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Eine winddynamische Orgel ist eine Orgel bei welcher der Organist den Winddruck und die Luftmenge die zu den Pfeifen gefuhrt wird beeinflussen und so den Ton einer Pfeife nicht nur ein und ausschalten sondern auch noch wahrend des Erklingens weiter gestalten kann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Prinzip 2 Abgrenzung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Prinzip BearbeitenDie winddynamische Orgel wurde vom Organisten Komponisten und Musikprofessor Daniel Glaus zusammen mit einem Forschungsteam 1 entwickelt Das Ziel war eine Orgel bei welcher der Organist die einzelnen Tone nicht nur ein und ausschalten sondern wie ein Flotist den Klang der Pfeifen mittels Tastensteuerung im Hinblick auf Klangfarbe Dynamik und Tonhohe aktiv gestalten kann 2 Dazu wird einerseits das winddynamische Werk uber einen eigenen Windkasten versorgt dessen Druck vom Organisten mittels Pedal oder Handzug wahrend des Spiels stufenlos verandert werden kann andererseits lasst sich mit wenigen Handgriffen der Tastaturtiefgang verandern so dass sich der Charakter der Spieltraktur von hart spuckend bei geringstem Tastentiefgang bis zu sehr weich ineinanderfliessend bei grossem Tastentiefgang einstellen lasst ausserdem erfolgt die Ansteuerung der Pfeifen nicht nur uber herkommliche Schwanzventile die bloss die Stellungen ein und aus kennen sondern nach einem zweiten Druckpunkt zusatzlich uber Kegelventile mit denen der Winddurchfluss uber den Tastendruck gesteuert werden kann Diese letzteren ermoglichen das eigentliche winddynamische Spiel mit Veranderungen von Klangfarbe Dynamik einschliesslich Akzenten und Tonhohe bis hin zum Uberblasen sowie der Moglichkeit zu einem tonspezifischen Tremolo 3 Da die variable Windzufuhr nicht nur den Klang sondern auch die Intonation der Pfeifen und ihre Stimmung verandert sind die winddynamischen Register bzw Werke fur die herkommliche Orgelmusik nicht einsetzbar Sie sind der Improvisation Formen der Monodie und allenfalls noch zukunftig zu komponierender Musik vorbehalten 4 Dasselbe gilt fur das in einigen winddynamischen Orgeln disponierte neuentwickelte Register Windharfe 4 aus zylindrischen Resonanzkorpern mit konischen Fussen die einige Zentimeter uber den Pfeifenbohrungen schweben 3 Der erste Prototyp einer winddynamischen Orgel wurde 2003 fertiggestellt ein zweiter folgte 2004 Diese Prototypen standen zunachst in der Stadtkirche Biel 5 Heute sind sie im Berner Munster aufgestellt 2008 erhielt der Gottesdienstraum der Christengemeinschaft Bern ein Instrument der suddeutschen Orgelbaufirma Peter Kraul mit einem winddynamischen Werk 6 7 Peter Kraul war Teil des Forschungsteams um Daniel Glaus Als erste Grossorgel erhielt die 2011 fertiggestellte Hauptorgel der Stadtkirche Biel ein winddynamisches Werk mit funf Registern Auch die 2020 fertiggestellte neue Konzertorgel des Basler Stadtcasinos wurde mit einem winddynamischen Werk aus funf Registern auf dem vierten Manual F f ausgestattet Der Winddruck ist uber einen Balanciertritt von 0 bis 150 mmWS stufenlos veranderbar Der Tastentiefgang 0 15 mm und die Ubersetzung der Traktur konnen uber einen Registerzug eingestellt werden Zudem ist mithilfe einer Winddrossel der Winddruck der Hauptorgel regulierbar 8 Diese beiden Instrumente wurden von der Schweizer Firma Metzler Orgelbau gebaut Abgrenzung BearbeitenBei der orgelbautechnischen Erfindung der Winddrossel erfolgt zwar auch eine stufenlose Veranderung des Winddrucks diese ist jedoch quasi eindimensional betrifft also lediglich das ganze Werk bzw Teilwerk und wird abweichend zu der winddynamischen Orgel meist uber die Drehgeschwindigkeit des Orgelmotors reguliert Eine andere Form der winddynamischen Orgel wurde von Ernst Zacharias auf Basis der von ihm entwickelten Zacharias Zungenpfeifen verfolgt Diese verhalten sich bei Temperaturanderungen nicht nur analog zu Labialpfeifen sondern verandern bei einer Erhohung des Winddrucks auch allein ihre Lautstarke nicht aber Tonhohe und Klangfarbe Durch eine Vielzahl von Bauformen ihrer Resonanzkorper konnen sie sowohl in Orgelteilwerken statt herkommlichen Lingualpfeifen disponiert als auch zu eigenstandigen winddynamischen Instrumenten zusammengestellt werden 9 Literatur BearbeitenEidenbenz Michael Glaus Daniel Kraut Peter Hrsg Frischer Wind Fresh Wind Die Forschungsorgeln der Hochschule der Kunste Bern The Research Organs of Bern University of the Arts Pfau Verlag Saarbrucken 2006 mit CD Inhaltsverzeichnis siehe HKB Interpretation 2019 Weblinks BearbeitenWinddynamische Orgeln Erlauterung des Prinzips und improvisatorische Vorfuhrung auf dem dritten Prototyp durch Daniel Glaus Auf YouTube abgerufen am 16 September 2021 Doina Sus pe culmea dealului for Frula Taragot amp Organ Das winddynamische Werk der Hauptorgel der Stadtkirche Biel im Einsatz Auf YouTube abgerufen am 16 September 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Zum Team gehorten neben Daniel Glaus als Projektleiter die Orgelbauer Peter Kraul und Johannes Rohrig sowie Daniel Debrunner als technischer Berater Quantensprung im Orgelbau Abgerufen am 23 September 2021 a b Roland Eberlein Eine neue Entwicklung im Orgelbau die winddynamische Orgel von Daniel Glaus S 1 PDF 112 kB Abgerufen am 16 September 2021 Roland Eberlein Eine neue Entwicklung im Orgelbau die winddynamische Orgel von Daniel Glaus S 2 4 PDF 112 kB Abgerufen am 16 September 2021 OJ Osterreich Woche 16 12 22 12 2003 In Osterreich Journal 17 Dezember 2003 abgerufen am 10 Juli 2023 Christengemeinschaft Bern BE In Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein abgerufen am 16 September 2021 Orgelbau Die Christengemeinschaft Bern Auf der Website von Peter Kraul Orgelbau abgerufen am 16 September 2021 Thilo Muster Die neue Konzertsaalorgel in Basel In Ars Organi 68 Jg Heft 3 September 2020 S 188 190 Roland Eberlein Zacharias Zungenpfeifen die zukunftstrachtigste Neuerung im Pfeifenbau seit 200 Jahren PDF 122 kB Abgerufen am 16 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Winddynamische Orgel amp oldid 235343535