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Die Wiedertaufe ist die erneute Taufe eines bereits getauften Menschen Die meisten christlichen Kirchen betrachten die Taufe als ein einmaliges Geschehen die Begrundungen dafur sind unterschiedlich Inhaltsverzeichnis 1 Exegetische Unterschiede 2 Wiedertaufe im Neuen Testament 3 Konditionaltaufe 4 Heutige Kontroverse 5 Verfolgungsgeschichte 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 WeblinksExegetische Unterschiede Bearbeiten Hauptartikel Exegese Insbesondere die Kirchen die die Kindertaufe praktizieren gehen in ihrer Tauflehre davon aus dass in der Taufe nicht der Mensch sondern der dreieinige Gott der Handelnde ist siehe auch Sakrament Bei einer erneuten Taufe so die Argumentation werde damit die Handlung Gottes bei der Ersttaufe verworfen Aus dieser Sicht heraus wird die Wiedertaufe als gegen Gott gerichtetes Handeln verstanden Vertreter der Glaubigentaufe hingegen betrachten die biblische Taufe als ein Zeugnis und einmaliges Festmachen der eigenen Glaubensentscheidung vor der Gemeinde Eine Kindertaufe erfulle diese Voraussetzungen nicht Wiedertaufe im Neuen Testament BearbeitenUm zu belegen dass bereits im neuen Testament die Wiedertaufe vorkommt wird zuweilen eine Stelle in der Apostelgeschichte Apg 19 1 7 EU angefuhrt Sie schildert die Begegnung zwischen dem Apostel Paulus und Jungern des Taufers Johannes Paulus fragt sie auf welchen Namen sie getauft seien Sie antworten dass sie die Johannes Taufe empfangen hatten Daraufhin tauft Paulus sie erneut allerdings auf den Namen Jesu Dieser Abschnitt wirft die Frage nach dem Verhaltnis von Johannes Taufe und christlicher Taufe auf Man hat diese Frage unter anderem so beantwortet Johannes habe sich als Wegbereiter Jesu verstanden Die Johannes Taufe sei eine Taufe zur Vergebung der Sunden eine Busstaufe Die christliche Taufe hingegen erfolgt auf den Namen des Dreieinigen Gottes bzw auf den Namen Jesu Beide Taufen sind also theologisch voneinander zu unterscheiden In der interkonfessionellen Taufdiskussion gebrauchen zuweilen die Vertreter der Glaubigentaufe diese Deutung Die Kindertaufe sei eine Weg bereitende Taufe auf Christus hin und konne deshalb noch einmal vollzogen werden wenn der als Kind Getaufte Christus personlich gefunden habe Konditionaltaufe BearbeitenDie romisch katholische Kirche 1 und die Selbstandige Evangelisch Lutherische Kirche SELK 2 kennen die so genannte Konditionaltaufe baptismus sub conditione Hier werden Menschen getauft die sich nicht sicher sind ob sie bereits gultig getauft wurden Die Konditionaltaufe wird mit den Worten eingeleitet Unter der Bedingung dass du nicht gultig getauft bist taufe ich dich So wird die Unsicherheit uber den Empfang der Taufe beseitigt zugleich aber die in diesen Kirchen streng verbotene Wiedertaufe vermieden Heutige Kontroverse BearbeitenKirchen in denen die Praxis der Kindertaufe die Regel ist erheben gegenuber taufgesinnten Freikirchen manchmal den Vorwurf sie seien Wiedertaufer wenn sie jemanden der die Kindertaufe empfangen hat taufen Freikirchen dieser Pragung betrachten jedoch die Kindertaufe als unbiblisch und deshalb ungultig Ihr fehlt nach dieser Auffassung ein wesentliches Element die personliche Entscheidung des Tauflings fur ein Leben in der Nachfolge Jesu Wenn sie also einen Menschen erst nach seiner Entscheidung taufen betrachten sie dieses Vorgehen als biblisch begrundet Fur sie handelt es sich auch dann um eine Ersttaufe wenn dieser Taufling bereits aus Sicht einer Herkunftskirche als Unmundiger z B als Saugling gultig getauft worden ist Eine