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Der Vertrag von Devol war eine Ubereinkunft zwischen Bohemund I Furst von Antiochia und dem byzantinischen Kaiser Alexios I aus dem Jahr 1108 mit dem Ziel das Furstentum Antiochia zu einem Vasallenstaat des Byzantinischen Reichs zu machen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Der Vertrag 3 Ergebnis 4 Quellen 5 LiteraturHintergrund BearbeitenIm Jahr 1096 sammelten sich die Kreuzfahrerheere in Konstantinopel nachdem sie getrennt durch Europa marschiert waren Alexios I der den Westen in seinem Kampf gegen die Seldschuken nur um Soldner gebeten hatte hielt die Armee in der Stadt fest verbot ihr den Weiterzug bis ihre Anfuhrer geschworen hatten alles Land das sie auf ihrem Weg nach Jerusalem erobern wurden dem Kaiserreich zu uberlassen Die Kreuzfahrer leisteten den Eid schliesslich eher einzeln als in Gruppen Einige wie Raimund IV von Toulouse waren wohl aufrichtig andere wie Bohemund beabsichtigten wohl nie ihr Versprechen einzuhalten Die Kreuzfahrer erwarteten im Gegenzug von Alexios militarische Unterstutzung auf die sich Alexios auch vorbereitete jedoch waren die Kreuzfahrer uber die byzantinische Taktik verargert die die Ubergabe von Nicaa mit den Seldschuken verhandelte wahrend die Stadt noch von den Kreuzfahrern belagert wurde siehe Belagerung von Nicaa in der Hoffnung mit deren Plunderung ihre Reise zu finanzieren Die Kreuzfahrer die sich von Alexios verraten fuhlten setzten ihren Weg ohne byzantinische Hilfe fort 1098 als Antiochia erobert war und die Kreuzfahrer nun selbst in der Stadt belagert wurden siehe Belagerung von Antiochia brach Alexios auf ihnen zu helfen kehrte aber um als verschiedene Deserteure ihm berichteten dass die Situation hoffnungslos sei Die Kreuzfahrer die unerwartet der Belagerung widerstanden hatten glaubten Alexios habe sie fallen gelassen und hielten die Byzantiner nun fur vollig unzuverlassig Bis 1100 waren mehrere Kreuzfahrerstaaten gegrundet worden darunter von Bohemund das Furstentum Antiochia Es wurde verlangt Antiochia den Byzantinern zu ubergeben trotz des vermuteten Verrats aber Bohemund beanspruchte es fur sich selbst Alexios war naturlich anderer Ansicht Antiochia mit seinem wichtigen Hafen war ein Nabel fur den Handel mit Asien eine Festung der orthodoxen Kirche mit einem wichtigen Patriarchen Es war erst vor wenigen Jahrzehnten dem Kaiserreich weggenommen worden anders als Jerusalem das wesentlich weiter weg und schon seit Jahrhunderten nicht mehr in byzantinischem Besitz war Alexios anerkannte nicht die Legitimitat des Furstentums forderte stattdessen die Ruckgabe entsprechend dem Eid den Bohemund 1097 geschworen hatte Im Jahr 1100 fugte Bohemund Alexios und der orthodoxen Kirche eine weitere Beleidigung zu als er Bernhard von Valence zum Lateinischen Patriarchen ernannte und gleichzeitig den griechischen Patriarchen Johannes Oxites des Landes verwies der daraufhin nach Konstantinopel floh Kurz darauf wurde Bohemund von den Danischmenden gefangen und fur drei Jahre eingesperrt daraufhin wurde sein Neffe Tankred zum Regenten ernannt Nach seiner Ruckkehr wurde Bohemund 1104 von den Seldschuken in der Schlacht von Harran geschlagen eine Niederlage die den Druck auf Antiochia von beiden Seiten erhohte den Seldschuken und den Byzantinern Bohemund liess Tankred als Regent in Antiochia zuruck und begab sich auf eine Reise nach Europa um Soldaten und Geld fur einen neuen Kreuzzug zu sammeln Bohemunds normannische Verwandte in Sizilien waren seit mehr als 30 Jahre im Krieg mit dem Byzantinischen Reich sein Vater Robert Guiskard war einer der argsten Feinde des Kaiserreichs Wahrend Bohemund abwesend war sandte Alexios eine Armee aus um Antiochia und die kilikischen Stadte zuruckzuerobern 1107 hatte Bohemund eine neue Armee fur seinen geplanten Kreuzzug gegen die Muslime in Syrien aufgestellt fuhrte diese aber in einen Feldzug gegen Alexios Er uberquerte von Italien aus die Adria und belagerte Dyrrhachion die westlichste Stadt des Kaiserreichs Wie sein Vater war auch Bohemund nicht in der Lage im