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Die WZB Studie zu religiosem Fundamentalismus ist eine Studie die 2014 von Ruud Koopmans am Wissenschaftszentrum Berlin fur Sozialforschung unter dem Titel Religious Fundamentalism and Out Group Hostility among Muslims and Christians in Western Europe veroffentlicht wurde 1 Sie hatte das Ziel herauszufinden ob und wie stark fundamentalistische Einstellungen unter Muslimen und Christen in Westeuropa verbreitet sind Dafur wurden bereits im Jahr 2008 Muslime und Christen in sechs westeuropaischen Landern mit Aussagen zu Fundamentalismus und Abneigung gegenuber Fremdgruppen outgroup hostility konfrontiert Koopmans strebte mit seiner Auswertung von 2014 einen internationalen Vergleich zwischen den fundamentalistischen Einstellungen von eingewanderten Muslimen und als einheimisch betrachteten Christen in sechs Landern an 2 Er schlussfolgerte aus seinen Ergebnissen dass Fundamentalismus unter westeuropaischen Muslimen kein Randphanomen sei Der Wissenschaftler betonte am Ende seiner Darlegungen aber auch ausdrucklich dass der Zusammenhang von Fundamentalismus und Gewalt politischem Extremismus nicht in dieser Studie untersucht wurde Die Studie ist hoch umstritten Sowohl deutsche als auch internationale Medien setzten sich mit ihr und ihrer Wirkung auseinander Einigen Gruppierungen wie der AfD Fraktion im Deutschen Bundestag diente sie als Bestatigung und Begrundung fur ihre Ablehnung des Islam als Gesamtphanomen Kritiker warfen Koopmans vor Ol ins Feuer zu giessen und die islamfeindliche Debatte in Deutschland und Europa anzuheizen Koopmans gab beispielsweise nicht an welchem Prozentsatz der Gesamtbevolkerung die von ihm befragten Muslime entsprachen zumal er nur Muslime der ersten und zweiten Migrantengeneration mit turkischen oder marokkanischen Wurzeln berucksichtigte Auch wurden bei allen Variablen etwa doppelt so viele Muslime wie Christen befragt Koopmans selbst wertete seine Studie nicht Wissenschaft bringe objektive Ergebnisse hervor fur die er keine personliche Verantwortung ubernehmen konne Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Ziele 3 Fundamentalismusbegriff 4 Durchfuhrung 4 1 Datenerhebung 4 2 Items 4 3 Ergebnisse 5 Schlussfolgerungen 6 Rezeption 6 1 In den Medien 6 2 Verwendung der Studie durch die AfD Fraktion 7 Literatur 7 1 Studien 7 2 Medienberichte 7 3 Antrage 7 4 Diskussion im Bundestag 8 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenAls Anlass fur die WZB Studie wurde angegeben dass der Debatte uber islamischen Fundamentalismus und muslimische Einwanderung die wissenschaftliche und statistische Basis fehle Vor allem interessierte den Autor dabei der Vergleich mit der Einstellung westeuropaischer Christen zu Fundamentalismus Zu Christen gebe es bereits Studien die auch zeigten dass eine fundamentalistische Einstellung oft einhergeht mit einer Ablehnung gruppenfremder Personen 3 Zunachst gab Koopmans den bis dahin aktuellen Forschungsstand wieder Er wies darauf hin dass die Mehrheit der Studien zu religiosem Fundamentalismus sich auf christliche Gruppen und im Besonderen auf amerikanische Protestanten beziehe Dabei sei in den letzten Jahren das wissenschaftliche Interesse an Fundamentalismus in mehrheitlich muslimischen Landern gestiegen 4 Das Wort Fundamentalismus werde fast nur in Zusammenhang mit dem Islam gebraucht und habe deshalb eine direkte Assoziation der beiden zur Folge Ausserdem wurde Fundamentalismus oft als Reaktion auf Sakularisierung und Modernisierung verstanden 5 Jedoch gebe es fast keine Studien bei muslimischen Immigranten im Westen dazu In Studien zu christlichem Fundamentalismus sei festgestellt worden dass eine fundamentalistische Einstellung oft mit niedrigem Einkommen niedrigem