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Das Zeughaus ist ein historisches Gebaude in der niedersachsischen Stadt Wolfenbuttel Es wurde zwischen 1613 und 1619 nach anderen Quellen 1617 oder 1618 als Kaserne und Lagerstatte fur Kriegsgerat im Stil der Spatrenaissance erbaut Das Gebaude steht in unmittelbarer Nahe des Schlosses Wolfenbuttel und befand sich ursprunglich innerhalb des Festungsringes der Dammfestung Das Zeughaus ist heute ein wesentlicher Bestandteil des Architekturensembles des Wolfenbutteler Schlossplatzes und gilt als einer der grossten Renaissancebauten Norddeutschlands Das Zeughaus im Jahre 2022Das Zeughaus von Sudwesten 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgangerbauten 2 Bauherr und Baumeister 3 Architektur 4 Nutzung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksVorgangerbauten BearbeitenSparliche Quellen berichten von zwei fruheren Zeughausern in Wolfenbuttel Das alteste Zeughaus wird fur 1505 erwahnt Das zweite Zeughaus wurde 1585 errichtet und ist nur durch Rechnungen nicht aber durch Planmaterial uberliefert Es war 1627 noch vorhanden und stand knapp nordlich des heutigen Zeughauses wo in den Jahren 1659 bis 1662 das grosse Kornspeichergebaude entstand Neben den fruhen Zeughausbauten bestanden separat noch die furstlichen Harnisch und Rustkammern als Leibrustkammern der Herrscherfamilie Bauherr und Baumeister Bearbeiten nbsp Herzog Heinrich Julius im Jahre 1564 nbsp Herzog Friedrich Ulrich im Jahre 1591Geplant wurde das heute bestehende Zeughaus noch unter der Regierung des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig Wolfenbuttel 1564 1613 der jedoch im Jahr des Baubeginns in Prag verstarb Eigentlicher Bauherr war sein Sohn Herzog Friedrich Ulrich 1591 1634 Verantwortlicher Baumeister war der herzogliche Baudirektor Paul Francke 1537 1615 Nach seinem Tode etwa zwei Jahre nach Baubeginn ubernahm die Bauleitung der Braunschweiger Steinmetz Jacob Meyerheine 1550 1620 der entsprechend der Jahreszahl am Westportal den Bau 1619 vollendete Es wird vermutet dass die Baumeister sich bei den Renaissance Elementen an den Vorlagebuchern des Niederlanders Hans Vredeman de Vries 1527 1609 orientierten der von 1586 bis 1590 in Wolfenbuttel tatig gewesen war Architektur Bearbeiten nbsp Dreischiffige Renaissancehalle im ErdgeschossDas Gebaude besteht aus einem zweigeschossigen Unterbau 65 mal 20 Meter gross und einem dreistockigen spitzen Dach Das Erdgeschoss bildet eine beeindruckende dreischiffige Renaissancehalle mit einem Mittelschiff und an den Seiten Geschutz und Zeugjoche getrennt durch Pfeiler aus denen die Bogen aufsteigen Die drei Zwerchgiebel befinden sich an der sudlichen zum Schloss ausgerichteten Langsseite Zusammen mit dem Westgiebel zeigen sie reichen Voluten Obelisken und Fruchteschmuck im Stil des Manierismus bzw der Spatrenaissance Die nordliche Langsseite und die ostliche Stirnseite mit Giebel sind weitgehend undekoriert da sie keine zum Schloss und auf den Schlossplatz ausgerichteten Schauseiten darstellen Kunstlerisch bedeutend ist das prachtig verzierte Westportal das Jacob Meyerheine zugeschrieben wird Es wird von Saulen flankiert und von einem kraftigen Architrav uberdacht Daruber befinden sich zahlreiche Dekorations und Gliederungselemente und ein grosses Landeswappen Die Dekoration zeigt mehrere Kanonenrohre die auf den Betrachter gerichtet sind Ahnliche Portale ohne die militarischen Attribute fertigte der Kunstler an der Nord und Sudseite der Wolfenbutteler Marienkirche und am Universitatsgebaude Juleum in Helmstedt nbsp Das Westportal der Zeughauses nbsp Wappenaufsatz auf dem Westportal nbsp Militarische Anmutung Kanonenrohre zielen auf den Betrachter nbsp Kanonen vor dem Zeughaus 2011 nbsp Sudportal gerichtet auf den Schlossplatz nbsp Schmuckloses Ostportal nbsp Nordportal in Richtung Kornspeicher nbsp Zwerchgiebel auf der Sudseite nbsp Giebelaufsatz mit Renaissance Dekoration nbsp Voluten Fiale und FruchteschmuckNutzung BearbeitenDas Gebaude diente zur Zeit seiner Erbauung als Lagerstatte fur Kriegsgerat aller Art Zeughaus In der grossen Halle im Erdgeschoss Kanonenhalle wurden Feld und Belagerungsgeschutze unterschiedlichster Grossen aufbewahrt Lafetten Wagen mobile Feldschmieden Pontons artilleristisches Messgerat und weitere Instrumente Uber den steinernen Gewolben befanden sich im Obergeschoss Rustkammern fur Angriffswaffen wie Blank Stich Hieb Stangenwaffen und Kleingewehr aber auch fur Schutzwaffen wie Harnische und Helme Zeitweise wurden hier auch Turnierwaffen verwahrt und die Leibrustkammern der Herzoge eingerichtet Es gab grosse Vorrate an Werkzeugen Ersatzteilen Munition