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Als Wilsonianismus englisch Wilsonianism oder auch Wilsonian bezeichnet man in den Vereinigten Staaten eine aussenpolitische Doktrin die durch den demokratischen US Prasidenten Woodrow Wilson begrundet wurde Die Grundzuge dieser Politik sind grosstenteils im 14 Punkte Plan verfasst den Wilson nach dem Ersten Weltkrieg vorgelegt hatte Obwohl das Land zunachst in eine isolationistische Aussenpolitik verfiel haben sich seit dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Politiker einschliesslich einer Reihe nachfolgender US Prasidenten auf Wilsons Erbe berufen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Inhalt 2 Kritik 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte und Inhalt Bearbeiten nbsp US Prasident Woodrow WilsonNach dem Ersten Weltkrieg hatte US Prasident Woodrow Wilson im Rahmen der Friedenskonferenz von Versailles im Jahr 1919 einen 14 Punkte Plan vorgestellt Unter anderem sollte mit diesem politischen Konzept ein kunftiger weltweiter Konflikt vermieden werden Wilson verstand sich aussenpolitisch als Internationalist das hiess er trat fur eine aktive Rolle seines Landes auf der Welt ein Durch Diplomatie eine gute wirtschaftliche Verflechtung mit dem Ausland sowie notfalls auch dem Einsatz von militarischen Mitteln sollten US Interessen weltweit durchgesetzt werden Darunter verstand er auch die Bewahrung des Weltfriedens den der Prasident durch eine ausschliessliche Konzentration auf das eigene Land in Gefahr sah 1 2 Im Wesentlichen umfasst der Wilsonianismus vier Punkte Die Verbreitung der Demokratie weltweit zu fordern Forderung der Verbreitung der Marktwirtschaft und des Kapitalismus Opposition zu einer isolationistischen Politik Bei Gefahrdung des Weltfriedens oder eigener Interessen militarisches Eingreifen in Konflikte Ausdruck verlieh Wilson dieser Haltung mit seinem Vorschlag zur Grundung des Volkerbundes einer internationalen Organisation in der Konflikte zwischen einzelnen Staaten auf diplomatischen Wege gelost werden sollten Prasident Wilson selbst wurde fur seine Bemuhungen um den Volkerbund noch im selben Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet Auf vehemente Opposition stiess der Prasident mit seiner Initiative im eignen Land Im Zuge der Kongresswahlen vom Herbst 1918 errangen die oppositionellen Republikaner die Mehrheit im Kongress Dem Drangen des Weissen Hauses zum Trotz wurde die Vereinbarung nicht durch den Senat ratifiziert die Vereinigten Staaten traten damit nicht dem Volkerbund bei Die Republikanische Partei war wie auch die Mehrheit der US Burger zu dieser Zeit sehr am Isolationismus orientiert und lehnte nach der Beteiligung am Ersten Weltkrieg jegliche Einmischung in die Weltpolitik ab Viele Befurworter eines Isolationismus sahen die Vereinigten Staaten durch zwei Ozeane geschutzt vor Kriegen in Europa und Asien und wollten sich daher auf freundschaftliche Beziehungen mit den unmittelbaren Nachbarn Kanada und Mexiko beschranken Fur die nachsten zwei Jahrzehnte sollte sich in dieser Stimmung nicht viel andern zumal man seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 ohnehin mit innenpolitischen Problemen zu kampfen hatte Wilson selbst konnte sich nach einem Schlaganfall Ende 1919 nicht mehr aktiv einem Bemuhen um den Volkerbund widmen und schied Anfang 1921 nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit aus dem Prasidentenamt aus Seine drei republikanischen Nachfolger Harding Coolidge und Hoover betrieben sowohl innen und aussenpolitisch eine Politik des Nichteinmischens Erst nach dem Amtsantritt von Franklin D Roosevelt 1933 der selbst als Staatssekretar im Marineministerium der Regierung Wilson angehorte begann eine aktivere Aussenpolitik Mit Rucksicht auf die Stimmung der Bevolkerung begrenzte aber auch er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das