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Der 4 Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika das Fourth Amendment gehort zur Bill of Rights den ersten zehn Verfassungszusatzen Er beinhaltet den verbrieften rechtlichen Schutz vor staatlichen Ubergriffen von Personen die sich auf dem Territorium der USA befinden Er verbietet insbesondere ungerechtfertigte Verhaftungen Durchsuchungen und Beschlagnahmungen Daruber hinaus stellt er Anforderungen an den Erlass von zum Beispiel Durchsuchungbeschlussen Diese mussen von einem Richter ausgestellt ausfuhrlich begrundet probable cause und beeidet werden und den zu durchsuchenden Ort und die zu beschlagnahmenden Sachen beschreiben Inhaltsverzeichnis 1 Wortlaut 2 Geschichte 3 Berechtigtes Vertrauen auf Schutz der Privatsphare 4 Durchsuchungen und Beschlagnahmen ohne Durchsuchungsbefehl 5 Exclusionary Rule 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWortlaut Bearbeiten The right of the people to be secure in their persons houses papers and effects against unreasonable searches and seizures shall not be violated and no Warrants shall issue but upon probable cause supported by Oath or affirmation and particularly describing the place to be searched and the persons or things to be seized Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung der Urkunden und des Eigentums vor willkurlicher Durchsuchung Festnahme und Beschlagnahme darf nicht verletzt werden und Hausdurchsuchungs und Haftbefehle durfen nur bei Vorliegen eines eidlich oder eidesstattlich erharteten Rechtsgrundes ausgestellt werden und mussen die zu durchsuchende Ortlichkeit und die in Gewahrsam zu nehmenden Personen oder Gegenstande genau bezeichnen Der 4 Verfassungszusatz wird in der vom US Kongress beschlossenen Gesetzesurkunde als sechster Artikel Article the sixth aufgefuhrt Geschichte BearbeitenDer Originaltext der US Verfassung rief einigen Widerstand hervor weil er die Burgerrechte nicht angemessen garantierte Als Antwort darauf wurde 1789 der vierte Verfassungszusatz zusammen mit dem Rest der Bill of Rights vom US Kongress vorgeschlagen Am 15 Dezember 1791 war die Bill of Rights von der notwendigen Anzahl an Bundesstaaten ratifiziert und damit verabschiedet worden Berechtigtes Vertrauen auf Schutz der Privatsphare BearbeitenNicht jeder Vorgang in dem ein Polizeibeamter Informationen nachpruft wird als Durchsuchung angesehen Ein Polizist der sich etwas anschaut das offentlich sichtbar ist wenn er beispielsweise von der Strasse aus durch ein Fenster in ein Haus hineinschaut fuhrt keine Durchsuchung des Hauses durch 1967 entschied der Supreme Court dass nur dann eine Durchsuchung stattfinde wenn eine Person berechtigterweise auf ihre Privatsphare vertraut reasonable expectation of privacy also nur wenn die Gesellschaft dieses Vertrauen anerkennt 1 So finde etwa keine Durchsuchung statt wenn ein Polizist Abfall durchsieht weil Abfall offentlich sei In ahnlicher Weise finde keine Durchsuchung statt wenn Polizeibeamte uberwachen welche Telefonnummern eine Person wahlt obwohl der US Kongress eine solche Uberwachungsmoglichkeit eingeschrankt hat Diese Lehrmeinung fuhrt manchmal zu etwas unerwarteten Ergebnissen so wurde 1989 entschieden dass kein berechtigtes Vertrauen auf Schutz der Privatsphare vorliege und daher auch keine Durchsuchung im Rechtssinne stattfinde wenn Beamte in einem Hubschrauber 150 Meter uber dem Haus eines Verdachtigen schwebten und ihn von dort beobachteten 2 Der Supreme Court hat ausserdem festgelegt dass wahrend