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Die virtuelle Temperatur Formelzeichen T v displaystyle T v ist ein Temperaturmass das in der theoretischen Meteorologie und in numerischen Wettermodellen Anwendung findet Es ist diejenige Temperatur die trockene Luft haben musste um die gleiche Dichte wie feuchte Luft bei einer niedrigeren Realtemperatur und gleichem Druck zu besitzen Die virtuelle Temperatur eines Luftpakets ist keine real zu beobachtende Grosse und stets hoher als dessen tatsachlich messbare Temperatur Inhaltsverzeichnis 1 Motivation und Hintergrund 1 1 Vorbetrachtung 1 2 Virtuelle Temperatur 1 3 Verallgemeinerte virtuelle Temperatur 2 Berechnung 3 Herleitung 4 Literatur 5 WeblinksMotivation und Hintergrund BearbeitenVorbetrachtung Bearbeiten Da Wasserdampf eine molare Masse von nur circa 18 01528 g mol besitzt trockene Luft hingegen rund 28 9644 g mol ist Wasserdampf etwa 0 622 mal so schwer wie trockene Luft gleicher Teilchenzahl Dies bedeutet jedoch auch dass feuchte Luft leichter als trockene Luft bei gleicher Teilchenzahl ist da sich die einzelnen Gase unabhangig voneinander nach dem Dalton Gesetz zu einem Gasgemisch zusammensetzen Die Wasserdampfkapazitat der Luft ist hierbei in warmer Luft grosser als in kalter Luft Das Verhalten idealer Gase wird mit deren Zustandsgleichung durch die abhangigen Grossen Druck Volumen Stoffmenge und Temperatur beschrieben Im untersten Bereich der Erdatmosphare der sogenannten Troposphare nimmt die Temperatur mit einem breitengradabhangigen atmospharischen Temperaturgradienten bis in eine Hohe von 8 bis 15 km ab Dieser Gradient ist vom Wasserdampfgehalt der Luft abhangig denn je mehr Wasserdampf in der Luft vorliegt desto mehr wird die Warmeabstrahlung Erde durch die Kondensationsenergie des Wassers die Energie die beim Kondensieren eines Gases frei wird ausgeglichen Wurde kein Wasserdampf in der Atmosphare existieren so wurde die Temperatur mit dem vergleichsweise hohen trockenadiabatischen Temperaturgradienten mit der Hohe abfallen und ware hierbei auch identisch mit der virtuellen Temperatur In der Realitat hingegen ist fast immer Wasserdampf vorhanden weshalb man auch von einem etwas geringeren feuchtadiabatischen Temperaturgradienten spricht Der molare Wasserdampfanteil variiert abhangig von Wetter und Klima zwischen nahe 0 und bis zu etwa 4 Prozent dies darf nicht mit der relativen Luftfeuchte verwechselt werden Je geringer der Wasserdampfanteil der Luft desto geringer ist der Unterschied zwischen beiden Gradienten und desto naher liegen reale und virtuelle Temperatur beieinander Virtuelle Temperatur Bearbeiten Die fur die virtuelle Temperatur vorausgesetzte Bedingung ist die gleiche Dichte der realen feuchten Luft und der fiktiven trockenen Luft ohne jeglichen Wasserdampf Die trockene Luft kann hierbei nur die gleiche Dichte wie leichtere feuchte Luft besitzen wenn man diese erwarmt bzw entlang des Temperaturgradienten absenkt was einer Hohenminderung gleichkommt Stellt man sich also als Gedankenexperiment ein trockenes Luftpaket vor und senkt dies langsam ab so gibt es eine Hohe bei der die Dichte der trockenen Luft gleich der Dichte der feuchten Luft ware Die uber den Temperaturgradienten aus dieser Hohe berechnete Temperatur bezeichnet man als virtuelle Temperatur Daraus folgt auch dass sich feuchte Luft genauso verhalt wie trockene Luft der virtuellen Temperatur und man so uber den Umweg ihrer Berechnung die auf trockene Luft eingerichteten Standardformeln benutzen