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Walter Becker 1 August 1893 in Essen 24 Oktober 1984 in Tutzing am Starnberger See war ein deutscher Maler und Grafiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Mitgliedschaften 3 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte Werke 4 Ausstellungen 5 Preise 6 Arbeiten im offentlichen Raum 7 Literatur Auswahl 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenBecker wurde in Essen geboren Sein Vater Eduard Becker war Schmiedemeister dessen Frau Johanna geb Eickmeyer betrieb einen Kolonialwarenladen In Essen besuchte er das Humboldt Gymnasium und schloss mit dem Einjahrigen ab 1908 starb sein Vater und seine Mutter war auf eine sichere Existenzgrundlage bedacht so dass sie fur ihren Sohn Walter den Beruf des Volksschullehrers wahlte 1 Der damalige Zeichenlehrer Beckers versuchte erfolglos die Mutter davon zu uberreden den Sohn auf die Kunstgewerbeschule zu schicken Von 1910 bis 1913 arbeitete Becker tagsuber in Warenhausern und besuchte abends Kurse in Gebrauchsgrafik und spater in Aktzeichnen und Holzschnitzerei an der Kunstgewerbeschule Essen In dieser Zeit gewann er zwei Wettbewerbe und erhielt ein Stipendium 2 1914 wurden bei ihm Anzeichen einer Tuberkulose erkannt Er verbrachte den Winter 1914 15 zur Genesung im Schwarzwald und wurde im Laufe des Jahres 1915 zum Kriegsdienst eingezogen Kurzzeitig wurde er im Wachdienst als Landsturmmann ohne Waffe am Alten Durlacher Bahnhof eingesetzt Aufgrund seiner schwachen Gesundheit wurde er noch 1915 vom Kriegsdienst befreit und begann sich der Kunst zu widmen 1915 bis 1918 studierte er an der Grossherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe bei Walter Conz In dieser Zeit lernte er auch den Bildhauer Karl Albiker sowie Wladimir von Zabotin und Rudolf Schlichter kennen Seinen Lebensunterhalt verdiente Becker mit Keramik Arbeiten fur die Majolika Manufaktur Karlsruhe sowie mit gebrauchsgraphischen Arbeiten fur Privatpersonen Becker Albiker und andere haben in dieser Zeit aus Begeisterung fur die Theaterstucke von Franz Graf von Pocci komplette Buhnenbilder Kulissen und Figuren entworfen mit denen sie dann Stucke Poccis auffuhrten 3 Ab 1919 erschienen zahlreiche Bucher mit Illustrationen Walter Beckers 4 1918 kam er durch Wladimir von Zabotin und Rudolf Schlichter in Kontakt mit Wilhelm Fraenger Im August 1918 organisierte Fraenger die erste Grafikausstellung Beckers im Kunstverein Heidelberg 5 Von 1919 bis 1920 war Becker Mitglied der Gruppe Rih in Karlsruhe Zwischen Fraenger und der Gruppe Rih herrschte ein reger Austausch so dass jener auch Vortrage zu Ausstellungen in der Karlsruher Galerie Moos hielt Von 1922 bis 1923 studierte Becker an der Kunstakademie Dresden und war dort Meisterschuler in der Bildhauerklasse von Karl Albiker In dieser Zeit entstanden vornehmlich grafische und nur wenige malerische Arbeiten 1923 lernte Becker bei einem Sanatoriumsaufenthalt in Oberstdorf Yvonne von Konig geb Tardif kennen Yvonne von Konig war die Adoptivtochter Leo von Konigs Dessen erste Frau die Malerin Mathilde Tardif brachte ihre Tochter Yvonne mit in die Ehe Am 27 Oktober 1923 erfolgte in Berlin die Heirat zwischen Walter Becker und Yvonne von Konig Von Ende 1923 bis Anfang 1924 wohnte das Paar in Berlin Im Fruhjahr 1924 verzogen sie nach Sudfrankreich und kehrten erst 1936 nach Deutschland zuruck In Cassis erwarb das Paar als Unterkunft einen abseits gelegenen Bauernhof Becker kam in Kontakt mit zahlreichen