illegaler Aktivitaten keine Privatsphare erwartet werden kann Deshalb sind Ermittlungen die nur illegale Aktivitaten aufdecken wie einige Einsatzmoglichkeiten von Drogenspurhunden keine Durchsuchungen Durchsuchungen und Beschlagnahmen ohne Durchsuchungsbefehl BearbeitenUnter bestimmten Umstanden ist fur eine Durchsuchung oder eine Beschlagnahme kein Durchsuchungsbefehl erforderlich Polizeibeamte durfen Dinge in plain view durchsuchen und beschlagnahmen deutsch offentlich schlicht wahrnehmbar Vor der Durchsuchung und Beschlagnahme mussen die Polizeibeamten jedoch glaubhafte Grunde fur die Annahme haben dass der Besitz dieser Dinge verboten ist In ahnlicher Weise durften open fields offene Gebiete Weiden offene Wasserflachen Walder und andere solche Gebiete aufgrund der Tatsache dass Menschen die in diesen Gebieten Handlungen ausfuhren dort nicht berechtigterweise auf Schutz der Privatsphare vertrauen konnen ohne Durchsuchungsbefehl durchsucht werden Im Gegensatz zu ihrer scheinbaren Bedeutung umfasst die open fields Doktrin heute fast jedes offene Gelande das nicht direkt um ein Haus herumliegt So kam es etwa 1984 zum Prozess weil die Polizei ein Unbefugter Zutritt verboten Schild ignoriert den Besitz des Verdachtigen unerlaubt und ohne Durchsuchungsbefehl betreten hatte dann einige hundert Meter einem Feldweg gefolgt war und schliesslich ein Marihuana Feld entdeckt hatte 3 Der Supreme Court entschied dass keine Durchsuchung stattgefunden habe Ausserdem werden unter ernsten Umstanden exigent circumstances ebenfalls keine Durchsuchungsbefehle benotigt zum Beispiel darf ein Polizeibeamter wenn er den begrundeten Verdacht hat dass ein Verdachtiger Beweise vernichten konnte diese Beweise ohne Durchsuchungsbefehl beschlagnahmen oder sonst sichern Der Supreme Court legte ausserdem fest dass die in angemessener Weise zu erwartende Privatsphare von Personen in Autos geringer sei weil Fahrzeuge gewohnlich nicht als Wohnorte oder Aufbewahrungsorte fur personliches Eigentum dienten Fahrzeuge durfen dennoch nicht wahllos angehalten und durchsucht werden 4 es muss einen glaubhaften Grund fur oder einen begrundeten Verdacht auf kriminelle Aktivitaten geben allerdings reicht ein Verstoss gegen Verkehrsregeln aus um ein Auto anzuhalten 5 Gegenstande die deutlich offentlich gesehen werden konnen durfen beschlagnahmt werden Stellen an denen moglicherweise Waffen versteckt worden sein konnten durfen ebenfalls durchsucht werden Mit glaubhaftem Grund durfen Polizisten jeden Bereich des Fahrzeugs durchsuchen Sie durfen jedoch die Durchsuchung nicht auf die Insassen des Fahrzeugs ausdehnen sofern sie nicht einen glaubhaften Grund dafur besitzen Im Fall Ohio v Robinette klarte der Supreme Court die Frage ob Verkehrspolizisten dem Fahrzeugfuhrer bei einer Verkehrskontrolle anzeigen mussen dass die Verkehrskontrolle beendet ist bevor der Fahrzeugfuhrer um seine Zustimmung zu einer freiwilligen Fahrzeugdurchsuchung ersucht werden kann Er entschied dass der 4 Zusatzartikel keine Verpflichtung von Polizisten begrundet den Angehaltenen bei einer Verkehrskontrolle darauf hinzuweisen dass es ihm frei steht zu gehen bevor ihm Fragen die nicht in Zusammenhang mit der Kontrolle stehen gestellt werden 6 Nach dem Common Law konnte ein Polizeibeamter gemass einem Urteil des Supreme Court jemanden der in seiner Gegenwart Vergehen begangen hat oder den er begrundet verdachtigt eine Straftat begangen zu haben festnehmen Festnahmen sind im Sinne des vierten Verfassungszusatzes Beschlagnahmen Der fragliche