und Rohstoffen wie aus alten Inventaren hervorgeht Der Dachboden diente vorerst als Kornspeicher Im Laufe der Jahrzehnte wuchsen jedoch die Hofhaltung und die Anspruche an ihre Versorgung so stark dass von 1659 bis 1662 ein neues Gebaude als Kornspeicher wenige Meter nordlich des Zeughauses gebaut werden musste Der neue Proviantboden wie er auch genannt wurde stand dem Zeughaus in Grosse kaum nach wurde aber in kostengunstigerer Fachwerkbauweise ohne aufwandige Dekoration errichtet Dieses Gebaude gilt heute als eines der grossten Fachwerkbauten Niedersachsens bzw Norddeutschlands nbsp Auf dem Schlossplatz vor dem Zeughaus exerzierende Pikeniere 1654 1658 Der vor dem Zeughaus befindliche Schlossplatz war zu Beginn des 17 Jahrhunderts noch dicht bebaut Nach dem Dreissigjahrigen Krieg wurde die Bebauung abgetragen und der Platz konnte von der Infanterie zum Exerzieren genutzt werden Beruhmt waren die im Zeughaus gelagerten Kanonen die unter dem Befehl von Herzog Julius 1528 1589 dem Grossvater des Bauherrn Friedrich Ulrich entwickelt worden waren Sie galten als die grossten Geschutze Deutschlands und sollen Schusse mit einer Reichweite von bis zu mehreren Kilometern ermoglicht haben Das Ziel von Julius war die Beschiessung der Stadt Braunschweig aus der Festung Wolfenbuttel heraus Das konnte damals aber nicht realisiert werden Die Stadt Braunschweig wurde schliesslich im Jahre 1671 im Rahmen einer konventionellen Belagerung von den Welfen Fursten erobert Die grossen Kanonen von Julius wurden noch lange Zeit im Zeughausgebaude als Reprasentationsobjekte ausgestellt und von Besuchern bewundert Als in Wolfenbuttel die Bibliotheksrotunde als Neubau fur die damals weltberuhmte Herzog August Bibliothek errichtet wurde diente das Obergeschoss des Zeughauses von 1705 bis 1723 als Aufbewahrungsort der Bucher die dort auch benutzt werden konnten Nachdem der herzogliche Hof in den Jahren 1753 54 von Wolfenbuttel nach Braunschweig verlegt worden war diente das Zeughaus in Wolfenbuttel weiter als Schlosskaserne und der Schlossplatz als Exerzierplatz Im Jahre 1806 erfolgte der Innenumbau zur ausschliesslichen Nutzung als Kaserne In den Jahren nach 1900 war das Gebaude ein Filialdepot der Wolfenbutteler Garnison Zu der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren in Wolfenbuttel der Stab und die I Abteilung des Niedersachsischen Feldartillerieregimentes Nr 46 stationiert sodass davon ausgegangen werden kann dass auch damals wieder Kanonen oder andere Artillerieausrustung im Zeughaus gelagert wurden Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebaude als Fluchtlingsunterkunft als Einkaufsmarkt und als Maleratelier genutzt und befand sich danach in einem ruinosen Zustand Seit 1974 ist das Zeughausgebaude zentraler Bestandteil der Herzog August Bibliothek Es wurde von 1976 bis 1981 umgebaut und dient seitdem als Forschungsbibliothek Handbibliothek und Ausstellungszentrum Besucher die nicht in der Bibliothek arbeiten mochten haben die Gelegenheit im grossen Renaissancesaal im Erdgeschoss eine Ausstellung zur Buchgeschichte und wechselnde Sonderausstellungen zu besichtigen Aufsehen erregte eines der Geschutze aus der Zeit von Herzog Julius mit dem Namen Wilder Mann als es 1984 im Rahmen einer Ausstellung Architekt und Ingenieur von seinem damaligen Aufbewahrungsort dem Zeughaus Unter den Linden dem Museum fur Deutsche Geschichte in Ostberlin in einer gemeinsamen Aktion der Nationalen Volksarmee und der Bundeswehr von Berlin in die Wolfenbutteler Zeughaushalle verfrachtet wurde Siehe auch BearbeitenBaudenkmalensemble DammfestungLiteratur BearbeitenWolfgang Kelsch Wolfgang Lange Schatzkammer Wolfenbuttel Geschichte und Kultur einer furstlichen Residenz Fischer Druck Verlag Wolfenbuttel 4 Auflage 1993 S 25 Paul Raabe Spaziergange durch Lessings Wolfenbuttel Arche Verlag Zurich 1997 ISBN 978 3 7160 2228 3 S 70f Hans Henning Grote Hans Christian Mempel Residenz und Renaissance Wolfenbuttel zwischen 1514 und 1613 Museum im Schloss Wolfenbuttel Hrsg ohne Jahresangabe S 27 Hartwig Neumann Architectura Militaris In Architekt und Ingenieur Baumeister in Krieg und Frieden Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek Nr 42 Wolfenbuttel 1984 ISBN 3 88373 040 8 S 282ff Baugeschichte Zeughaus S 331ff Geschutz Der Wilde Mann Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zeughaus Wolfenbuttel Sammlung von Bildern Gutachter Lehne Zeughaus Wolfenbuttel Wolfenbuttel Bilder Zeughaus Architektur Bildarchiv Zeughaus Wolfenbuttel52 163312 10 53156 Koordinaten 52 9 47 9 N 10 31 53 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zeughaus Wolfenbuttel amp oldid 233513792