kann ohne in diesen die reale Luftfeuchtigkeit berucksichtigen zu mussen Man kann auf diesem Wege also die Gleichungen der Meteorologie um eine Zustandsgrosse reduzieren und sie dadurch spurbar vereinfachen Verallgemeinerte virtuelle Temperatur Bearbeiten In der Troposphare und der unteren Stratosphare ist die Zusammensetzung der Luft vom Wasserdampfgehalt abgesehen nahezu konstant In mehr als 80 Kilometer Hohe beginnt das Gasgemisch sich zu entmischen und durch Photodissoziation infolge energiereicher solarer Strahlung werden diatomare Gase wie Sauerstoff und Stickstoff teilweise in den atomaren Zustand versetzt Hinzu kommt der erhohte Ozongehalt in der mittleren und oberen Stratosphare Dies fuhrt zu einer Veranderung der uber alle Bestandteile gemittelten Molekularmasse der Luft Diese kann auf gleiche Weise wie die Anderung des Wasserdampfgehaltes durch eine gelegentlich auch mit TM bezeichnete verallgemeinerte virtuelle Temperatur dargestellt werden Berechnung BearbeitenWolkenlose Bedingungen nur Wasserdampf T v T 1 1 e 1 s T 1 0 607 8 s 1 1 displaystyle T mathrm v T cdot left 1 left textstyle frac 1 varepsilon 1 right cdot s right T cdot left 1 0 6078 cdot s right qquad left 1 1 right nbsp T v T 1 r v e 1 r v T 1 0 607 8 r v 1 2 displaystyle T mathrm v T cdot frac 1 frac r mathrm v varepsilon 1 r mathrm v approx T cdot left 1 0 6078 cdot r mathrm v right qquad left 1 2 right nbsp T v T 1 1 1 e e p T 1 0 378 0 e p 1 3 displaystyle T mathrm v T cdot frac 1 1 left 1 varepsilon right cdot frac e p approx T cdot left 1 0 3780 cdot textstyle frac e p right qquad left 1 3 right nbsp Bewolkte Bedingungen neben Wasserdampf werden auch Flussigwasser und Eis berucksichtigt T v T 1 r v e 1 r v r ℓ T 1 0 607 8 r v r ℓ 1 4 displaystyle T mathrm v T cdot frac 1 frac r mathrm v varepsilon 1 r mathrm v r ell approx T cdot left 1 0 6078 cdot r mathrm v r ell right qquad left 1 4 right nbsp Einzusetzen sind folgende Grossen T displaystyle T nbsp Temperatur in K e displaystyle varepsilon nbsp Verhaltnis der spezifischen Gaskonstanten von Wasserdampf und trockener Luft M W a s s e r d a m p f M t r o c k e n e L u f t 0 622 0 displaystyle left M mathrm Wasserdampf M mathrm trockene Luft approx 0 6220 right nbsp s displaystyle s nbsp spezifische Luftfeuchtigkeit in kg kg m W a s s e r d a m p f m f e u c h t e L u f t displaystyle left m mathrm Wasserdampf m mathrm feuchte Luft right nbsp r v displaystyle r mathrm v nbsp Wasserdampfmischungsverhaltnis m W a s s e r d a m p f m t r o c k e n e L u f t displaystyle left m mathrm Wasserdampf m mathrm trockene Luft right nbsp r ℓ displaystyle r ell nbsp Flussigwassermischungsverhaltnis m F l u s s i g w a s s e r m t r o c k e n e L u f t displaystyle left m mathrm Fl ddot u ssigwasser m mathrm trockene Luft right nbsp e displaystyle e nbsp Dampfdruck in Pa p displaystyle p nbsp Luftdruck in PaHerleitung BearbeitenZunachst werden die Gleichungen fur die Dichten des Wasserdampfs der trockenen und der feuchten Luft aufgestellt r W a s s e r d a m p f M W a s s e r d a m p f e R T 2 1 displaystyle rho mathrm Wasserdampf frac M mathrm Wasserdampf cdot e R cdot T qquad left 2 1 right nbsp r t r o c k e n e L u f t M t r o c k e n e L u f t p e R T 2 2 displaystyle rho mathrm trockene Luft frac M mathrm trockene Luft cdot left p e right R cdot T qquad left 2 2 right nbsp r f e u c h t e L u f t r W a s s e r d a m p f r t r o c k e n e L u f t M t r o c k e n e L u f t R T p 1 M W a s s e r d a m p f M t r o