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In der Hersfelder Vitalisnacht vom 27 auf den 28 April 1378 1 sehr wahrscheinlich aber erst in der Nacht danach 2 versuchte der Abt des Stiftes Hersfeld Berthold II von Volkershausen mit Hilfe des Sterner Ritterbundes die Herrschaft uber die Stadt Hersfeld zu erlangen 3 Durch einen vorher zugestellten Fehdebrief schlug der Uberfall allerdings fehl Der 28 April ist der Gedenktag des Martyrers und Heiligen Vitalis woher die Begebenheit auch ihren Namen hat Es handelt sich um ein sogenanntes Schlachtengedenken im Sinne von Klaus Graf 4 Inhaltsverzeichnis 1 Datumsuberlieferung 2 Vorgeschichte 3 Der Plan 4 Nachwirkungen 4 1 Vitaliskreuz 5 Sonstiges 6 EinzelnachweiseDatumsuberlieferung BearbeitenDer unten zitierte Fehdebrief ist nicht im Original erhalten wird aber in mehreren geschichtlichen Werken zitiert Danach wurde der Fehdebrief erst am 28 April ausgestellt und wohl auch zugestellt Somit konnen die Auseinandersetzungen erst nachts am 28 April und morgens am 29 April stattgefunden haben 2 Auch die Klage der Stiftsherren gegen die Stadt spricht fur diesen Zeitraum an St Vitalis nachts So schrieb der Spitalsmeister Johann von Baumbach daz sie die Hersfelder Burger ste Vitalis nacht gewaltsam in sein Haus eingedrungen seien In den Nachrichten und Urkunden zur Chronik von Hersfeld Band 1 von Louis Demme wird Johannes Nuhn zitiert uff St Vitalis nacht sollte der anfall geschehen Vorgeschichte BearbeitenUm das Jahr 1370 herum wuchs der Einfluss der Landgrafen von Hessen und Thuringen auf das Furstentum Hersfeld Die Stadt Hersfeld schloss 1373 ein Bundnis mit dem Landgrafen von Hessen wahrend sich Abt Berthold mit dem Bistum Mainz verbundete Um seinen schwindenden Einfluss auf die Stadt wiederherzustellen verbundete sich der Abt ausserdem mit dem Sternerbund der aus Rittern und Grafen bestand die sich wiederum gegen den Landgrafen von Hessen vereint hatten Der Sternerkrieg endete jedoch 1373 mit einem Sieg des Landgrafen Der Plan BearbeitenAbt Berthold wollte die Stadt mit einem Enthauptungsschlag fuhrerlos machen Dafur versteckte er mehrere bewaffnete Sterner in der Stadtwohnung seines Dekans Der Dekan selber sollte die Stadtrate und Schoffen zu einer privaten Feier einladen Sobald die Stadtoberen betrunken gewesen waren sollten die Sterner diese toten und danach die Stadttore besetzen Am fruhen Morgen sollten dann die Ritter die unverteidigte Stadt besetzen Bertolds Plan scheiterte bereits fruh da der Ritter Simon von Haune Abends am 28 April einen Fehdebrief an die Stadtoberen versendete Er schrieb Wisset ihr von Hersfeld dass ich Simon von Hune Ritter eurer und der eueren Feind seyen will mit allen meinen Helfern und Bundesgenossen und will euch nicht allein nach dem Gut stehen sondern nach Leib Ehr und Gut und will das diese Nacht thun darnach habt euch zu richten Datum unter meinem Insiegel auf St Vi talis Abend A D 1378 5 Vermutlich betrachtete von Haune es als seine Pflicht als Ritter seine ehemaligen Freunde in der Stadt nicht heimlich wie ein Rauber zu uberfallen Dadurch waren die Burger aber gewarnt und die Stadtwachen sturmten darauf hin die Wohnung des Dekans und verhafteten die dort versteckten Ritter Noch in derselben Nacht wurden diese durch ein Schnellgericht verurteilt und hingerichtet Danach besetzten die Burger den Stiftsbezirk der aber menschenleer war da sich Berthold und seine Wachen bereits ausserhalb der Stadt mit den Sternern vereint hatten 5 Als die Ritter am Morgen von Westen aus Richtung des Finstertals am Tageberg her die Stadt angriffen trafen sie statt auf offene Tore auf verteidigungsbereite Stadtmauern Beim Versuch die Mauern zu sturmen wurde einer der Anfuhrer Eberhard von Engern von einem Armbrustbolzen am Kopf getroffen und getotet Danach brachen die Sterner den Angriff ab und zogen sich in das Abtsschloss zu den Eichen und die ebenfalls damals befestigte Propstei Johannesberg zuruck Von dort aus zerstorten sie weitere funf Tage die Umgebung der Stadt Sie zerstorten die steinerne Brucke uber die Fulda das Dorf Oberrode und die Muhlen ausserhalb der Stadt Felder Wiesen Garten wurden verwustet und Weinreben Obstbaume und Walder gefallt selbst das Vieh nahmen sich die Sterner mit Burger die ausserhalb der Stadt angetroffen wurden mussten um ihr Leben furchten Die Sterner erschlugen elf Burger erhangten neun zwei wurden geradert und einer ertrankt Selbst auf Frauen und Madchen nahm man keine Rucksicht es kam zu sexuellem Missbrauch 6 Die Stadt verklagte die Angreifer daraufhin vor dem Konig und gab den Schaden mit 40 000 Gulden an