Personlichkeiten wie beispielsweise Andre Derain Jules Pascin Georges Braque Eine Freundschaft entwickelte sich vor allem zu dem Dichter und Journalisten Marcel Sauvage 1929 portratierte Becker Sauvage und gewann mit diesem Portrat 1931 den 1 Kunstpreis der Stadt Hannover 6 Becker war in dieser Zeit weiterhin illustratorisch tatig 1927 entstanden 50 Federzeichnungen zu Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch Piper Verlag Munchen 1931 wurde Das Buch von der Riviera Piper Verlag Munchen von Erika und Klaus Mann mit Illustrationen von Henri Matisse Rudolf Grossmann Martin Piper und Walter Becker veroffentlicht Gemalde aus dieser Schaffensphase Beckers in Sudfrankreich sind nur wenige bekannt 7 1936 kehrten Walter und Yvonne Becker nach Deutschland zuruck da aufgrund der deutschen Devisenbewirtschaftung die bisherige Moglichkeit entfiel die Einnahmen aus ihrem Berliner Besitz nach Frankreich zu transferieren 8 Zuerst wohnten sie kurzzeitig in Munchen waren dann wohl auf die Vermittlung von Kurt Weil hin drei Monate im Haus von Bertolt Brecht in Utting am Ammersee ansassig bevor sie ins badische Buhl zogen 1938 ubersiedelte das Paar nach Tutzing Zu dem in unmittelbarer Nahe wohnenden Cellisten Ludwig Hoelscher und dessen Frau Marion entstand eine innige Verbindung 1937 wurden im Rahmen der Aktion Entartete Kunst allein aus offentlichen Sammlungen nachweislich acht 9 insgesamt 19 Werke Beckers beschlagnahmt 10 Womoglich hat sich Becker in diesen Jahren dem Ratschlag seines Schwiegervaters Leo von Konig folgend eher unverfanglichen Landschaftsmotiven und Portratkompositionen gewidmet 11 1941 erhielt Becker einen Ruf als Professor an die Kunstakademie Karlsruhe Doch noch vor Antritt seines Amtes so schreibt Becker sei durch die SS von Berlin aus sein Atelier versiegelt worden und er sei unter versteckter Drohung gezwungen gewesen vom Vertrag zuruckzutreten 12 1943 nahm er mit einer Arbeit an der von Reichsleiter Baldur von Schirach organisierten Ausstellung Junge Kunst im Deutschen Reich in Wien teil 1951 wurde Becker als Lehrer an die Kunstakademie Karlsruhe berufen und war dort bis 1958 tatig 1952 erfolgte die Ernennung zum Professor In den 1950er Jahren entstanden starker abstrahierte Werke 1958 dem Jahr des Ausscheidens aus der Karlsruher Akademie erfolgte der Umzug nach Tutzing nachdem seine Frau Yvonne 1957 plotzlich verstorben war Die Bekanntschaft und Freundschaft mit dem Ehepaar Hoelscher und hierbei insbesondere mit Marion Hoelscher wurde fur Becker fortan sehr wichtig Es war eine bestandige einfuhlsame Ermutigung zum Arbeiten die Marion Hoelscher aus der Erkenntnis heraus traf dass Walter Becker ohne zu malen in Depression versinken werde 13 1958 59 beteiligte sich Becker am Hausbau des Ehepaars Hoelscher auf Elba Becker statte die Wande mit Fresken aus Bis 1964 65 war Becker jahrlich auf Elba Seit den 60er Jahren setzte eine fortschreitende Einschrankung der Sehkraft ein die fast zur Erblindung fuhrte Becker gab die Malerei vorlaufig auf 1974 erfolgte der Umzug in ein Seniorenheim in Diessen Ab 1976 begann Becker wieder zu malen In den letzten Lebens und Schaffensjahren entstand ein abstrahierendes Alterswerk Kunsthistorisch ist Walter Becker der Verschollenen Generation und dem Expressiven Realismus zuzurechnen Mitgliedschaften Bearbeiten1919 bis 1920 war Becker Mitglied der Gruppe Rih in Karlsruhe 1953 bis 1961 war Becker Mitglied des Deutschen Kunstlerbundes In diesen Jahren beteiligte er sich an mehreren Ausstellungen