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Werner Wolfgang Hollander 2 August 1914 in Koln 30 Mai 1944 in Frankfurt am Main war ein Opfer des NS Regimes Der in Kassel lebende und bei Henschel arbeitende Ingenieur ungarischer Staatsangehorigkeit wurde am 20 April 1943 vom Sondergericht beim Oberlandesgericht Kassel wegen Rassenschande zum Tode verurteilt und am 30 Mai des folgenden Jahres enthauptet Inhaltsverzeichnis 1 Verurteilung 2 Verfahren wegen Rechtsbeugung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Radiosendung 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerurteilung BearbeitenDer Diplom Ingenieur Werner Hollander in Deutschland geboren und als Kind evangelisch getauft hatte erst 1941 erfahren dass seine Eltern judischer Abstammung waren Ihm wurde vorgeworfen sich danach in vier Fallen der Rassenschande schuldig gemacht zu haben 1 Das rassenpolitisch begrundete Todesurteil wurde am 20 April 1943 nach dreistundiger Verhandlung von den Richtern Fritz Hassencamp und Edmund Kessler 2 gefallt als Beisitzer hatte der Oberlandesgerichtsrat Bernhardt fur ein milderes Urteil votiert Als Strafmass fur Rassenschande sah das Gesetz Gefangnis oder Zuchthausstrafe vor Die Richter konstruierten ein Todesurteil indem sie den bislang unbestraften Angeklagten als gefahrlichen Gewohnheitsverbrecher einstuften und befanden im Urteil Es ist nach deutschem Rechtsempfinden ein Gebot gerechter Suhne dass der Angeklagte der wahrend eines Krieges Deutschlands mit den Anhangern des Weltjudentums die deutsche Rassenehre in den Schmutz zu treten wagte vernichtet wird 3 Fur Verbrecher dieser Art kann es nur eine Strafe geben die Todesstrafe 4 Verfahren wegen Rechtsbeugung BearbeitenZwei der Richter mussten sich nach dem Krieg fur dieses Urteil vor Gericht verantworten Im Juni 1950 verneinte das Landgericht Kassel aber den Vorwurf der Rechtsbeugung und sprach die angeklagten Richter frei Das Landgericht attestierte in seiner Entscheidung unter Aktenzeichen vom 28 Juni 1950 dem Sonderrichter Kessler als Verfasser des Hollander Urteils vom 20 April 1943 dass er der wohl befahigtste Jurist in Kassel gewesen sei mit dem Wunsch eine besondere juristische Leistung zu vollbringen Zudem fuhrt das Landgericht Kassel in der Urteilsverkundung die folgende Erkenntnis aus Die Gesetze die damals galten waren verbindlich fur die Gerichte ihre Anwendung kann fur sich noch keine Rechtsbeugung darstellen Hollander ist einmal der Rassenschande in vier Fallen fur schuldig befunden worden Die Anwendung des Blutschutzgesetzes ist damals ohne Zweifel zu Recht erfolgt Richter Kessler so das Kassler Landgericht sei von dem Satz Recht ist was dem Volke nutzt durchdrungen gewesen und mag auch im Fall Hollander geglaubt haben es sei ein Gebot gerechter Suhne Hollander zum Wohle des Volkes zu verurteilen und auszumerzen Ihm sei keine Bewusste Rechtsbeugung nachzuweisen 5 Der Vorsitzende Richter drohte damit den Gerichtssaal durch die Polizei raumen zu lassen weil grosse Unruhe im Saal ausbrach 6 Der Staatsanwalt strengte im Februar 1951 ein Revisionsverfahren vor dem Oberlandesgericht Frankfurt an Es kam im Oktober 1951 zu einem neuen Verfahren vor dem Landgericht Kassel Das Gericht stufte am 28 Marz 1952 das Todesurteil als Fehlurteil ein 7 verneinte jedoch den Tatbestand der Rechtsbeugung und sprach die Richter frei 8 Wahrend anderen NS Verbrechern in ihren Verfahren die fanatische politische Verblendung einer extrem nationalsozialistischen Einstellung zum Nachteil ausgelegt wurde wurde hier im Freispruchsurteil diese Haltung und Handlungsmotivation zu Gunsten der Richter Hassencamp und Kessler ausgelegt und zwar derart dass sie uberzeugte ja fanatische Nationalsozialisten waren und daher die Moglichkeit der Rechtsblindheit basierend auf politischer Verblendung nicht auszuschliessen war 9 Siehe auch BearbeitenLeo KatzenbergerLiteratur BearbeitenJorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz Die Urteile gegen NS Richter seit 1948 Ullstein Tb 26532 Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 Fall 12 S 397 419 Ingo Muller Furchtbare Juristen Kindler Verlag Munchen 1987 ISBN 3 463 40038 3 S 120f und S 278 Radiosendung BearbeitenHorst Meier Er war lebenslustig manchmal gierig nach Leben Der NS Justizmord an Werner Hollander Radiofeature SWR 2 Deutschlandfunk 31 Marz 20 April 1999 Weblinks BearbeitenVollstandige Dokumentation der Prozesse gegen Hollander und seine Richter PDF Datei 374 kB existiert nicht Einzelnachweise Bearbeiten Der Fall ist ausfuhrlich dargestellt bei Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz Die Urteile gegen NS Richter seit 1948 Ullstein Tb 26532 Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 S 397 419 zu Edmund Kessler siehe seine Dissertation Das Erziehungsproblem im Strafvollzug Marburg 1926 seine Schriften Was jeder Betriebsfuhrer und Jugendliche vom Jugendschutzgesetz wissen muss 1938 und Verbrechen und Strafe 1939 Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz Die Urteile gegen NS Richter seit 1948 Ullstein Tb 26532 Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 S 402 Ingo Muller Furchtbare Juristen Kindler Verlag Munchen 1987 ISBN 3 463 40038 3 S 120 Ingo Muller Furchtbare Juristen Kindler Verlag Munchen 1987 ISBN 3 463 40038 3 S 278 Hans Dieter Otto Das Lexikon der Justizirrtumer Skandalose Falle unschuldige Opfer hartnackige Ermittler Ullstein Tb Berlin 2003 S 136f ISBN 3548364535 Fritz Bauer Institut Beseitigung des judischen Einflusses Antisemitische Forschung Eliten und Karrieren im 1999 Campus Verlag S 243f ISBN 3593360985 Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz S 419 Ingo Muller Furchtbare Juristen Kindler Verlag Munchen 1987 ISBN 3 463 40038 3 S 278 PersonendatenNAME Hollander WernerALTERNATIVNAMEN Hollander Werner Wolfgang vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG ungarischer Ingenieur Opfer des NS RegimesGEBURTSDATUM 2 August 1914GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 30 Mai 1944STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Hollander amp oldid 229891151