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Die Zentralstelle fur judische Auswanderung in Amsterdam wurde Ende Marz 1941 nach dem Konzept der Zentralstelle fur judische Auswanderung in Wien gebildet Sie war in einem Gebaude in der van Eeghenstraat in Amsterdam untergebracht Die Aufgaben der Zentralstelle umfassten zunachst die Beschleunigung der zwangsweisen Emigration von Juden und Judinnen aus den Niederlanden Spater fungierte die Zentralstelle auch als Exekutivorgan fur judische Angelegenheiten bis hin zur Organisation von Deportationen in die Vernichtungslager Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Struktur und Personal 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAufgaben Bearbeiten nbsp Emigrierte deutsche Juden wurden am 4 Juni 1940 in Amsterdam inhaftiert Die Aufgabe der Zentralstelle bestand zunachst darin die zwangsweise Emigration von Juden in den Niederlanden und dort befindlichen judischen Fluchtlingen zu beschleunigen In der Zentralstelle wurden alle die Ausreise betreffenden Massnahmen koordiniert so Fragen der Staatsburgerschaft Vermogensabgaben Devisen sowie Ausstellung und Sichtung aller notwendigen Dokumente Bis Mai 1941 wurden jedoch lediglich 200 Auswanderungsverfahren durchgefuhrt anschliessend wurden Auswanderungen von Juden aus den Niederlanden bis auf wenige Ausnahmen untersagt 1 Die vom Hoheren SS und Polizeifuhrer der besetzten Niederlande Hanns Albin Rauter beim Reichskommissar Arthur Seyss Inquart schriftlich eingeforderten umfassenden Kompetenzen fur die einzurichtende Zentralstelle wurden von Seyss Inquart jedoch nicht genehmigt Seyss Inquart befurchtete dass die Sipo polizeiubergreifend zu weitreichende Kompetenzen erhalten wurde 2 So wurde im Gegensatz zur Wiener und Prager Zentralstelle der Zentralstelle fur judische Auswanderung in Amsterdam kein Auswanderungsfond angeschlossen Durch diese Fonds in denen judische Vermogen Devisen und Liegenschaften verwaltet wurden sollten auch die judischen Opfer ihre Auswanderung selbst finanzieren Diese Einrichtung wurde stattdessen dem Generalkommissar fur Finanz und Wirtschaft ubertragen 3 Als Leiter der Zentralstelle setzte der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD BdS in den Niederlanden Wilhelm Harster zunachst Hellmuth Reinhard ein der im November 1941 nach Auseinandersetzungen mit dem Judenrat und mit seinem Vorgesetzten durch Ferdinand aus der Funten den er noch ausbilden musste und Willy Lages abgelost wurde Nachdem die Zentralstelle nach dem Auswanderungsverbot bis Herbst 1941 hauptsachlich mit der Registrierung der Juden in den Niederlanden befasst war prazisierte Harster am 28 August 1941 die Aufgabenstellung der Zentralstelle in den Niederlanden Die Zentralstelle fur judische Auswanderung Amsterdam ist zustandig fur die Durchschleusung von Juden als Vorausmassnahme fur die kommende Aussiedlung und die technische Behandlung von Auswanderungs Antragen Die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen zur Auswanderung habe ich mir vorbehalten Die Zentralstelle fur judische Auswanderung Amsterdam wird zur einzigen Befehlsausgabestelle fur den Judenrat ausgebaut Weitere Aufgaben werde ich ihr im Zuge der Entwicklung fallweise ubertragen 4 nbsp Uberwachung der Kennzeichnung Judenstern in den NiederlandenNach der Wannseekonferenz verfugte Harster bezuglich der Aufgabenstellung der Zentralstelle am 3 Februar 1942 die Vorbereitung der Endlosung a Der Zentralstelle fur judische Auswanderung habe ich ubertragen 1 Die Steuerung des judischen Lebens Befehlsausgabe an den Judenrat judische Organisationen Schulung Fursorge Arbeitseinsatz Wochenblatt 2 Die Durchfuhrung der Anordnung uber das Auftreten der Juden in der Offentlichkeit Bestimmung ortlicher und zeitlicher Beschrankungen im einzelnen Uberwachung der Kennzeichnung Zulassung zu offentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen Umzugsgenehmigungen 3 Die Vorbereitung der Endlosung Durchschleusung durch die Zentralstelle fur judische Auswanderung Umsiedlungsaktionen Lager Westerbork Vorbereitung der Aussiedlung 5 Euphemismen wie Aus oder Umsiedlung dienten als Tarnbegriffe fur den Holocaust Der im Februar 1941 durch Seyss Inquart eingesetzte Judenrat in Amsterdam geleitet von David Cohen und Abraham Asscher war gezwungenermassen Kooperationspartner und zentraler Ansprechpartner der Zentralstelle in Bezug auf judische Angelegenheiten Die Zentralstelle war nun Bindeglied zwischen BdS und Judenrat und wurde so zur zentralen Organisationsstelle fur die Judendeportationen 1 Bereits am 5 Juli 1942 forderte die Zentralstelle 4 000 