c k e n e L u f t e 2 3 displaystyle rho mathrm feuchte Luft rho mathrm Wasserdampf rho mathrm trockene Luft frac M mathrm trockene Luft R cdot T left p left 1 frac M mathrm Wasserdampf M mathrm trockene Luft right e right qquad left 2 3 right nbsp Die virtuelle Temperatur ist definiert als die Temperatur die trockene Luft haben musste damit sie die gleiche Dichte wie die feuchte Luft hat r f e u c h t e L u f t M t r o c k e n e L u f t p R T v 2 4 displaystyle rho mathrm feuchte Luft frac M mathrm trockene Luft cdot p R cdot T mathrm v qquad left 2 4 right nbsp Dies kann mit Gleichung 2 3 gleichgesetzt und nach der virtuellen Temperatur T v displaystyle T mathrm v nbsp aufgelost werden T v T 1 e p 1 M W a s s e r d a m p f M t r o c k e n e L u f t 2 5 displaystyle T mathrm v frac T 1 frac e p cdot left 1 frac M mathrm Wasserdampf M mathrm trockene Luft right qquad left 2 5 right nbsp Wenn man e M W a s s e r d a m p f M t r o c k e n e L u f t displaystyle varepsilon textstyle frac M mathrm Wasserdampf M mathrm trockene Luft nbsp definiert und die Beziehung r v e e p e displaystyle r mathrm v varepsilon cdot textstyle frac e p e nbsp verwendet folgt mit p e 1 e r v displaystyle textstyle frac p e 1 textstyle frac varepsilon r mathrm v nbsp T v T 1 e r v 1 e r v 1 e 2 6 displaystyle T mathrm v T cdot frac 1 frac varepsilon r mathrm v left 1 frac varepsilon r mathrm v right left 1 varepsilon right qquad left 2 6 right nbsp und daraus Gleichung 1 2 weiter folgt Gleichung 1 1 uber die Beziehung 1 r v 1 s 1 displaystyle textstyle frac 1 r mathrm v textstyle frac 1 s 1 nbsp Gleichung 1 3 ergibt sich aus Gleichung 2 5 unter Verwendung von 1 1 q 1 q displaystyle 1 1 q approx 1 q nbsp fur q e P 1 displaystyle q e P ll 1 nbsp Will man bei der Dichte der feuchten Luft auch die Masse von flussigem Wasser und Eis berucksichtigen kann man z B Gleichung 2 1 wie folgt modifizieren r W a s s e r d a m p f m W a s s e r d a m p f m W a s s e r V W a s s e r d a m p f m W a s s e r d a m p f m W a s s e r m W a s s e r d a m p f M W a s s e r d a m p f e R T displaystyle rho mathrm Wasser dampf frac m mathrm Wasserdampf m mathrm Wasser V mathrm Wasserdampf frac m mathrm Wasserdampf m mathrm Wasser m mathrm Wasserdampf cdot frac M mathrm Wasserdampf cdot e R cdot T nbsp 1 r ℓ r v M W a s s e r d a m p f e R T displaystyle left 1 frac r ell r mathrm v right cdot frac M mathrm Wasserdampf cdot e R cdot T nbsp dd Analog zur obigen Herleitung ergibt sich damit als modifizierte Gleichung 2 6 T v T 1 e r v 1 e r v 1 e 1 r ℓ r v displaystyle T mathrm v T cdot frac 1 frac varepsilon r mathrm v left 1 frac varepsilon r mathrm v right left 1 varepsilon cdot left 1 frac r ell r mathrm v right right nbsp und weiter Gleichung 1 4 Neben den oben genannten werden folgende Grossen verwendet R 8 314472 J mol K Universelle Gaskonstante MWasserdampf 18 01528 g mol Molare Masse von reinem Wasser Mtrockene Luft 28 9644 g mol Molare Masse von trockener Luft Wert der Standardatmosphare Daraus ergibt sich e M W a s s e r d a m p f M t r o c k e n e L u f t 0 621 98 displaystyle varepsilon textstyle frac M mathrm Wasserdampf M mathrm trockeneLuft 0 62198 nbsp Literatur BearbeitenMichael Hantel Einfuhrung Theoretische Meteorologie Springer Berlin Heidelberg 2013 Weblinks Bearbeitenhttp www top wetter de calculator htm Web Formular zur Berechnung der wichtigsten meteorologischen Grossen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Virtuelle Temperatur amp oldid 184204739