Bildungsgrad und wenig Prestige zusammenhangt Trafe dies auch fur Muslime zu wurde das vermehrt fundamentalistische Ansichten erwarten lassen da Muslime im Westen oft generell einen niedrigeren sozialen Status haben Bei Vergleichen sei es daher wichtig auf Unterschiede der sozialen Stellung zu achten Untersucht wurde in der vorliegenden Studie aber auch inwiefern sich Muslime in Westeuropa durch gefuhlte Diskriminierung mit ihrer Religion identifizieren Koopmans bezeichnet das als reaktionare Religiositat Um zu sehen wie Migranten von verschiedenen Staaten in die Gesellschaft integriert werden griff er auf Daten des Migrant Integration Policy Index MIPEX 2 zuruck 6 Ziele BearbeitenDie Studie verfolgte vier Zielfragen Wie hoch ist das Ausmass des religiosen Fundamentalismus unter muslimischen Immigranten in Westeuropa und wie gross ist das Ausmass an religiosem Fundamentalismus unter Christen in Westeuropa Welche sozio okonomischen Marker fur religiosen Fundamentalismus gibt es unter Muslimen und welche sozio okonomischen Marker gibt es bei Christen im Vergleich dazu Kann man Fundamentalismus von anderen Formen der Religiositat unterscheiden oder gehort er unweigerlich zur Strengglaubigkeit Welche Beziehung existiert zwischen religiosem Fundamentalismus und der Feindlichkeit der Gruppe gegenuber anderen Gruppen und besteht diese Beziehung in gleicher Weise bei Muslimen und Christen 3 Fundamentalismusbegriff BearbeitenUm den Forschungsgegenstand zu spezifizieren gab Koopmans an was in der Studie unter Fundamentalismus verstanden wird Dabei hielt er sich an die allgemein akzeptierte Definition nach Bob Altemeyer und Bruce Hunsberger 7 die folgendermassen lautet Der Glaube dass es eine Reihe von religiosen Lehren gibt die die wesentliche grundlegende intrinsische essentielle und unfehlbare Wahrheit uber das Gottliche und die Menschheit beinhalten Diese grundlegende Wahrheit steht bosen Machten gegenuber die bekampft werden mussen Diese Wahrheit muss befolgt werden nach den grundlegenden unveranderlichen Praktiken der Vergangenheit und diejenigen die an diese grundlegenden Lehren glauben und ihnen folgen haben eine besondere Beziehung zum Gottlichen 8 Im Sinne dieser Definition wollte Koopmans den Fundamentalismus von anderen Formen strenger Religiositat abgegrenzt sehen Beispielsweise von Traditionalismus denn oft wurden bestimmte Aspekte bei Fundamentalisten betont und mit bestimmten Aspekten der Moderne kombiniert Ebenso grenzte er den Begriff von dem der Orthodoxie ab denn Orthodoxie spiegele die Art und Weise wider wie Uberzeugungen vertreten werden und nicht den Inhalt dessen was geglaubt wird Des Weiteren wies Koopmans darauf hin dass bei all diesen Begriffen zwischen verschiedenen Religionen und auch verschiedenen Stromungen einer Religion unterschieden werden musse Bei jeder mussten eigene Massstabe angesetzt werden um Fundamentalismus zu messen 9 Auf der anderen Seite wurde in der vorliegenden Studie zwischen dem Fundamentalismusbegriff und Islamismus bzw Gewaltbewegungen unterschieden Nicht alle Fundamentalisten seien gewalttatig und nicht alle gewalttatigen Gruppierungen seien fundamentalistisch motiviert auch dann nicht wenn es um nach aussen gerichtete Feindlichkeit gehe Dem Zusammenhang zwischen Fundamentalismus und Gewalt wurde in dieser Studie jedoch nicht nachgegangen 8 Durchfuhrung BearbeitenDatenerhebung Bearbeiten Alle Daten stammen aus einer Umfrage von 2008 bei der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland Frankreich Belgien den Niederlanden Osterreich und Schweden befragt wurden Koopmans publizierte 2013 zusammen mit Evelyn Ersanilli eine erste Darlegung dieser Umfrage und der verwendeten Methodik Sie ist ebenfalls vom WZB unter dem Titel The Six