www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kammersymphonie Nr 1 E Dur op 9 ist ein fur die musikalische Moderne richtungsweisendes Werk des osterreichischen Komponisten Arnold Schonberg Die erste der beiden Fassungen op 9a fur 15 Soloinstrumente wurde am 25 Juli 1906 in Rottach Egern fertiggestellt 1 und am 8 Februar 1907 im Grossen Saal des Wiener Musikvereins durch das Rose Quartett und Mitglieder des Wiener Hofopernorchester uraufgefuhrt Eine weitere Auffuhrung am 31 Marz 1913 gemeinsam mit anderen Werken der Zweiten Wiener Schule geriet zum Skandal Skandalkonzert 1913 Watschenkonzert Karikatur in Die Zeit vom 6 April 1913Die erste Kammersymphonie steht am Ende von Schonbergs fruher spatromantischen und tonalen Schaffensphase und bereitet mit ihrer freien Tonalitat den spateren Ubergang zur freien Atonalitat vor Das Stuck weicht in mehreren Eigenschaften von der herkommlichen klassisch romantischen Symphonie ab Mit dem Werk wandte sich Schonberg kurzfristig vom grossen Orchester ab und kleineren Besetzungen zu 2 Die Kammersinfonie zahlt heute zu den Klassikern der Moderne und hat verschiedene Komponisten im 20 Jahrhundert inspiriert Die zweite Fassung op 9b fur grosses Orchester wurde erstmals 1935 in Los Angeles unter Schonbergs Leitung aufgefuhrt Schonberg hatte hierfur in mehreren Uberarbeitungen versucht sein Werk dem gangigen Orchesterbetrieb anzupassen um mehr Auffuhrungen zu ermoglichen Inhaltsverzeichnis 1 Besetzung und Anordnung des Orchesters 2 Aufbau Melodik Harmonik 3 Bedeutung 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBesetzung und Anordnung des Orchesters BearbeitenDie Originalfassung op 9a fordert abweichend von der klassischen Instrumentierung 15 solistische Instrumente Die Streicherstimmen sowie Flote Oboe und Englischhorn sind einfach besetzt die Horner zweifach und die Klarinetten dreifach Dies bewirkt zusammen mit dem Fagott das im Bass durch das Kontrafagott verstarkt wird einen harten metallischen und naselnden Klang der Blasergruppe Deren teilweise tiefer dunkler Klang wird durch die im Vergleich zu einer ublichen Kammerbesetzung anteilsmassig starker mit tiefer spielenden Instrumenten besetzte Streichergruppe noch verstarkt Schonberg schrieb in damals unublicher Weise die genaue raumliche Aufstellung der Instrumentengruppen vor Vorne haben links und rechts vom Dirigenten die Streicher zu stehen dahinter die in einer Reihe postierten Holzblaser inkl dem Englischhorn und ganz hinten befinden sich mittig die beiden Horner Aufbau Melodik Harmonik BearbeitenWahrend die traditionelle Symphonie ublicherweise in vier Satzen angelegt ist und sich seit Beethoven immer grossere Formen entwickelten bis hin zu Gustav Mahlers mehrstundigen Werken beschrankt sich die Kammersinfonie auf einen einzigen 22 minutigen Satz Schonberg hat samtliche thematischen Funktionen die in einer Symphonie vorkommen Exposition Durchfuhrung Reprise verschiedene Tempi und Rhythmen kontrapunktische Verschrankung verschiedener Themen in einem Satz konzentriert Das Stuck verfugt uber zwei Hauptmotive Zum einen eine direkt zu Beginn vom Horn eingefuhrte Fanfare aus aufsteigenden Quarten der spater sogenannten Fanfare der Neuen Musik Hierbei wird ein funfstufiger Quartenakkord durch sukzessives Auftreten der Tone C F B Es As in den verschiedenen Instrumenten aufgebaut Diese vertikale Quartenharmonik lost der Komponist dann durch die horizontale Quartenfolge C F B Es As Des in den Hornern in eine Dreiklangsharmonie auf Zweitens eine zuerst in der Cellostimme vorkommende Ganztonleiter Melodie Beides sind Strukturen die dem dur moll tonalen Horen weitgehend fremd sind Zwar ist als Grundtonart des Werkes E Dur vorgezeichnet doch ist die uberkommene Funktionsharmonik streckenweise bereits aufgelost Das musikalische Geschehen in der Kammersinfonie ist ausserst verdichtet Mehrere Themen entwickeln sich parallel Auflosungen von Dissonanzen geschehen unmerklich oder werden bereits durch neu eingetretene Dissonanzen maskiert Die tonalen Bezuge also die Tatsache dass Melodien und Zusammenklange auf eine zugrunde liegende Zentralharmonie bezogen werden konnen scheinen zum Zerreissen gespannt zu sein Formal steht das Stuck in E Dur jedoch verliert man uber gewisse Strecken jedes Tonartbewusstsein Der Gesamteindruck ist nervos sehr expressiv und ausserst bunt im Klangfarbenreichtum Bedeutung BearbeitenSchonberg sagte 1937 ruckblickend uber die Bedeutung der 1 Kammersinfonie bezuglich der Entwicklung seiner eigenen musikalischen Sprache Nachdem ich die Komposition der Kammersymphonie beendet hatte war es nicht nur die Erwartung des Erfolgs die mich mit Freude erfullte Es war etwas anderes und Wichtigeres Ich glaubte dass ich jetzt meinen eigenen personlichen Kompositionsstil gefunden hatte und erwartete dass alle Probleme gelost waren so dass ein Weg aus den verwirrenden Problemen gewiesen ware in die wir jungen Komponisten durch die harmonischen formalen orchestralen und emotionalen Neuerungen Richard Wagners verstrickt waren 3 Schonbergs weitere Entwicklung fuhrte ihn schliesslich zur Aufgabe der Dur Moll Tonalitat und zu frei atonalen expressionistischen Werken Schonberg leitet mit op 9 eine dann ab den 1920er Jahren bei vielen Komponisten zu beobachtende Tendenz ein Werke statt fur grosses Orchester fur kleinere situationsbedingt individuell zusammengesetzte Besetzungen zu schreiben zum Beispiel Paul Hindemiths Kammermusiken op 36 oder Strawinskis Histoire du soldat 4 Quartenakkorde und melodik sowie Ganztonleitern und akkorde bereits aus dem musikalischen Impressionismus bekannt z B Claude Debussy wurden spater zu einem gangigen Stilmittel des Expressionismus und in weiterer Folge der Jazzharmonik Die Arbeit an der 2 Kammersinfonie einem Schwesterwerk begann Schonberg kurz nach dem Abschluss der ersten Fertiggestellt wurde sie allerdings erst viel spater im Oktober 1939 im amerikanischen Exil Weblinks BearbeitenArnold Schoenberg Kammersymphonie Nr 1 Arnold Schoenberg Center Wien Memento vom 18 Januar 2008 im Internet Archive Literatur BearbeitenWilhelm Sinkovicz Mehr als zwolf Tone Zsolnay 1998 ISBN 978 3 552 04890 4 S 74 83 Einzelnachweise Bearbeiten Manuel Gervink Arnold Schonberg und seine Zeit Laaber Verlag 2000 Seite 120 Hermann Erpf Handbuch der Instrumentation und Instrumentenkunde B Schott s Sohne Mainz 1959 S 276 280 https www schoenberg at index php option com content amp view article amp id 178 amp Itemid 353 amp lang de Hermann Erpf Lehrbuch der Instrumentation und Instrumentenkunde Schott Mainz 1959 S 276 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 1 Kammersinfonie Schonberg amp oldid 235781195