www.wikidata.de-de.nina.az
Die Zwolfprophetenrolle vom Nachal Chever auch 8HevXII gr ist eine griechische Handschrift des Zwolfprophetenbuchs aus dem 1 Jahrhundert die in Hohle Nr 8 im Nachal Chever einem Wadi in der Judaischen Wuste beim Toten Meer gefunden wurde Sie gehort zu den Schriftrollen vom Toten Meer Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Abmessungen und Inhalt 3 Text und Schreiber 4 Entstehungszeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFundgeschichte Bearbeiten nbsp Unterer Teil von Kolumne 18 nach der Rekonstruktion von Emanuel Tov der Zwolfprophetenrolle vom Nachal Chever Der Pfeil zeigt auf das Tetragramm in Palaohebraischer Schrift Im Zuge der Schriftfunde am Toten Meer durch Beduinen wurde zwischen 1952 und 1954 eine Sammlung von Schriftrollen und fragmenten angekauft die nach Auskunft der Beduinen aus dem Nachal Ze elim stammen sollten Die Beduinen verkauften ihre Funde an Forscher in Ostjerusalem das damals zu Jordanien gehorte wahrend das Wadi Seiyal zum Staatsgebiet Israels zahlte Unter den Fragmenten fanden sich auch Teile einer Rolle des Zwolfprophetenbuches Dodekapropheton 1 Unter anderem als Reaktion auf Geruchte dass Teile der verkauften Schriftrollen aus Israel stammten entsandte die Hebraische Universitat Jerusalem 1960 und 1961 zwei Expeditionen zur grundlichen Erforschung der Wadis am Westufer des Toten Meeres Die Teilexpedition B der Unternehmung im Fruhjahr 1961 unter Leitung von Yohanan Aharoni untersuchte vor allem die Hohlen am Sudrand des Nachal Chever und wurde in Hohle Nr 8 der Cave of Horror fundig Es wurden unter anderem Bruchstucke einer griechischen Schriftrolle gefunden Die grosstenteils nur wenige Zentimeter grossen Fragmente liessen sich dennoch dem Zwolfprophetenbuch zuordnen Es wurde auch relativ schnell deutlich dass die Fragmente Teile derselben Schriftrolle waren die zehn Jahre zuvor angekauft worden war Als Fundort dieser Rolle wie auch der meisten anderen Schriftrollen der Seiyal Collection liess sich daher entgegen der Angabe der Beduinen der Nachal Chever bestimmen Durch die Grabungen der Beduinen liess sich der archaologische Kontext nicht mehr bestimmen Jedoch wurde in der Hohle eine Brandschicht gefunden die darauf schliessen lasst dass die letzten Bewohner der Hohle alle ihre Besitztumer vor allem Dokumente die Aufschluss uber weitere aufstandische Personen geben konnten vernichten wollten um sie nicht den Romern in die Hande fallen zu lassen Diese belagerten die Insassen wie ein oberhalb der Hohle gelegenes Militarlager zeigt Dass die Schriftrolle dieses Feuer uberstanden hat deutet darauf hin dass sie zuvor begraben worden war 2 Diese Praxis ist vor allem aus der spateren judischen Tradition Geniza bekannt wurde aber auch bei der Zwolfprophetenrolle vom Wadi Murabba at beachtet Die Handschrift befindet sich heute im Rockefeller Museum in Ostjerusalem Abmessungen und Inhalt BearbeitenDie Rolle ist nur teilweise erhalten grundsatzlich besser im unteren Teil Einzig von Kolumne 8 sind Teile aller vier Rander erhalten von den meisten anderen Kolumnen in der Regel nur der untere sowie Teile des rechten oder linken Randes Rekonstruktionsversuche ergeben dass die durchschnittliche Zeilenanzahl pro Kolumne etwa bei 42 liegt Im hinteren Teil hingegen der einer anderen Hand zugeordnet werden kann sind die Buchstaben grosser geschrieben und daher enthalten die Kolumnen lediglich 33 Zeilen Die Kolumnen hatten demnach eine Hohe von etwa 27 cm Die Kolumnenbreite dagegen schwankt zwischen 7 5 und 9 cm bzw 29 und 43 Buchstaben im hinteren Teil sogar nur 22 24 Buchstaben Dies hangt offenbar zusammen mit der Breite der einzelnen Lederbogen die zu einer Rolle zusammengenaht wurden Wahrend die Bogen selbst unterschiedlich breit waren scheinen die Kolumnen auf einem Bogen relativ gleichmassig gezogen worden zu sein Die Hohe der Rolle lasst sich schliesslich mit etwa 35 cm bestimmen Berechnungen zur Anzahl der Kolumnen hangen stark davon ab welchen Inhalt die Rolle hatte Geht man von einem ursprunglich kompletten Zwolfprophetenbuch aus so durfte die Rolle zwischen 80 und 94 Kolumnen umfasst haben was etwa 9 6 10 m entsprache Die Rolle ware damit langer als alle erhaltenen Schriftrollen aus Qumran