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Das Zensorat chinesisch 御史臺 御史台 Pinyin yushǐtai spater 都察院 duchayuan war eine hochrangige Behorde im Kaiserreich China 221 v Chr 1915 deren Hauptaufgabe die Uberwachung und Kontrolle der Staatsbediensteten war Die mit weitreichenden Vollmachten ausgestatteten Inspektoren des Zensorats die Zensoren begutachteten die Verwaltungsstrukturen im gesamten Reich uberpruften die Leistungen der zivilen wie auch militarischen Beamten und bestraften gegebenenfalls Fehlverhalten insbesondere Korruption Rechtsbeugung und Unsittlichkeit Sie waren befugt auch die hochsten Wurdentrager zu kritisieren zeitweise sogar den Kaiser Meist war das Zensorat aber ein personliches Machtinstrument des Kaisertums um die Administration unter Kontrolle zu halten Die Zensoren galten als Augen und Ohren des Kaisers Sie hatten direkten Zugang zu ihm und konnten ungeschont uber die Situation in den Behorden sowie den Provinzen berichten 1 Zur Vermeidung von Machtmissbrauch wurden als Zensoren ublicherweise eher junge und rangniedrige Zivilbeamte rekrutiert die das Amt nur fur einen zeitlich begrenzten Zeitraum ausubten 2 Geschichtliche Entwicklung BearbeitenDas Zensorat basierte auf dem konfuzianischen Konzept der Ermahnung beziehungsweise Remonstranz Remonstration 諫 jian 1 Es hatte wahrend fast der gesamten Kaiserzeit Bestand war aber im Laufe dieser uber zweitausend Jahre deutlichen Umbruchen unterworfen Die Begriffe Zensor und Zensorat sind westliche Ubersetzungen abgeleitet vom lateinischen Censor fur mehrere chinesische Bezeichnungen Das Amt entstand wahrend der Qin und Han Zeit 221 v Chr bis 220 n Chr und wurde zunachst als Yushitai 御史臺 御史台 bezeichnet Der oberste Zensor trug den Titel Yushi Dafu 御史大夫 Diese Position war allerdings haufig nicht oder nur ehrenhalber besetzt so dass dann ein Vize Zensor mit dem Titel Yushi Zhongcheng 御史中丞 die Amtsgeschafte fuhrte 3 Wahrend der Tang Dynastie 618 907 entwickelte sich das Zensorat zu einem der Hauptorgane des Staatswesens Es war in drei Abteilungen gegliedert das Palastburo 殿院 dianyuan das Ermittlungsburo 察院 chayuan sowie das Hauptquartierburo 臺院 taiyuan Die Zensoren besassen nun auch umfangreiche polizeiliche und richterliche Kompetenzen konnten also selbst Strafen aussprechen und Personen inhaftieren Zu den vielen Zustandigkeiten des Zensorats gehorte auch die Kontrolle der kaiserlichen Schatzkammer womit es ein betrachtliches Mitspracherecht in Finanzfragen erlangte Trotz eines formal eher niedrigen Ranges in der Staatshierarchie ubten die Zensoren somit grossen Einfluss aus 3 Mit dem Niedergang der Zentralgewalt schwand auch die Macht des Zensorats im 9 Jahrhundert war Zensor faktisch ein Ehrentitel ohne Machtbefugnisse Die Song Dynastie 960 1279 ubernahm zunachst die Struktur des Zensorats von der Tang Dynastie und baute dessen Befugnisse sogar noch aus Analog zu den Sechs Ministerien wurde auch das Zensorat im sechs Abteilungen gegliedert Diese Struktur blieb grundsatzlich auch bei den nachfolgenden Jin und Yuan Dynastien bestehen Die Ming Kaiser herrschten viel autokratischer als fruhere Dynastien Unter dem Dynastiegrunder Hongwu fand um 1380 eine komplette Neuorganisation statt Das Yushitai Zensorat wurde aufgelost und durch eine aus vier Abteilungen bestehende Behorde namens Duchayuan 都察院 ersetzt Geleitet wurde dieses neue Zensorat durch zwei Oberzensoren linker und rechter oberster Zensor die als Duyushi 都御史 tituliert wurden und einen hohen Rang 2a 4 erhielten 3 Personell wurde das Zensorat deutlich vergrossert Im Gegensatz zur bisher ublichen Praxis wurden samtliche 110 Zensoren personlich vom Kaiser ausgewahlt Ebenso mussten diese von nun an zunachst ihm personlich und erst im Anschluss ihren Vorgesetzten innerhalb des Zensorats Bericht erstatten Alle diese Massnahmen hatten das Ziel eine Machtkonzentration beziehungsweise Monopolstellung einzelner Beamter zu verhindern 5 6 Die Bedeutung des Zensorats nahm wahrend der 1425 beginnenden Herrschaft des Xuande Kaisers weiter zu Dieser war der Ansicht dass die Zensoren zu nachsichtig gegenuber Korruption und Unsittlichkeit waren und im Allgemeinen ineffizient arbeiteten Die Leitung wurde dem sittenstrengen Gu Zuo ubertragen In der Folgezeit wurden zahlreiche Zensoren wegen Duldung von Korruption Umgang mit Prostituierten oder schlichtweg Untuchtigkeit entlassen Das Zensorat erhielt zusatzliche Kompetenzen und wurde zu einer schlagkraftigen Behorde umstrukturiert die sich wieder an der Organisation der Sechs Ministerien orientierte Es wurde damit zu einer machtigen und gefurchteten Institution mit grossem Prestige 7 Kritik am Kaiser war aber ein absolutes Tabu selbst fur indirekte Kritik konnten Zensoren grausam hingerichtet werden 8 Generell