Juden auf sich umgehend zur gesundheitlichen Untersuchung fur einen Arbeitseinsatz in Deutschland im Durchgangslager Westerbork einzufinden Wahrend die Zentralstelle die Deportationen einleitete war das Judenreferat beim BdS mit der Durchsetzung der Deportationen befasst Vom Durchgangslager Westerbork gingen die Transporte weiter in Vernichtungslager 6 Im September 1941 waren in den Niederlanden 140 000 Juden registriert darunter auch deutsche und osterreichische Fluchtlinge Von den 107 000 deportierten Juden uberlebten nur 5 200 den Holocaust 7 Struktur und Personal Bearbeiten nbsp SS Hauptsturmfuhrer Ferdinand aus der Funten rechts bei einer Weihnachtsfeier im KZ Westerbork Dezember 1942 Die Zentralstellen in Wien Amsterdam sowie die im Juli 1939 entstandene Zentralstelle fur judische Auswanderung in Prag waren Aussenstellen der Reichszentrale fur judische Auswanderung in Berlin Die Zentralstelle in Amsterdam hatte nach der Grundung im April 1941 zunachst nur ein Dutzend Mitarbeiter Sie wurde von Klaus Barbie und SS Unterfuhrer Gunter Rahm danach von Regierungsrat Reinhardt geleitet Ab September Oktober 1941 kam es zu einem Ausbau der ZJA Jetzt lag die Dienstaufsicht bei dem Leiter der BdS Aussenstelle Amsterdam SS Sturmbannfuhrer Willy Lages Als Reinhardt versetzt wurde ubernahm Ferdinand aus der Funten zuerst die Kassen spater auch die Verwaltungsfuhrung 8 In der Zentralstelle waren jetzt etwa 100 Mitarbeiter beschaftigt Darunter befanden sich etwa zwolf deutsche Mitarbeiter der Ordnungspolizei die gemeinsam mit niederlandischen Kollegen in einer Rechercheabteilung arbeiteten ungefahr 20 deutsche und niederlandische Angestellte der Abteilung Reise und Umzugsgenehmigungen und circa 70 niederlandische Mitarbeiter der Abteilung Hausratserfassung 1 Da die ZJA dem BdS untergeordnet war konnte das Eichmannreferat nicht direkt auf diese Zentralstelle Einfluss nehmen 9 Literatur BearbeitenMathias Middelberg Judenrecht Judenpolitik und der Jurist Hans Calmeyer in den besetzten Niederlanden 1940 1945 V amp R Unipress Gottingen 2005 ISBN 3 89971 123 8 Osnabrucker Schriften zur Rechtsgeschichte 5 Zugleich Osnabruck Univ Diss 2002 2003 Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Hrsg Die Schweiz und die deutschen Losegelderpressungen in den besetzten Niederlanden Vermogensentziehung Freikauf Austausch 1940 1945 Beiheft zum Bericht Die Schweiz und die Fluchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus BBL EDMZ u a Bern 1999 ISBN 3 908661 09 9 pdf 865 KB Einzelnachweise Bearbeiten a b c Mathias Middelberg Judenrecht Judenpolitik und der Jurist Hans Calmeyer in den besetzten Niederlanden 1940 1945 V amp R Unipress GmbH Gottingen 2005 ISBN 3 89971 123 8 S 127ff Rauter am 18 April 1941 schriftlich an Seyss Inquart bezuglich der Errichtung einer Zentralstelle fur judische Auswanderung in Amsterdam Justiz und NS Verbrechen Band XXV Laufende Nr 645 Memento vom 29 April 2005 im Internet Archive S 2 Christoph Kreutzmuller Handler und Handlungsgehilfen Der Finanzplatz Amsterdam und die deutschen Grossbanken 1918 1945 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08639 0 S 142 Dokument VEJ 5 89 in Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 hier S 270 Wilhelm Harster schriftlich zur Geschaftsverteilung auf dem Gebiet der Judenfrage am 21 August 1941 Zitiert bei Justiz und NS Verbrechen Band XXV Laufende Nr 645 Memento vom 27 August 2006 im Internet Archive S 3 Wilhelm Harster schriftlich zur Zustandigkeit in Judenfragen am 3 Februar 1942 Zitiert bei Justiz und NS Verbrechen Band XXV Laufende Nr 645 Memento vom 27 August 2006 im Internet Archive S 4 Sandra Ziegler Gedachtnis und Identitat der KZ Erfahrung Niederlandische und deutsche Augenzeugenberichte des Holocaust Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2006 ISBN 3 8260 3084 2 S 123 139 Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Hrsg S 35 50 Johannes Houwink Ten Cate Der Befehlshaber der Sipo und des SD in den besetzten niederlandischen Gebieten und die Deportation der Juden 1942 1943 In Wolfgang Benz Joannes Houwink Ten Cate Gerhard Otto Die Burokratie der Okkupation Strukturen der Herrschaft und Verwaltung im besetzten Europa Berlin 1998 ISBN 3 932482 04 2 S 208f Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Historikerkommission der Republik Osterreich Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung als Beraubungsinstitution Oldenbourg Wissenschaftsverlag Wien u a 2004 ISBN 3 7029 0497 2 S 313 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralstelle fur judische Auswanderung in Amsterdam amp oldid 229518247