Country Immigrant Integration Comparative Survey SCIICS Technical report veroffentlicht worden Diese Publikation diente auch als Basis der Rezeption in den Medien da die Mehrheit der unten erwahnten Artikel vor 2014 erschienen ist Der Prozess der Datenerhebung wird in der Veroffentlichung von 2013 umfassend offen gelegt Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Umfrage wurden allerdings erst 2014 mitveroffentlicht Die Publikation von 2014 hat daher eher den Charakter einer Metaanalyse Insgesamt wird eine Gesamtzahl von knapp 9 000 Befragungen angegeben davon 3 373 mit Angehorigen der Mehrheitsbevolkerung also europaischen Christen 3 344 mit Personen turkischer Herkunft 2 204 mit Personen marokkanischer Herkunft 10 Diese Aufschlusselung ist in der Veroffentlichung von 2014 nicht gegeben In allen sechs Landern wurden Immigranten der ersten und zweiten Generation mit turkischen Wurzeln befragt In Frankreich Deutschland Belgien und den Niederlanden wurden zusatzlich auch Menschen mit marokkanischen Wurzeln befragt Grund dafur sei die zu geringe Zahl an Migranten aus Marokko in Schweden und Osterreich Die beiden Herkunftslander seien insgesamt die wichtigsten in Bezug auf die Einwanderung in Europa Durch die unterschiedliche Zusammensetzung der muslimischen Immigranten in den untersuchten Landern seien die Daten in dieser Studie nicht reprasentativ fur die gesamte muslimische Population in diesen Landern Auch deckt die Umfrage nicht alle Lander Westeuropas ab aber mit Deutschland und Frankreich seien die beiden wichtigsten Einwanderungslander fur Muslime erfasst 11 Die Auswahl der Probanden erfolgte durch eine Stichprobe aus Telefonbuchern Um eine gemischte Methodik zu vermeiden wurde nach Namen Vor und Nachname ausgesucht wobei eine grosse Anzahl typisch turkischer marokkanischer und einheimischer Namen als Suchbegriffe verwendet wurden Als Grund dafur nennt Koopmans dass Bevolkerungsstatistiken nicht immer Informationen uber den Migrationshintergrund enthalten Es wurden sowohl Mobil als auch Festnetznummern angerufen Die Interviews wurden mithilfe von Computer Unterstutzung CATI in der jeweiligen Landessprache oder Turkisch Arabisch durchgefuhrt Demografische und soziale Kontrollvariablen also solche die sich wahrend des Experiments nicht andern waren im Falle der Umfrage Land des Wohnsitzes Alter erste oder zweite Immigrantengeneration dabei handelt es sich um Gastarbeiter die vor 1975 eingewandert sind und deren Kinder die entweder im Befragungsland geboren wurden oder dort hingezogen sind bevor sie 18 Jahre alt waren auch galten regionale Quoten fur die Herkunftsregion der befragten Muslime Geschlecht Familienstand Arbeitsstatus Jobstatus Wohnsituation Miete oder Eigenheim und der Bildungsgrad primar bis tertiar Quoten fur Alter Geschlecht Anrufzeit Tageszeit und Generation der Einwanderung seien eingehalten worden um innerhalb der Gruppen reprasentative Ergebnisse zu erzielen 12 13 Als Immigranten wurden alle Personen definiert die selbst im Ausland geboren wurden oder bei denen dies mindestens bei einem Elternteil zutrifft Zu den Christen wurden alle gezahlt die sich selbst als solche bezeichnen und bei denen beide Eltern und sie selbst im Inland geboren wurden Bei beiden Gruppen unterschied Koopmans Untergruppen Bei den Christen waren das Katholiken Mainline Protestanten und non mainstream Protestanten Die Muslime setzten sich aus Sunniten Schiiten und Aleviten zusammen 14 Von der Analyse ausgeschlossen waren Personen die keine Religion angegeben hatten Das waren mehr Menschen ohne Migrationshintergrund als Immigranten Allerdings wurden nicht alle Fragen auch an alle gestellt Bei den Fragen zur Feindseligkeit z B ist von Islam und Westen die Rede und nicht von Islam und