Taufe wird auch in taufgesinnten Freikirchen nicht an Menschen vollzogen die bereits aufgrund einer bewussten Glaubensentscheidung fur Christus getauft worden sind da auch sie eine gultige Taufe fur unwiederholbar halten Daher wird deutlich dass die Bewertung ob eine Wiedertaufe vorliegt oder nicht davon abhangig ist ob eine fruhere Handlung als gultige Taufe angesehen wird oder nicht Aus der Sicht der Evangelischen Kirche Deutschlands wie z B der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens aber auch der SELK ist eine Taufe die sie als Wiedertaufe ansehen gleichbedeutend mit dem Kirchenaustritt Wer sich wiedertaufen lasst bezweifelt die Geltung der als Kind oder Erwachsener empfangenen Taufe und widerspricht der Lehre und Praxis der Taufe in der evangelisch lutherischen Kirche Dem ist seelsorgerlich nachzugehen auch der bekundeten Absicht dazu Mit einer Wiedertaufe geschieht die Trennung von der Landeskirche solange die Betreffenden sich nicht von der Wiedertaufe distanzieren und ihr Einverstandnis mit Lehre und Praxis der Taufe in der evangelisch lutherischen Kirche bekunden Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens Taufordnung vom 11 April 2005 3 Verfolgungsgeschichte BearbeitenIn den Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche werden die Wiedertaufer mit dem Anathema zu deutsch Kirchenbann belegt So heisst es beispielsweise im grundlegenden Bekenntnis der lutherischen Kirchen dem Augsburger Bekenntnis im Artikel 9 Von der Taufe wird gelehrt dass sie notig sei und dass dadurch Gnade angeboten werde dass man auch die Kinder taufen soll welche durch die Taufe Gott uberantwortet und gefallig werden Derhalben werden die Wiedertaufer verworfen welche lehren dass die Kindertaufe nicht recht sei Im 16 Jahrhundert kam es durch romisch katholische und evangelisch reformierte Machthaber zu Verfolgungen der sogenannten Wiedertaufer Ulrich Zwingli gab schon 1519 den Glauben auf dass nicht getaufte Kinder die dann sterben fur das ewige Heil verloren seien 1521 nannte er die Lehre dass die Taufe von der Erbsunde reinigen konne einen Aberglauben Dennoch distanzierte sich Zwingli von den Taufern weil diese die Trennung von Kirche und Staat wollten Er befurchtete dass die Reformation in Zurich dadurch scheitern konnte und der Katholizismus wieder eingefuhrt wurde Dadurch wurden auch die Taufer in Zurich verfolgt wie z B Felix Manz 4 In Zentraleuropa dauerte die Verfolgung bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts an Tausende starben dabei Siehe auch BearbeitenMartyrer der Tauferbewegung Augsburger Martyrersynode Wiedertaufermandat von Speyer MartyrerspiegelEine Sonderrolle innerhalb der Taufergeschichte spielt das Tauferreich von Munster Die munsterschen Taufer herrschten in den 1530er Jahren in Munster Westfalen dem von ihnen so benannten Neuen Jerusalem Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Can 869 CIC 1983 abgelesen am 20 April 2011 Vgl beispielhaft die Predigt anlasslich einer Konditionaltaufe in der SELK Memento vom 5 September 2012 im Webarchiv archive today abgelesen am 20 April 2011 Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens Taufordnung vom 11 April 2005 in Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland 9 2005 S 452 Alfred Kuen Gemeinde nach Gottes Bauplan 3 Auflage Verlag und Schriftenmission der Evangelischen Gesellschaft fur Deutschland Wuppertal 1986 ISBN 3 7256 0020 1 S 189 Weblinks BearbeitenLivenet ch Markiges Pladoyer fur die Zulassung der Wiedertaufe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiedertaufe amp oldid 227823680