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Der Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit ist ein ehemaliger Trager und Forderverein im noch jungen preussischen Regierungsbezirk Aachen der den Zweck verfolgte bestimmte Fordergelder uber seine vereinseigenen Spar und Pramienkassen zu verwalten Die Grundung wurde zwar bereits 1824 beschlossen der Verein nahm seine Tatigkeit aber erst nach Erfullung der festgelegten Voraussetzungen im Jahr 1834 auf Inhaltsverzeichnis 1 Beweggrunde 2 Konstituierung 3 Genehmigung und Entwicklung 4 Geforderte Projekte Auswahl 5 LiteraturBeweggrunde BearbeitenIm Jahre 1824 grundete ein 13 kopfiger Ausschuss unter Leitung von David Hansemann die Aachener und Munchener Feuerversicherungsgesellschaft die spatere AachenMunchener und heutige Generali Deutschland Dabei wurde in den Statuten der Grundungsakte unter 11 festgeschrieben dass die Halfte des jahrlichen Gewinns der Versicherungsgesellschaft zur Forderung sozialer Projekte zur Absicherung der Ausbildungs und Arbeitssituation einzusetzen sei Zu diesem Zweck grundete Hansemann im gleichen Jahr den Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit der diese Uberschusse verwalten sollte Der Verein war aber gemass den Paragraphen 38 bis 43 der Versicherungsstatuten erst nach einem Anwachsen des zu uberweisenden Gewinnes der Versicherungsgesellschaft auf mindestens 30 000 preussische Taler sowie der gleichzeitigen Ansammlung eines Guthabens von 10 000 Talern durch Spareinlagen von Burgern in den zu grundenden vereinseigenen Kassen selbst dazu befugt seine Subventionstatigkeit aufzunehmen Konstituierung BearbeitenZum Zwecke der Konstituierung bestellte die Direktion der Versicherungsgesellschaft am 20 Marz 1827 einen Ausschuss bestehend aus Mitgliedern der Versicherungsgesellschaft sowie Aachener Kaufleuten und Industriellen der eine von der Muttergesellschaft losgeloste und unabhangige Satzung erstellen sollte Darin legte der Ausschuss unter anderem fest dass der Verein besonders diejenigen Einrichtungen unterstutzen sollte die es Menschen ermoglichten arbeitsmassig vermittelbar zu werden Dazu gehorten die Grundungen von Kindergarten und Waisenhausern sowie die Unterstutzung beruflicher Schulen und Werkstatten Um eine schnelle Wiederherstellung der Arbeitskraft nach Krankheit oder Verletzung zu bewirken sollten auch Institutionen des Gesundheitswesens von dem Fordertopf profitieren wie beispielsweise Heilanstalten Genesungsheime und Badehauser Weiterhin legte der Ausschuss fest dass es unter anderem durch Spareinlagen der Burger auch zu ermoglichen sei Menschen die unverschuldet an den Rand des Existenzminimums geraten seien im Falle von Arbeitslosigkeit oder Umschulung mit Forder oder Ubergangsgeldern finanziell zu unterstutzen Gelder sollten aber nur an diejenigen ausgezahlt werden die willig waren sich schnellstmoglich durch geeignete Massnahmen wieder fur den Arbeitsmarkt zu qualifizieren Alle diese Massnahmen gehorten zu den ersten konkreten Umsetzungen der Gedanken einer burgerlichen Sozialreform Fur die finanzielle Verwaltung der Gelder aus den Versicherungsuberschussen und den Eigenbeteiligungen der Burger plante der Verein die Einrichtung sowohl von Spar als auch Pramienkassen Letztere unterschieden sich vor allem hinsichtlich des relativ geringen Einlagenmaximums und der Ausschuttung einer Extrapramie zusatzlich zu den vertraglich festgelegten Zinsen Mit diesem System kamen die Pramienkassen den Fabrik und Bergarbeitern und nicht selbststandigen Handwerkern Tagelohnern und Dienstboten entgegen Dagegen standen die Sparkassen jedem Burger offen welcher kleine Summen sicher und gewinnbringend langerfristig anlegen wollte Dem Tragerverein selbst sollte es dabei vorbehalten bleiben uber die Anlagemoglichkeiten der Spareinlagen frei zu entscheiden Abschliessend legte der Ausschuss noch die notwendige Verwaltungs und Kontrollorganisation des Vereins fest der fur den gesamten damaligen preussischen Regierungsbezirk Aachen tatig werden sollte Genehmigung und Entwicklung BearbeitenDie Satzung war geschrieben die Gremien gebildet die ersten Spar und Pramienkassen gegrundet doch es sollten noch mehrere Jahre vergehen bis der Verein offiziell die Umsetzung seiner Fordermassnahmen gemass den vorgeschriebenen Mindesteinlagen starten konnte Diese flossen anfangs nur sparlich in den Fonds Bedingt durch die Industrielle Revolution in Deutschland machten Konjunkturkrisen auch vor Aachen nicht halt und gipfelten in den Aachener Unruhen vom 30 August 1830 Doch allmahlich setzte der wirtschaftliche Aufschwung ein und im Jahre 1834 war schliesslich das Ziel der finanziellen Konsolidierung erreicht Am 28 Februar 1834 gab der preussische