Christentum da bei dieser Kategorie auch nicht religiose Personen befragt wurden Deshalb ist die Gesamtzahl der Befragten je nach Frage Set unterschiedlich Christen aus Marokko und der Turkei sowie Muslime ohne Migrationshintergrund wurden ausgenommen 15 Ausgenommen wurden ausserdem Muslime von der Zielgruppe wenn sie nur einen Berber Dialekt Kurdisch oder Assyrisch sprachen 16 Durch den Ausschluss von grossen Teilen der Zielgruppe und der unterschiedlich hohen Anzahl befragter Personen bestehen bei den angegebenen Parametern und der Methodik Probleme bezuglich der Validitat der Ergebnisse Ausserdem gibt Koopmans nicht an welchem Prozentsatz der Gesamtbevolkerung die von ihm befragten Muslime entsprechen Daher ist fraglich wie reprasentativ seine Studie fur die westeuropaische Gesellschaft ist Trotz einiger auch durch den Autor selbst dargelegten Probleme im Vorfeld erhoffte er sich von der Studie einen landerubergreifenden Vergleich Eine Einbeziehung aller muslimischen Immigranten auf der jeweiligen Landerebene beispielsweise lehnte die Studie ab da die Ergebnisse dann nicht vornehmlich den Vergleich zwischen verschiedenen europaischen Landern zeigten sondern eher zwischen den jeweiligen Herkunftslandern der Migranten Der gewahlte Ansatz stellte fur Koopmans eine Abwagung zwischen der besten Sampling Methode in einem bestimmten Land gegenuber der besten Methode fur alle Lander zusammen dar Jeder Ansatz habe seine Schwachstellen 11 Items Bearbeiten Die Durchfuhrung der Studie umfasste die Abfrage von Items aus verschiedenen Fragekategorien Die Antwortmoglichkeiten waren Stimme zu Stimme nicht zu und weiss nicht bzw Antwort verweigert Zustimmung wurde als fundamentalistische Antwort gewertet Doch da sich eine fundamentalistische Haltung nicht aus der alleinigen Ubereinstimmung mit einer der Aussagen ablesen lasse wurde zusatzlich ein Index aus allen drei Items gebildet Ablehnung und Nicht Wissen Verweigerung wurde als nicht fundamentalistische feindselige Antwort gewertet 17 Im Einklang mit der obigen Definition mass der Autor Fundamentalismus in dieser Studie durch drei miteinander zusammenhangende Aussagen Die Glaubigen sollten zu den Wurzeln des Islams Christentums zuruckkehren Es gibt nur eine einzige Auslegung der Bibel bzw des Korans an der jeder Christ bzw Muslim festhalten muss Die Regeln des der Bibel bzw des Korans haben Vorrang vor Gesetzen des Landes der betreffenden Umfrage 17 Die Feindlichkeit gegenuber Fremden Nicht Gruppenmitgliedern wurde mit den folgenden Aussagen gemessen Ich mochte keine homosexuellen Personen zum Freund haben Juden kann man nicht trauen Muslime streben danach die westliche Kultur zu zerstoren bei Einheimischen Westliche Lander streben danach den Islam zu zerstoren bei Personen turkischer oder marokkanischer Herkunft 15 Koopmans bediente sich fur die Auswertung seiner Studie der multivariaten Regressionsanalyse die dann verwendet wird wenn die Beziehung zwischen mehreren unabhangigen und abhangigen Variablen gleichzeitig untersucht werden soll Um den Grad an Ubereinstimmung interne Konsistenz zwischen mehreren Fragen in der Studie zu messen wurde fur jedes Frage Set ein Cronbach Alpha Koeffizient errechnet Ab einem Wert von 0 7 gelten Fragen als genugend konsistent Fur die Fragen nach der fundamentalistischen Einstellung der Probanden gab Koopmans 0 76 an Beim zweiten Frage Set liege er bei 0 66 18 Weitere drei Fragen galten der religiosen Identifizierung In welchem Umfang fuhlen Sie sich als Christ bzw Muslim In welchem Umfang fuhlen Sie sich Christen bzw Muslimen verbunden In welchem Umfang sind Sie stolz darauf ein Christ bzw Muslim zu sein Diese Fragen konnten mit einem Wert auf einer Skala von 1 gar nicht bis 5 sehr beantwortet werden 14 