www.wikidata.de-de.nina.az
Die Wassermatten im Oberaargau sind Beispiele fur eine ehemals im Mittelland der Schweiz verbreiteten Kulturform der genossenschaftlichen Wiesenbewasserung und Dungung Sie sind fur weite Teile des fruheren Kulturlandes typisch Am besten sind sie heute noch in den Flusstalern der Langeten der Onz und der Rot erhalten Die Geschichte der Bewasserung in diesem Gebiet geht bis auf die Melioration im 13 Jahrhundert durch die Zisterzienser monche des Klosters St Urban zuruck Wasserung in der Brunnmatte Roggwil Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kunstgeschichte 3 Schutz 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Wasserungsschema aufgenommen von einer Informationstafel in den Melchnauer WassermattenZur Bewasserung der Wiesen wurden weitverzweigte Systeme aus Kanalen und Graben verschiedener Ordnungsstufen geschaffen Das Wasser wurde mit Damme gestaut und durch Hauptbewasserungsgraben mit Brutschen Schleusen und Seitengraben mit Ablissen Wasserauslassen und Wuhren verteilt Mit Staubrettern konnte das Wasser auf die Parzellen geleitet werden In den Talboden entstanden weite Wassermatten mit vielseitigen Grabensystemen und in den Seitentalern die Ablissmatten mit einfachen Grabensystemen Die Wassermatten waren fruher wertvolles Kulturland Das Wiesland wurde mehrmals im Jahr d h drei bis viermal bewassert im Fruhling nach dem Einbringen von Heu und Emd im Sommer bzw Spatherbst Dank der mitgeschwemmten Schwebstoffe wurde es gleichzeitig gedungt Das landschaftspragende Kleinrelief entstand durch die feinen standigen Ablagerungen des Wassers Die Bewasserung erfolgte traditionell gemass Grundbucheintragen verbrieften Wasserrechten Reglementen und Kehrordnungen Die Hauptgraben und Brutschen wurden von der Wassermatten Genossenschaft im Gemeinwerk und die Seitengraben mit den dazugehorigen Anlagen von den jeweiligen Bewirtschaftern unterhalten Der Uferschutz ist bis heute teilweise Aufgabe der Anstosser nbsp Wassermatten von Melchnau mit WassergrabenDurch die grossflachige Wiesenbewasserung entstand im Langeten Oenz und Rottal eine naturnahe Kulturlandschaft von besonderer Eigenart die von weiten Grunlandflachen meist Naturwiesen und vielen Hecken sowie Einzelgeholzen entlang den Gewassern und Wassergraben gepragt ist Erlen Weiden Traubenkirschen Eschen und einzeln stehende Eichen gliedern die Landschaft Viele Tierarten finden in den Feuchtgebieten ihren Lebensraum Rabenkrahe Mausebussard Stockente Ringeltaube Graureiher Specht und Lerche und Amphibien Die Wassermatten sind auch fur das Grundwasser wichtig dessen Volumen durch die Wiesenbewasserung beeinflusst wird Im unteren Langetental kommen aus Niederschlagen und unterirdischen Zuflussen 87 aus Bachbett und Hochwasser 10 und aus der Versickerung der Wassermatten rund 3 des Grundwassers Die heutige Landschaft der Wassermatten entstand durch jahrhundertelange Arbeit auf den Fluren So konnte sich diese naturnahe Kulturlandschaft entwickeln Kunstgeschichte BearbeitenNamhafte Maler wahlten das Sujet Wassermatten fur ihre Werke So weilte Ferdinand Hodler 1853 1918 in jungen Jahren oft bei seinem Onkel Friedrich Neukomm in Langenthal Schonheit und Eigenart der Wassermatten haben ihm Motive fur einige seiner fruhen Landschaftsbilder geliefert 1 Der Schweizer Kunstmaler Martin Ziegelmuller schuf zusammen mit dem Fotografen Heini Stucki einen Werkzyklus uber die Wassermatten 2 Schutz Bearbeiten nbsp Blick in die Wassermatten von MelchnauDie Wassermatten sind nicht nur wegen ihrer Schonheit Seltenheit und Eigenart eine schutzenswerte Landschaft Die Meliorationsanlagen sind auch ein wertvolles kulturhistorisches Denkmal das von einer jahrhundertelangen Tradition zeugt Die Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg der Intensivanbau die Mechanisierung und der Kunstdungereinsatz haben das Weiterbestehen der Wassermatten bedroht Von den ehemals rund 700 Hektaren im Langetental waren 1980 kaum ein Zehntel ubriggeblieben Mehrere Personen setzten sich fur die Erhaltund dieser schutzenswerten Landschaft ein Nachdem in Ortsplanungen in regionalen und kantonalen Richtplanen Wassermatten als Schutzzonen ausgeschieden worden waren beschlossen der Regierungsrat des Kantons Bern 1985 und der Grosse Rat 1991 rechtliche wie finanzielle Grundlagen zur Erhaltung einiger typischer Teilgebiete der Wassermatten im Oberaargau 1992 entstand die Stiftung zum Schutz der Wassermatten Sie hat seither mit 60 Wasserbauern Bewirtschaftungsvertrage abgeschlossen Aus dem Zinsertrag des Stiftungskapitals entschadigt die Stiftung die Bewirtschafter fur ihre Leistungen und den Minderertrag 1994 schloss sich der Kanton Luzern mit rund 15 Hektaren Wassermatten im Rottal in der Gemeinde Altburon der Stiftung an Zwei Jahre spater kamen die unmittelbar angrenzenden Matten von Melchnau dazu 2002 schliesslich drei weitere Flachen in Altburon und St Urban 3 So sind vorlaufig total rund 105 Hektaren vertraglich gesichert Durch diese Form des integralen Landschaftsschutzes wird sowohl das Gebiet der Wassermatten als auch die damit verbundene Nutzungsart der Bewasserungswirtschaft erhalten Weblinks BearbeitenWassermatten In Webseite lebendigetraditionen ch Eidgenossisches Departement des Inneren Bundesamt fur Kultur abgerufen am 21 April 2015 Christian Leibundgut Die Wassermatten des Oberaargaus PDF 3 8 MB In Jahrbuch des Oberaargaus 13 1970 Jahrbuchvereinigung Oberaargau 1970 S 163 186 abgerufen am 21 April 2015 Valentin Binggeli Markus Ischi Wassermattenschutz PDF 7 0 MB Erhaltungs und Wiederherstellungsarbeiten 1985 1993 In Jahrbuch des Oberaargaus 36 1993 Jahrbuchvereinigung Oberaargau 1993 S 289 306 abgerufen am 21 April 2015 Website Wassermatten StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Kulturerbe Perlen im Smaragdgebiet auf fls fsp ch Urs Byland https www aargauerzeitung ch verschiedenes eintauchen in die welt von kunstler martin ziegelmuller ld 2058200 In Aargauer Zeitung 18 Mai 2011 Susanne Balli Zentrum in St Urban setzt sich fur den Erhalt alter Bewasserungsmethoden in Europa ein In Luzerner Zeitung 14 Oktober 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wassermatte amp oldid 234012370