des Vereins 14 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte Werke BearbeitenStillleben Ol auf Leinwand 120 3 60 3 cm 1929 Museum Folkwang Essen Verbleib ungeklart Frauenbildnis Ol auf Leinwand 130 78 cm 1929 Museum Folkwang Essen Zerstort Unterhaltung Lithografie 23 5 24 cm Blatt 61 der Zeitschrift Die Schaffenden Jg II 3 Mappe 1920 Museum fur Kunst und Heimatgeschichte Erfurt und Kunstsammlungen der Universitat Gottingen Beide Exemplare zerstort Madchen mit Hund Lithografie 16 3 16 3 cm 1918 WV Portz 17 Stadtische Kunsthalle Mannheim zerstort Liebespaar auf der Bank Radierung Stadtische Kunsthalle Mannheim zerstort Paar am Wasser Radierung 1918 Stadtische Kunsthalle Mannheim zerstort Gebet Radierung 1918 Stadtische Kunsthalle Mannheim zerstort Zirkus Radierung 1918 Stadtische Kunsthalle Mannheim zerstort Ausstellungen BearbeitenAb 1918 hatte Walter Becker zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen Fur die Einzelausstellungen sind beispielsweise zu nennen 1918 Heidelberger Kunstverein Heidelberg 1947 Kestnergesellschaft Hannover 1948 Galerie Rudolf H Dehnen Gottingen 1953 Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1957 Badischer Kunstverein Karlsruhe 1963 Apfelbaum Galerie Karlsruhe 1979 Augustinermuseum Freiburg 1979 Galerie Dobele Ravensburg 1983 Kunstverein Singen Singen 1984 Stadtische Galerie Goppingen 1989 Galerie Schlichtenmaier Grafenau 1990 Kunstverein Speyer Speyer 1993 Museum der Stadt Ettlingen Ettlingen 1993 Galerie am Stadtmuseum Dusseldorf 1993 Galerie Hierling Munchen 2008 Kunsthaus Desieree Hochstadt 2011 Ortsmuseum Tutzing Tutzing 2011 Galerie Benzenberg Tutzing 2018 Kunstmuseum Singen 15 Fur die Gruppenausstellungen sind beispielsweise zu nennen 1919 Gruppe Rih Galerie Moos Karlsruhe 1919 Gruppe Rih Galerie M Goldschmidt amp Co Frankfurt a M 1931 Landesmuseum Hannover 1949 Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart Staatenhaus der Messe Koln 1952 Internationale Grafik Gilde Paris ab 1957 regelmassige Beteiligungen an den Grossen Kunstausstellungen Neue Gruppe Haus der Kunst Munchen 1958 Munchen 1869 1958 Aufbruch zur Modernen Kunst Haus der Kunst Munchen 1976 Museumsgesellschaft Ettlingen 1993 Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1993 Kunststiftung Hohenkarpfen Hausen o V Oktober 2013 Oktober 2014 Wachgekusst Positionen der Moderne Ausgewahlte Hauptwerke aus der Sammlung der Sudwestdeutschen Kunststiftung Singen 2015 Mensch und Mythos Walter Becker und die Kunst der verschollenen Generation Berlin Spandau und Schweinfurt 2018 19 Zeitenwende 1918 19 Kunstler zwischen Depression und Aufbruch Stadtische Galerie Ettlingen Marz Juni 2019 Beschlagnahmt Ruckkehr der Meisterblatter Kunsthalle Mannheim Juli 2019 Januar 2020 Tradition und Aufbruch Nachkriegskunst in Karlsruhe Stadtische Galerie Karlsruhe Mai Oktober 2020 Wahrheitsmalerei Expressiver Realismus aus der Sammlung Joseph Hierling Buchheim Museum Bernried Marz Juni 2022 Flachenbrand Expressionismus Holzschnitte aus der Sammlung Joseph Hierling Museum Schloss Moyland Bedburg HauPreise Bearbeiten1931 1 Kunstpreis der Stadt Hannover 1952 1 Preis der Internationalen Grafik Gilde ParisArbeiten im offentlichen Raum BearbeitenWerke Walter Beckers befinden sich u a im Besitz von Lindenau Museum Altenburg Museum fur aktuelle Kunst Sammlung Hurrle Durbach Kunsthalle in Emden Museum Folkwang Essen Stadtische Galerie Ettlingen Augustinermuseum Freiburg Sprengel Museum