aussenpolitische Engagement seines Landes Prasident Roosevelt versuchte mit seiner Good Neighbor Policy Politik der guten Nachbarschaft vor allem die seit Beginn des Jahrhunderts gespannten Beziehungen mit Staaten aus Mittel und Sudamerika zu normalisieren 1 3 Angesichts der neuen politischen Verwerfungen in Europa nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 war der Volkerbund de facto gescheitert Erst durch die Ereignisse zu Beginn des Zweiten Weltkrieges begann die Zustimmung zu isolationistischen Aussenpolitik zu schwinden Neben dem isolationistischen innenpolitisch eher konservativen Parteiflugel der Republikaner bildete sich Anfang der 1940er Jahre auch ein innenpolitisch liberaler internationalistischer Flugel 1940 stellten die Republikaner mit Wendell Willkie uberraschend einen politischen Quereinsteiger Prasidentschaftskandidaten auf der sich einst selbst Demokrat auf Wilsons Erbe berief Auch Prasident Franklin D Roosevelt der die USA durch den Zweiten Weltkrieg fuhrte verstand sich als Verfechter des Wilsonianismus Anstelle eines Nationalismus versuchte Roosevelt dem Gedanken der globalen Abhangigkeit aller von allen mit seiner Politik zur Geltung zu verhelfen Roosevelt griff die Idee des Volkerbundes erneut auf und trieb die 1945 erfolgte Grundung der Vereinten Nationen als Lehre aus zwei Weltkriegen voran Auch Roosevelts Nachfolger Harry S Truman der die Grundungsurkunde der UNO unterzeichnete und den amerikanischen Beitritt dem Kongress erfolgreich zur Ratifikation vorlegte bezeichnete sich als Wilsonian Democrat Die Nicht Ratifikation des Volkerbundes zu Wilsons Zeiten bezeichnete Truman als folgenschweren Fehler Obwohl Woodrow Wilson letztlich nicht mehr die Manifestierung seiner Philosophie erlebte er starb bereits 1924 war die US Aussenpolitik nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hin zum Unilateralismus grundlegend neu ausgerichtet was einen wesentlichen Beitrag zum Begrunden des Kalten Krieges von westlicher Seite hatte 3 Spater beriefen sich zahlreiche Prasidenten und Politiker auf Wilsons Konzept wie beispielsweise George W Bush beim Beginn des Irakkrieges Kritik BearbeitenDer Wilsonianismus erfuhr sowohl im In wie Ausland auch Kritik Isolationisten in den USA sahen die Rolle ihres Landes weniger in der eines Weltpolizisten sondern wollten sich auf die Sicherung der eigenen wirtschaftlichen Prosperitat sowie Frieden mit den unmittelbaren Nachbarn beschranken Sie wandten sich besonders gegen die Beteiligung an Kriegen Befurworter von Wilsons Doktrin warfen den Gegnern vor eigene sicherheits und wirtschaftspolitische Interessen durch eine starre Politik des Nicht Einmischens zu gefahrden Auch in Europa trat Kritik an Wilsons Konzept hervor So befurchteten die USA wurden mit diesem Ansatz andere Staaten zu Gunsten der eigenen Interessen dominieren und ihnen ihr wirtschaftliches und politisches System aufzwingen wollen Siehe auch BearbeitenGood Neighbor Policy New World Order InternationalismusLiteratur BearbeitenLloyd Ambrosius Wilsonianism Woodrow Wilson and His Legacy in American Foreign Relations Palgrave Macmillan New York 2002 ISBN 978 1 4039 6008 5 Weblinks BearbeitenKevin J Cole The Wilsonian Model of Foreign Policy amp the Post Cold War World englischsprachiger Infotext Woodrow Wilson on foreign policy EdSiteMent englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Woodrow Wilson Impact and Legacy Miller Center of Public Affairs University of Virginia englisch Kevin J Cole The Wilsonian Model of Foreign Policy amp the Post Cold War World Memento vom 13 Oktober 2014 im Internet Archive englischersprachiger Infotext a b Franklin D Roosevelt Foreign Affairs Miller Center of Public Affairs University of Virginia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilsonianismus amp oldid 229957833