Byzantinischen Reich signifikante Fortschritte zu erzielen Alexios vermied eine offene Feldschlacht und Bohemunds Belagerung scheiterte teilweise wegen einer Seuche in seinen eigenen Reihen Der Vertrag BearbeitenIm September 1108 schlug Alexios vor in seinem Lager Diabolis Verhandlungen aufzunehmen Der Ort ist nach dem albanischen Fluss Devoll benannt Bohemund hatte keine Wahl er musste akzeptieren da seine von der Seuche geplagte Armee nicht mehr in der Lage war gegen Alexios in einer Schlacht zu bestehen Er anerkannte dass er den Eid von 1097 verletzt hatte weigerte sich aber zu bestatigen dass dies irgendwelchen Zusammenhang mit der gegenwartigen Lage habe zumal Alexios in Bohemunds Augen die Vereinbarung ebenso verletzt hatte als er sich von der Belagerung Antiochias 1098 zuruckzog Alexios stimmte zu den Eid von 1097 als ungultig zu erklaren Die Bestimmungen des Vertrags wurden von Nikephoros Bryennios verhandelt und von seiner Ehefrau Alexios Tochter Anna Komnena aufgezeichnet Bohemund stimmte zu ein Vasall des Kaisers zu werden ebenso ein Vasall von Alexios Sohn und Erben Johannes II Er akzeptierte bei der Verteidigung des Reiches zu helfen wo immer und wann immer die Hilfe angefordert wurde und akzeptierte eine jahrliche Zahlung von 200 Talenten Silber als Gegenleistung Er bekam die Titel Sebastos und Doux Herzog von Antiochia Ihm wurden Antiochia und Aleppo als kaiserlichen Lehen gegeben letztere waren nicht im Besitz weder der Byzantiner noch der Kreuzfahrer die Bestimmung verstand sich als Aufforderung zur Eroberung Er stimmte zu Laodikea und andere kilikische Gebiete an Alexios zuruckzugeben Er akzeptierte dass Alexios einen griechischen Patriarchen ernannte Die Bestimmungen wurden entsprechend Bohemunds westlichem Verstandnis verhandelt so dass er sich als feudaler Vasall des Kaisers sah ein homo ligius oder an8ropos lizios Aus byzantinischer Sicht war er nur ein unterworfener Feind der in Soldnerdienste fur das Reich gepresst wurde fur die er jahrlich entlohnt wurde Der Titel Doux bedeutete dass er byzantinischer Untertan war kein unabhangiger Furst diesen Titel hatte er sich 1098 selbst gegeben Die Regelungen entsprachen mehr dem byzantinischen Pronoia System als dem westlichen Feudalismus Antiochia jedenfalls wurde ihm auf Lebenszeit gegeben auch falls der Kaiser Alexios oder Johannes den Vertrag zuruckziehen sollte Nach Bohemunds Tod sollte das Furstentum unter direkte byzantinische Kontrolle fallen so dass Bohemund dort keine Dynastie grunden konnte obwohl ihm Alexios ein erbliches Herzogtum irgendwo anders moglicherweise die Grafschaft Edessa versprach die entsprechende Passage in der Alexiade fehlt aber wenn dem so ist dann verhandelten die beiden uber Gebiete die ihnen nicht gehorten auch wenn Tankred zu dieser Zeit beide Herrschaften verwaltete Anna Komnena beschrieb die Fortschritte mit sich wiederholenden Details mit einem Bohemund der seine eigenen Fehler aufzeigt und Alexios und des Kaiserreichs Wohlwollen lobt Der Vertrag scheint vollkommen zu Alexios Nutzen zu sein und die Verhandlungen mussen fur Bohemund ziemlich erniedrigend gewesen sein Auf der anderen Seite war Annas Werk als Lobpreis ihres Vaters gedacht daher mussen die Vertragsbedingungen nicht korrekt wiedergegeben worden sein Es ist bekannt dass die Kreuzfahrerquellen den Vertrag nur im Vorbeigehen oder uberhaupt nicht erwahnen Der Vertrag schloss mit einem Eid Bohemunds den Anna wie folgt aufschrieb Ich schwore dir unser Herr und Kaiser Alexios Komnenos machtigster und verehrtester und dir Mitkaiser den dreimal geliebten Herrn Johannes Porphyrogennetos dass ich all die Vereinbarungen die zwischen uns geschlossen und von mir mundlich bestatigt wurden beachten und fur immer ganzlich unberuhrt halten werde In Gedanken und Taten will ich alles tun dem Romischen Imperium zu helfen und es zu ehren Die mundliche Zustimmung wurde in zwei Kopien aufgeschrieben eine bekam Alexios die andere Bohemund Die Zeugen aus Bohemund Lager waren laut Anna Maurus der Bischof von Amalfi und der Apostolische Legat Renard Bischof von Tarent