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Ein Wahlbarkeitsbreve auch bezeichnet als brevia eligibilitatis breve d eligibilita oder Eligibilitatsbreve ist eine spezielle papstliche Urkunde die in der Reichskirche des Heiligen Romischen Reiches vom ausgehenden 16 Jahrhundert bis 1803 Verwendung fand Sie ermoglichte es einem Bischofsbewerber der die kirchenrechtlichen kanonischen Voraussetzungen fur die Wahl nicht erfullte und deswegen ausnahmsweise einer Mehrheit von mehr als zwei Dritteln statt der ublichen einfachen Mehrheit bedurfte bei einer Bischofswahl trotzdem nur mit einfacher Mehrheit in das Amt zu gelangen Kirchenrechtlich entspricht ein Wahlbarkeitsbreve einem papstlichen Indult oder Dispensbreve Ublicherweise war bei einer Bischofswahl wie auch bei Abtswahl in der Reichskirche ein Kandidat gewahlt der die einfache Stimmenmehrheit der Wahler auf sich vereinigen konnte Ausnahme sollte die sogenannte Postulation bleiben bei der ein Bewerber eine qualifizierte Mehrheit von mehr als zwei Dritteln aller Stimmen benotigte Eine Postulation war bei jenen Bischofsbewerbern erforderlich denen die kanonischen Voraussetzungen zum Erwerb eines Bistums fehlten Kanonische Voraussetzungen bei einer Bischofswahl waren unter anderem Keine Bistumskumulation Mindestalter von 30 Jahren eheliche Geburt Subdiakonatsweihe mindestens sechs Monate vor der Bischofswahl und Abschluss wissenschaftlicher Studien mit dem Doktortitel Magister oder wenigstens Lizentiat Als altestes bzw erstes Wahlbarkeitsbreve gilt das Breve fur Herzog Ernst von Bayern 1554 1612 anlasslich seiner Wahl zum Furstbischof in Luttich am 30 Januar 1581 Das letzte von einem Papst fur die Deutsche Reichskirche ausgestellte Wahlbarkeitsbreve wurde anlasslich der letzten beiden Bischofswahlen der alten Reichskirche vorgelegt Es war am 16 August 1801 fur Erzherzog Anton Viktor von Osterreich ausgestellt worden Mit dem Instrument der Wahlbarkeitsbreven losten die Papste den Widerspruch zwischen den Bedurfnissen der katholischen Furstenhofe die aus dynastischen Interessen den Besitz von Bistumern auch dann anstrebten wenn das hierfur vorgesehene Familienmitglied die kanonischen Voraussetzungen nicht erfullte und dem kanonischen Recht im Einzelfall auf und banden die Bischofskandidaten enger an Rom Der Heilige Stuhl stellte damit aus Pragmatismus tridentinische Idealvorstellungen und Reformziele zuruck Ein Beispiel fur Wahlbarkeitsbreven ist der Aufstieg von Friedrich Karl von Schonborn Buchheim Er erhielt 1722 ein Wahlbarkeitsbreve weil er seit 1710 Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des Furstbischofs von Bamberg war 1724 scheiterte er zunachst aus kirchenpolitischen Grunden bei der Wahl zum Nachfolger seines plotzlich verstorbenen Bruders Johann Philipp Franz von Schonborn als Furstbischof von Wurzburg 1729 wurde er dann doch Furstbischof von Wurzburg Noch im Dezember 1728 erteilte der Papst ihm zur Uberwindung des Hinderungsgrundes der Kumulation von Bistumern ein Wahlbarkeitsbreve fur alle deutschen Bistumer 1729 folgte er seinem zwischenzeitlich verstorbenen Onkel Lothar Franz von Schonborn als Furstbischof von Bamberg nach und konnte so beide Bistumer in Familienhanden halten 1732 scheiterte er ungeachtet des Wahlbarkeitsbreves aus politischen Grunden bei der Wahl zum Erzbischof von Mainz ein Amt das schon sein Onkel Lothar Franz und vor diesem Johann Philipp von Schonborn innehatten Literatur BearbeitenMichael F Feldkamp Wahlbarkeitsbreven fur die Bischofskandidaten in der Germania Sacra Anmerkungen zu einem Forschungsdesiderat In Gisela Fleckenstein Michael Klocker Norbert Schlossmacher Hrsg Kirchengeschichte Alte und neue Wege Festschrift fur Christoph Weber Lang Frankfurt am Main u a 2008 ISBN 978 3 631 57712 7 S 91 103 Michael F Feldkamp Papstliche Einflussnahme auf die Bischofswahlen in der Reichskirche Anmerkungen zu den Wahlbarkeitsbreven 1581 bis 1801 in Ders Reichskirche und politischer Katholizismus Aufsatze zur Kirchengeschichte und kirchlichen Rechtsgeschichte der Neuzeit Propylaen des christlichen Abendlandes Band 3 Patrimonium Verlag Aachen 2019 S 39 50 ISBN 978 3 86417 120 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahlbarkeitsbreve amp oldid 238168965