan enthalten Als Grund fur die hohe Festigkeitssteigerung von Magnesium wird die hohe Bindungsenergie von Leerstellen an Mg Atome genannt Diese Leerstellen liegen dann nicht mehr als freie Leerstellen vor Diese sind jedoch fur plastische Verformung gunstig 14 Die Dehngrenze nimmt mit steigendem Mg Gehalt linear zu von etwa 45 N mm bei 1 Mg auf etwa 120 N mm bei 4 Mg Die Zugfestigkeit nimmt auch linear zu jedoch mit grosserer Steigung Bei 1 Mg betragt sie etwa 60 N mm bei 4 Mg 240 N mm Fur die Bruchdehnung gibt es unterschiedliche Aussagen Forschungen an Legierungen auf Reinstbasis zeigen steigende Bruchdehnung von etwa 20 Dehnung bei 1 Mg auf 30 bei 5 Mg 15 Teilweise ist in der Literatur auch eine u formige Kurve fur die Bruchdehnung zu finden Zunachst fallt sie stark von 38 Dehnung und 1 Mg auf 34 Dehnung und etwa 1 8 Mg erreicht bei 3 Mg ein Minimum mit nur noch 32 Dehnung um dann wieder zu steigen auf etwa 35 Dehnung bei 5 Mg 16 17 Die Fliesskurven fur AlMg zeigen das fur metallische Werkstoffe typische Verhalten der Steigerung der Fliessspannung mit der wahren Dehnung bzw dem Umformgrad Bei allen Legierungen fallt die Steiguerung bei geringen Dehnungen relativ stark aus und bei hoheren Dehnungen geringer Die Kurven fur hoher legierte Sorten liegen jedoch immer uber den niedrieglegierten Bei einer wahren Dehnung von 0 2 weist AlMg0 5 beispielsweise eine Fliessspannung von etwa 100 N mm auf AlMg1 eine von 150 N mm AlMg3 von 230 N mm und AlMg4 5Mn0 4 von etwa 300 N mm Je hoher der Legierungsgehalt und je grosser die Dehnung ist desto grosser ist der dabei auftretende PLC Effekt und der Luderseffekt 18 Einfluss der Korngrosse Bearbeiten Bei Reinaluminium hat die Korngrosse einen fur Metalle geringen Einfluss auf die Festigkeit Bei Legierungen nimmt der Einfluss mit dem Legierungsgehalt zu Bei 5 Mg erreichen Werkstoffe mit Korngrossen von 50 µm Gleichmassdehnungen von etwa 0 25 bei 250 µm liegen sie bei etwa 0 28 AlMg8 erreicht bei 200 µm Korndurchmesser schon Gleichmassdehnungen von 0 3 Mit steigender Korngrosse nimmt sowohl die Ludersdehnung als auch der Luderseffekt ab 19 Kaltentfestigung und Warmebehandlung Bearbeiten Bei sehr hohen Umformgraden mit stark kaltverfestigten Legierungen kann es auch bei Raumtemperatur zu einer Entfestigung kommen In einer Langzeitstudie uber 50 Jahre konnte bis Ende eine Abnahme der Festigkeit gemessen werden Die Abnahme fallt umso grosser aus je hoher der Umformgrad ist und je hoher der Legierungsgehalt ist Die Entfestigung selbst ist zu Beginn stark ausgepragt und lasst schnell stark nach Durch eine Stabilisierungsgluhung bei etwa 120 C bis 170 C uber mehrere Stunden kann der Effekt vermieden werden 20 Siehe auch BearbeitenMagnesiumlegierung Manche Sorten enthalten als Hauptlegierungselemente AluminiumLiteratur BearbeitenFriedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 662 43806 0 S 102 116 Aluminium Taschenbuch Band 1 Grundlagen und Werkstoffe Aluminium Verlag Dusseldorf 16 Auflage 2002 S 103 134 136 152 f George E Totten D Scott MacKenzie Handbook of Aluminum Band 1 Physical Metallurgy and Processes Marcel Dekker Yew York Basel 2003 1296 S 160 168 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 662 43806 0 S 102 f Friedrich Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 662 43806 0 S 103 Ostermann S 104 Ostermann S 105 Ostermann S 105 Ostermann S 105 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium Anhang Aluminium Taschenbuch Anhang Andreas Buhring Polaczek Walter Michaeli Gunter Spur Hrsg Handbuch Urformen Hanser 2014 S 67 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 103 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 106 Aluminium Taschenbuch S 136 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium Anhang Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 106 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium 3 Auflage S 106 108 Verwiesen wird auf folgende Studien Falkenstein H P Gruhl W Scharf G Beitrag zum Umformen von Aluminiumwerkstoffen Metall 37 1197 1202 1983 sowie Yanagawa M Ohie S Koga S Hino M Controlling factors of ductility in Al Mg alloys Kobelco Technol Rev 16 25 30 1993 Aluminium Taschenbuch 16 Auflage S 135 mit Verweis auf Scharf G Einfluss der chemischen Zusammensetzung von AlMgSi Knetwerkstoffen Aluminium 58 1982 7 S 391 397 George E Totten D Scott MacKenzie Handbook of Aluminum Band 1 Physical Metallurgy and Processes Marcel Dekker Yew York Basel 2003 1296 S 165 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 107 Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 109 f Ostermann Anwendungstechnologie Aluminium S 110 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aluminium Magnesium Legierung amp oldid 231742610