Schliesslich wurde noch die gefuhlte bzw personlich erlebte Diskriminierung gemessen um zu prufen ob sich der ermittelte Fundamentalismus mit einer Flucht in Religion erklaren lasst Dazu gab es sechs spezifische Fragen Wie oft fuhlen Sie sich wegen Ihrer Herkunft Religion diskriminiert auf Wohnungssuche auf Jobsuche im Cafe oder Club in der Schule von der Polizei oder von einer offentlichen staatlichen Institution Die Fragen konnten mit nie fast nie manchmal oft und immer beantwortet werden 19 Ergebnisse Bearbeiten In Bezug auf die drei Fragen die Fundamentalismus definieren sollen unterschied Koopmans zwischen Muslimen der ersten und zweiten Generation Die hochsten Werte hatten die muslimischen Immigranten der ersten Generation 60 fanden dass der Islam zu seinen Wurzeln zuruckkehren sollte 75 glaubten an nur eine bindende Koraninterpretation und 65 hielten religiose Regeln fur wichtiger als nationale Gesetze 44 stimmten allen drei Aussagen zu Bei der zweiten Generation sind es etwa 50 70 65 und 40 fur alle drei Fragen Die Christen wiederum gaben zu 20 15 10 und 5 fur alle drei Fragen zustimmende Antworten 20 Um die Ergebnisse mit und ohne verschiedene Einzelfaktoren zu untersuchen gab Koopmans nicht standardisierte Regressionskoeffizienten und Signifikanzniveaus in Tabellen an Die Katholiken und Osterreich galten dabei als Referenzgrossen Die so angegebenen Ergebnisse sind fur Personen die nicht mit dieser Methodik vertraut sind nur schwer verstandlich Lediglich einzelne Auswertungen wurden von Koopmans im Text hervorgehoben und dann auch als Prozentzahlen angegeben Um verschiedene Zusammenhange auszuwerten gab Koopmans in seinen Tabellen funf Modelle an die jeweils verschiedene Faktoren einbeziehen Das erste Modell bezog sich nur auf die untersuchten religiosen Gruppen mit ihren Kontrollvariablen Modell 2 addierte die demografischen und sozio okonomischen Faktoren sowie die Lander Modell 3 bezog zusatzlich zu Modell 2 noch die Religiositat mit ein Die Modelle 4 und 5 zeigten die Ergebnisse fur die Gesamtheit der Christen bzw Muslime ohne zwischen Untergruppen zu differenzieren Bei Modell 5 wurde zusatzlich nach der erlebten Diskriminierung der Muslime gefragt 21 Fur den Autor zeigten seine Ergebnisse dass demografische Faktoren keine grosse Rolle spielen sozio okonomische dagegen schon Der wichtigste dabei sei die Bildung Modell 3 zeige dass religiose Identifikation ein wichtiger Pradiktor fur Fundamentalismus sei Das hiesse dass der Unterschied zwischen Sunniten und den anderen muslimischen Gruppen anhand religioser Identifizierung erklart werden kann Nur bei den Christen spiele das Alter fur eine fundamentalistische Einstellung eine Rolle 22 Reaktive Religiositat aufgrund von Diskriminierung scheine es wenig zu geben Koopmans zeigte sich erstaunt dass bei Landern die Migranten starker einschranken die reaktive Religiositat sogar niedriger zu sein scheint Hingegen lege der Landervergleich zwischen Christen und Muslimen nahe dass sich die Muslime an den Religiositatstyp anpassen der unter der christlichen Bevolkerungsmehrheit ihrer jeweiligen Lander vorherrsche Wo Christen weniger fundamentalistisch seien wie in Schweden Deutschland und den Niederlanden treffe dies auch auf die Muslime zu 23 Auch beim zweiten Frage Set zeigten die muslimischen Immigranten der ersten Generation die hochsten Werte 60 mochten keine homosexuellen Personen zum Freund haben 47 geben an dass man Juden nicht trauen konne 53 denken dass der Westen den Islam zerstoren will und etwa 38 stimmten allen drei Aussagen zu Die Unterschiede zwischen den Muslimen der ersten und zweiten Generation sind gering Bei den Christen sind es 11 9 22 und 2 24 Zu dieser Fragestellung gab Koopmans ebenfalls eine Tabelle an die die