Nachgewiesen sind jedoch nur Teile der Bucher Jona Micha Nahum Habakuk Zefanja und Sacharja Text und Schreiber Bearbeiten nbsp Fragment aus Kolumne B1 2 nach der Rekonstruktion von Emanuel Tov der Zwolfprophetenrolle vom Nachal CheverWie Unterschiede in Buchstabenform und grosse zeigen wurde die Handschrift von zwei verschiedenen Schreibern geschrieben Die Annahme dass stattdessen die Fragmente auf zwei verschiedene Rollen zu verteilen seien ist hingegen weniger wahrscheinlich Die Ursache fur die verschiedenen Schreiberhande ist jedoch unklar Entweder wurde die Rolle zunachst von einem Schreiber begonnen und spaterhin von einem zweiten beendet oder aber die Lederbogen mit der zweiten Handschrift wurden zur Reparatur eingefugt Zwischen den einzelnen Buchern sind mehrere Zeilen freigelassen mogliche Buchuberschriften sind dagegen nicht bezeugt Der fortlaufende Text ist eingeteilt in grossere und kleinere Abschnitte und es lasst sich sogar schon eine Einteilung in Verse beobachten Die Einteilung in Sinneinheiten stimmt mit der Einteilung des Masoretischen Textes in Setumot und Petuchot weitgehend uberein Zur Kennzeichnung solcher Abschnitte wird entweder ein horizontaler Strich zwischen den Zeilen ein paragraphos gezogen oder die neue Zeile beginnt leicht nach links eingeruckt und mit einem etwas vergrosserten Anfangsbuchstaben Zwischen einzelnen Worten eines Verses ist bei der ersten Hand jedoch zumeist kein Zwischenraum gelassen Eine Besonderheit ist die Wiedergabe des Tetragramms Es ist in althebraischer Schrift in den griechischen Text eingetragen Eine ahnliche Vorgehensweise findet sich in Papyrus Fouad 266 Wahrend dort das Tetragramm jedoch vermutlich von anderer Hand nachgetragen wurde ist im Falle der Zwolfprophetenrolle aus dem Nach Chever davon auszugehen das der Schreiber selbst die althebraischen Buchstaben fortlaufend in den griechischen Text einfugte vermutlich sogar entgegen der hebraischen Schreibrichtung von links nach rechts Der fragmentarische Erhaltungszustand des Textes erschwert ebenso Aussagen uber den textlichen Charakter Die Herausgeber sind sich jedoch einig dass es sich um eine fruhe Revision der Septuaginta sog kaige Rezension in Angleichung an den hebraischen Text handelt Entstehungszeit BearbeitenEine genauere Bestimmung des Entstehungszeitraumes der Rolle ist schwierig Der archaologische Kontext ergibt als terminus ante quem das Jahr 135 n Chr da in diesem Jahr der Bar Kochba Aufstand niedergeschlagen wurde in dessen Verlauf die Rolle vermutlich in die Hohle gebracht wurde Fur eine weitere Eingrenzung ist eine palaographische Bestimmung hilfreich die jedoch im Falle griechischer Handschriften mit zahlreichen Unscharfen zu rechnen hat Eine Datierung in das 1 Jahrhundert liegt jedoch nahe Literatur BearbeitenDominique Barthelemy Redecouverte d un chainon manquant de l histoire de la Septante In Revue Biblique 60 1953 S 18 29 Dominique Barthelemy Les devanciers d Aquila Supplements to Vetus Testamentum 10 Leiden 1963 Baruch Lifshitz The Greek Documents from the Cave of Horror In Israel Exploration Journal 12 1962 S 201 207 Tafel 32 Emanuel Tov The Greek Minor Prophets Scroll from Naḥal Ḥever 8ḤevXIIgr The Seiyal Collection I Discoveries in the Judaean Desert VIII Oxford 1990 Reprinted with Corrections 1995 Emile Puech Les fragments non identifies de 8KhXIIgr et le manuscrit grec des Douze Petits Prophetes In Revue Biblique 98 1991 S 161 169 Emile Puech Notes en marge de 8KhXIIgr In Revue de Qumran 15 1992 S 583 593 Weblinks BearbeitenZwolfprophetenrolle vom Nachal Chever Eintrag im Rahlfs Katalog der Gottinger Septuaginta verfasst von Felix Albrecht veroffentlicht am 3 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Diese Fragmente erhielten das vorlaufige Siglum Se2grXII Brook W R Pearson The Book of the Twelve Aqiba s Messianic Interpretations and the Refuge Caves of the Second Jewish War in The Scrolls and the Scriptures Qumran Fifty Years After ed by Stanley E Porter and Craig A Evans Journal for the Study of the Pseudepigrapha Supplement Series 26 Sheffield Sheffield Academic Press 1997 ISBN 1 85075 844 1 S 221 239 bes 232 235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwolfprophetenrolle vom Nachal Chever amp oldid 238939457