Nach dem Urteil musste der Abt 10 000 Mark und jeder der achtzehn beteiligten Ritter 400 Silbermark Strafe zahlen 5 Nachwirkungen BearbeitenTrotz des Erfolges der Hersfelder gingen beide Seiten als Verlierer aus dem Kampf hervor Das Verhaltnis zwischen der Stadt und der Abtei war auf Generationen gestort Die Stadt hatte schon am 28 Januar 1373 ein Schutzbundnis mit dem Landgrafen von Hessen abgeschlossen und die Abtei folgte mit einem Erbschutzvertrag im Jahre 1432 Spatestens ab dieser Zeit war das Reichsstift Hersfeld von den hessischen Landgrafen abhangig Nach dem Deutschen Bauernkrieg in dem das Stift auf die Hilfe des Landgrafen angewiesen war erhielt dieser die Halfte der Stadt und weitere Teile des Stiftsgebietes Die Stadt verlor schliesslich nach 1606 mit der Ubernahme der Administration der Abtei durch die hessischen Landgrafen ihre Funktion als Residenzstadt und stieg zu einer von vielen Landstadten der Landgrafschaft Hessen ab Vitaliskreuz Bearbeiten nbsp Das Vitaliskreuz mit der Inschrift Sie ist wegen der Zerstorung im Jahr 1960 nur schwer zu entziffernAn dem Ort wo die Sterner die aussere Stadtmauer ubersteigen wollten stellen die Hersfelder auf der Mauerkrone das Vitaliskreuz auf Es ist ein Erinnerungs bzw ein Suhnekreuz aus Sandstein Es ist 121 cm hoch 74 cm breit und 17 cm tief Sowohl Kopf Arme und der Schaft haben einen achtkantigen Querschnitt mit jeweils dornartigen Spitzen Am Fuss verbreitert sich der Schaft somit hat das Kreuz eine typische Form eines gotischen Giebelkreuzes das so auf dem Westgiebel einer Kirche oder einer Kapelle gestanden haben konnte Als Ursprungsort kamen hier der Stiftsbezirk die Propstei Petersberg als auch die Klauskirche in Frage Alle drei Orte wurden wahrend des Sternerkrieges bzw der Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Abt stark verwustet 7 Auf den Kreuzarmen steht in gotischen Minuskeln ANno DoMini MCCCLXXVIII ubersetzt Im Jahre des Herrn 1378 und auf der Basis des Kreuzes Kreuzes ISTIC HERSFELDis FUIT TRADITA NOCTE VITALis ubersetzt dahier ward Hersfeld verraten in der Vitalsnacht 2 Als die aussere Stadtmauer in den 1860er Jahren niedergelegt wurde wurde das Kreuz an gleicher Stelle wieder aufgestellt 1878 wurde das Kreuz auf einem neu errichteten Sockel gestellt Dazu steht auf dem Sockel neben zwei Texten in deutscher Sprache ein von Konrad Duden verfasstes lateinisches Chronogramm das die Jahreszahl 1878 ergibt Auf der gegenuberliegenden Seite steht ein weiterer lateinischer Text Es ist ein weiteres gereimtes Chronogramm Chronostichon ein leoninisch gereimter Pentameter Vespera VItaLIs CrVX saCra pLena MaLIs ubersetzt Der Abend des Vitalis heiliges Kreuz war voller Ubel Dieser Reim ist bedeutend alter 8 und stammt vermutlich von einer Tafel an oder unter dem Kreuze als es noch auf der Stadtmauer stand Sonstiges BearbeitenEine Hauptstrasse von Bad Hersfeld tragt heute den Namen Simon Haune Strasse 1973 wurde die Vitalisklinik als Rehabilitationsklinik fur Verdauungs und Stoffwechselkrankheiten gegrundet Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Neuhaus Aus 12 Jahrhunderten Ott Verlag Bad Hersfeld 1984 Seite 60 Vispera Vitalis a b c Michael Fleck Vitalisnacht und Vitaliskreuz in Hersfeld In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte ZHG Band 115 Selbstverlag des Vereins fur hessische Geschichte 2010 ISSN 0342 3107 S 21 32 vhghessen de PDF Homepage der Stadt Bad Hersfeld bad hersfeld de Klaus Graf Der adel dem purger tregt hass Feindbilder und Konflikte zwischen stadtischem Burgertum und landsassigem Adel im spaten Mittelalter In Adelige und burgerliche Erinnerungskulturen des Spatmittelalters und der Fruhen Neuzeit Hrsg von Werner Rosener Formen der Erinnerung 8 Gottingen 2000 S 191 204 Online a b c Georg Landau Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer Band 1 Sandig Reprints Verlag Vaduz Liechtenstein 1990 unveranderter Neudruck der Ausgabe von 1832 S 92 94 Der Fehdebrief bei Google Books Zitat aus Georg Landaus hessische Ritterburgen Madchen und Weiber die das Ungluck hatten in seine Hande zu fallen wurden es ist emporend dieses von einem Geistlichen sagen zu mussen entkleidet ja selbst auf die roheste Weise geschandet Heinrich Riebeling Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen Werner Noltemeyer Verlag Dossenheim Heidelberg 1977 ISBN 3 88172 005 7 S 110 und 111 das erste bekannte Zitat dieses Reimes stammt von einer unveroffentlichten Schweinfurter Stadtchronik von Stadtphysikus Johann Laurentius Bausch 1605 1665 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vitalisnacht amp oldid 220576321