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Das Zigeuner Anhaltelager Lackenbach im Burgenland diente der Gefangensetzung und Ausbeutung von Roma durch Zwangsarbeit Es wurde im November 1940 bei oder auf dem Schaflerhof Lackenbach einem ehemaligen esterhazyschen Gutshof 15 Kilometer westlich von Deutschkreutz eingerichtet und unterstand der Kriminalpolizeileitstelle von der auch die Beamten der Lagerverwaltung gestellt wurden Der Hochststand an Haftlingen in dem Lager betrug uber 2300 Personen Wie in allen Lagern dieser Art kam es hier zu extrem unmenschlicher Behandlung sanitare Einrichtungen existierten fur die Haftlinge praktisch nicht Von hier wurden Roma in Konzentrationslager andere Sammellager Ghettos oder Vernichtungslager deportiert Eine Freilassung war nicht beabsichtigt Inhaltsverzeichnis 1 Lagerleitung 2 Ort 3 Zigeuner Anhaltelager Konzentrationslager 4 Lebensbedingungen 5 Zwangsarbeit 6 Todesopfer Gedenken 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLagerleitung BearbeitenDer erste Lagerleiter in Lackenbach war SS Untersturmfuhrer Hans Kollross der im Janner 1942 an Fleckfieber starb Ihm folgte SS Obersturmfuhrer Franz Langmuller 1948 wegen Verbrechens der Qualerei und Misshandlung sowie des Verbrechens gegen die Menschlichkeit und die Menschenwurde zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt aber nach zweieinhalb Monaten entlassen 1 und ab 1 September 1942 SS Obersturmfuhrer Fritz Eckschlag der ein Jahr spater von SS Untersturmfuhrer Julius Brunner abgelost wurde Ort BearbeitenDas Lager befand sich auf dem Areal des Schaflerhofes an der Ostseite von Lackenbach und nicht im Meierhof neben dem Schloss Das Gebiet wurde mit einer Barackensiedlung bebaut und ist in Karten als Hasenbergg gekennzeichnet Das Lager reichte vom heutigen Mahnmal bis zum Friedhof Vom einstigen Gutshof und den Lager Baracken ist keine Spur geblieben das Areal wird heute teilweise als Siedlungsgebiet genutzt Zigeuner Anhaltelager Konzentrationslager BearbeitenTrotz der in Osterreich andernorts verwendeten Bezeichnung Anhaltelager zur Zeit des Austrofaschismus 1932 1938 die zumeist einen graduellen Unterschied zu den nationalsozialistischen Konzentrationslagern markiert entsprachen die Bedingungen im Lager Lackenbach jenen der KZs Im Lager Lackenbach mussten die Haftlinge ihren Unterhalt durch Zwangsarbeit vergleichbar den KZs selbst bestreiten und dabei auch die nicht arbeitsfahigen Insassen miterhalten Viele hier gefangen gehaltene Personen wurden in andere Konzentrationslager deportiert und dort ermordet Bereits bei der Lagergrundung beabsichtigte die SS es als Teil des Porajmos des systematischen Volkermords der Nationalsozialisten an Roma und Sinti zu nutzen Dennoch wurden den ehemaligen Haftlingen die ihnen zustehenden Entschadigungszahlungen von Osterreich bis weit in die 1980er Jahre mit der Erklarung verwehrt dass es sich bei dem Lager nur um eine praventivpolizeiliche Massnahme zur vorbeugenden Verbrechensbekampfung gehandelt habe Ein Teil des Lagers diente auch als Sammellager fur judische osterreichische Haftlinge Lebensbedingungen BearbeitenSchon bald nach dem Anschluss wurden osterreichische Roma und Sinti gefangen genommen und in verschiedene Konzentrationslager in weiterer Folge auch in Arbeitslager in Osterreich eingewiesen Das Lager Lackenbach war das grosste dieser Lager und wurde am 23 November 1940 eingerichtet Die Zahl der Inhaftierten schwankte normalerweise zwischen 200 und 900 Ein Drittel davon waren Kinder Durch Masseneinweisungen ab dem Fruhjahr 1941 stieg die Zahl bis auf etwa 2000 der Hochststand wurde am 1 November 1941 mit 2335 Personen erreicht 1 2 Die Haftlinge waren in ehemaligen Stallen und Scheunen auf Strohlagern untergebracht Es gab zu wenig Wasser und keine sanitaren Einrichtungen Als im Winter 1941 42 eine Fleckfieberepidemie ausbrach uberliess man die Haftlinge ihrem Schicksal es gab keine medizinische Versorgung das Lager wurde von aussen gesperrt und auch jene Haftlinge die ausserhalb des Lagers Zwangsarbeit leisten mussten wurden zuruckgebracht und der Ansteckung ausgesetzt Bei Versuchen zu fluchten galt Schiessbefehl Zu den Todesopfern des Typhus gehorte auch der Lagerleiter Kollross Auch eine Fleckfieberepidemie im Jahr 1942 forderte zahlreiche Opfer