Beamte muss allerdings vor der Festnahme einen glaubhaften Grund gehabt haben Beweise die erst nach der Festnahme entdeckt wurden durfen nicht ruckwirkend zur Begrundung der Festnahme eingesetzt werden Auch eine andere Regelung des Common Law diejenige die es erlaubt Durchsuchungen die mit einer Festnahme verbunden sind ohne Durchsuchungsbefehl durchzufuhren wurde im amerikanischen Recht angewendet Solch eine Durchsuchung wird damit gerechtfertigt dass die festgenommene Person von der Zerstorung von Beweisen oder der Benutzung einer Waffe gegen den sie festnehmenden Polizeibeamten abgehalten werden muss 1948 legte der Supreme Court fest A search or seizure without a warrant as an incident to a lawful arrest has always been considered to be a strictly limited right It grows out of the inherent necessities of the situation at the time of the arrest But there must be something more in the way of necessity than merely a lawful arrest 7 Eine Durchsuchung oder Beschlagnahme ohne Durchsuchungsbefehl die mit einer rechtmassigen Festnahme verbunden ist wurde immer als streng begrenztes Recht betrachtet Dieses Recht geht aus den Bedurfnissen die der Situation wahrend der Festnahme innewohnen hervor Aber es muss dazu uber eine rechtmassige Festnahme hinausgehende Bedurfnisse geben 1950 revidierte der Supreme Court seine Rechtsprechung indem er festlegte dass die Chance des Polizeibeamten einen Durchsuchungsbefehl zu erhalten nicht relevant fur die Angemessenheit einer mit einer Festnahme verbundenen Durchsuchung sei 8 Dieses Urteil legte nahe dass jedes Gebiet unter unmittelbarer Kontrolle immediate control des Festgenommenen durchsucht werden konne definierte diesen Ausdruck jedoch nicht 1969 entwickelte das Gericht diese Grundsatze fort Bei einer Festnahme sei angemessen wenn der Polizist den Festgenommen nach Waffen und Beweisen durchsuche In ahnlicher Weise sei es auch angemessen wenn der Polizeibeamte die Gebiete unter unmittelbarer Kontrolle des Festgenommenen durchsuche das heisst die Orte an denen der Festgenommene Waffen oder Beweise aufbewahrt haben konnte Eine Durchsuchung des Raumes in dem die Festnahme durchgefuhrt wird ist deshalb zulassig dies gilt aber nicht fur die Durchsuchung anderer Raume weil der Festgenommene vermutlich bei seiner Festnahme nicht in der Lage ware auf Waffen oder Beweise in diesen Raumen zuruckzugreifen 9 Dieser Standard der angemessen Begrundung wird auch bei Durchsuchungen der Hauser von Menschen die auf Bewahrung sind angewandt Es wurde verfugt dass fur Durchsuchungen in offentlichen Schulen weder ein Durchsuchungsbefehl noch ein glaubhafter Grund benotigt wird Es ist nur notwendig dass die Polizeibeamten die die Durchsuchung durchfuhren durch angemessene Grunde der Meinung sind dass die Durchsuchung Beweise fur illegale Aktivitaten liefern werde Regierungsstellen durfen mit der gleichen Begrundung nach Beweisen fur das Fehlverhalten von Angestellten der Regierung die deren Arbeit betreffen durchsucht werden Die Durchsuchungen von Gefangniszellen unterliegen keinen Einschrankungen in Bezug auf ihre Angemessenheit oder einen glaubhaften Grund ebenso verhalt es sich mit Durchsuchungen die an der Grenze durchgefuhrt werden Schlussendlich ist noch zu sagen dass Durchsuchungen durchgefuhrt werden durfen wenn der Betroffene ihnen zustimmt Exclusionary Rule BearbeitenNach dem Common Law konnten fruher alle Beweise egal wie sie beschlagnahmt wurden fur Prozesse zugelassen werden 1914 fuhrte der Supreme Court aber die exclusionary rule