Unterschiede zwischen den Subgruppen mit und ohne zusatzliche Faktoren anzeigt Auch hier sah der Autor dass die sozio okonomischen Aspekte wichtig sind aber auch Alter und Geschlecht eine Rolle spielten Modell 3 zeige den Zusammenhang zwischen Fundamentalismus und Feindseligkeit nach aussen 25 Schlussfolgerungen BearbeitenAls Schlussfolgerungen ergaben sich fur Koopmans folgende Antworten auf seine vier Zielfragen Fundamentalismus ist unter westeuropaischen Muslimen kein Randphanomen Fundamentalistische Ansichten Strukturen sind weit verbreitet werden aber nicht allen geteilt 26 Sozio okonomische Marginalisierung ist bei muslimischen Immigranten in ahnlicher Weise mit Fundamentalismus korreliert wie bei Christen Die wahrgenommene Diskriminierung hat dagegen wenig damit zu tun 27 Zwischen starker Religiositat und Fundamentalismus besteht weder bei Christen noch bei Muslimen eine zwingende Korrelation 28 Wie bei Christen besteht eine klare Korrelation zwischen Fundamentalismus und Feindlichkeit gegenuber Fremdgruppen Starke Religiositat allein ist dagegen gar nicht bei Christen bzw schwach bei Muslimen mit Feindlichkeit gegenuber Fremdgruppen korreliert 28 Koopmans halt es fur falsch aus den Befunden der Studie abzuleiten dass es zwischen liberalem Christentum und fundamentalistischem Islam eine fundamentale Differenz gibt weil fundamentalistische Weltsichten auch bei Christen verbreitet seien und umgekehrt viele muslimische Migranten derartige Weltsichten nicht teilten Auch warnt er davor die Ergebnisse der Studie auf andere Regionen der Welt zu ubertragen weil die Situation in Westeuropa dadurch gekennzeichnet sei dass Muslime hauptsachlich aus konservativen ruralen Gegenden kamen und europaische Christen weniger religios und sozial konservativ seien als Christen in anderen Teilen der Welt Religios konservative Muslime trafen auf eine sakularisierte einheimische Bevolkerung treffen und die Unterschiede seien entsprechend gross In den Vereinigten Staaten von Amerika sei der Unterschied zwischen Muslimen und Christen dagegen erheblich kleiner 28 Rezeption BearbeitenIn den Medien Bearbeiten Koopmans Studie wurde in den Medien sehr unterschiedlich aufgenommen Besonders offentlichkeitswirksam war die Durchsetzung einer Diskussion uber Koopmans von Studenten der Berliner Humboldt Universitat im Institutsrat Ein Artikel von Gerald Wagner mit dem Titel Eisberg in der Wohlfuhlzone Islamforscher am Pranger auf faz net aktualisiert am 27 Juli 2016 berichtete uber diesen Vorfall Dort heisst es dass die Studenten Koopmans des Rassismus bezichtigten und ihm vorwarfen die gesellschaftliche Realitat zu ignorieren Der Artikel verteidigte den Wissenschaftler allerdings und kritisierte die Humboldt Universitat fur ihre Reaktion auf die Vorwurfe der Studenten 29 Auf der anderen Seite sieht Elhakam Sukhni von der Universitat Osnabruck die Studie kritisch und ausserte Bedenken gegenuber Koopmans methodischem Vorgehen in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova vom 12 Januar 2015 30 Die Welt erwahnte die Umfrage am 12 Dezember 2013 und gab die Ergebnisse wieder allerdings ohne weiter zu differenzieren 31 Auch in den auslandischen Medien wurde die Studie rezipiert Zwei Artikel der Washington Post die im Abstand von drei Tagen erschienen widmeten sich Koopmans Ergebnissen Eric Voeten dessen Artikel am 13 Dezember 2013 veroffentlicht wurde zeigte sich vor allem besorgt daruber dass die Studie hauptsachlich die Debatte um den Islam in den Medien weiter anheizen und fremdenfeindlichen Parteien in die Karten spielen wurde Er ging aber auch davon aus dass Koopmans Ergebnisse gesellschaftlich relevant seien und nicht ignoriert werden sollten 32 Fur Cas Mudde andererseits dessen Artikel am 16 Dezember 