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Das Villenviertel im Berliner Ortsteil Alt Hohenschonhausen liegt im Bezirk Lichtenberg an der Grenze zum Bezirk Pankow und wird von zwei kleineren Seen mit ihren Parkanlagen gepragt Es gehort zum Regionalpark Barnimer Feldmark mit seinen charakteristischen Feldfluren Alleen Rinnen Graben und Angerdorfern mit ihren Pfuhlen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Geschichte 3 Sehenswertes 3 1 Kino Venus 3 2 Alte Feuerwache 3 3 Haus Lemke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Obersee mit EisdeckeNamensgeber ist der rund 3 9 Hektar grosse Orankesee der zu einer eiszeitlichen Seenkette gehort die vom oberen Barnim bis hinunter in das Berliner Urstromtal an der Spree verlauft Sein Nachbar der Obersee ist dagegen kunstlichen Ursprungs Nordlich schliesst sich der Volkspark Der Faule See an Der Begriff Oranke geht auf die slawische Zeit vor der Grundung der Mark Brandenburg 1157 durch Albrecht den Baren und den anschliessenden Landesausbau der askanischen Markgrafen zuruck Das slawische Roderanke Ruda oder Ranke bedeutet rotbrauner See oder See auf rotbraunem Gelande und weist auf die Farbung der Raseneisensteinboden in diesem Teil der Barnim Hochflache hin Am See entstand 1929 ein Strandbad mit einem 300 Meter langen Sandstrand Der etwas kleinere Nachbar Obersee ist ein kunstlicher See der 1895 von der Lowenbrauerei zur Sicherung des Wasserbedarfs in einer Niederung aufgefullt wurde Den Namen erhielt der Obersee weil sein Wasserspiegel rund eineinhalb Meter uber dem des Orankesees liegt Der alte slawische Name lebt ferner fort im ehemaligen Oranke Gymnasium jetzt Manfred von Ardenne Gymnasium Sportverein TSV Oranke einer Kleingartenkolonie verschiedenen Geschaften sowie in den Strassennamen Orankeweg Orankestrand und Orankestrasse Geschichte Bearbeiten nbsp Oberseestrasse im FebruarDas Viertel entstand ab 1892 infolge der Parzellierung des Gebietes durch den Unternehmer Gerhard Puchmuller und spater seinen Nachfolger Henry Suermondt Die ersten Villen entstanden am Sudende des Orankesees die zweiten um 1900 herum an dem 1895 angelegten Obersee Die Gegend wurde wegen ihrer hervorragenden Lage und einer gut ausgebauten Infrastruktur beworben Erfolg hatte sie denn die Einwohnerzahl nahm drastisch zu zwischen 1905 und 1910 allein verdoppelte sie sich von ca 1750 auf knapp 3 500 Bewohner Neben den zahlreichen Villen entstanden auch rund um die Seen einige Ausflugslokale das bekannteste befand sich am Orankesee wo kurze Zeit spater das gleichnamige Strandbad eroffnete Nicht zuletzt deswegen erhielt das Viertel in den 1920er Jahren den Beinamen Wannsee des Nordens In den 1930er Jahren siedelten sich hier zunehmend Industrielle Kunstler und andere Wohlhabende an Es folgten einige reprasentative Neubauten im Stil der damaligen Zeit Der Bauhaus Architekt Ludwig Mies van der Rohe baute im Auftrag einer Kaufmannsfamilie 1932 1933 das Mies van der Rohe Haus in der Oberseestrasse Die eminente Entwicklung wurde auch von politischen Interessengruppen wahrgenommen So unterhielt die NSDAP in der Orankestrasse 86 87 ihre Parteizentrale fur Hohenschonhausen Nach dem Krieg wurde diese zur polizeilichen Meldestelle Nr 78 zustandig fur den nach 1945 bis zur Wende abgeschirmten Bereich Sie waren das private Refugium hoher Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit die die Villen aufgrund ihrer Verdienste um die Partei zugesprochen bekommen