konnte sich ein Zensor schnell viele Feinde machen weshalb aufstrebende Beamte eine Tatigkeit fur das Zensorat trotz des damit verbundenen Prestiges in ihrer Laufbahn haufig zu vermeiden versuchten Die Angst der Verwaltungsbeamten vor dem Zensorat einerseits und die Angst der Zensoren fur zu starke Kritik in Ungnade zu fallen andererseits sollte langfristig zu einer statischen und innovationsscheuen Administration fuhren 1 2 Die Qing Dynastie 1636 1912 behielt das Duchayuan Zensorat bei und vergrosserte es weiter Die meisten Positionen wurden nun doppelt von Han Chinesen und Mandschu besetzt Es gab sechs Buros der Uberprufung je eines fur jedes Ministerium und eine ubergreifende Leitungsebene bestehend aus den Ober und Vize Zensoren 3 Im 19 und fruhen 20 Jahrhundert galt das Zensorat als eine Bastion der konservativen und anti westlichen Krafte 9 Mit dem Ende des chinesischen Kaiserreichs 1911 wurde es schliesslich aufgelost Als indirekte Nachfolgeorganisation entstand jedoch in der Republik China 1928 das Kontroll Yuan 監察院 监察院 Jiancha Yuan das bis heute in Taiwan Bestand hat 2 Ausserhalb Chinas BearbeitenDie sinisierten Nachbarstaaten des Reichs der Mitte kopierten das chinesische Verwaltungssystem und schufen damit auch meist eine dem Zensorat vergleichbare Behorde Bedeutung erlangte das Zensorat vor allem in Korea Aufgrund der verhaltnismassig schwachen Stellung des Konigs gegenuber der Aristokratie hatte das koreanische Zensorat deutlich mehr Macht darunter auch das Recht den Monarchen selbst zu kritisieren Wahrend der Joseon Zeit 1392 1897 bestand das Zensorat Samsa aus drei Behorden Saheonbu Saganwon und Hongmun gwan die durch eine vierte Institution namens Kyongyon erganzt wurden 10 In Japan gab es in der Nara und Heian Zeit 8 12 Jahrhundert nach Tang chinesischem Vorbild ein Zensorat das als Danjōdai bezeichnet wurde Bekannter sind die als Metsuke und Ōmetsuke titulierten Zensoren des Edo Shōgunats 1603 1868 Diese inspizierten im Auftrag des Shōgun die Feudallehen Han sammelten Informationen und gingen gegen Korruption und Misswirtschaft vor Ein negativer Bericht der Zensoren konnte fur einen Daimyō zum Verlust seiner Landereien fuhren 2 Wahrend der Meiji Restauration wurden die Metsuke abgeschafft und 1869 durch ein neues kaiserliches Zensorat wieder Danjōdai genannt ersetzt Dieses ging bereits 1871 im Justizministerium auf 11 In Vietnam existierte ein Zensorat wahrend der sinophilen Nguyễn Dynastie 1802 1945 Es wurde als Đo sat viện Chữ Han 都察院 bezeichnet und war weitestgehend eine Kopie des Duchayuan der Qing 9 Fussnoten Bearbeiten a b c Michael Dillon Hrsg Robert LaFleur Encyclopedia of Chinese History Routledge London amp New York 2017 S 82 Eintrag Censorate a b c d Encyclopaedia Britannica Censor East Asian government Artikel uberarbeitet und erganzt von Kathleen Kuiper 2006 Abgerufen im Januar 2023 a b c d Ulrich Theobald yushitai 御史臺 or duchayuan 都察院 the Censorate In ChinaKnowledge de An Encyclopaedia on Chinese History Literature and Art Stand 2012 abgerufen im Januar 2023 Es gab neun Range von 1 bis 9 die jeweils in zwei Grade a und b unterteilt wurden Rang 2a war damit der dritthochste von achtzehn Yanhong Wu The Community of Legal Experts in Sixteenth and Seventeenth Century China In Li Chen Madeleine Zelin Hrsg Chinese Law Knowledge Practice and Transformation 1530s to 1950s Brill Leiden 2015 S 215f Kai Filipiak Krieg Staat und Militar in der Ming Zeit 1368 1644 Auswirkungen militarischer und bewaffneter Konflikte auf Machtpolitik und Herrschaftsapparat der Ming Dynastie Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2008 S 75 Denis Crispin Twitchett John King Fairbank Hrsg The Cambridge History of China Vol 7 The Ming Dynasty 1368 1644 Part 1 Cambridge University Press Cambridge England 1988 S 291f So soll etwa der Xuande Kaiser einen Zensor von wilden Tieren zerfleischen und anschliessend in zwei Halften zerschneiden haben lassen nachdem dieser das vom Kaiser vergebene Jagdrecht der Eunuchen kritisiert hatte Vgl David M Robinson Martial Spectacles of the Ming Court Harvard University Press Cambridge Massachusetts 2013 S 68 a b Alexander Woodside Vietnam and the Chinese Model A Comparative Study of Vietnamese and Chinese Government in the First Half of the Nineteenth Century Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1988 S 71 74 Michael J Seth A Concise History of Korea From the Neolithic Period through the Nineteenth Century Rowman amp Littlefield Lanham Maryland 2006 S 127f Hilary Conroy Sandra T W Davis Wayne Patterson Hrsg Japan in Transition Thought and Action in the Meiji Era 1868 1912 Fairleigh Dickinson University Press Madison New Jersey 1984 S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zensorat amp oldid 237249619