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Die Villa des Horaz ist ein romisches Landhaus und eine Ausgrabungsstatte in den Sabiner Bergen daher auch Sabinum genannt in der Nahe der heutigen Stadt Licenza in der italienischen Metropolitanstadt Rom Der Dichter Horaz bekam das Haus in den 30er Jahren des ersten Jahrhunderts v Chr von seinem Gonner Maecenas geschenkt Damals gehorte es zur augusteischen Regio IV unweit der Latinerstadt Tibur 1 Horaz verarbeitete es thematisch in seiner Dichtung und widmete ihm mehrere kleinere Werke Da Horaz uber sein Sabinum haufig und ausfuhrlich berichtete hatte dessen Erforschung nicht nur Bedeutung fur die Archaologie und zusammen mit seinen Beschreibungen fur die Sozialgeschichte des Dichters sondern diente auch zum besseren Verstandnis des Sabinums als Symbol fur die philosophischen Ansichten des Dichters Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Lage 1 1 Lage bei Horaz 1 2 Erforschung in der Neuzeit 2 Archaologische Ausgrabungen am Sabinum 3 Beschreibung der Villa 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntdeckung und Lage BearbeitenLage bei Horaz Bearbeiten In seinen Oden und Episteln beschrieb Horaz die Lage seines Landhauses ausfuhrlich Das Sabinum lag in einem zuruckgezogenen Tal zwischen zwei Gebirgszugen der Sabinerberge die sich von Nord nach Sud in einem Seitental parallel zu einer grosseren Verbindungsstrasse der Via Valeria zogen 2 Auf welcher Hohe das Landhaus stand ist umstritten da Horaz selbst beschrieb dass sich uber diesem ein kleiner Hain befand 3 Da das super in Horaz Beschreibung sowohl als daruber als auch daruber hinaus ubersetzt werden kann entstand ein Dissens daruber ob uber dem Sabinum ein realer Hain existierte oder ob sich Horaz uber das Beschriebene hinaus einen solchen Hain gewunscht hatte 4 Das Haus lag weiterhin an einer Trinkwasserquelle 5 die Horaz Bandusia nannte und die moglicherweise fur einen Nebenarm des Baches Digentia sorgte Ausserdem gab es in der Nahe einen Tempel der Vacuna den klaren Echohang Ustica und den Berg Lucretilis 6 Die Beschreibung des Klimas tragt typische Zuge eines locus amoenus Das Haus lag im kuhlen Waldschatten und war im Sommer wohl temperiert 7 die Winter waren lau 8 Allerdings schwankt die klimatische Beschreibung des Horaz je nach Gedicht Das Einheizen auf dem Sabinum verstand er z B oft als Behaglichkeit in der Kalte eines strengen Winters zumal wenn das Umland vom Frost schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde 9 Ernst Schmidt errechnete aus den Angaben von Agrarschriftstellern und Horazens Angaben uber seine Sklaven und Pachter die Gesamtflache eines Mischbetriebs auf etwa 321 iugera ca 81 Hektar und klassifizierte das Gut als einen mittelgrossen Betrieb 10 Erforschung in der Neuzeit Bearbeiten nbsp Der Ort Varia Vicovaro markiert unweit der Stadt Tibur auf der Tabula Peutingeriana 12 13 JahrhundertVon der Mitte des 16 bis ins 18 Jahrhundert interessierten sich deutsche und italienische Humanisten verstarkt fur die Biographie des Horaz und die Geschichte seines Landhauses dessen Lage und Aussehen sie nach ausfuhrlichen Beschreibungen des Dichters und seiner Vita zu rekonstruieren versuchten Der romische Biograph und Archivar Sueton gab in der knappen Vita des Dichters den Platz auf die Nahe der alten Latinerstadt Tibur an was in der augusteischen Regio IV den unteren sudlichen Teil des Sabinerlands meinte Auf Grund der alten Strasse der Via Valeria ist das Dorf Varia naher zu bestimmen wo die horazischen Pachter ihre Waren absetzten 11 Die Tabula Peutingeriana eine mittelalterliche Abschrift einer spatantiken Weltkarte aus dem 4 Jahrhundert zeigte den Ort an der Strasse der sich etwa den achten Meilenstein vor Tibur befand Die ersten neuzeitlichen Uberlegungen wo Horaz Landhaus zu lokalisieren sei stammten vom Historiker und Geographen Flavio Biondo in seiner Italia Illustrata von 1474 spatere Darstellungen grundeten sich