hatten haufig mit den Mitteln obrigkeitsstaatlicher Enteignung der Eigentumer 1 Das Ministerium fur Staatssicherheit MfS unterhielt in der bevorzugten Wohnlage eigene Anlagen mit Verwaltungs Versorgungs und Sporteinrichtungen Teile des Gebietes und auch der Seen waren mit hohen Zaunen abgeschirmt Einige dieser Anlagen verfugten uber eine unabhangige Wasserversorgung und Stromzufuhr Etliche hochrangige Mitarbeiter hatten ihre Domizile in dem Viertel so Erich Mielkes Sohn und der Leiter der Kommerziellen Koordinierung KoKo Alexander Schalck Golodkowski Auch Mielke selbst hatte ein Gastehaus am Obersee Auflagen fur das denkmalgeschutzte Mies van der Rohe Haus blieben unbeachtet Die Besitz und Strukturprobleme die sich aus den ehemals angeblich rund 2 700 Stasi Objekten ergaben konnten noch nicht restlos geklart beziehungsweise gelost werden Mittlerweile ist das Viertel wieder eines der Aushangeschilder des Ortsteils Dennoch herrscht keine vollkommene Zufriedenheit unter den Anwohnern Der von ihnen gegrundete Forderverein Ober und Orankesee erarbeitete deshalb 2007 ein Konzept zur Umgestaltung der beiden ehemaligen Villenkolonien Fur insgesamt 10 Millionen Euro sollen eine Sichtachse zwischen den beiden Seen angelegt neue Baume gepflanzt und Naturlehrpfade angelegt werden Ebenso sollen die Strassen ausgebessert und die Beleuchtung ausgetauscht werden Rund um die beiden Gewasser ist das Anlegen von Ateliers geplant Das ganze Konzept soll bis 2011 grosstenteils aus Spendenmitteln umgesetzt werden eine Unterstutzung durch die Bezirksverwaltung ist auf Grund der gehobenen Stellung unwahrscheinlich Fur die konkrete Umsetzung ist ein Wettbewerb zwischen sieben deutschen Universitaten geplant nicht zuletzt um wiederum Geld fur die Planung zu sparen 2 Diese Sanierungen wurde dann bis 2015 beendet 3 Sehenswertes BearbeitenKino Venus Bearbeiten nbsp Ehemaliges Kino Venus Hauptartikel Venus Kino In der Gleisschleife Degnerstrasse befand sich hier zuallererst der Betriebshof der Elektrischen Kleinbahn Berlin Hohenschonhausen Bis 1929 wurde das Gebaude in seiner ursprunglichen Funktion genutzt danach pachtete es der Unternehmer Carl Bresin und stellte hier bis zum Zweiten Weltkrieg Nahrmittel her Nach dem Krieg war die Halle infolge von Bombentreffern eine Ruine Anna und Georg Reichardt kauften die Immobilie und liessen darin ein Kino mit 586 Sitzplatzen eroffnen Es erhielt den Namen Kino Uhu weil wahrend der Wiederaufbauarbeiten ein solcher Nachtvogel in dem Gemauer genistet hatte Zwischen 1959 und 1990 befand sich das Kino in staatlichem Besitz und wurde mehrfach umgebaut 1966 erhielt es den neuen Namen Kino Venus In den 1970er und 1980er Jahren befand sich in diesem Kino auch die zweite Spielstatte des immer gut besuchten Berliner Kabaretts Die Distel Nach der Wende wurde das Filmtheater reprivatisiert musste aber aufgrund der Konkurrenz des 1998 eroffneten Cinemaxx Multiplexkinos am S Bahnhof Hohenschonhausen ab 2004 schliessen Seitdem steht das Gebaude leer Der Versuch einer Umnutzung im Jahr 2007 scheiterte Stand 2016 Am Gebaude befindet sich eine Tafel zur Erinnerung an die erste Strassenbahn nach Hohenschonhausen Alte Feuerwache Bearbeiten nbsp Hotel Alte FeuerwacheDas Hotel Alte Feuerwache befindet sich direkt neben dem ehemaligen Kino Venus im fruheren Dienstgebaude der Freiwilligen Feuerwehr Hohenschonhausen Diese zog 1912 in das eigens fur diesen Zweck errichtete Feuerwehrhaus ein nachdem sie zuvor auf