Ausschluss oder Sperrgrundsatz ein wonach unrechtmassig beschlagnahmte Beweise von der weiteren Verwendung in einem Prozess ausgeschlossen sind 10 Diese Regelung dient hauptsachlich als Disziplinierungsmittel gegen Polizeibeamte die unrechtmassige Durchsuchungen und Beschlagnahmen durchfuhren wollen Seit 1961 gilt dieser Grundsatz auch fur die Gerichtsbarkeit der Bundesstaaten 11 Jedoch gibt es auch Ausnahmen 1984 etablierte der Supreme Court die good faith rule Gutglaubensprinzip wonach Beweise die von Polizeibeamten im berechtigten Vertrauen auf den Bestand eines erlassenen Durchsuchungsbefehls beschlagnahmt wurden der spater fur unwirksam erklart wurde in einem spateren Prozess zugelassen werden konnen 12 Wenn jedoch ein Polizeibeamter arglistig eine Erklarung Dritter angefertigt oder abgenommen hatte die die Grundlage dieses Durchsuchungsbefehls gebildet hat oder wenn der ausstellende Richter ohne seine Neutralitat zu wahren oder wenn es dem Durchsuchungsbefehl an Genauigkeit gemangelt hat werden die gemass Durchsuchungsbefehls beschlagnahmten Beweise nicht zugelassen Es ist nicht ganz klar ob dieses Prinzip auch auf Beschlagnahmen ohne Durchsuchungsbefehl angewendet werden muss 1974 entschied der Supreme Court dass grand juries unrechtmassig beschaffte Beweise zur Befragung von Zeugen benutzen durften Der Supreme Court legte auch fest dass der Ausschlussgrundsatz in folgenden Situationen nicht angewendet wird in Bewahrungsprozessen oder Prozessen deren Gegenstand die Widerrufung vorzeitiger Haftentlassungen ist in Prozessen zu Steuern in Abschiebungsprozessen wenn Regierungsbeamte ausserhalb der USA unrechtmassig Beweise beschlagnahmen wenn eine Privatperson das heisst nicht ein Angestellter des Staates die Beweise unrechtmassig beschlagnahmt hat wenn die unrechtmassig beschlagnahmten Beweise benutzt werden um die Zeugenaussage des Angeklagten in Zweifel zu ziehenDie fruit of the poisonous tree doctrine Frucht des giftigen Baumes ist eine Erweiterung des Ausschlussgrundsatzes Sie verbietet der Exekutive weitere Beweise einzusetzen die sie nur deshalb ermitteln und gewinnen konnte weil sie Erkenntnisse aus einer illegalen Massnahme vergifteter Baum hatte worauf bereits der Ausschlussgrundsatz anzuwenden ist Ein Angeklagter darf nur um den Ausschluss von Beweisen bitten wenn ihre Beschlagnahme seine eigenen durch den vierten Verfassungszusatz gewahrten Rechte verletzt er darf jedoch nicht die Rechte Dritter geltend machen Siehe auch RechtskreistheorieWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Text des Zusatzartikels Quellen und Volltexte nbsp Wikisource United States Bill of Rights Quellen und Volltexte englisch Johnny Kilman George Costello Eds The Constitution of the United States of America Analysis and Interpretation 2000 Einzelnachweise Bearbeiten Katz v United States Florida v Riley Oliver v United States Delaware v Prouse Whren v United States Ohio v Robinette mundliche Verhandlung Abgerufen am 17 Januar 2021 englisch Trupiano v United States United States v Rabinowitz Chimel v California Weeks v United States Mapp v Ohio United States v Leon Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten Bill of Rights 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Weitere Zusatze 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Normdaten Werk GND 4522618 0 lobid OGND AKS LCCN n82084355 VIAF 182664189 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 4 Zusatzartikel zur Verfassung der 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