sowie die einfachen Kleriker die sie begleiteten der Abt des Klosters St Andreas in Brindisi mit zweien seiner Monche eine Anzahl von nicht namentlich genannten Pilgern wohl Soldaten aus Bohemunds Armee Von Alexios Seite aus wurde der Vertrag vom Sebastos Marinus Roger dem Sohn Dagoberts Peter Aliphas Wilhelm von Gent Richard vom Prinzipat der Vater von Roger von Salerno Geoffrey von Mailli Hubert dem Sohn Raouls Paul dem Romer den Gesandten Peres und Simon aus Ungarn sowie den Gesandten Basilios der Eunuch und Konstantin bezeugt Interessanterweise sind viele von Alexios Zeugen selbst Westeuropaer daruber hinaus waren Basilios und Konstantin Gesandte im Dienst von Bohemunds sizilianischen Verwandten Es ist keine Kopie des Vertrages erhalten geblieben Es ist unbekannt ob er auf Latein Griechisch oder in beiden Sprachen geschrieben war Letzteres ist angesichts der Zusammensetzung der Zeugen am wahrscheinlichsten Ergebnis BearbeitenBohemund kehrte nach Sizilien zuruck wo er 1111 starb bevor er eine Gelegenheit hatte nach Antiochia zuruckzukehren falls er es uberhaupt noch wollte immerhin konnte er das Gefuhl gehabt haben sein Prestige und seine Macht verloren zu haben Vielleicht war er auch der Ansicht dass man seinen Neffen Tankred zur Annahme des Vertrages nur mit Waffengewalt zwingen konnte in seiner Abwesenheit lehnte Tankred die Abmachung tatsachlich ab seiner Meinung nach war der Besitz Antiochias durch die Eroberung ubergegangen Er sah keinen Grund es an irgendjemand anders abzugeben der nichts mit dem Kreuzzug zu tun hatte und arbeitete auch aktiv dagegen wie die Kreuzfahrer glaubten Die Kreuzfahrer scheinen der Ansicht gewesen zu sein zu haben Alexios habe Bohemund betrogen als er ihm Antiochia gab schon vorher hielten sie Alexios fur hinterhaltig und unzuverlassig und der Vertrag wird ihre Ansicht bekraftigt haben Der Vertrag machte Tankred zum illegalen Inhaber Antiochias und Alexios hatte von Bohemund erwartet dass er ihn absetze oder sonst wie unter Kontrolle bringe Tankred erlaubte auch keinem griechischen Patriarchen in die Stadt zu kommen diese wurden jetzt in Konstantinopel ernannt und residierten auch dort Die Frage des Status Antiochias und der benachbarten kilikischen Stadte beunruhigte das Kaiserreich noch viele Jahre Der Vertrag von Devoll scheint nach Bohemunds Tod als inhaltsleer angesehen worden zu sein doch Alexios Sohn Johannes versuchte dennoch seine Herrschaft uber Antiochia aufzurichten als er 1137 nach Antiochia reiste um einen neuen Vertrag auszuhandeln 1138 wurde ein Aufruhr gegen ihn inszeniert der ihn zum Verlassen der Stadt zwang Es dauerte bis 1158 bis zu Manuel I dass Antiochia tatsachlich byzantinischer Vasall wurde nachdem Manuel Rainald von Chatillon den Lehnseid abgezwungen hatte als Strafe fur dessen Angriff auf Zypern Der griechische Patriarch wurde wieder eingesetzt und regierte neben dem lateinischen Patriarchen Antiochia geschwacht durch die machtlosen Regenten nach Rainalds Gefangennahme durch die Muslime 1160 blieb Vasallenstaat bis 1182 als interne Streitigkeiten nach Manuels Tod 1180 das Kaiserreich daran hinderten seinen Anspruch durchzusetzen Quellen BearbeitenAnna Komnene Alexias Ubers eingel und mit Anm vers von Diether Roderich Reinsch DuMont Koln 1996 ISBN 3 7701 3492 3 13 11 12 Wilhelm von Tyrus Historia rerum in partibus transmarinis gestarum Vol I 11 6 Literatur BearbeitenKenneth M Setton Hrsg A History of the Crusades Band 2 und 5 The University of Wisconsin Press Madison WI 1969 1989 ISBN 0 299 10740 X Ralph Johannes Lilie Byzanz und die Kreuzfahrerstaaten Studien zur Politik des byzantinischen Reiches gegenuber den Staaten der Kreuzfahrer in Syrien und Palastina bis zum vierten Kreuzzug 1096 1204 Fink Munchen 1981 ISBN 3 7705 2042 4 Poikila byzantina 1 Thomas Asbridge The Creation of the Principality of Antioch 1098 1130 The Boydell Press Woodbridge 2000 ISBN 0 85115 661 4 Jonathan Harris Byzantium and the Crusades Hambledon and London London u a 2003 ISBN 1 85285 298 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Devol amp oldid 236520491