auf die Lokalisierung des Geographen Philipp Cluver in seiner Italia Antiqua 1624 Die Identifizierungen von horazischen Ortsnamen und geographischen Bezeichnungen war jedoch bei beiden Gelehrten wenig koharent und ungenau sodass es nach Cluver weitere zehn Jahre brauchte bis der Geograph Lukas Holste zusatzlich zum Ort Varia den dort in den Aniene mundenden Bach als Digentia identifizieren konnte Es folgten durch Messungen weitere Bestimmungen der Ortsnamen wie der Mons Lucretilis als Monte Gennaro 12 Bis auf topographische Studien blieb der Ort des Sabinums nach Holste jedoch wieder uber ein Jahrhundert lang ohne Interesse fur die Forschung 13 Im Jahr 1761 konnte die Villa schliesslich exakt lokalisiert werden wobei auf Grundlage der Arbeiten von Holste ein Streit unter den zwei Abten Domenico de Sanctis und Bertrand Capmartin de Chaupy ausbrach Beide hatten mit dem Fund der Mauerreste oberhalb der Bandusiaquelle das Haus im Flurstuck Vigne di St Pietro entdeckt wo den antiken Grundmauern die mittelalterliche Kirche Ss Pietro e Marcellino aufgesetzt worden war 14 nbsp Bandusiaquelle oberhalb des Sabinums nahe dem heutigen Dorf MandelaDurch die Lage inmitten anderer Villen und Betriebe und einem ausgedehnten Strassensystem das das Tal auch abseits der Via Valeria durchzog ist davon auszugehen dass Horaz Sabinum in abgeschiedener Lage nicht so einsam war wie es Dichter in seinen Beschreibungen gern gehabt hatte 15 16 Verschiedene Hypothesen und Zweifel an der Lokalisierung de Sanctis und de Chaupys so u a dass die Bandusiaquelle aus einer mittelalterlichen Schenkungsurkunde an Papst Paschalis II bei Venusia Horazens Heimatstadt gelegen haben soll haben sich nicht durchgesetzt Ernst Schmidt argumentierte dass die Ode in der die Quelle mit der poetischen Leseerfahrung des Dichters auch von ihm selbst nach einem Ort seiner Jugend benannt worden sein konnte 17 Archaologische Ausgrabungen am Sabinum BearbeitenSeit dem Jahr 1911 interessierten sich italienische Archaologen fur die genaue Erschliessung des Hauses unter der ehemaligen Kirche Der Archaologe Angelo Pasqui leitete von 1911 bis 1914 eine erste Ausgrabung fortgefuhrt wurde sie nach seinem Tod von seinem Kollegen Giuseppe Lugli Lugli und Thomas D Price begannen 1930 eine dritte Ausgrabung deren Ergebnisse sie in der Schrift Horace s Sabine Farm herausgaben Eine weitere Untersuchung von Price erschien 1932 unter dem Titel A Restoration of Horace s Sabine Villa Eine Ausgrabung von 1997 bis 2001 fusst weitestgehend auf Luglis und Prices Beschreibungen Sie geben den heutigen Zustand des Hauses wieder wie er bei Vicovaro besichtigt werden kann Beschreibung der Villa Bearbeiten nbsp Grundriss des Sabinums Stand April 1993Die ausgegrabene Villa umfasst die Grundmauern eines Hauses auf einer Flache von 2 75 km allein 1 25 km entfallen davon auf die Gartenanlage mit einem Wandelgang Der Grundriss ist weitgehend rechteckig und axial leicht von Nordwest nach Sudost gezogen Der Garten fallt nach Suden hin ab Er war als Xystus als bepflanzte Terrasse gestaltet und hatte in der Mitte einen grossen Fischteich piscina Der Wandelgang war eine Cryptoporticus mit Durchbruchen zu dem inneren Garten Die Gartenform entsprach nicht jener der gewohnlichen Peristylvillen welche wohlhabende Romer an beliebten Platzen fur ausgedehnte Villenanlagen errichteten Dafur war sie zu geschlossen Im hohergelegenen nordlichen Teil des Hauses befand sich der Wohntrakt von dem der Besitzer Aussicht auf die Berge des Licenzatals hatte Die Villa besass keine Substruktionen obwohl die Anhohe auf der sie stand 415 m uber NN etwas begradigt wurde Der ganze Wohntrakt war zusatzlich zur Cryptoporticus nach Norden durch einen weiteren Flur getrennt Dadurch ergab sich ein nordliches Wohnquartier mit grossem Atrium und Triklinium das an dem sudlicheren Flur anlag und ein kleiner Wohnteil mit kleinerem Atrium der an der Cryptoporticus anlag Das Triklinium im Nordwohnteil war