Konig Friedrich Wilhelm III per Kabinettsorder seine Genehmigung und sicherte dem Verein auch Zuschusse aus Staatsmitteln zu Am 21 Juni 1834 verabschiedete die einberufene Bezirksversammlung unter Leitung des amtierenden Regierungsprasidenten August von Reimann die vorgelegte Satzung und wahlte David Hansemann als ersten Direktor des nun aktiv tatig werdenden Vereins Der Verein baute jetzt zugig sein Netz von Spar und Pramienkassen weiter aus und bereits 1844 gab es flachendeckend in den meisten Landkreisen 20 Pramien und 15 Sparkassen Damit stieg auch die Zahl der Privatkunden und des Einlagekapitals rasch an Diese Entwicklung aber auch die Tatsache dass der Verein fur lange Zeit der einzige Trager von Sparkassen im Regierungsbezirk Aachen war fuhrte dazu dass die stadtische Sparkasse Aachen sowie die Sparkasse Duren im Jahre 1848 vorubergehend sogar in die Liquidation gehen mussten und es erst ab 1884 zu deren Neugrundungen kam Damit gewann der Verein eine finanzielle Selbstandigkeit und Unabhangigkeit Die Aachener und Munchener loste daraufhin mit Wirkung vom 24 Juni 1875 die vertragliche Verbindung zum Verein und die daraus resultierende Verpflichtung ihre Uberschusszahlungen ausschliesslich uber die vereinseigenen Kassen auszuzahlen Diese Ausschuttungen wurden jetzt anderweitig und teilweise uber verschiedene neu eingerichtete Stiftungen wie beispielsweise die Carl Arthur Pastor Stiftung oder die Generali Zukunftsfonds vergeben Nachdem ab dem 16 Februar 1900 im Burgerlichen Gesetzbuch geregelt wurde dass das Mundgeld nur noch bei staatlich bestimmten Kassen zu hinterlegen sei hatte die erneut gegrundete Stadtische Sparkasse nunmehr einen entscheidenden Vorteil gegenuber den Kassen des Aachener Vereins Damit machte dieser eine allmahlich rucklaufige Entwicklung durch die am 12 Februar 1923 schliesslich zur Auflosung fuhrte Die Landesbank der Rheinprovinz ubernahm den Verein und die Landkreise gliederten die vereinseigenen Spar und Pramienkassen in ihre Kreissparkassen ein Geforderte Projekte Auswahl BearbeitenSofort nach Inkrafttreten begann der Verein gemass seinen Forderrichtlinien zahlreiche Projekte zu bezuschussen von denen hier einige besonders Markante aufgefuhrt sind 1835 Bau und 1858 Erweiterungsbau einer Realschule 1 Ordnung des heutigen Rhein Maas Gymnasium Aachens 1842 Umbau des Websaals der Tuchfabrikantenfamilie Scheibler im Laufengarten in Monschau zum 1 Kindergarten des Ortes 1864 Bau einer Schule fur Arbeiterkinder in Eupen auf Initiative des Burgermeisters Peter Becker 1865 1870 Bau des Polytechnikums Aachen sowie in den Folgejahren Forderung neuer Institute 1867 Bau des Luisenhospital Aachen 1870 Bau der Kinderbewahranstalt spater Madchenschule in der damaligen Borngasse und heutigen Schulstrasse in Eupen angeregt durch Peter Becker 1881 82 Bau des Michaelsbad in Burtscheid 1885 Bau der Kinderbewahranstalt in der Haasstrasse 5 in Eupen 1886 Bau des Kaiser Wilhelm Gymnasiums das heutige Einhard Gymnasium Aachen 1888 Bau der Aachener Augenheilanstalt 1899 Aachener Creditbank die heutige Aachener Bank 1902 Einrichtung des Reiff Museums Aachen 1909 Bau des Kaiser Wilhelm Genesungsheim fur Manner und des Kaiserin Auguste Viktoria Genesungsheim fur Frauen eine Lungenheilstatte im Aachener Wald heute Maria im Tann Zentrum fur Kinder Jugend und Familienhilfe sowie der Jugendberufshilfe Literatur BearbeitenGeorg Wilhelm von Wedekind Vaterlandische Berichte fur das Grossherzogtum Hessen und die ubrigen Staaten des deutschen Handelsvereins Erster Band E Dingeldey Darmstadt 1835 S 118 122 und S 338 ff online bei Google Bucher Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit Hrsg Der Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit Sein Werden Wirken und Wollen von seinen Anfangen bis zur Gegenwart Festschrift zur Feier des 50 jahrigen Bestehens am 21 Juni 1884 Aachen 1884 Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit Hrsg Der Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit Festschrift zum 75 jahrigen Jubilaum 1834 1909 Aachen 1909 Wilfried Feldenkirchen I Kruger Hrsg Die Spar und Pramienkasse des Aachener Vereins zur Beforderung der Arbeitsamkeit als alternatives gemeinnutziges Unternehmenskonzept In Standortbestimmung Sparkasse Festschrift fur Manfred Pix Stuttgart 2000 S 333 348 Hans Pohl Die Rheinischen Sparkassen Entwicklung und Bedeutung fur Wirtschaft und Gesellschaft von den Anfangen bis 1990 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07846 0 S 57 ff online bei Google Bucher Normdaten Korperschaft GND 211450 1 lobid OGND AKS VIAF 131962365 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachener Verein zur Beforderung der Arbeitsamkeit amp oldid 219611722