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Das Waldgut in der Stadt Klingenthal im sachsischen Vogtland ist ein ursprunglich einzeln stehender Gebaudekomplex unmittelbar an der heutigen Grenze zur Tschechischen Republik Als Gerichts und Verwaltungssitz bildete das Waldgut das seit 1631 u a uber das Schankrecht und die Erbgerichtsbarkeit verfugte den Ausgangspunkt fur die Besiedlung der sogenannten Auerbachischen Walder am Aschberg und die Entstehung des Ortes Obersachsenberg Es hatte die Funktion eines Rittergutes und wurde daher zeitweise auch als Rittergut oder Schloss Obersachsenberg bezeichnet 1 2 Zuletzt wurde das seit 2018 leerstehende Gebaude des Waldgutes als Sport Hotel genutzt Waldgut Obersachsenberg mit Grenzubergang von Schwaderbach kommend vor 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Spatere Nutzungen 3 Literatur und Archivgut 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Blick zum Waldgut 2012 Wenige Jahre nach Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges gestattete Kurfurst Johann Georg I von Sachsen 1626 die Vererbung verschiedener mit Wald bestandener Reviere an der bohmischen Grenze bei der Bergstadt Graslitz zum Anbau mit verschiedenen zugestandenen Freiheiten welches Gebiet anschliessend den Namen Sachsenberg erhielt Durch dieses Waldgebiet fuhrte eine von der Stadt Auerbach Vogtl kommende und nach Graslitz fuhrende Fahrstrasse Kurz bevor diese Strasse auf die Grenze nach Bohmen stiess liess der damalige Pachter des Messingwerkes Niederauerbach Matthaus Gnaspe der bereits 1625 eine Brettmuhle in Steindobra erbauen liess sich in exponierter Lage ein Schloss wohl eher ein schlossahnliches Gebaude errichten das erstmals 1630 als Herrensitz genannt wird 3 Das Geld fur die Errichtung des Gutes am oberen Sachsenberg hatte er am 10 Dezember 1629 aus dem Verkauf der Brettmuhle in Steindobra und des spater Untersachsenberg genannten Erbgutes an Hans Wilhelm von Boxberg erhalten Gnaspe nahm 1631 den oberen Sachsenberg zum Lehen 4 Am 14 Marz 1631 erhielt Gnaspe fur das von ihm errichtete Waldgut mehrere Freiheiten vom sachsischen Kurfursten Johann Georg I verliehen darunter befanden sich das Brau Schank und Backrecht sowie zur Hasen und Niederen Jagd Als Verwaltungsmittelpunkt war das Waldgut das erste Gebaude des in der Umgebung sich allmahlich durch zunehmende Besiedlung am Hang des Aschberges herausbildenden Ortes Obersachsenberg Aufgrund von Verschuldung musste das sogenannte Gnaspische Wald Guth Ober Sachsenbergk von Frau Gnaspe versteigert werden und gelangte 1688 in den Besitz des kursachsischen Oberstleutnants Moritz Heinrich Trutzschler 1702 erwarben der kursachsischer Amtmann und Jurist Georg Andreas Conradi aus Dresden und dem Handelsmann Johann Schwabe aus Leipzig das Waldgut die es 1718 an den Fleischer Johann Wolf Enders verkauften 1718 gelangte das Waldgut das seit 1657 im Sekundogeniturfurstentum Sachsen Zeitz lag wieder mit dem Amt Voigtsberg an das Kurfurstentum Sachsen zuruck Im Unterschied von einem etwa zeitgleich entstandenen zweiten Waldgut das der Berghauptmann Hans Wilhelm von Boxberg im spateren Untersachsenberg angelegt hatte und das bis in die jungere Vergangenheit noch als Gasthaus genutzt wurde wurde das