Insgesamt starben zwischen 1940 und 1945 237 Personen im Lager 3 Erst nach den Epidemien wurden Wohnungs und Sanitatsbaracken sowie sanitare Einrichtungen gebaut 1 Etwas bessere Bedingungen hatten jene Familien die mit ihren Wohnwagen eingewiesen worden waren und weiter darin wohnen durften Schon geringfugige Verstosse gegen die Lagerordnung etwa gegen Rauch oder Sprechverbote zogen drakonische Strafen wie Prugelstrafe Appellstehen schwere Strafarbeit Essensentzug Einzelhaft oder die Einweisung in ein Konzentrationslager nach sich Erst unter den Lagerleitern Eckschlag und Brunner besserte sich die Lage der Insassen durch Abschaffung der Prugelstrafe leicht Bei Befreiung des Lagers durch die Rote Armee im April 1945 lebten dort noch 300 bis 400 Haftlinge 2 Die Lagerleitung hatte sich abgesetzt und die Inhaftierten zuruckgelassen denen dadurch ein Evakuierungsmarsch mit vielen Todesopfern erspart blieb 1 Zwangsarbeit BearbeitenAnfangs arbeiteten die Haftlinge im Lager auf den lagereigenen Feldern oder in einem Sagewerk Durch den kriegsbedingten Arbeitskraftemangel wurden sie verstarkt ausserhalb des Lagers eingesetzt so etwa beim Reichsautobahnbau beim Strassenbau beim Regulieren von Bachen beim Wehrbau in Ziegeleien in Muhlen in Fabriken in Wirtshausern und auf Bauernhofen und auch bei der Errichtung der Radarstellung Selma auf dem Sonnenberg bei Hornstein der hochsten Erhebung des Leithagebirges bestehend aus drei Ortungsgeraten der Typen FuMG 401A LZ Freya und vier bis funf Y Peilern uber 20 Meter hohe Turme zum Anpeilen von Flugzeugen Kinder und Jugendliche vergab man an Guts und Forstbetriebe Die Haftlinge mussten acht bis elf Stunden am Tag arbeiten und erhielten dafur 10 ihres Lohnes zirka 5 bis 10 Reichsmark als Taschengeld der Rest ging in die Lagerkasse Da die Arbeitskraft wichtig war waren besonders Alte und Kinder von Deportationen bedroht Todesopfer Gedenken Bearbeiten nbsp Mahnmal fur die Opfer des Lagers in LackenbachEnde 1941 wurden erstmals 2000 Lagerinsassen vor allem nicht arbeitsfahige in das Ghetto Litzmannstadt und ab 1943 auch in das Zigeunerlager Auschwitz im KZ Auschwitz Birkenau deportiert 35 bis 40 Kinder wurden im Lager selbst mit vergifteter Milch ermordet 1 Ein Findling etwa am ehemaligen Eingang des Lagers dient als Mahnmal Zu den sechs Uberlebenden zahlten Rudolf Sarkozi spater Obmann des Kulturvereins osterreichischer Roma Karl Stojka und Ceija Stojka Siehe auch BearbeitenBurgenland Roma in Osterreich anerkannte Volksgruppe der RomaLiteratur BearbeitenRudolf Sarkozi Roma Osterreichische Volksgruppe Von der Verfolgung bis zur Anerkennung Drava 2008 ISBN 978 3 85435 555 7 Erika Thurner Kurzgeschichte des nationalsozialistischen Zigeunerlagers in Lackenbach 1940 bis 1945 Eisenstadt 1984 Susanne Uslu Pauer Verdrangtes Unrecht eine Auseinandersetzung mit den in Zusammenhang mit NS Verbrechen an Roma und Sinti stehenden Volksgerichtsverfahren 1945 1955 unter besonderer Berucksichtigung des Lagers Lackenbach im Burgenland Beschreibung Analyse Auswirkungen nach 1945 Diplomarbeit Universitat Wien 2002 Gerda Wagner Die Lage der Zigeuner im Burgenland in den Jahren 1938 bis 1945 mit besonderer Berucksichtigung des Lagers Lackenbach Diplomarbeit Universitat Wien 1999 Florian Freund Gerhard Baumgartner amp Harald Greifeneder Vermogensentzug Restitution und Entschadigung der Roma und Sinti Hg Osterreichische Historikerkommission Das Buch behandelt speziell das Burgenland Oldenbourg Munchen 2004 ISBN 3486567942 Weblinks BearbeitenKulturverein osterreichischer Roma Cornelia Sulzbacher Das Zigeunerlager Lackenbach im osterreichischen Burgenland Geschrieben bei shoa de Lackenbach Zigeuneranhaltelager bei geheimprojekte at Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Cornelia Sulzbacher Das Zigeunerlager Lackenbach im osterreichischen Burgenland a b Gerhard Baumgartner Florian Freund Roma Politik in Osterreich S 30 Memento vom 2 April 2015 im Internet Archive PDF 876 kB eingesehen am 16 Dezember 2008 Baumgartner Freund Roma Politik in Osterreich S 31 Sulzbacher spricht sogar von 250 bis 300 Fleckfieberopfern 47 592476 16 466628 Koordinaten 47 35 33 N 16 28 0 O Normdaten Korperschaft GND 4234058 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zigeuner Anhaltelager Lackenbach amp oldid 209789969