zweigeteilt in grosses Winter und kleines Sommertriklinium die im aussersten Nordosten des Hauses lagen Das kleinere Triklinium war ein Durchgangsraum Der sudliche Wohnteil enthalt auf der Ostseite das zweigeteilte Schlafgemach des Dichters im Westen mehrere Zimmer und Kammern eventuell fur die Sklaven gedacht Der Wohntrakt war zweistockig 18 Die Mauern bestehen aus regelmassigem Opus reticulatum der Fussboden aus Opus sectile mit einfachen quadratischen Formen Die Wandfresken enthalten symposiastische Szenen u a einen nackten Bacchus Sie befinden sich heute im Antiquarium von Licenza Horaz hat die Villa erhalten nicht aber erbaut oder erweitert Durch die Vorwurfe die er sich in Satire 2 3 machen lasst er wurde Maecenas nachahmen ist jedoch bekannt dass er zumindest Umbauten am Haus vorgenommen hat 19 Im Nordwesten schliessen Thermen an die zwar der am besten erhaltene Teil des Hauses sind allerdings mit der Errichtung der Kirche seit dem zweiten Jahrhundert stark umgebaut wurden spatestens aber seit dem achten Jahrhundert Literatur BearbeitenGiuseppe Lugli La Villa Sabina di Orazio In Monumenti antichi pubblicati per cura della R Accademia dei Lincei 32 1926 S 457 598 Thomas Price A Restoration of Horace s Sabine Villa In Memoirs of the American Academy in Rome 10 1932 S 135 142 Giuseppe Lugli Horace s Sabine Farm Rom 1930 Robin G M Nisbet Margaret Hubbard A commentary on Horace Odes Book I II Oxford 1970 1978 Eleanor Winsor Leach Horace s Sabine Topography in Lyric an Hexameter Verse In American Journal of Philology 114 1993 S 271 302 Ernst A Schmidt Sabinum Horaz und sein Landgut im Licenzatal Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schriften der Philosophisch historischen Klasse 1997 Bd 1 Heidelberg 1997 Bernard D Frischer Iain Gordon Brown Allan Ramsay and the Search for Horace s Villa Ashgate Publishing London 2001 ISBN 0 7546 0004 1 Rezension Einzelnachweise Bearbeiten Camille Jullian La villa d Horace et le territoire de Tibur In Melanges d archeologie et d histoire Bd 3 1883 Nr 3 S 83 84 Horaz carmina 1 17 17 vgl epistulae 1 16 5 15 Vgl Horaz saturae 2 6 Vgl Otto Seel Horazens sabinisches Gluck Bemerkungen zu Horaz sat 2 6 In Verschlusselte Gegenwart Stuttgart 1972 S 63 75 Horaz epistulae 1 16 5 15 carmina 3 13 6 12 Horaz epistulae 1 17 1 11 und 1 10 49 Horaz carmina 1 17 17 18 Horaz epistulae 1 10 15 Horaz epistulae 1 18 105 Ernst A Schmidt Sabinum Horaz und sein Landgut im Licenzatal Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schriften der Philosophisch historischen Klasse 1997 Bd 1 Heidelberg 1997 S 21 22 Vgl Horaz epistulae 1 14 3 Vgl Nisbet Hubbard I 1970 fur die Angabe bei Horaz genugt es zu verifizieren dass der Berg talbeherrschend war Ernst A Schmidt Sabinum Horaz und sein Landgut im Licenzatal Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schriften der Philosophisch historischen Klasse 1997 Bd 1 Heidelberg 1997 S 32 Lugli Villa Sabina S 503 Vgl Domenico de Sanctis Dissertazione sopra la villa d Orazio Rom 1761 und Bertrand Capmartin de Chaupy Decouvertes de la Maison de Campagne d Horace 3 Bande Rom 1767 1769 Vgl Horaz epistulae 1 14 19 Ernst A Schmidt Sabinum Horaz und sein Landgut im Licenzatal Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schriften der Philosophisch historischen Klasse 1997 Bd 1 Heidelberg 1997 S 33 Ernst A Schmidt Sabinum Horaz und sein Landgut im Licenzatal Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schriften der Philosophisch historischen Klasse 1997 Bd 1 Heidelberg 1997 S 36 f Thomas Price A Restoration of Horace s Sabine Villa In Memoirs of the American Academy in Rome 10 1932 S 139 Horaz saturae 2 3 307 313 42 066099 12 901121 Koordinaten 42 3 58 N 12 54 4 O Normdaten Geografikum GND 4361917 4 lobid OGND AKS LCCN sh95005567 VIAF 240066424 Anmerkung Auch GND 4449753 2 fur Licenza Villa des Horaz lt Motiv gt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa des Horaz amp oldid 222250941