Obersachsenberger Waldgut auch als Oberes Waldgut bezeichnet 5 Im Jahre 1703 unterstanden dem Waldgut Obersachsenberg neun Hauser 1790 waren es bereits 15 Hauser und 44 Hausler Wie im gesamten Klingenthaler Raum wurden dort auch Musikinstrumente hergestellt Seit 1798 bzw 1801 befinden sich bei beiden Halften des Waldgutes Obersachsenberg im Besitz der Familie Glier aus der der Instrumentenbauer Johann Wilhelm Rudolph Glier stammte 6 1875 war das Waldgut ein exemtes Grundstuck innerhalb der Landgemeinde Obersachsenberg 7 Mit 356 Steuereinheiten zahlte das Waldgut um 1900 zu den kleinsten Rittergutern im Konigreich Sachsen Das Waldgut war ursprunglich ein Lehen des Deutschen Ordens in Plauen Mit dem Ubergang der Besitzungen des Deutschen Ordens an den Herzog von Sachsen Zeitz wurde das Waldgut 1667 dem Amt Voigtsberg zugeordnet und von dort als Lehen ausgegeben Auf Anordnung des Koniglichen Sachsischen Ministeriums der Justiz vom 20 November 1855 wurde die Gerichtsbarkeit des Waldgutes Obersachsenberg aufgehoben und dem Gericht in Klingenthal ubertragen 8 Fur das exemte Waldgut Obersachsenberg sind 1880 17 Einwohner belegt Das Gut gehorte zum Postbestellbezirk Untersachsenberg Das Untere Waldgut hat in diesem Jahr 5 Einwohner mehr Im Gegensatz zu diesem gehorte das Obere Waldgut nicht direkt zur Klingenthaler Parochie sondern zu seiner Tochterkirche in Georgenthal 9 Zum 1 Dezember 1910 lebten im Waldgut Obersachsenberg 21 Personen 10 Spatere Nutzungen Bearbeiten nbsp Informationstafel am Waldgut in KlingenthalMit dem im Vogtland aufkommenden Tourismus begann 1893 der Gastwirtschaftsbetrieb Das kurzzeitig auch Schloss 11 genannte Gasthaus Waldgut Obersachsenberg wurde u a durch einen Saalanbau erweitert und spater zum Berggasthof Waldgut umgestaltet Der Berggasthof wurde unter Paul und Erna Schossel zum vielbesuchten Sporthotel Waldgut Aschberg mit Aussichtsterrasse ausgebaut und am 3 November 1934 eroffnet Spaterer Betreiber war die Kraftwerk Union KWU Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Waldgut anfanglich durch den FDGB als Arbeiter Erholungsheim und ab 1950 als HO Sporthotel mit neuer Kuche und offentlicher Gaststatte betrieben Bis 1938 wurde das Waldgut gleichzeitig auch als Zollstation genutzt Unmittelbar neben dem Gebaude befand sich an der deutsch tschechoslowakischen Grenze der Schlagbaum auf der Fahrstrasse nach Schwaderbach Bublava Nach dem Ende der HO Zeit 1990 erwarben zwei Rechtsanwalte aus Zwickau das Hotel 1994 wurde im Waldgut anlasslich des 60 jahrigen Bestehens als Sporthotel eine besondere Veranstaltungsreihe organisiert bei der mehrere bekannte DDR Wintersportler aus dem Ort und der Region wie Christel Meinel und Harry Glass zum Interview eingeladen wurden Einer der Reporter war dabei der aus dem DDR Fernsehen bekannte Heinz Florian Oertel Spatere wechselten haufig die Pachter und Besitzer teilweise auch durch Zwangsversteigerungen Seit 2018 steht das Hotel als Brache leer 12 Durch einen Stadtratsbeschluss vom 25 Mai 2021 wurde das Grundstuck als besondere Baubrache in das INSEK 2019 von Klingenthal aufgenommen 13 Literatur und Archivgut BearbeitenAugust Siegmund von Zeutzsch Alphabetisches Verzeichnis aller in dem Churfurstenthum Sachssen und in denen dazu