dem Hof des Hohenschonhausener Schlosses untergebracht war Neben dem Garagenschuppen fur die Loschfahrzeuge und der Dienststelle befanden sich auch elf Wohnungen fur die Feuerwehrleute und Gemeindebediensteten Bis 1988 wurde das Gebaude in seiner ursprunglichen Funktion als Feuerwehrhaus genutzt danach zog die Dienststelle in ein neueres Gebaude an der Ferdinand Schultze Strasse In den folgenden Jahren stand das Gebaude leer Im Jahr 2004 ubernahm der Verein Alte Feuerwache e V Haus der offenen Kinder und Jugendarbeit das Haus Dieser sah bis 1998 zusatzlich zur Jugendarbeit die Einrichtung eines Jugendhotels vor dessen Einnahmen fur die Ruckzahlung der Kredite eingesetzt werden sollten Zunachst hatte man vor mit erwirtschafteten Mitteln eine Stiftung zu speisen Der Umbau begann im August 1997 und dauerte bis Mai 2000 Durch Bauverzogerungen konnte die Bewirtschaftung jedoch nicht rechtzeitig beginnen So wurde ein Familienbetrieb aus der Hotelbranche als Betreiber gewonnen Das heutige Aussehen des Hauses geht auf die ursprunglichen Ansichten und auf das Konzept des Tragers zuruck Lediglich ein Uhrenturmchen wurde aus Kostengrunden nicht nachgestaltet Die Baubegleitung erfolgte durch den Tragerverein des Hauses der weiterhin die Leitung des Hauses in der Hand halt und mit mehr als 50 Prozent der Flache grosster Nutzer im Objekt ist Fur den zweieinhalb Jahre dauernden Umbau wurden rund 5 5 Millionen D Mark eingesetzt Neben Mitteln der Deutschen Klassenlotterie des grossten Geldgebers flossen auch private Mittel einer Wohnungsbaugesellschaft einer Privatperson Restmittel des Jugendamtes Hohenschonhausen aus 1999 und Kredite der Hausbank des Tragers in den Umbau Haus Lemke Bearbeiten nbsp Haus Lemke im Sommer 2006 Hauptartikel Haus Lemke An der Oberseestrasse die den gleichnamigen See nordlich tangiert befindet sich mit Hausnummer 60 das ab 1932 errichtete Haus Lemke Es ist das letzte von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Wohnhaus in Deutschland und zudem eine international bedeutende Sehenswurdigkeit des Viertels In dem Museum finden regelmassig Kunstausstellungen in Verantwortung des Bezirks Lichtenberg statt Literatur BearbeitenAxel Besteher Hegenbart Klaus Esche Hrsg Ganz Berlin Ost Stattbuch Verlag Berlin 1991 Die Bau und Kunstdenkmale in der DDR Hauptstadt Berlin II Hrsg Institut fur Denkmalpflege im Henschelverlag Berlin 1984 S 155 159 Hohenschonhausen Hans Michael Schulze In den Villen der Agenten Die Stasi Prominenz privat Berlin 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oranke Album mit Bildern Videos und Audiodateien Artikel uber das ehemalige Venus Kino im KinokompendiumEinzelnachweise Bearbeiten Axel Besteher Hegenbart Klaus Esche Hrsg Ganz Berlin Ost Stattbuch Verlag Berlin 1991 S 202 Plane fur das Seen Viertel In Berliner Zeitung 8 Marz 2007 Karolina Wrobel Seeterrassen am Orankesee sollen mit der IGA Berlin eroffnen Alt Hohenschonhausen Ein neues Wirtshaus am Orankesee soll bald zum Magneten fur Anwohner und Touristen werden und zwar punktlich zur Internationalen Gartenausstellung IGA Berlin im Jahr 2017 11 Januar 2016 abgerufen am 30 April 2018 Nachdem nun im vergangenen Jahr die Sanierung der Seen durch den Bezirk beendet wurde soll bald mit dem Neubau eines Wirtshauses durch einen privaten Investor begonnen werden 52 55 13 483333333333 Koordinaten 52 33 N 13 29 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villenviertel am Orankesee amp oldid 236746870