2013 erschien liegt das grosste Problem der Studie in der Unterscheidung zwischen muslimischen Immigranten und christlichen Einheimischen Auch ausserte Mudde Bedenken bezuglich Koopmans Methodik und der Rezeption der Studie in den Medien Schliesslich versuchte er die Ergebnisse zu relativieren indem er aufzeigte dass es keine Unterschiede in der Einstellung von Muslimen zu Fundamentalismus in Europa und den USA geben wurde stattdessen hatten die USA aber ein grosseres Problem mit fundamentalen Christen 33 Die niederlandische Trouw Zeitung berichtete ebenfalls uber die Studie Sie legte am 13 Dezember 2013 die Ergebnisse und Koopmans Ansichten dar zitierte aber auch zwei Kritiker der Studie und deren Argumente 34 Verwendung der Studie durch die AfD Fraktion Bearbeiten Nicht zuletzt diente die Studie spater der AfD Bundestagsfraktion als Beleg fur die Verinnerlichung gesetzeswidriger Handlungsanweisungen des Koran durch europaische Muslime in ihrem Antrag Unvereinbarkeit von Islam Scharia und Rechtsstaat Der Radikalisierung den Boden entziehen keine Verbreitung gesetzwidriger Lehren uber den am 11 Oktober 2018 eine heftige Bundestagsdebatte gefuhrt wurde 35 Die AfD Fraktion bezog sich in ihrem Antrag auf diese Studie um zu verdeutlichen dass eigentlich allen Muslimen eine fundamentalistische Einstellung zu attestieren sei Dabei zitierte die Fraktion selektiv Ergebnisse der Studie ohne die Werte der Vergleichsgruppen zu nennen Sie gab wieder dass 60 der Muslime der Meinung waren dass sich alle Muslime auf den ursprunglichen Islam besinnen sollen dass 65 im Konfliktfall die Vorschriften der Religion den Gesetzen des Staates vorziehen wurden und 75 an nur eine verbindliche Koraninterpretation glauben wurden 35 Tatsachlich sind das aber nur die Ergebnisse der ersten Generation muslimischer Einwanderer mit turkischen und marokkanischen Wurzeln Weiterhin wurden die Ergebnisse verallgemeinert d h auf alle europaischen Muslime ubertragen obwohl nur bestimmte Gruppen befragt wurden worauf Koopmans zwar hinwies aber unter Verweis auf den Kompromiss bei der Sampling Methode selbst auf diese Weise argumentierte Ebenso wurde von der AfD Fraktion nicht erwahnt dass Koopmans eine spezifische und von anderen Begriffen abgegrenzte Definition von Fundamentalismus in seiner Studie zu Grunde legte Auch die komplizierte Zusammensetzung der berucksichtigten Parameter sowie die oben genannten problematischen Aspekte die Methodik betreffend wurden von der AfD Fraktion nicht angegeben Stattdessen wurden die Ergebnisse als solide Tatsachen dargestellt Dies kritisierte der SPD Abgeordnete Karl Heinz Brunner in seiner Rede der zugehorigen Bundestagsdebatte vom 11 Oktober 2018 Brunner warf der AfD Fraktion vor bewusst Unwahrheiten zu verbreiten Er ausserte in seinem Redebeitrag dass die AfD Fraktion ihren Antrag nicht auf qualitative Studien grunde Stattdessen betone der Autor der einzigen Studie auf die sich bezogen wird dass nur eine Minderheit deutscher Muslime uberhaupt fundamentalistische Einstellungen hat 36 Welche Aussage der WZB Studie Brunner damit meinte ist unklar da Koopmans sich explizit nicht zu der Situation einzelner Lander ausserte sondern einen europaischen Vergleich anstrebte Brunner uberging damit ebenfalls Koopmans Definition von Fundamentalismus und liess sich auf das Verstandnis dieses Begriffs der AfD Fraktion ein Literatur BearbeitenStudien Bearbeiten Koopmans 2014 Religious fundamentalism andout group hostility among Muslims and Christians in Western Europe Ersanilli Koopmans 2013 The Six Country Immigrant Integration Comparative Survey SCIICS Technical reportMedienberichte Bearbeiten Gerald Wagner Eisberg in der Wohlfuhlzone Frankfurter Allgemeine vom 27 Juli 2016 Nele Freudenberger mit