gehorigen incorporirten und ubrigen Landen befindlichen Chur Furstlichen Aemter Stadte Schlosser Dorfer und Forwerge desgleichen aller Land und Vasallen Stadte auch einzelner Guther Hammerwerke Forwerge und wusten Marken mit deutlicher Bemerkung der Lage und Qualitat eines jeden Ortes auch sonst mit nutzlichen Anmerkungen versehen Walther sche Hofbuchhandlung Dresden 1768 S 158 online August Siegmund von Zeutzsch Alphabetisches Verzeichnis aller in dem Churfurstenthum Sachsen und in denen dazu gehorigen incorporirten Landen befindlichen Schrift und Amtsassigen auch accisbaren grossen und kleinen Stadte Aemter Schlosser Flecken Ritterguther mit beygefugten Anmerkungen 2 Aufl Walther sche Hofbuchhandlung Dresden 1791 S 594 online H L Hofmann Alfred Burgmann Wilhelm Feldmann Die Ritterguter des Konigreichs Sachsen ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischen und statistischen Nachrichten uber samtliche Ritterguter pp Dresden Erfurt 1914 S 330 online Das Sporthotel Waldgut In Klingenthaler Zeitung vom 13 April 2018 S 1f Hauptstaatsarchiv Dresden Bestand 12613 Gerichtsbucher Obersachsenberg Rittergut Repertorium des Aktenbestandes online einsehbar Oberst Vollborn et al Topographische Karte Aquidistantenkarte Sachsen Section Zwota No 152 Bureau des Koniglichen Generalstabes Hrsg Giesecke amp Devrient Leipzig 1876 datiert online im Kartenforum der SLUB Einzelnachweise Bearbeiten Gustav Adolf Ponicke Hrsg Album der Schlosser und Ritterguter im Konigreiche Sachsen V Section Expedition des Ritterschaftlichen Album Vereins Leipzig 1859 S 30 Beispiel fur die Erwahnung als Schloss in der Leipziger Zeitung vom 4 Mai 1857 Obersachsenberg In Das Obere Vogtland Werte unserer Heimat Band 26 1 Auflage Akademie Verlag Berlin 1976 S 90 91 Curt Sippel Geschichtliches aus den Klingenthaler Bergen In Mitteilungen des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz Band 18 1929 Heft 3 4 S 97 107 hier S 104 Manfred Gabler Das Waldgut Untersachsenberg In Kulturbote Schrift fur Regionales Kulturelles Geschichtliches und Unterhaltsames fur den Musikwinkel Jahrgang 1 1995 Heft 1 2 S 38 41 Obersachsenberg im Handbuch der Geographie S 437 Sachsenberg Ober HOV ISGV Abgerufen am 7 Dezember 2022 Leipziger Zeitung vom 4 Dezember 1855 Beilage Alphabetisches Verzeichniss der im Konigreiche Sachsen belegenen Stadt und Landgemeinden Kreishauptmannschaft Klingenthal Amtshauptmannschaft Auerbach unter d sonstige exemte Grundstucke 3 und 5 Seite 440 Willkommen bei Gemeindeverzeichnis de Abgerufen am 26 August 2023 Bruno Berlet Wegweiser durch das sachsisisch bohmische Erzgebirge Annaberg 1898 S 179 Thorald Meisel Abriss oder Sanierung Das Waldgut am Aschberg in Klingenthal steht jetzt auf der Brachenliste In Freie Presse Oberes Vogtland 27 Mai 2021 abgerufen am 7 Dezember 2022 Artikelanfang frei einsehbar Grosse Kreisstadt Klingenthal Aufnahme weiterer brachliegender Gebaude in das INSEK 2019 Fachteil Brachen Stadtrats Beschluss Nr 237 vom 25 Mai 2021 Ausfertigung 26 Mai 2021 hier 60 Brache ehem Sporthotel Waldgut Goethestr 1 Grenzstrasse 8 Klingenthal PDF Dokument S 4 50 383519 12 499813 Koordinaten 50 23 0 7 N 12 29 59 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldgut Klingenthal amp oldid 236982439