Hannover Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Universitatsmuseum Marburg Kunsthalle Wurth Schwabisch Hall Kunsthalle Schweinfurt Kunstmuseum Singen Sudwestdeutsche Kunststiftung SingenLiteratur Auswahl BearbeitenIngrid von der Dollen Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing 2018 Hubert Portz Walter Becker Fruhe Werke 1914 1933 Edition Strasser Albersweiler 2008 Rainer Zimmermann Expressiver Realismus Malerei der verschollenen Generation Hirmer Munchen 1994 S 350 Hans H Hofstatter Gerd Presler Walter Becker zum 100 Geburtstag 1893 1993 Hrsg von Christine Kaiser Baden Baden 1993 S 9 49 Daniela Maier Walter Becker 1893 1984 zum 100 Geburtstag Hrsg vom Museum der Stadt Ettlingen Oberweier 1993 Gerd Presler Walter Becker Der Mensch im Mittelpunkt In Walter Becker zum 90 Geburtstag Baden Baden 1983 S 9 15 Reinhard Bentmann Walter Becker zum 85 Geburtstag Neue Bilder Galerie Apfelbaum Karlsruhe 1978 Becker Walter In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 1 A D E A Seemann Leipzig 1953 S 149 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Becker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Internetseite zum Kunstler Walter Becker Biografie bei whoswho de Zeichnung Schulkinder 1919Einzelnachweise Bearbeiten Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 7f Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 9 Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 13 Eine Auflistung der illustrierten Bucher findet sich in Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 133f Im Katalog zu dieser Ausstellung schreibt Fraenger Was immer Walter Becker zeichnet Es ist wie hingespielt mit der Selbstverstandlichkeit unwillkurlicher Ausserung Die Triebhaftigkeit seiner kunstlerischen Natur ist vollig ungebrochen Zwischen starren Kubismen und erkrampften Monumentalgebarden die wir satt haben spuren wir in der Kunst des jungen Rheinlanders das unerschopfliche Stromen stets wacher Formsinnlichkeit zitiert nach Hubert Portz 2008 Walter Becker Fruhe Werke 1914 1933 Edition Strasser Albersweiler S 10 Eine Abbildung des Werks das heute im Besitz des Sprengel Museums Hannover ist findet sich in Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 28 Hubert Portz 2008 Walter Becker Fruhe Werke 1914 1933 Edition Strasser Albersweiler S 63 Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 39 Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Christiane Ladleif Gerhard Schneider Hrsg 2012 Moderne am Pranger Die NS Aktion Entartete Kunst vor 75 Jahren Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider Kettler Bonen S 250 vgl Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 39f Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 40 Ingrid von der Dollen 2015 Walter Becker 1893 1984 Malerei und Grafik Edition Joseph Hierling Tutzing S 68 kuenstlerbund de Ausstellungen seit 1951 Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kuenstlerbund de abgerufen am 21 November 2015 Siehe hierzu den Beitrag von Oliver Fiedler Traum und Wirklichkeit von Walter Becker im Singener Wochenblatt abgerufen am 18 Januar 2019 Normdaten Person GND 116105283 lobid OGND AKS LCCN n81002838 VIAF 17496455 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Becker WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und GrafikerGEBURTSDATUM 1 August 1893GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 24 Oktober 1984STERBEORT Tutzing am Starnberger See Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Becker Maler amp oldid 233233959