Elhakam Sukhni Fundamental anders Deutschlandfunk Nova 12 Januar 2015 Eric Voeten How widespread is Islamic fundamentalism in Western Europe Washington Post vom 13 Dezember 2013 Cas Mudde Muslim fundamentalism in Europe So what Washington Post vom 16 Dezember 2013 Robin de Wever Enquete bewijst dat veel Europese moslims fundi zijn Of toch niet Trouw 13 Dezember 2013 Muslime Religion ist wichtiger als das Gesetz Welt vom 12 Dezember 2013Antrage Bearbeiten Antrag der AfD Fraktion des Bundestages Unvereinbarkeit von Islam Scharia und Rechtsstaat Der Radikalisierung den Boden entziehen keine Verbreitung gesetzwidriger Lehren 10 Oktober 2018 Drucksache 19 4840Diskussion im Bundestag Bearbeiten Plenarprotokoll S 5890 5908 und Debatte 19 55 im Deutschen Bundestag zum Antrag Unvereinbarkeit von Islam Scharia und Rechtsstaat Der Radikalisierung den Boden entziehen keine Verbreitung gesetzwidriger Lehren der AfD Fraktion am 11 Oktober 2018 DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten Islamischer religioser Fundamentalismus ist weit verbreitet WZB abgerufen am 14 November 2020 Six Country Immigrant Integration Comparative Survey SCIICS WZB abgerufen am 14 November 2020 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 1 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 3 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 2 4 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 4 6 Bob Altemeyer und Bruce Hunsberger Authoritarianism Religious Fundamentalism Quest and Prejudice in The International Journal for the Psychology of Religion 2 2 1992 113 133 Hier S 118 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 2 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 2 3 Ersanilli Koopmans 2013 The Six Country Immigrant Integration Comparative Survey S 1 2 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 7 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 7 8 Ersanilli Koopmans 2013 The Six Country Immigrant Integration Comparative Survey S 6 22 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 10 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 9 Ersanilli Koopmans 2013 The Six Country Immigrant Integration Comparative Survey S 15 a b Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 8 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 8 9 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 11 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 11 12 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 13 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 12 14 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 15 16 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 16 17 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 17 18 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 19 Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 20 a b c Koopmans 2014 Religious Fundamentalism S 21 Gerald Wagner Eisberg in der Wohlfuhlzone Frankfurter Allgemeine vom 27 Juli 2016 Fundamental anders Deutschlandfunk Nova 12 Januar 2015 Muslime Religion ist wichtiger als das Gesetz Die Welt vom 12 Dezember 2013 How widespread is Islamic fundamentalism in Western Europe Washington Post vom 13 Dezember 2013 Cas Mudde Muslim fundamentalism in Europe So what Washington Post vom 16 Dezember 2013 Enquete bewijst dat veel Europese moslims fundi zijn Of toch niet Trouw 13 Dezember 2013 a b Antrag der AfD Fraktion im Deutschen Bundestag Unvereinbarkeit von Islam Scharia und Rechtsstaat Der Radikalisierung den Boden entziehen keine Verbreitung gesetzwidriger Lehren S 3 Plenarprotokoll der Bundestagsdebatte vom 11 Oktober 2018 S 5897 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title WZB Studie zu religiosem Fundamentalismus amp oldid 235519781